- Es gibt leichtfüßigere Konkurrenz mit erheblich schnellerem Vergnügungsfaktor: Computerrollenspiele, Gesellschaftsspiele, Sammelkartenspiele. In der Hochzeit der Rollenspiele (Mitte 80er bis Mitte 90er) gab es keine Computer mit faszinierenden Grafik, kein WoW, kein Magic. Da waren Rollenspiele gerade im Bereich der Phantastik alternativlos. Heute ist die Konkurrenz riesig und auch noch leichter zugänglich.
Faszinierende Grafik gab es damals nicht, aber immerhin Spiele, die abseits davon so gut waren, dass ich sie heute ab und an noch spiele.
Und das, was P&P-Rollenspiele damals den Computer(rollen)spielen voraus hatten, haben sie ihnen heute immer noch voraus.
Permanente Verfügbarkeit ist ja nun nicht das einzige Kriterium.
P&P macht mehr Arbeit, aber im Idealfall hat man auch mehr davon.
Nur die Alternativen machen keinen Umsatz. Damit kann sich ein Verlag auch nicht über Wasser halten. Shadowrun, DSA 5, SpliMo, D&D, Numenera leben vom Produktausstoß. Mit schlanken Regeln gewinnst Du keinen Blumentopf. -> Deprofessionalisierung
Da bin ich ja immer im Zwiespalt...
Einerseits ist es bei anderen Sachen, die ich so treibe, i.d.R. meine Maxime, nur das Nötige zu machen und nicht zum Selbstzweck irgendwelche irrelevanten Mehrinhalte zu produzieren.
Im Rollenspielbereich gibt es das teils unfreiwillig, wenn Systeme kurz nach dem GRW wieder eingehen, oder mit Plan und Absicht, wenn tatsächlich nur die vorher geplante Handvoll Bücher (oder sogar nur ein GRW) geschrieben wird und dann ist das System eben "fertig".
Die geplante Variante ist mir also durchaus sympathisch, aber ich frage mich da andererseits auch, ob sich das alleinstehend, also ohne den "Nährboden" der Systeme mit hohem Ausstoß, wirklich halten könnte.
Als allgemeiner Ansatz würde das das Rollenspiel wieder komplett in die "Kellerproduktion" verlegen - wobei die mittlerweile noch nicht mal schlecht sein muss.
Wenn ich qualitativ hochwertige Produkte haben möchte (Design, Layout, Kunst, Text), dann darf ich an keinem der Punkte sparen. D.h. aber auch das die Produkte bei den mikrigen Auflagen (1000-5000) für deutlich mehr Geld über den Ladentisch gehen müssen und Preise von 39,99 oder 49,99 nicht ausreichen, sondern eher Richtung 89,99 oder 99,99.
Wenn alles Genannte stimmt, werden diese Preise auch bezahlt - siehe das neue Degenesis.
Andererseits steigt damit zumindest bei den Nutzern (im Gegensatz zu den reinen Sammlern) auch der Anspruch an die inhaltliche Qualität, auch wenn die damit erst mal nichts zu tun hat - in dem Sinne, dass man nicht einfach mehr Geld in die Hand nehmen kann und damit "automatisch" ein gutes Regelwerk bekommt.
Als Nutzer zahle ich z.B. bestimmt keine 90 € für ein schlecht lektoriertes, unausgegorenes Regelwerk.
Da bleibt dem betreffenden Verlag nur der Weg über Kampfpreise, wenn er genau weiß, dass er nicht auf der erforderlichen Stufe agieren kann.
Und schon stehen diese zwei Extreme sich gegenüber, und dazwischen haben wir den bisher meist gegangenen Mittelweg...
Mich würde auch sehr interessieren, ob für die Verlage das Konzept des freien PDF oder Regelwerke zum Spottpreis aufgeht. Ich z.B. bin über die freien PDF zum Printkäufer für Degenesis, Splittermond und Fate geworden
Zumindest für die freien PDFs gibt es einige Erfolgsgeschichten, z.B. Eclipse Phase und Splittermond.
Es muss natürlich immer noch ein gutes Spiel sein, aber die Tendenz der Spielerschaft, sich das Ding aus diversen Gründen dann auch "in echt" ins Regal zu stellen, ist stark genug, um dieses Modell erfolgreich zu machen.