Autor Thema: Welche verfuegbaren Settings sind unangemessen bis geschmacklos  (Gelesen 42217 mal)

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Offline KWÜTEG GRÄÜWÖLF

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Und das habe ich in den meisten RPGs bemerkt: Dort wird durch das System/Setting ein Spielstil gefördert, aber die Autoren haben sicherlich nicht den Wunsch, dass dieser Stil auch in der Realität ausgelebt wird.

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Ehrlich, genau dieser Gedanke wird auch bei den diversen Debatten um Gewaltdarstellung im Film, Büchern, Comics, Videospielen und Musik (Death Metal et al) nur zu gerne ausgeblendet.
Ir Thematik: Bis zu welcher Grenze jemand persönlich bei der Darstellung im Rollenspiel zu gehen bereit ist, ist eine individuelle Sache, keiner hier kann den anderen sagen, wo diese Grenze zu liegen hat.

Womit die Diskussion nicht abgewürgt werden soll (was bestimmt irgendjemand jetzt gleich wieder behaupten wird), ich finde es sehr interessant zu sehen, wo für manche Schluß ist. Das ist nämlich etwaswas ich dann bei neuen mir unbekannten Spielern als SL im Hinterkopf behalten kann, was es für Befindlichkeiten geben kann, die anders sind als meine eigenen.
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Der Rote Baron

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Helden brauchen Bösewichter! Je dunkler das Böse, desto heller kann das gute Licht der Helden erstrahlen.

Man kann jede Drachenjagd einschließlich der obligatorischen Prinzessinnenrettung, Schatzaneignung und Prinzessin-heiraten und-das-halbe-Königreich-Einstreichung natürlich unter verschiedenen Aspekten zerfaseln und ad absurdum führen:
1) Drachen sind selten und stehen somit auf irgendwiener 'Bedrohte Arten'-Liste oder sollten es sein. Umweltfrevel.
2) Wenn nicht - hat der Held einen Jagdschein? - Verdammter Wilderer!
3) Viele Drachen sind intelligent - ist unser Held eigentlich Polizist, dass er so einfach jemanden jagen und bei Widerstand mit tötlicher Gewalt bekämpfen darf? Hätte man nicht mal vorher auf eine friedliche Aufgabe und Herausgabe der (vermeintlichen) Geisel insitieren müssen?
4) War die Geisel bei der (vermeintlichen) Rettungsaktion in Gefahr? Wenn ja - schon wieder ein Problem.
5) War die Geisel möglicherweise gar keien Geisel, sondern wollte sie freiwillig mit dem Drachen leben? Viele Drachen können ihre Gestalt verändern und außerdem - was spricht gegen eine harmonische transspecielle Beziehung (platonisch oder volle Pulle)? Dann ist der "Held" der Entführer?
6) Seit wann darf man nach erfolgreicher Tötung (eher: gemeinschaftlicher Ermordung) des Haus Höhleneigentümers einfach so mir nichts dir nichts dessen Besitz beschlagnahmen? Raubmord!
7) Der König darf seit wann einfach den Mord von (Nicht-)Bürgern beschließen und befehlen? Auftragsmord.
8) Ach, er darf das, weil Rote Drachen alle böse sind ...? - RASSISTENPACK!
9) Dann ZWANGSVERHEIRATET er auch noch seine arme, entführte Tochter an den von ihm gedungen Mörder!?! Wird immer besser!
10) Und der wird dann bald Kalif anstelle des Kalifen, Nachfolgerfürst und kriegt schon mal so die Hälfte des Staatsgebietes geschenkt?!? - Blanke Tyrannei und Antidemokratentum!
11) Und wieso "Held" und "Prinzessin" und "Drache" und "König" - wo ist die Heldin, der Prinz, die Drachin und die Königin, ihr Geschlechterrollen nicht in den Hauptstrom bringen wollenden Machos und Steinzeitmenschen!
12) Außerdem fehlt jeder Bezug zu  Gay, Bi, Transgender, Multikulturalismus und dem interreligiösen Dialog!

Tut mir leid - ist ja alles gut und schön, aber man kann alles so lange politisch korrigieren bis eine Partie Halma (Hüte springen über andere Hüte) irgendwie auch anrüchig daherkommt (was ist mit Mützen? und Leuten, die gar keine Kopfbedeckungen tragen wollen/ können? was ist mit dem Kopftuch - oder ist das verboten?).

Da bleibe ich lieber bei einer willentlichen Aussetzung meines Unglaubens und ruf mit Conan "CROM!"

Offline Oberkampf

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Mal ein Punkt, den Rumpel aufgeworfen/gestreift hat:

Tatsächlich ist es bei mir so, dass Pseudohistorische oder Pseudorealistische Settings bei mir eher and er Geschmacksgrenze nagen als völlig fiktive Fantasysettings. Zugegeben, Fantasysettings mit "unwiederbringlich böse geborenen" "Rassen" haben schon einen komischen Geschmack, mal unabhängig davon, wie oft es die im praktischen Rollenspiel gibt, aber pseudohistorische Settings, die realen Kolonialismus als völlig selbstverständlich ansehen, empfinde ich weitaus unangenehmer.

Den Unterschied zwischen unangemessen und geschmacklos würde ich an so Extrempunkten wie RaHoWa festmachen. Ich kann problemlos akzeptieren, dass andere Leute mit etwas, das ich als geschmacklos ansehe, ihre Freude haben und meine Bedenken nicht teilen. Ich bin aber überzeugt, dass jemand, der sowas wie RaHoWa billigt, sich jenseits akzeptierbarer Standards bewegt.
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Der Rote Baron

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Wobei jeder, der RaHoWa schon einmal angeschaut hat, sieht, dass der Spielwert des Spiels unter dem von Durchfall liegt. Es ist nicht nur von der Thematik her völliger Müll, sondern selbst dann, FALLS man das Kriterium wegließe, ein echter Hirnbläher und schlicht SCHLECHT.

Die Gefahr, dass das Spiel Fans hat abseits der "Zielgruppe", der eh kaum zu helfen ist, ist NULL.

Aber ich stimme Huntress zu: je näher ein Setting an der Realität ist oder aus der Realität leicht zu identifizierbare Analogien aufgreift, desto eher kann es an den eigenen Befindlichkeiten nagen und dadurch dann auch nicht mehr das leisten, was ein Rolelnspiel zuvorderst tun MUSS: einen unterhaltsamen Zeitvertreib mit Gleichgesinnten/ Freunden bieten.

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Ich bin der gleichen Meinung wie YY und Pyromancer. Ob etwas für mich spielbar ist, richtet sich nach der Präsentation und den Spielern in der Runde. Ich kann mir ansonsten kein Setting vorstellen, dass nicht mit den passenden Spielern und der passenden Präsentation für mich spielbar wäre.
Mir ist dabei erstmal egal, ob es "böse" Wesen gibt, die von den Charakteren gemetzelt werden sollen oder welchen Glauben der Charakter haben soll.
Ich bin viel lieber suess als ich kein Esel sein will...
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Joseph Joubert (1754 - 1824), französischer Moralist

Achamanian

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So war es nicht gemeint - war aber auch polemischer als nötig von mir.
Eigentlich meinte ich nur: Politisch analysieren kann man auch RSP-Settings immer (und das ist auch legitim). Aber man soll bitte nicht voreilig mit dem Finger auf etwas zeigen und "politische Propaganda!" schreien, während man sich gleichzeitig gegen jede politische Analyse des eigenen Lieblingsspiels verwehrt. (was ich Keuner aber auch gar nicht unterstellen will.)
Ich würde sicher keinem, der böse Orks im Setting präsentiert, eine rassistische Agenda vorwerfen, und keinem, der Kampf zum zentralen Thema im RSP machen, Gewaltverherrlichung ...

Offline KWÜTEG GRÄÜWÖLF

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Huch, Rumpel, ich hab das eigentlich von dir gar nicht so wahrgenommen, keine Sorge.  :)
Aber die Zusammenfassung vom Eulenspiegel fand ich gut, darum ging es mir.
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Offline YY

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Etwas weiter zurück gegriffen (ihr seid zu schnell  ;) ):
-Stil: Die Uniformen und die Waffentechnik der Wehrmacht (Ja, ich weiß! Wehrmacht =hatten schon einen gewissen Stil, was noch verstärkt wird durch die Darstellung in Comics und Filmen. Da können sich die Sowjets noch eine Scheibe von abschneiden. Im alten Blutschwerter-Forum gab es dazu mal einen Thread, der sehr unterhaltsam war.
-Durchgeknallte Wunderwaffen: Welche andere Diktatur kommt schon mit Ideen mit ultraextremüberschweren Panzern, futuristischen Flugzeugen, etc. in der Zeit daher?
-Okkulte Verschwörungstheorien: Der ganze okkulte Klimbim spielte zwar nur eine minimale Rolle, aber die Mischung aus nordischer Mythologie oder irgendwelchem Horror und dazu noch die Technik und das Auftreten der Nazis zur damaligen Zeit... das find ich schon sehr cool. Und die Kommunisten können damit nicht aufwarten.  Die haben höchstens Rasputin im Angebot und der war ja nicht mal Kommunist. Und andere Diktaturen kriegen das auch nicht so schön hin.
Danke Hollywood!

Dem kann ich mich vorbehaltlos anschließen - dahingehend macht dem Dritten Reich keiner was vor.

Das läuft allerdings parallel zur moralischen Dimension.
Insbesondere als Deutschsprachiger hat man ja nun auch mehr als genug hervorragende Quellen für ein eher grauzoniges Spielen auf der "falschen" Seite abseits der Darstellung in diversen Unterhaltungsmedien.
Macht aus diversen Gründen kaum einer, aber die alleinige Nutzung als perfekte Erzbösewichte ist mir dann doch etwas zu verkürzt.
"Kannst du dann bitte mal kurz beschreiben, wie man deiner Meinung bzw. der offiziellen Auslegung nach laut GE korrekt verdurstet?"
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Offline Urias

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In Bezug auf ein in der NS-Zeit spielendes Setting bni ich relativ unschlüssig und würd dementsprechend auf "Kommt drauf an was/wen/wie/.. ausweichen". Hab da noch immer nicht meine persönliche Sperrlinie definiert. Wenn ich nen NS-Soldaten oder sowas spielen müsste wärs für mich aber wahrscheinlich vorbei. Ich will mich schlichtweg nicht mit dieser Ideologie identifizieren. Und klar kann man da sagen "Spiel einen der am Regime zweifelt" aber ich will mich auch nicht in eine Person reinfühlen die an so einem Regime zweifelt, schlichtweg weil es sich für mich so falsch anfühlt mich in die Situation zu versetzen. Anders verhält es sich da bei mir wenns um Widerstand, Alliierte oder ähnliches geht. Aber auch da muss man denk ich noch aufpassen wie mans macht. Godlike find ich zB ziemlich grenzwertig während ich Grey Ranks noch was abgewinnen könnte (quasi als Arthouse-Rpg).

Das schwappt auch auf davon inspirierte Settings rüber. Ich spiel also sher ungern Dark Heresy, schlichtweg weil ich nicht gern einen Inquisitor eines totalitären Regimes spiele. Red Star, um mal von der anderen Seite zu kommen, ginge dagegen wieder absolut und hät ich sicherlich auch meine Freude dran
Ohne Gott ging es nicht weiter, und so hab ich mich entschieden, / meiner ist jetzt der Alkohol. / Ich trank ein paar Schlücke und ich fand meinen Frieden / und ich fühlte mich kurzfristig wohl. - Joint Venture, Der trinkende Philosoph

Offline 6

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Das habe ich erst jetzt gelesen:
Schwer schlucken muss ich auch bei der Vorstellung, wie beim Setting "Die Grenzer" aus der Fate Core Weltenbandchallenge das Abschmettern von Flüchtlingen thematisiert wird. Solche Sachen (oder zumindest ähnliche) passieren genau jetzt und Menschen sterben. Die Vorstellung, dass man ein paar Würfel wirft, um zu checken, ob ein Illegaler überlebt, während im Mittelmeer wieder mal Dutzende oder gar Hunderte Boatpeople ertrinken finde ich unerträglich. Wenn Rollenspieler so ein Setting wählen, dann finde ich es wichtig, dass den Spielern bewusst ist, dass das eben kein Spiel mehr ist. Wenn dieses Bewusstsein gegeben ist und sich daraus konkrete politische Handlungen ergeben, könnte ich es eventuell akzeptieren. Mein (möglicherweise etwas provokanter) Vorschlag: Gruppen, die das wirklich spielen wollen, zahlen pro Sitzung 10€ an Amnesty International. Das wäre dann der Nachweis dafür, dass das Thema eines solchen Spiels nicht beim Wunsch nach Entertainment stehen bleibt, sondern konkrete Folgen aufzuweisen hat. Eine derartige Runde unterscheidet sich dann allerdings extrem von allem, was ich in Sachen Rollenspiel bisher erlebt habe. Das ist keine Freizeitveranstaltung mehr, sondern politischer Anschauungsunterricht. Das Rollenspiel wird so zu einer politischen Plattform mit der Absicht, ein Bewusstsein für Missstände zu schaffen. Besonders brisant ist die Tatsache, dass die Spieler nicht die Opferrolle, sondern die Rolle ihrer Gegner einnehmen. Ich bin skeptisch, ob sich unter diesen Umständen ein politisches Bewusstsein herausbilden lässt, lasse mich aber gern vom Gegenteil überzeugen.
Nee. Das sehe ich anders. Es gibt sogar ein hochgelobtes Videogame (Papers, please) zu genau diesem Thema.
Auch hier kommt es wieder auf die Präsentation an.
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Offline korknadel

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Ich glaube, dass ich, unabhängig von der Präsentation und dem Spielziel, nichts spielen könnte, was mit dem sogenannten Dritten Reich zu tun hat. Ich habe mich viel zu intensiv mit den Verbrechen der Nazis und ihrer Helfer beschäftigt, als dass ich das ausklammern könnte. Deshalb mag ich auch die Verpulpung von Nazis (Indiana Jones) nicht sonderlich. Das geht mir irgendwie alles zu nahe, und der Reiz des Sich-Hinein-Versetzens und des Abenteuers würde bei mir von der erdrückenden Last der mir bewussten historischen Fakten erstickt.
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Otherland Buchhandlung Rumspielstilziels und korknadels SF- und Fantasy-Buchladen in Berlin.

Altansar

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Bisher habe ich mit fast keinem Setting meine Probleme gehabt. Ich mag dinoreitende Nazis, Zeppeline mit Hakenkreuzen die mit Laserwaffen gerüstet sind, marodierende Orks und Goblins, bösartige Dämonen und grim dark vom feinsten.

Bei Engel fand ich es nur blöd das es Kinder sind und würde das bei mir abändern wollen.
Ansonsten sehe ich das ganze als Satire und Aufklärung und micht als Beweihräucherung. Utopische Welten sind im Rollenspiel nie vorhanden, es braucht immer einen Konflikt um die Charktere zu beschäftigen. Die Abstraktion und der Umgang damit ist eben Spielern im einzelnen überlassen und man sollte als Spielleiter schauen, dass Abstraktion, Satire und Kritik dargestellt werden.

Und die Geschichte zeigt uns eben bereits vorhandene Denkmuster von "bösen" Menschen und eben wiederwärtige Kriege, aber genau da liegt die Absicht der Überzeichnung.

Man soll nicht vergessen was passiert ist aber man muss auch nicht das ganze leben ernst nehmen und ich stehe dazu gerne in besagten Settings zu spielen.


Offline Chiarina

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@ 6:
Hallo,
du hast meinen ganzen Beitrag zitiert. Was genau siehst du denn anders?

Ja, und dann habe ich gerade mal deinen Link angeklickt...

Zitat von: Wikipedia
Am Ende der Schicht wird der Spieler für jeden korrekt zugelassenen Immigranten entlohnt, für unrechtmäßig abgewiesene oder zugelassene Immigranten werden dem Spieler Strafzahlungen auferlegt.

Ich muss das nicht gut finden, oder?

Zitat von: Rezension, Spiegel Online
Ich werde überwacht und immer nervöser. Und verstehe immer mehr, wie Menschen gegen ihre eigene Menschlichkeit handeln können.

Vielen Dank, für dieses Verständnis brauche ich kein Spiel.

(Aber eine Differenz wahrzunehmen ist ja nicht unbedingt etwas Schlechtes.)
« Letzte Änderung: 5.05.2015 | 09:37 von Chiarina »
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Offline Ludovico

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@Chiarina
Das Spiel ist Geschmackssache, genau wie auch This War of Mine.
Persönlich finde ich es allerdings sehr unterhaltsam.

Was solche Szenarien angeht und meine vorherige Anmerkung, dass diese bei postapokalyptischen Settings eher üblich sind, so finde ich dort gerade den interessanten Teil die moralische Fragestellung:
Lässt man nun insbesondere Alte, Schwache und Kinder in die Zuflucht, obwohl sie wenig beitragen und Ressourcen benötigen
und lässt die Starken draussen, weil sie eher überleben können?
Oder:
Nimmt man die Starken auf und stärkt somit die eigene Zuflucht und lässt die Schwachen draußen, wo sie zweifelsohne sterben werden?

Wenn ich wieder Desolation leite, packe ich auf alle Fälle wieder eine entsprechende Szene hinein.
« Letzte Änderung: 5.05.2015 | 10:26 von Ludovico »

Offline Feyamius

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5) War die Geisel möglicherweise gar keien Geisel, sondern wollte sie freiwillig mit dem Drachen leben? Viele Drachen können ihre Gestalt verändern und außerdem - was spricht gegen eine harmonische transspecielle Beziehung (platonisch oder volle Pulle)? Dann ist der "Held" der Entführer?
6) Seit wann darf man nach erfolgreicher Tötung (eher: gemeinschaftlicher Ermordung) des Haus Höhleneigentümers einfach so mir nichts dir nichts dessen Besitz beschlagnahmen? Raubmord!
7) Der König darf seit wann einfach den Mord von (Nicht-)Bürgern beschließen und befehlen? Auftragsmord.
8) Ach, er darf das, weil Rote Drachen alle böse sind ...? - RASSISTENPACK!
9) Dann ZWANGSVERHEIRATET er auch noch seine arme, entführte Tochter an den von ihm gedungen Mörder!?! Wird immer besser!
10) Und der wird dann bald Kalif anstelle des Kalifen, Nachfolgerfürst und kriegt schon mal so die Hälfte des Staatsgebietes geschenkt?!? - Blanke Tyrannei und Antidemokratentum!
11) Und wieso "Held" und "Prinzessin" und "Drache" und "König" - wo ist die Heldin, der Prinz, die Drachin und die Königin, ihr Geschlechterrollen nicht in den Hauptstrom bringen wollenden Machos und Steinzeitmenschen!
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Tut mir leid - ist ja alles gut und schön, aber man kann alles so lange politisch korrigieren bis eine Partie Halma (Hüte springen über andere Hüte) irgendwie auch anrüchig daherkommt (was ist mit Mützen? und Leuten, die gar keine Kopfbedeckungen tragen wollen/ können? was ist mit dem Kopftuch - oder ist das verboten?).

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@Chiarina:
Ich habe mich genau auf das hier bezogen:
Zitat
Wenn Rollenspieler so ein Setting wählen, dann finde ich es wichtig, dass den Spielern bewusst ist, dass das eben kein Spiel mehr ist. Wenn dieses Bewusstsein gegeben ist und sich daraus konkrete politische Handlungen ergeben, könnte ich es eventuell akzeptieren. Mein (möglicherweise etwas provokanter) Vorschlag: Gruppen, die das wirklich spielen wollen, zahlen pro Sitzung 10€ an Amnesty International. Das wäre dann der Nachweis dafür, dass das Thema eines solchen Spiels nicht beim Wunsch nach Entertainment stehen bleibt, sondern konkrete Folgen aufzuweisen hat.
Natürlich ist das noch ein Spiel und natürlich darf ein Spiel jenseits der reinen Unterhaltung arbeiten.
Das Du das Spiel nicht spielen würdest und ein Setting nicht gut findest, sei Dir unbenommen. Aber Dein Vorschlag: "Spende erstmal an AI, bevor ich Dir abnehme, dass Du da mehr als Beer&Pretzel-Unterhaltung rausziehst." finde ich da doch schon ziemlich vorurteilbelastet.
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Joseph Joubert (1754 - 1824), französischer Moralist

Achamanian

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Auch, wenn der Rote Baron es sicher nicht so gemeint hat: Ich danke auch, und zwar für eine überwiegend tolle Liste mit interessanten und lustigen Twists für ein ansonsten recht dröges Grundszenario! (ich muss dringend mal ein Abenteuer mit schwulen Drachen schreiben ...)

Ucalegon

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Tut mir leid - ist ja alles gut und schön, aber man kann alles so lange politisch korrigieren bis eine Partie Halma (Hüte springen über andere Hüte) irgendwie auch anrüchig daherkommt (was ist mit Mützen? und Leuten, die gar keine Kopfbedeckungen tragen wollen/ können? was ist mit dem Kopftuch - oder ist das verboten?).

Seufz. Deswegen macht das ja auch kaum jemand. Die politischen Leser(innen) sind vlt. preachy, aber nicht dumm.

Edit: Rumpel ist mir zuvorgekommen.
« Letzte Änderung: 5.05.2015 | 13:04 von Ucalegon »

Offline LushWoods

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Aber dieses Thema wird immer und immer und immer wiederkommen.
Einfach weil es an der Grundhaltung der Menschen nagt. Hier sind die Grenzen Hobby bzw. Fantasie/Realität bzw. Politik so fliessend, wie kaum woanders.
Was für den einen unterhalb der Gürtellinie ist ist für den anderen "das ist ein Spiel, ich kann abstrahieren".
Is auch gut so. Was es aber meiner Meinung nicht geben darf ist Zensur im Vorfeld. Das ist Böse.
Was mich persönlich an Gutmenschen stört ist belanglos. Jeder hat seine eigene Meinung und seinen eigenen Geschmack. Da kann man sich darüber aufregen und gut is.
Das ist mein Problem, damit muß ich klarkommen.
Aber Zensur ist scheiße.
Soll doch ein Irrrer RaHoWa schreiben, dann bekommt er halt dafür auf die Mütze. Wenn man bei sowas aber im Vornherein mit Zensur anfängt, öffnet das alle Dämme.

Mir geht der Titel des Threads gehörig auf den Zeiger, ehrlich gesagt. Da sollte stehen "Welche verfügbaren Settings findet ihr ungemessen bis geschmacklos".
Normalerweise bin ich da nicht so penibel, aber hier wäre das wichtig gewesen.
Savage Worlds spielt man SO RICHTIG! Ihr versteht schon ...

Meine bescheidene Meinung zu dem leidigen Thema.

User6097

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RaHoWas ist allerdings höchstwahrscheinlich in Deutschland illegal, zumindest wenns irgendwelche Nazibsymbole oder Aufforderung zum Rassismus hat. Insofern macht man sich wohl strafbar, wenn mans spielt oder verbreitet. Zensur muss schon sein.

Achamanian

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Was mich persönlich an Gutmenschen stört ist belanglos.

War ja klar, dass wir hier früher oder später wieder bei den Kampfbegriffen landen ... Leute, lasst das doch einfach.

Ucalegon

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@LushWoods:

Ausgehend von [ur=lhttp://www.tanelorn.net/index.php/topic,93724.0.html]diesem Thread[/url], in dem ueber die moegliche Unangemessenheit der Tour of Darkness (Vietnamkriegssetting) diskutiert wird, moechte ich hier fragen, welche Settings, die in Rollenspielen behandelt werden oder wurden, fuer euch nicht spielbar sind, weil ihr sie als unangemessen oder geschmacklos erachtet.

Im Endeffekt ist sogar "unangemessen" rein subjektiv.
Es soll hier um Settings gehen, die persönlich nicht oder nur unter persönlicher Überwindung gespielt werden, da sie gegen die eigenen Wertevorstellungen gehen.

Und nach den Posts zu urteilen, haben die meisten verstanden, worum es hier geht (trotz des politisch inkorrekten Titels), oder?  ;)


Offline Chiarina

  • Herr Kaleun
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Zitat von: 6
"Spende erstmal an AI, bevor ich Dir abnehme, dass Du da mehr als Beer&Pretzel-Unterhaltung rausziehst."

Ach, ich bin da weniger Prinzipienreiter als sich der Satz vielleicht anhört. Ich habe ja auch geschrieben, dass es ein Vorschlag ist. Ich fände die Aktion gut, weil sie ein Zeichen dafür setzt, dass die Gruppe ein Bewusstsein für die Problematik hat, mit der sie da umgeht. Ich will um Himmels willen nicht behaupten, dass alle, die das nicht tun, unreflektierte Trottel sind.

Letztlich kann ich auch nur sagen: Macht, was ihr wollt, aber bitte nicht mit mir.
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Der Rote Baron

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RaHoWas ist allerdings höchstwahrscheinlich in Deutschland illegal, zumindest wenns irgendwelche Nazibsymbole oder Aufforderung zum Rassismus hat. Insofern macht man sich wohl strafbar, wenn mans spielt oder verbreitet. Zensur muss schon sein.

Das Spielen in den eigenen vier Wänden ist völlig strafffrei. Ohne Außeneinsicht kannst du dir auch Hakenkreuze auf den Kühlschrank malen und im Keller einen Schrein für Sankt Adolf errichten oder eben auch RaHoWa spielen.
Vertreiben oder das öffentlich machen darf man nicht.

Eine (vor-)Zensur ist laut Grundgesetz unrechtmäßig. Das Verbot nationalsozialistischer oder volksverhetzender Symbole und Parolen hat bekannte historische Gründe, auf die ich hier nicht näher eingehen muss.
« Letzte Änderung: 5.05.2015 | 13:32 von Der Rote Baron »

Offline Harlekin78

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8) Ach, er darf das, weil Rote Drachen alle böse sind ...? - RASSISTENPACK!
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“The baby has known the dragon intimately ever since he had an imagination. What the fairy tale provides for him is a St. George to kill the dragon.” - G.K. Chesterton