Der Ansatz eines D&D-Spielers ist ein anderer als der eines BRP-/RQ-Spielers - beides kann zu einer Betriebsblindheit führen bzw. zu einem Unverständnis, was dem jeweils anderen an der anderen Spielweise denn so missfällt.
Dabei sind deine Aussagen erfrischend parteilich einerseits (D&D), aber gleichzeitig auch offen dafür, sich auf das andere einzulassen (sonst würdets du den Quark ja auch kaum lesen und spielen wollen).
Es ist also kein System-Verahuen, sondern Verständnisfragen "von der anderen System-Seite". Und das ist erhellend (für mich zumindest), auch für RQ/ BRP selbst.
Ich find's auch sehr interessant, gerade als jemand, der D&D selbst in seinen mir sympathischsten Ablegern 13th Age und DCC einfach ganz grundlegend nicht versteht und andererseits früher drei BRP-basierte Systeme gerne und häufig gespielt hat.
Für mich war bei den BRP-Sachen immer typisch, dass ein Charakter, wenn man ihn einmal hatte, wertetechnisch - vor allem aber spielmechanisch! - im Großen und Ganzen so blieb. Dadurch und durch die Tödlichkeit habe ich diese Systeme immer als sehr zugänglich und "realistisch" empfunden - im Gegensatz zum von mir ebenfalls viel gespielten DSA konnte ich mir z.B. bei Sturmbringer immer vorstellen, dass da jemand mit einer Axt vor meinem Charakter steht, die ihm, wenn es schlecht läuft, ganz schnell den Schädel spalten kann. Mir hat das gefallen, allerdings sind unsere Sturmbringer- und Cthulhu-Runden auch mit schöner Regelmäßigkeit heftig entgleist, sodass die Kampagnen alle kurz blieben.
Diese BRP-Merkmale sind für mich jedenfalls als Ausweise "guter" klassischer (im Gegensatz zu Indies) Systeme hängengeblieben: Tödlichkeit und der Umstand, dass man keine neuen Regelbausteine hinzulernen muss, wenn man seinen Charakter steigert, sondern normalerweise einfach nur etwas besser in dem wird, was man eh schon kann.
In D&D steckt dagegen ja ziemlich prinzipiell die starke Progression (sowohl HP als auch Trefferchancen im Kampf) und (zumindest bei späteren Editionen, bei früheren bin ich mir nicht so sicher) das ständige hinzulernen irgendwelcher neuen Fähigkeiten, die eigene Mechanismen einführen oder an bestehenden drehen, drin. Darüber kratze ich mir halt bis heute den Kopf: Irgendwie kann ich nie sicher sein, das System jetzt zu überschauen, muss mich immer wieder mit den neuen Fähigkeiten meines Charakters auseinandersetzen und noch dazu irgendwie daran glauben können, dass seine Kompetenz sich in rasendem Tempo vervielfacht. Das sind alles Sachen, die D&D-Systeme für mich irgendwie wahnsinnig artifiziell machen. Man kann das spielen, ich kann mir auch vorstellen, warum das Spaß macht (mir allerdings nicht so recht), aber ich "glaube" das meiste, was da passiert, nicht. In einer BRP-Runde geht für SC manchmal vielleicht wahnsinnig viel schief (manchmal rocken sie auch total, ist halt sehr würfelglückabhängig), aber irgendwie kann ich mir immer vorstellen,dass dieser ganze Scheiß passieren würde.