Autor Thema: [Brainstorming] Nibelungen - "fiktives" RPG zwischen Yggdrasil und Keltia  (Gelesen 1400 mal)

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Nur mal des Spaßes halber ein kleines Brainstorming, inspiriert von Yggdrasil und Keltia:
Nur mal angenommen, es solle neben diesen beiden "semi-historischen" Fantasy-RPGs noch ein drittes Rollenspiel erscheinen, dass sich nicht mit Skandinavien oder den britischen Inseln beschäftigt, sondern mit einem (oder mehreren) Gegenden in Mitteleuropa. Dabei findet es mehr oder weniger zur selben Zeit statt wie die beiden genannten Spätantike-RPGs (und teilt sich den selben Regelkern). Wir bewegen uns also in der Zeit von Odoaker und Theoderich. Wie könnte man das Ganze aufziehen, welche mythologischen Bestandteile bieten sich an?
(Nebenbei: Jupp, im Grunde genommen wäre "Nibelungen" eigentlich ein slightly unpassender Titel, da irgendwas um 490 rum steng genommen Jahrzehnte nach den Ereignissen ist, die mutmaßlich die historischen Kerne des Nibelungenlieds waren...ob und wie einen das stört, wäre zu überlegen).
« Letzte Änderung: 5.05.2015 | 17:07 von Waldviech »
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Geile Idee, sowas wollte ich schon damals, alös ich das erste Mal RuneQuest in die Finger bekam, machen.

Hier wäre der größte Knackpunkt der mythologisch-religiöse - gibt es DEN wahren Glauben (arianisches oder katholisch-orthodoxes Christentum, Skandinavischer Asenglaube, vielleicht in Irland noch vorhandene keltische Glaubensreste), wenn ja, was sind dann die anderen Glaubenssysteme? Lügen? Teile der eigenen Mythologie, die mißverstanden wurden (z.B. wenn das Christentum recht hat, sind dann die Asen und Wanen Dämonen in Verkleidung, wie das manche christliche Autoren der Zeit gesehen haben)?

Oder existieren die verschiedenen Glaubenssystem wie Paralleldimensionen zueinander?
Ars magica hat sich ja auch teilweise mit dieser Problematik herumgeschlagen.

Übernatürliche Wesen wie Satyrn, Trolle usw. hingegen könnte man auf alle Fälle in ihrer ganzen Bandbreite unterbringen, da Wesen dieser Sorte in jeder der verschiedenen Kulturen und ihren Mythen vorkamen. 
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Zitat
Oder existieren die verschiedenen Glaubenssystem wie Paralleldimensionen zueinander?
Ich würde fast das vermuten, da ich den selben Verdacht schon beim Crossovern zwischen Keltia und Yggdrasil hätte - und Keltia "leidet" ja zudem unter dem selben Problem. Sehr wahrscheinlich hätte man dann auch weniger Probleme. Sehr hübsch fand ich die Deutung der heidnischen Götter als besonders mächtige Naturgeister, deren Zeit allerdings grad am Enden ist (ich habe nur grade keinen blassen Dunst, woher ich genau das habe). Das erklärt dann vielleicht auch, warum die griechisch-römischen Götter verstummten, das Orakel von Delphi nichts mehr weissagte, usw.
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Der Britannien Zyklus von Diana Paxson wäre ne gute Quelle

Alle Götter sind drei, die einer sind. Ich glaube Mahabharat Peter Brooks

“Uh, hey Bob?”
“What Steve?”
“Do you feel like we’ve forgotten anything?”
Sigh. “No Steve. I have my sword and my bow, and my arrows and my cloak and this hobbit here. What could I have forgotten?”
“I don’t know, like, all of our stuff? Like the tent, the bedroll, my shovel, your pot, our cups, the food, our water, your dice, my basket, that net, our spare nails and arrowheads, Jim’s pick, my shovel, the tent-pegs…”
“Crap.”

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Sehr hübsch fand ich die Deutung der heidnischen Götter als besonders mächtige Naturgeister, deren Zeit allerdings grad am Enden ist (ich habe nur grade keinen blassen Dunst, woher ich genau das habe). Das erklärt dann vielleicht auch, warum die griechisch-römischen Götter verstummten, das Orakel von Delphi nichts mehr weissagte, usw.


Das ist ein cooler Ansatz, Sachen wie Beowulf sind ja auch irgendwie auf der Schnittstelle zwischen noch-heidnisch und schon-christlich ideengeschichtlich anzusiedeln. Da würde dein Erklärungsmodell gut greifen  :)
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IMHO passt das Ganze auch recht gut zu Keltia, da, soweit ich das bis jetzt verstehe, ja auch mitschwingt, dass zumindest Leute mit Feenblut, wenn nicht gar die Feen ansich langsam aus der Welt verschwinden. Ich fände den Ansatz auch deswegen ganz gut, weil er mal, zumindest teilweise, ohne das ermüdende "Die pöhsen Christen machen alles andere platt" auskäme.
Ein "Problem", dass ich neben der Einbindung des Übernatürlichen noch sehe ist, dass sowohl Keltia als auch Yggdrasil einen (vergleichsweise) eng umrissenen Kulturraum abdecken. Das ginge definitiv verloren, wenn man praktisch ganz Mittel- und Westeuropa abdeckt. Was wäre also am "passensten", um das Ganze ähnlich "eng" zu fassen? Eine Konzentration auf Chlodwig, Austrasien und insbesondere die Rheinfranken?

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Zu dieser Zeit lassen sich in vielen Gebieten Mittel-, Süd- und Osteuropas slavische Stämme nieder, die ganz eigene Götter und Götzen mitbringen und eine ganz eigene Kulturtradition besitzen- nur um Europa als ganzes abzubilden.
Wenn das ganze in Richtung Fantasy gehen soll: vielleicht ist irgendeine obskure Bedrohung mystischer Art im Gange, gegen die sich Gelehrte, Krieger und Handwerker usw. aller Stämme zur Wehr setzen müssen

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Hui, ja, Slawen müssten unbedingt rein, die sind absolut faszinierend und werden immer neben den Üblichen Verdächtigen (Wikinger und Briten) völlig ausgeblendet!

Ich sehe übrigens kein Problem damit, in einem Haps unterschiedliche Kulturräume reinzupacken - ich verstehe eher nicht, warum jeder Kulturbereich ein eigenes Setting braucht. Die realen skandinavischen und britischen Gesellschaften haben ja auch völlig selbstverständlich mit den Jungs im oströmischen und sogar islamischen Bereich interagiert, da ist der typische Rollenspielansatz "das muss alles sauber getrennt sein!" völlig irreal.

Hat mich auch bei fantastischen Settings schon immer gestört, da steckt nämlich letzten Endes so ein bisschen das Nationalitätsdenken des 19. Jahrhunderts drin, ist also auch arg anachronistisch.
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Ist natürlich ein valides Argument :). Da die meisten Aktionen zur Zeit des frühen Frankenreichs ohnehin etwas "großflächiger" waren, ist das vermutlich ein Aspekt, der eh berücksichtigt werden muss, damit das Ganze funktioniert. Der "Nibelungenthematik" wegen würde ich Franken und Alamannen allerdings schon als gewissen "Kern" des Ganzen sehen. Wir hätten also, wenn wir grob von 485 ausgehen, folgende Situation (noch auszubauen):

- der salfänkische König Chlodwig I ist bereits alleiniger König der Franken. Er ist allerdings nicht sooo gefestigt, dass nicht einige "Unterkönige" noch ihr eigenes Ding durchziehen können.
- Es steht zu vermuten, dass die politischen Beziehungen zu Syagrius im Westen bereits ziemlich mies sind. Ein weiterer großer Krieg liegt in der Luft.
- Mit den Sachsen können sich die Franken ebenfalls nicht so sonderlich gut (mögliche diplomatische Missionen nach Britannien?)
- Zwar wird Chlodwig seine spätere Königin Chrodechild erst 492 heiraten, vielleicht bestehen aber bereits vergleichsweise gute Beziehungen zwischen Chlodwigs Franken und den Burgunden. (Das sich das 40 Jahre später wieder ändert, spielt ja jetzt erstmal keine Rolle).
- Vielleicht lässt sich auf der mythologischen Ebene davon ausgehen, dass die ganze Nibelungensage in der einen oder anderen Form tatsächlich passiert ist - und zwar knappe 30 bis 40 Jahre vor der Gegenwart. Siegfried, Fafnir, Alberich und Konsorten sind lange tot, der Stamm der Nibelungen mehr oder weniger verschwunden (vielleicht auch, weil sie nicht ganz menschlich waren). Allerdings existieren noch immer Spuren dieser Begebenheiten. Unter anderem haben die Nibelungen zu ihrer Zeit eine ganze Reihe magischer Gegenstände gefertigt, die Teil des legendären Rheingoldes sein könnten. Diverse Könige lassen nun fieberhaft nach dem verschollenen Rheingold suchen, weil magische Schwerter, Tarnkappen o.ä. einen militärischen Vorteil bedeuten könnten.
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Chlodwig und Fafnir, das finde ich eine gelungene Kombo  :D

Im Ernst, genau so würde ich das auch aufziehen - immerhin ist über Chlodwigs Herrschaft genügend bekannt, um mit ihm einen der astreinsten Bösewichter aufstellen zu können, und wenn man dazu noch Zwerge in den Wäldern mischt, Drachenhorte und finstere Berater à la hagen, hätte man eine klasse Welt.
Im Norden auf der Insel kämpft dann Artus seinen Kampf gegen die von den Franken unterstützten sachsen (archäologisch sind da übrigens auch fränkische Invasoren nachgewiesen), im Süden Theoderich mit seinem Gotenreich und noch dahinter das neidische Ostrom, das von vergangener Glorie träumt.

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Stimmt, als Finsterling ist Chlodwig mehr als qualifiziert. Witzigerweise lässt sich darüber sogar eine sehr passender Bezug in Richtung der klassischen Artusepik basteln. Der Roman-Artus fetzt sich ja mit dem Frankenkönig Claudas, der vermutlich auf Chlodwig basiert. Da wäre es ziemlich naheliegend, wenn sich Arthur und Chlodwig in irgend einer Konstellation mal in die Haare bekommen. Die frankischen Invasoren sind da ein gutes Stichwort!
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