Ich denke - und das bezieht sich auf Wissen, Halbwissen, Erfahrungswerte und Bauchgefühl - Frank Hellers Artikel von 2009 trifft es ziemlich genau: Rollenspiel geht nicht unter, aber der dt. markt und die Spielerschaar verringert sich jedes Jahr ein wenig - zumindest im langfristigen Trend.
Gründe gibt es sicher viel und sie wurden schon vielfach erschöpfend diskuttiert. Salopp gesagt: früher war einiges deutlich anders als heutzutage und deshalb gibt es heute einfach weniger Spielende als früher.
Die zersplitterung des Marktes, die Hobbyherausgeber, die nicht davon leben müssen, illegale Raubkopien, Gratis-pdfs und das Internet als solches, also vor allem als Plattform für durchaus auch hervorragendes Fanmaterial machen es für die Verbliebenen Spieler sicher temporär traumhaft, langfristig werden sie aber die Abwärtsspirale eher beschleunigen, da schließlich dadurch der ohnehin geringe Werbeetat der großen Hersteller ständig beschnitten wird und somit eine Neukundenrequirierung immer unwahrscheinlicher wird - also: noch unwahrscheinlicher, da die Alternativen natürlich nicht mehr mit 1984 zu vergleichen sind.
Die Spielerschaft altert und das Hobby wird sicher einge noch bis zum Sarge beschäftigen und auch darüber hinaus. Aber der Markt und die Spielerschraft schrumpft eben beständig. Mein persönliches gefühl sagt mir, dass ich mich mehr als wundern würde, wenn es aktuell in D noch 80.000 aktive P&P-RPGler gäbe, aber mehr als 40.000 dürften es noch sein. Zudem vermute ich, dass die Gesammtzahl der Menschen in diesem lande, die schonmal gespielt haben bei ca. 800.000 liegen dürfte, also etwa 1% der Bevölkerung, was dann natürlich immernoch hinter den amerikanischen 3,5% der letzten Wizards-Studie hinterherhinkt, aber immernoch recht ebachtlich ist. Zumindest wird man nicht mehr allzu schräg angeshen, wenn man scheinbar Unbeteiligten von seinem Hobby erzählt. Bei mir auf der Arbeit bin ich der einzige aktive Spieler, 3 Kollegen haben mal gespielt als sie jünger waren und ein halbes Dutzend hat ziemlich genaue Ahnung worum es bei diesen Spielen geht. Der Rest sagt zumindest nichts negatives - das ist doch auch schonmal was!
Vei den Kiddies ist es etwas anders: con den ca. 1000 Kiddies, die ich schon beschulen durfte hätte wohl ohne meine Projektwoche kein einziger jemals Kontakt mit P&P gehabt. Aktuell spielen noch ca. 10 regelmäßig, aber dieses Wort lässt sich schwer im selben Zusammenhang wie in meiner Kindheit/Jugend verwenden. Die Prioritätetn und das Zeitbudget der Heranwachsenden lassen es nicht mehr zu 3 bis 5 Tage die Woche zu spielen, ja selbst ein regelmäßiger wöchentlicher Termin scheint unmöglich. So kommt es dann, dass ich alter Sack mit meinen ein bis drei Runden und etwa 20-40 Spielterminen im Jahr deutlich häufiger spiele als die Kiddies, die es auf 6-15 Termine schaffen. Und das scheint mir dann doch ein Beleg für das Altern der Szene und den fehlenden Nachwuchs: bedenkt einfach mal wie viele Leute ihr kennt/kanntet, die it 8-17 angefangen haben, wie viele es dann im prä-beruflichen Alter waren, wie viele im prä-familiären Alter noch vorhanden waren und wie viele tatsächlich dann im gesetzten Alter ab 40, also als so genannte "Leistungsträger der Gesellschafft", also mit Verantwortung im Beruf, eigenen Kindern, Kümmern um die Eltern, Hausbau&Co. tatsächlich noch übriggeblieben sind.
Die Alterspyramide der Gesellschafft findet sich also sicher irgendwie auch bei den Spielern wieder, nur das unsere Spitze wohl nicht in die 100+ übergeht ... noch nicht. Zu unserer Zeit (alte Säcke) gab es die klassische Pyramide, aktuell sind wir beim Baum angekommen und wenn wir in Rente gehen wird es günstigstenfalls noch eine umgekehrte Pyramide sei - wobei die Gesammtzahl deutlich geschrumpft sein dürfte. Wobei ich als Christ natürlich stets bereit bin an Wunder zu glauben ... die 3E-Ära hat ja auch einen kurzfristigen, völlig unerwarteten Boom gebracht, wer weis also, was die Zukunft noch bringen mag.