Autor Thema: Welche verfuegbaren Settings sind unangemessen bis geschmacklos  (Gelesen 42236 mal)

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Offline Chiarina

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Weiß ich nicht. Ich habe noch nie ein postapokalyptisches Setting bespielt.
[...] the real world has an ongoing metaplot (Night´s Black Agents, The Edom Files, S. 178)

Ucalegon

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Schwer schlucken muss ich auch bei der Vorstellung, wie beim Setting "Die Grenzer" aus der Fate Core Weltenbandchallenge das Abschmettern von Flüchtlingen thematisiert wird. Solche Sachen (oder zumindest ähnliche) passieren genau jetzt und Menschen sterben. Die Vorstellung, dass man ein paar Würfel wirft, um zu checken, ob ein Illegaler überlebt, während im Mittelmeer wieder mal Dutzende oder gar Hunderte Boatpeople ertrinken finde ich unerträglich. Wenn Rollenspieler so ein Setting wählen, dann finde ich es wichtig, dass den Spielern bewusst ist, dass das eben kein Spiel mehr ist. Wenn dieses Bewusstsein gegeben ist und sich daraus konkrete politische Handlungen ergeben, könnte ich es eventuell akzeptieren. Mein (möglicherweise etwas provokanter) Vorschlag: Gruppen, die das wirklich spielen wollen, zahlen pro Sitzung 10€ an Amnesty International. Das wäre dann der Nachweis dafür, dass das Thema eines solchen Spiels nicht beim Wunsch nach Entertainment stehen bleibt, sondern konkrete Folgen aufzuweisen hat. Eine derartige Runde unterscheidet sich dann allerdings extrem von allem, was ich in Sachen Rollenspiel bisher erlebt habe. Das ist keine Freizeitveranstaltung mehr, sondern politischer Anschauungsunterricht. Das Rollenspiel wird so zu einer politischen Plattform mit der Absicht, ein Bewusstsein für Missstände zu schaffen. Besonders brisant ist die Tatsache, dass die Spieler nicht die Opferrolle, sondern die Rolle ihrer Gegner einnehmen. Ich bin skeptisch, ob sich unter diesen Umständen ein politisches Bewusstsein herausbilden lässt, lasse mich aber gern vom Gegenteil überzeugen.

Die Grenzer ist ja als dezidiert politisches Setting entstanden, oder? Das mit der "Ablasszahlung"  ;) müsstest du theoretisch auch auf alle anderen Formen von Unterhaltung ausweiten, die versuchen, das Thema Fluch und Asyl ernsthaft/respektvoll/satirisch-zynisch (wie in Die Grenzer) zu behandeln, also Romane, Spielfilme oder Theaterstücke.

Ein Beispiel, wie man das Thema dagegen nach Art des Exploitationkinos rollenspieltechnisch umsetzen könnte, wäre z.B. ein Cthulhu-Szenario, das auf einem von der Mannschaft verlassenen Schlepperkahn voller Flüchtlinge spielt. Das würden denke ich viele Spieler(innen) als geschmacklos empfinden. Weniger vielleicht, wenn es um historisches Elend geht als um aktuelles, aber selbst da würde der Exploitation-Charakter vermutlich einigen unangehnem auffallen. Andererseits haben für mich auch "kulturell-wertvolle" oder "ernsthafte" Behandlungen entsprechender Themen in Unterhaltungsformaten immer einen exploitativen Charakter, einfach weil der Unterhaltungsaspekt ja trotzdem noch da ist.

Offline Aedin Madasohn

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Ich persönlich würde bei jedem "SAW" oder "Hostel" Szenario dem SL den Stinkefinger zeigen


Zustimmung!

als hartgekochter ShadowRun-Spieler (der auch Insekten-Horror mag) ist das eine Grenze, die zu überschreiten keinen Spielwert mehr für mich hat.
umgekehrt wird ein Schuh drauß.
Man erledigt die Jerks in einem Snuff-Schuppen, OHNE als Kollateralschaden gleich alle
Opfer mit durchsiebt zu haben.

Aber selbst irgendwelche Hannibal-Charaktere zu spielen  :q

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Offline WeepingElf

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Ich kann Feuersängers Erfahrungen mit Warhammer FRP nur bestätigen, auch wenn die Runde, in der ich war, natürlich auch nur ein Einzelfall war.  Im Prinzip ist das Dreißigjähriger Krieg + Apokalyptische Reiter, und das ÄTZT.

Ansonsten würde ich, abgesehen von "den üblichen Verdächtigen" F.A.T.A.L. und RaHoWa (die ich aber beide noch nie gespielt habe und auch nicht spielen will), all das ganze Nazi-UFO- und -Magier-Gedöns nennen, von Hellboy bis GURPS Weird War II (habe ich auch noch nie gespielt, will es aber auch nicht).  Vietnamkrieg sowieso.  Allgemein militärische Settings, denn Krieg ist immer eine Katastrophe und hat nichts mit Heldentum zu tun!  Und jegliche Endzeit-Settings.
... brought to you by the Weeping Elf

Ucalegon

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Zum Thema aktuelles Elend zur "Unterhaltung" im Rollenspiel ein weiteres, reales Beispiel:

In Ausgabe 24 des Unspeakable Oath gibt es die längere Beschreibung eines (Mythos-)Kultes mit Namen "The Cult of A" von Bret Kramer. Dabei handelt es sich um Kultist(inn)en, die sich als Teil der sog. Pro-Ana Community etabliert haben. Ich persönlich finde die Idee genial.
« Letzte Änderung: 3.05.2015 | 17:59 von Ucalegon »

Offline CokeBacon

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Und jegliche Endzeit-Settings.
Kannst du das näher ausführen? Kann auch sein, dass ich dich gerade falsch verstehe, aber mich interessiert, warum du alle Endzeit-Settings im Rahmen des Threads ausschließt.

Pyromancer

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Allgemein militärische Settings, denn Krieg ist immer eine Katastrophe und hat nichts mit Heldentum zu tun!

Der Grund, warum ich persönlich militärische Settings so mag ist genau dieser: Die Fiktion der "heroischen Gewaltausübung", die in Standard-Rollenspiel-Runden üblich ist, kann in militärischen Settings nicht aufrecht erhalten werden.

Ucalegon

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Der Grund, warum ich persönlich militärische Settings so mag ist genau dieser: Die Fiktion der "heroischen Gewaltausübung", die in Standard-Rollenspiel-Runden üblich ist, kann in militärischen Settings nicht aufrecht erhalten werden.

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Offline LushWoods

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Is es mal wieder soweit mit diesem Thema?
Und wieder muss ich über die Heu... äh Leute lachen die mit vor Abscheu gerunzelten Gesichtszügen vor den Endzeitbikern und Nazimagiern zurückweichen, sich umdrehen und mit ihrem Elf/Zwerg/Whathaveyou in die nächste böse Orkkorde springen und um sich metzeln.

Offline Feuersänger

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Und wieder muss ich über die Heu... äh Leute lachen

Vorsicht, auch eine schlecht kaschierte Beleidigung kann sanktioniert werden.
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Offline Lichtschwerttänzer

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Schwer schlucken muss ich auch bei der Vorstellung, wie beim Setting "Die Grenzer" aus der Fate Core Weltenbandchallenge das Abschmettern von Flüchtlingen thematisiert wird.
Ich finde es interessant, das im Gute Helden Spiel DSA - Aventurien , der Befehl des Reichsmarschalls Flüchtlinge in die Schwarzen Lande zurückzutreiben eigentlich nicht nur von niemandem kritisiert sondern sogar als richtig verteidigt wurde.
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Sin

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Ich finde Settings geschmacklos, in denen es intelligente Spezies/Rassen gibt, die per Definition "böse" sind und die nur dem Zweck dienen von den SCs niedergemetzelt zu werden, ohne dass man sich moralischen Dilemmas stellen muss, wie es der Fall wäre, wenn es sich etwa um Menschen handeln würde. Im Wesentlichen sind davon nur Fantasy-Settings betroffen (und Settings mit Fantasy-Komponente), mit Göttern oder kosmischen Regeln, die festlegen, dass bestimmte Wesen "böse" sind und deswegen von den "Guten" vernichtet werden müssen (und umgekehrt).

P.S.: Sehe gerade, LushWoods ist mir, während ich dies geschrieben habe, mit einem ähnlichen Beitrag zuvorgekommen.

User6097

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DSA hat da auch einige schwere Probleme, nämlich die klischeehafte Darstellung von Waldmenschen, Novadis und vor allem der Grolme. Insbesondere weil sich be DSA 4 die Rasse auf die Attribute niederschlägt, es also quasi Rassen gibt, die besser sind als andere. Und natürlich kommen da die Thorwaler als Vertreter der "weissen Herrenrasse" mit körperlichen Boni daher. Wiederlich! Die Grolme entsprechen ziemlich genau den Klischees, wie sie damals die Nazis gegenüber den Juden hatten und werden überall sehr negativ dargestellt. Wie sie damit bis jetzt unbeschadet durchgekommen sind, ist mir ein Rätsel.

Offline Archoangel

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Ist wohl Geschmackssache ... von den hier aufgeführten Beispielen finde ich bis auf eines nichts unspielbar. Serials fand`ich vom gesammten Setting her jedoch mehr als geschmacklos ... einen irren Massenmörder zu spielen, der seine Verbrechen durchführt und sich von den anderen Gestörten Alibis verschafft ist dann auch für mein Gehirn zu krank. Womit ich nicht sagen will, dass jeder der es spielt ein Psycho sei ... hey - es ist immer noch ein Spiel und wenn ich mir so anschaue was die Unterhaltungsindustrie produziert bzw. im RL so abgeht erscheint mir selbst Serials wieder als eine Verharmlosung der Wirklichkeit.

Das das SR-Shoa Abenteuer in D grenzwertig sein kann ist sicher verständlich; andererseits hat sich auch noch keiner über das Setting von DarkSun beschwert oder gar dazu aufgerufen die Templar-Klasse zu boykottieren. Schließlich wird im offiziellen Setting jeder Stadtstaat von einem little-addi regiert, der seinen persönlichen Holocaust-Feldzug bereits abgeschlossen hat ... wenn man es so betrachtet ist das sicher auch geschmacklos ; dennoch finde ich das Setting extrem gut und reizvoll.

Man sollte bei aller Kritik sicher nicht vergessen, dass es sich immer noch um ein Spiel handelt und die Settings dann auch als solche bewerten ; die Hemmschwelle mag da bei jedem (wie man lesen kann) eine andere sein, letztlich hat es sicher auch etwas mit Realitäts-Abgenzbarkeit und Abstraktions- bzw. Reflexionsfähigkeit zu tun.
« Letzte Änderung: 3.05.2015 | 18:29 von Archoangel »
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Offline Chaos

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Der Grund, warum ich persönlich militärische Settings so mag ist genau dieser: Die Fiktion der "heroischen Gewaltausübung", die in Standard-Rollenspiel-Runden üblich ist, kann in militärischen Settings nicht aufrecht erhalten werden.

Klar kann es. Wir hier in Deutschland sind da (von der extremen rechten Ecke man abgesehen) scheinbar einigermaßen resistent gegen, aber glaubst du nicht, dass es z.B. genug Amerikaner gibt, für die Wehrmachtssoldaten oder Vietcong auf einer Stufe mit Orks und Trollen stehen?
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Offline Teylen

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Ich würde von Settings Abstand nehmen bei denen ich den Eindruck erwecke das sie eine starke Kommentierung eines aktuellen realweltlichen Geschehen vornehmen.
Das heißt ich persönlich hätte nicht unbedingt etwas gegen ein Hostel-Setting das sich der Tropes des Horrorfilms bzw. des Genre bedient.
Schließlich ist es nicht real und wenn es so etwas geben sollte stellt das Hostel-Setting vermutlich keine Kommentierung dessen dar.
Wenn es darum geht das ein Hostel-Setting dazu genutzt wird das die Charaktere eben die Teilnehmer dessen umbringen sollen, weil das der Spieler als ein anständiger Mensch so tun würde, respektive das Verhalten als moralisch gut bewertet würde, es also eine Kommentierung der realweltichen Moral ist, dann würde ich wahrscheinlich davon Abstand nehmen.

Das heißt ich spiele eher mit einem zusammen der eine fikitive Hannibal Figur spielt.
Als mit jemanden der ein Setting baut in dem es darum geht den Kannibalen von Rothenburg zu ermorden weil es Kannibalen verdient haben.
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Supersöldner

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ich fände es nett wenn diejenigen die sagen das Endzeit  setting s Unangemessen und geschmacklos sind das erklären würden.

Offline Feuersänger

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glaubst du nicht, dass es z.B. genug Amerikaner gibt, für die Wehrmachtssoldaten oder Vietcong auf einer Stufe mit Orks und Trollen stehen?

Teilweise im Gegenteil; Amerikaner _reißen_ sich geradezu darum, selber mal Wehrmachts- oder gar Waffen-SS-Soldaten spielen zu dürfen. Vergleiche dazu die Reenactorszene.
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Pyromancer

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Klar kann es. Wir hier in Deutschland sind da (von der extremen rechten Ecke man abgesehen) scheinbar einigermaßen resistent gegen, aber glaubst du nicht, dass es z.B. genug Amerikaner gibt, für die Wehrmachtssoldaten oder Vietcong auf einer Stufe mit Orks und Trollen stehen?

Ich kann hier nur über mich sprechen, und ich bin nunmal kein Amerikaner.

Offline Lichtschwerttänzer

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Klar kann es. Wir hier in Deutschland sind da (von der extremen rechten Ecke man abgesehen) scheinbar einigermaßen resistent gegen, aber glaubst du nicht, dass es z.B. genug Amerikaner gibt, für die Wehrmachtssoldaten oder Vietcong auf einer Stufe mit Orks und Trollen stehen?
und du unterscheidest dich jetzt wie von diesem hypothetisch in deinen Vorurteilen existierenden Amerikanern?
Es gibt auch Vietcong Reenactment.
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Der Rote Baron

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Was mich an okkulten Nazis und "Hitler sucht magische Gegenstände für den Endsieg"-Szenarios am meisten nervt, ist, dass eine, nun schon fast zwei Generationen von Leuten aufwachsen, die tatsächlich glauben, dass Hitler, die Nazis und der Nazismus in ihrem Kern etwas mit Okkultismus, (schwarzer) Magie usw. zu tun gehabt hätten. Ariosophie und Germannenhanselei waren stets eine Neben- und Unterbewegung und hatten z.T. auch im Dritten Reich nichts zu lachen bzw. hatten sich in "Gottglauben" zu beschränken. Anleihen aus dem Germannetum hatten eher völkischen denn heidnischen und schon gar keinen magischen Charakter.

Entschuldigt das Schwafeln, aber immer, wenn ich gerade in Buchhandlungen Werke über "die okkulten Wurzeln des nationalsozialismus" sehe, denke ich: Super! Gehört gleich neben "Indiana Jones und der Mega-Nazi-Kult in Heidelberg". Würde gerne Spielberg die Schuld in die Schuhe schieben, aber er greift nur eine damals schon ad acta gelegte Idee Wilfried Daims auf (Lanz von Liebenfels als Ideengber Hitlers - der sich daher auch in "Mein Kampf" über Liebenfels lustig macht ...) und kann nun wirklich nichts dafür, dass das Publikum seine an und für sich interessante Plot-Idee aus dem Drehbuch heraus für bare Münze nimmt.

Ansonsten habe ich nichts gegen das Darstellen von Nazis als Unmenschen und ihre konsequente Bekämpfung, kann aber durchaus verstehen, dass manche das für zu nah an der (historischen) Wirklichkeit verstehen und das für keine (ent)spannende Nachmittagsunterhaltung halten.

Zu bösen Orks und dem Ausrotten derselben: Finde ich besser, als ein Rumgeeierenach dem Motto: " Sind doch auch nur Lebewesen, alles Multi-kulti. Hey, die haben auch ne Kultur und wir sind bei denen in die Höhle eingedrungen und die haben ja nur Hunger blablabla." Das ist unhistorisch! Oder meint tatsächlich, irgendwer in Europa, Afrika oder Asien hätte sich einen Rotz darum geschert, wie sich der Gegner fühlt. Quark! Beute machen, die Männer ermorden, die Frauen versklaven - hurra - wir sind die Guten!

Außerdem möchte ich nicht nach jeder Verliesexpedition einen RW gegen Vietnamsyndrom, Kriegszittern und Verrohung machen und mich (auch als Spieler) scheiße fühlen, weil ich ein paar Wargen, ein Bündel Orks, zwei Eulenbären, und eine Drachen totgeschlagen habe - und die Leichen fledderte! Im Spiel weiß ich: Die sind von natur aus Teufel und BÖÖÖÖÖSE, da hilft keine Resozialisierung. Die waren nie sozialisiert und können es auch nicht sein!

Sicher, bei DSA ist das anders - da scheinen mir die Orks eher wie Hunnen/ Tartaren/ Seldschuken zu Fuß. Gut! Dann ist es da anders - schön, dass es das auch gibt.

Offline Auribiel

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Das heißt ich spiele eher mit einem zusammen der eine fikitive Hannibal Figur spielt.
Als mit jemanden der ein Setting baut in dem es darum geht den Kannibalen von Rothenburg zu ermorden weil es Kannibalen verdient haben.


Gerade bei Hannibal muss ich sagen: Ob jetzt einer "Hannibal" spielt oder einen Vampire (ggf. sogar noch einen Sabbat) macht für mich keinen großen Unterschied mehr. Der eine süppelt Blut (und bringt seine Opfer dabei um), der andere knabbert an der Leber. Mir wäre eher wichtig, dass die Person Hannibal nicht deswegen spielt, weil sie sich an der Perversion ergötzt, sondern die Tragik der Figur darstellt. Gewaltverherrlichende Spieler (nicht SCs!) mag ich nicht.
Feuersänger:
Direkt-Gold? Frisch erpresst, nicht aus Konzentrat?

Offline Teylen

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Ich denke der Unterschied zwischen Hannibal als Figur bzw. dem Konzept sowie einen Vampir nach Maskerade ist durchaus beachtlich.
Ein Vampir bei Maskerade steht unter dem Zwang des Kannibalismus, was die Figur die sich im inneren gegen den Zwang auflehnt tragisch gestalten kann.
Die Figur des Hannibal Lector steht unter keinem Zwang des Kannibalismus, er isst Personen nicht weil er es muss, sondern weil es seine Entscheidung ist.

Das heißt der Reiz der Figur des Vampir liegt in der unfreiwilligen Tragik.
Das heißt der Reiz der Figur des Hannibal liegt in der bewussten Fremdheit.
Auch dahingehend das es sich von einem Sabbat Spiel unterscheidet. Bei diesem wird die unfreiweilige Tragik durch eine fatalistische Monstrosität ersetzt.

Es kann daher durchaus spannend sein das Thema Vampir mit dem Thema von Hannibal zu verbinden.


Ansonsten kann ich mir schwer einen gewaltverherrlichenden Spieler vorstellen bzw. wie dies ins Rollenspiel eingebracht wird.
Das heißt die ersten Ideen dahingehend die sich bei mir formen würde ich weniger einer Gewaltverherrlichung zuschreiben als dem Splatter-Bier&Bretzel-Genre.
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User6097

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Naja, ich denke mal Auribiel meint den Typ Spieler, der jedesmal in lautes Jauchzen ausbricht, wen nein NSC stirbt, und der ständig  "Man warum kann ich das nicht im realen Leben machen, ich würde so gern töööten!" vor sich hinmurmelt. Die sind mir auch immer ein wenig unheimlich.
« Letzte Änderung: 3.05.2015 | 20:11 von User6097 »

Der Rote Baron

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Ich habe schon Spieler gekannt, die schnell mit dem Kampfen (und somit Töten von NSCs) bei der Hand waren, aber so einen Spieler habe ich in über 30 Jahren noch nie getroffen.