Aber zu behaupten, man könne am Spieltisch in einer vergleichbaren Spieldichte und -tiefe das erreichen, was DSA metaplotbezogen auf allen Kanälen so herausfeuert, ist nach meiner Erfahrung eine Täuschung. Ich habe das wirklich schon sehr oft von Leuten gehört und mittlerweile locker 20 SL gesehen, die sich dazu nach eigener Einschätzung imstande sahen. Nur: das war ohne Ausnahme eine Überschätzung der eigenen Fähigkeiten. Ein frommer Wunsch, geboren aus einer Mischung aus Selbstüberschätzung und Unkenntnis.
Ich denke, dass man innerhalb einer Gruppe tolle, tiefe, komplexe (Meta-)plots entwickeln und erleben kann. Aber DSA hat ja vor und mit der G7 weit mehr als nur einen spieltischbezogenen Metaplot gemacht. Das allmähliche Ausbauen und Verfeinern einer Spielwelt, das zunehmende Geschichtsbewusstsein, das sich über zig Kanäle -- Abenteuer, Spielhilfen, Romane, Baronie-Spiel, Aventurischer Bote, Cons etc. -- gespeist hat, das kriegt man am eigenen Spieltisch so erst mal nicht hin. Ich bin überzeugt, dass das auch von den damaligen Protagonisten nicht in der Form geplant war, sondern dass das Phänomen DSA/Aventurien eine Eigendynamik entwickelt hat. Ich habe 1987 mit DSA angefangen, und ich habe das alles mit großer Spannung und Begeisterung beobachtet.
Und dann trat eben das ein, was Rumpel eben angedeutet hat: Man hatte miterlebt, wie die Welt gewachsen ist, war Galotta bei den 1000 Ogern begegnet, dem KGIA beim Wolf von Winhall, den Amazonen beim Turnier in Gareth und in Gabe der Amazonen etc. Man hatte das Mittelreich schon gegen den Orkensturm verteidigt. Man hatte den Herrscher des Bornlands im AB gewählt. Und zwar nicht als Char, sondern als Spieler, als SL oder auch bloß als Leser. Und auf diesem angesammelten guten Dutzend Jahren an gemeinsam erlebter/beobachteter Spielweltentwicklung hat die G7 aufgesetzt, und das war das Aufregende an ihr.
Und genau das lässt sich nicht am Spieltisch improvisieren und auch nicht nach D&D konvertieren.