Autor Thema: American Sniper  (Gelesen 2729 mal)

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American Sniper
« am: 12.08.2015 | 19:39 »
Wiki verrät: "American Sniper ist ein US-amerikanischer Spielfilm von Clint Eastwood aus dem Jahr 2014. Der Film behandelt die Lebensgeschichte des Scharfschützen Chris Kyle, der mit über 160 bestätigten Tötungen laut Verteidigungsministerium der Vereinigten Staaten der erfolgreichste amerikanische Scharfschütze ist."

Der Film wird kontrovers diskutiert, was mich dann doch erstaunte, am besten bringt es Spiegel auf den Punkt:

„Kriegsfilm? Antikriegsfilm? Es ist bezeichnend, dass ‚Sniper‘ Raum lässt für beide Deutungen. Er erzählt eine ‚wahre Geschichte‘, aber nur so wahr, wie sie ins patriotische Drehbuch passt. Vielmehr ist ‚Sniper‘ die fiktionalisierte Version einer fiktionalisierten Version einer Realität, die auch ohne diese doppelte Zuspitzung traurig genug wäre.“

Wer an der Sniper-Thematik interessiert ist, findet hier nen guten Film, in den man nicht zu viel hineindeuteln sollte. Die Sicht auf die Dinge erhält man natürlich stets durch den patriotischen Kyle Reese, der auf der anderen Seite wenig hinterfragt und sich nicht mit gewissen Dingen auseinandersetzen will (eigene Verletzungen z.B.).

Kurzum, 3,5 von 5 Olympiaschützen.
"In den letzten zehn Jahren hat sich unser Territorium halbiert, mehr als zwanzig Siedlungen sind der Verderbnis anheim gefallen, doch nun steht eine neue Generation Grenzer vor mir. Diesmal schlagen wir zurück und holen uns wieder, was unseres ist.
Schwarzauge wird büssen."

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Re: American Sniper
« Antwort #1 am: 12.08.2015 | 23:20 »

Der Film wird kontrovers diskutiert, was mich dann doch erstaunte, am besten bringt es Spiegel auf den Punkt:
Film und Literaturkritiken vom Spiegel  :q ich gebe zu nicht ganz  :3~ aber charakterlich erbärmlich

MKN war Kyle tatsächlich Patriot und btw. Seal, desweiteren soll er American Sniper selbst geschrieben haben.
Jemand der im Grauen des Krieges war, kann legitimerweise wohl selbst bestimmen wieweit er  darüber kommunizieren will. Besonders wenn er wie im Film angedeutet unter  PTSD zu leiden schien.
“Uh, hey Bob?”
“What Steve?”
“Do you feel like we’ve forgotten anything?”
Sigh. “No Steve. I have my sword and my bow, and my arrows and my cloak and this hobbit here. What could I have forgotten?”
“I don’t know, like, all of our stuff? Like the tent, the bedroll, my shovel, your pot, our cups, the food, our water, your dice, my basket, that net, our spare nails and arrowheads, Jim’s pick, my shovel, the tent-pegs…”
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Offline Darius der Duellant

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Re: American Sniper
« Antwort #2 am: 12.08.2015 | 23:29 »
Die Realperson nach der dieser Film gestrickt wurde ist schon so ein ekliger menschenverachtender Unsympath (und nein, das bezieht sich nicht auf seine Profession, sondern auf seine Mentalität), da muss man mMn nicht auch noch moralisches Whitewashing durch Geld unterstützen.
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Re: American Sniper
« Antwort #3 am: 12.08.2015 | 23:53 »
Wieso?
“Uh, hey Bob?”
“What Steve?”
“Do you feel like we’ve forgotten anything?”
Sigh. “No Steve. I have my sword and my bow, and my arrows and my cloak and this hobbit here. What could I have forgotten?”
“I don’t know, like, all of our stuff? Like the tent, the bedroll, my shovel, your pot, our cups, the food, our water, your dice, my basket, that net, our spare nails and arrowheads, Jim’s pick, my shovel, the tent-pegs…”
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Offline YY

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Re: American Sniper
« Antwort #4 am: 13.08.2015 | 00:05 »
Die Realperson nach der dieser Film gestrickt wurde ist schon so ein ekliger menschenverachtender Unsympath (und nein, das bezieht sich nicht auf seine Profession, sondern auf seine Mentalität), da muss man mMn nicht auch noch moralisches Whitewashing durch Geld unterstützen.

Der Film schlägt schon deutlich andere Töne an als das Buch und haut dem Zuschauer ein paar Sachen ins Gesicht, die im Buch allerhöchstens zwischen den Zeilen angedeutet werden.

Im Film merkt man deutlich mehr als im Buch, dass auch diese scheinbar kompromisslos durchgezogene psychologische Abwehrhaltung (nichts anderes ist seine Mentalität nämlich) nicht immer hilft.

Durch den Spagat zwischen Patriotismus und kritischeren Tönen ist der Film stellenweise quasi unfreiwillig neutral.


"Kannst du dann bitte mal kurz beschreiben, wie man deiner Meinung bzw. der offiziellen Auslegung nach laut GE korrekt verdurstet?"
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alexandro

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Re: American Sniper
« Antwort #5 am: 13.08.2015 | 06:20 »
@Darius: Ich habe ein Interview mit dem Herren in der Daily Show gesehen, und fand ihn recht bodenständig und reflektiert (und Stewart ist nicht gerade jemand, der seinen Gästen nach dem Mund redet - gerade wenn es um Themen wie die Kriege der Bush-Regierung geht).

Persönlich fand ich das menschliche Drama in dem Film (was so mit seiner Frau und seinem Kind passiert) zu sehr überbetont. Lenkt meiner Meinung zu sehr vom Kern des Films ab und versucht auf eine Weise (unnötigerweise) Sympathie zu heischen. Problematisch war für mich auch, dass die Motivation des Protagonisten irgendwie nebulös bleibt - er wird quasi ständig mit Sachen konfrontiert, welche seinen Überzeugungen widersprechen, schaut dann einige Male gequält in die Kamera, nur setzt er sich damit nicht wirklich auseinander. Daher (für mich) eher Kitsch und enttäuschend (gerade wenn man von Eastwood eigentlich besseres gewöhnt ist).
« Letzte Änderung: 13.08.2015 | 07:24 von alexandro »

Offline YY

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Re: American Sniper
« Antwort #6 am: 13.08.2015 | 17:06 »
Problematisch war für mich auch, dass die Motivation des Protagonisten irgendwie nebulös bleibt - er wird quasi ständig mit Sachen konfrontiert, welche seinen Überzeugungen widersprechen, schaut dann einige Male gequält in die Kamera, nur setzt er sich damit nicht wirklich auseinander.

An manchen Stellen habe ich mir gedacht, dass dem Film eine Stunde mehr ganz gut tun würde...


Im Buch war das Nur-Andeuten und das Schlaglichtartige ziemlich durchgehend Programm und wohl von Verlags- und/oder Autorenseite Absicht.
Aber der Film geht immerhin so weit in eine andere Richtung, dass man das ruhig hätte noch etwas auswalzen können - wäre eben wieder die Frage, wie viel Spielraum man da gehabt hätte.
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Offline Darius der Duellant

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Re: American Sniper
« Antwort #7 am: 14.08.2015 | 01:38 »
@Darius: Ich habe ein Interview mit dem Herren in der Daily Show gesehen, und fand ihn recht bodenständig und reflektiert (und Stewart ist nicht gerade jemand, der seinen Gästen nach dem Mund redet - gerade wenn es um Themen wie die Kriege der Bush-Regierung geht).


Jemand der darüber traurig ist, nicht noch mehr "savages" erschossen zu haben (bei 160 confirmed kills) ist in meinen Augen weder bodenständig noch reflektiert, sondern einfach nicht mehr ganz knusper.
Umso mehr wenn es dabei nicht um einen Einsatz auf heimatlichem Boden geht.
Aber das geht jetzt schon wieder in richtung SC...
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alexandro

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Re: American Sniper
« Antwort #8 am: 14.08.2015 | 06:21 »
Schön zu sehen, wie durch die (sinnentstellende) Verkürzung eines Zitates (er bereut es, weil durch die Menschen die er nicht erschießen konnte, seiner Meinung nach, wesentlich mehr Menschen zu Schaden kommen - nicht etwa weil er Freude am Töten hätte) Meinungsmache betrieben wird. Sind wir also auf Spiegel-Niveau angekommen, ja?

Just_Flo

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Re: American Sniper
« Antwort #9 am: 14.08.2015 | 08:51 »
Naja, besser als bei Fokus auf dem Lokus :dftt:

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Re: American Sniper
« Antwort #10 am: 14.08.2015 | 09:14 »
Jemand der darüber traurig ist, nicht noch mehr "savages" erschossen zu haben
womit Kyle die Terroristen bezeichnete, NICHT die Iraker.
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Offline Darius der Duellant

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Re: American Sniper
« Antwort #11 am: 14.08.2015 | 15:56 »
Schön zu sehen, wie durch die (sinnentstellende) Verkürzung eines Zitates (er bereut es, weil durch die Menschen die er nicht erschießen konnte, seiner Meinung nach, wesentlich mehr Menschen zu Schaden kommen - nicht etwa weil er Freude am Töten hätte) Meinungsmache betrieben wird. Sind wir also auf Spiegel-Niveau angekommen, ja?

Und damit rutschen wir dann auf die Online-Kommentare vom Sonntags-revue herab :D

Eine Schwachsinnige Begründung (Terrorists, Terrorists everywhere!) macht das Zitat nicht besser.

@Schwerttänzer:
Du machst da ne Unterscheidung auf, die ich ihm nicht abnehme.

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Re: American Sniper
« Antwort #12 am: 14.08.2015 | 15:59 »
Du nicht, ich schon vor allem da dies nicht nur  von ihm kommt.

Hast du auch Probleme mit dem finalen Rettungsschuss?
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Re: American Sniper
« Antwort #13 am: 14.08.2015 | 16:03 »
Ich las in einigen Artikeln und Veteranenbiographien, daß in der heißen Besatzungsphase die Iraker/Afghanen/Muslime in der Ausbildung der US-Soldaten i.d.R. nur als "Kamelficker" und "Terroristen" bezeichnet und somit entmenschlicht wurden (werden?). Sicherlich ist das wohl ein typisches Prozedere in Kriegszeiten, und sicherlich gibt es genügend Amerikaner, die das durchschauen, aber es macht die Deutung solcher Zitate leider schwierig.
(Nur allgemein angemerkt, da ich den Film nicht kenne...)
« Letzte Änderung: 14.08.2015 | 17:12 von JS »
Wer gern sagt, was er denkt, sollte vorher etwas gedacht haben.

Yori

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Re: American Sniper
« Antwort #14 am: 14.08.2015 | 16:36 »
Ich empfand den Film für einen Eastwood-Film ein wenig seltsam. Allerdings finde ich, dass das Drama mit seiner Familie ein wichtiger Faktor in diesem Film war. Kyle war mehr mit dem Militär, speziell mit den Seals "verheiratet" als mit seiner Frau und es war ihm (im Film zumindest) ziemlich egal, ob seine Familie zuhause zurecht kam, während er im Einsatz war.

Seine Motivationen finde ich, wurden sehr gut gezeigt. Zum einen war er seinem Land und dem Militär gegenüber so loyal, dass er es als seine Pflicht ansahe dafür in den Krieg zu gehen, also der absolute Patrioten-Gedanke. Weiterhin fühlte er sich seinen Kameraden, seiner Einheit gegenüber verpflichtet, denen er als Scharfschütze mit einer derartigen Quote oftmals den Allerwertesten gerettet hat. Und zuletzt die, so empfand ich es, wichtigste Motivation in die er sich regelrecht verbissen hatte, den besten Scharfschützen auf der Gegenseite selbst zu töten. Ich glaube dabei nicht, dass es ihm darum ging, besser als der gegnerische Scharfschütze zu sein, doch der Gegner hatte auch ziemlich viele amerikanische Soldaten auf dem Gewissen und das sah er regelrecht als seine Berufung, wenn nicht sogar heilige Pflicht, dem ein Ende zu setzen.

Offline JS

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Re: American Sniper
« Antwort #15 am: 14.08.2015 | 16:53 »
Hmja, ein Scharfschützenduell ist natürlich wieder so ein romantisch-morbides Klischee des Scharfschützengenres; nicht unrealistisch, aber irgendwie doch abgegriffen.
Wer gern sagt, was er denkt, sollte vorher etwas gedacht haben.

Offline Darius der Duellant

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Re: American Sniper
« Antwort #16 am: 14.08.2015 | 16:55 »

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/Edit: Es tut mir leid, ich glaube ich habs jetzt endgültig derailed.
Wer weiter mit mir diskutieren mag, lasst uns das per PN machen, das ist alles SC-Material.
« Letzte Änderung: 14.08.2015 | 17:11 von Darius der Duellant »
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Re: American Sniper
« Antwort #17 am: 14.08.2015 | 17:26 »
Ich las in einigen Artikeln und Veteranenbiographien, daß in der heißen Besatzungsphase die Iraker/Afghanen/Muslime in der Ausbildung der US-Soldaten i.d.R. nur als "Kamelficker" und "Terroristen" bezeichnet und somit entmenschlicht wurden (werden?). Sicherlich ist das wohl ein typisches Prozedere in Kriegszeiten, und sicherlich gibt es genügend Amerikaner, die das durchschauen, aber es macht die Deutung solcher Zitate leider schwierig.

"Durchschauen" ist da vielleicht der falsche Begriff.
Schließlich hat das ja auch Schutzfunktion für die Leute, und die meisten sind gut damit beraten, das trotzdem zu betreiben.

@Darius:
Das läuft in jeder Armee so, auch in den europäischen.
Vielleicht weniger explizit und mit weniger Außenwirkung, aber das wars dann auch schon.

Hmja, ein Scharfschützenduell ist natürlich wieder so ein romantisch-morbides Klischee des Scharfschützengenres; nicht unrealistisch, aber irgendwie doch abgegriffen.

Im Buch gab es dieses Duell gar nicht, und auch im Film wirkt es ein bisschen wie nachträglich angeklebt.
Da wäre es ganz interessant zu wissen, auf wessen Mist das gewachsen ist - der Film verlöre dadurch kein bisschen, hätte im Gegenteil mMn ein bisschen mehr Gelegenheit, seine eigentliche Geschichte etwas runder zu erzählen.

Aber da war irgendwer eben klassischen Hollywood-Erzähltraditionen verhaftet.

Das ist dann wohl für die Leute, die den Film direkt nach dem Duell ausmachen und sich über das Happy End freuen wollen :P ;D
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alexandro

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Re: American Sniper
« Antwort #18 am: 14.08.2015 | 18:14 »
@Darius: Sorry, aber wenn du denkst dass Kyle mit seinen Tötungen prahlt, hast du dich nicht sonderlich mit dem Thema auseinander gesetzt (ehrlich gesagt nicht überraschend). Er selbst wollte nichtmal über die Anzahl seiner Tötungen reden ("Fragen Sie die die Navy - an einem gutem Tag kriegen Sie vielleicht sogar die Wahrheit") und ob er wirklich der Scharfschütze mit den meisten Todesschüssen wäre (sinngemäß: "Die veröffentlichten Zahlen ändern sich sowieso ständig"). Das scheint ihm wirklich egal zu sein.

Mit seinem plötzlichen Ruhm ist er afaik auch recht bescheiden umgegangen (Minimum an öffentlichen Auftritten, kein exklusiver Fokus auf sein Buch) - das meinte ich mit reflektiert und bodenständig. Nicht gerade selbstverständlich im Zeitalter der Pseudo-Celebrities.

Aber genug davon:
Was ich im Film auch etwas vermisst habe, ist seine Zeit als Ausbilder irakischer Scharfschützen. Da hätte man durchaus was draus machen können.