Es scheint wirklich schwierig zu sein, dieses dissoziative Gefühl des Neuen, die Wunder des Unbekannten in etablierten Rollenspielsystemen zu erleben. Manchmal ist der Hauch des Unbekannten, der tatsächliche Geschmack einer Speise, wiederzufinden, wenn man den Blick auf das fertige Produkt, die Spielwelt, eine seltsame Kreatur - die Speise eben verschwimmen lässt. Wenn der Spielleiter behauptet: "Ihr trefft einen Kobold in einer Tropfsteinhöhle", dann ist das Gehirn überflutet mit Assoziationen, Konventionen und Konnotationen des bereits hinlänglich Bekannten. Wenn er sagt: "Im Halbdunkel der nassen Stalagmiten versteckt sich eine Kreatur von der Größe eines Kindes. Sie starrt euch aus gelben Augen an, schnüffelt, scharrt mit den Füßen und im Licht eurer Fackeln glänzt ihre schuppige, schroffe und mattbraune Haut kränklich", bricht eventuell das Eis. Es finden alle möglichen Überlegungen statt. Man kramt nach Altbekanntem, vergleicht es mit dem Neuen und es knistert. Die Magie der Fantasygeschichten liegt in den Worten, nicht in der eigentlichen Handlung, denn diese ist meistens eh eine Mixtur aus etablierten Memes. Unbekanntes kann man nicht vergleichen, es müssen neue Verknüpfungen hergestellt werden.
Sinneseindrücke sind immer etwas Neues und daher kann ein Spielleiter gut damit arbeiten, um den Spielern wirklich jede Situation neu darzustellen. Wir nehmen zu Vieles als gegeben hin. Ist der NPC da drüben ein Paladin der zwanzigsten Stufe, oder riecht er stark nach Alkohol und hat tiefe Sorgenfalten? So war Fantasy mal früher und es hat gereicht.
Reduktion auf das Wesentliche, das tatsächlich Erfahrbare, hat einen enorm starken Effekt auf unsere Eindrücke und zerschlägt lang verklumpte Verknüpfungen.