Eigentlich lief meine Spielleiterei in den letzten Jahrzehnten immer gut bis sehr gut, aber ein Ereignis war doch unglücklich:
Ich erklärte mich bereit, W40K Freihändler zu leiten. Schattenjäger war ja ganz nett und gefiel mir gut, also warum nicht auch Freihändler als eine freiere Form des 40K-Spiels?
Schon beim Lesen des GRW mit all seiner übertriebenen Gigantomanie kamen mir Zweifel, ob ich den Quatsch überhaupt ernstnehmen könnte, ob die Spieler das "große" Spiel leisten könnten und wollten und ob die Abenteuer dem Anspruch des GRW nachkommen würden. Kurz: Je mehr ich vom GRW las, desto zwiegespaltener zwischen "total bekloppt" und "potentiell großartig" empfand ich das Zeug.
Die Fertigkampagne bestätigte meine Befürchtung mit ihrem doofen Star Trek Prinzip: Die Führungskräfte (SC) haben bitte alles zu machen, der Rest an Crew ist Beiwerk. (Auf eine eigene Kampagne hatte ich keine Lust und war auch mit dem 40K-Hintergrund nicht vertraut genug. Außerdem leite ich lieber modifiziertes Kaufkram.)
Das Spiel lief zunächst nicht schlecht, aber die Spieler fanden sich, wie erwartet, nicht so richtig in die Rolle der Führer von "planeteneinäschernden Sternenschiffen mit 5000 Mann Besatzung" hinein. Ich mußte z.B. den Militärchef immer wieder daran erinnern, daß er 50 Elitesoldaten unter seinem Kommando hätte, die er gern auch mal einsetzen dürfte. Es war ein wenig wie Star Wars Space Opera mit 5000 gesichtslosen Angestellten. Hmja.
Mir als SL bereitete der typische 40K-Grim-Gritty-Stil immer mehr Probleme, und ich fand ihn nur noch albern bis dämlich. So ließ dann auch die Motivation auf allen Seiten nach, und man merkte meiner Spielleitung wohl auch an, daß ich mich über die Szenen, die Kampagne und vor allem über 40-Giganto-K selbst ziemlich lustig machte - teils zurecht, teils wohl übertrieben.
Einer der Spieler war aber eingefleischter 40K-Fan, der sich schließlich nicht nur über diese Entwicklung beschwerte, sondern ziemlich und unerwartet grob verbal zulangte, was der Rest der Gruppe befremdlich fand und ich nicht hinnehmen wollte, da es übertrieben und teilweise unfair war.
Fazit: Wir wechselten zu einem anderen Setting und wurden wieder froh und eifrig, aber besagter Spieler verließ nach vielen gemeinsamen Spieljahren wegen der ungeklärten Differenzen die Gruppe.
Lehre: Wenn man als SL keine Lust auf ein Setting hat und es sogar dullig findet, sollte man das der Gruppe lieber heute als morgen verkünden und schnellstmöglich das Setting wechseln.
Ein Gutes hatte dieses Versagen allerdings: Mir wurde endgültig klar, daß ich mich als SL und als Spieler in jenen etwas bodenständigeren Settings am wohlsten fühle, in denen normale Personen auch normale Leben führen können. Somit fand ich wieder glücklich zu Star Wars, Traveller, Splittermond, nun auch DSA und Co.