Ah, eins meiner Lieblingsthemen
Wenn ich eine Checkliste für die Schnellbewertung von Systemen schreiben müsste, wären die Grapplingregeln auf jeden Fall dabei...
Ich greife mal ein paar Systeme raus:
1) Black Crusade (stellvertretend für die 40K-Reihe)
a) Ein Ringkampf startet mit einem erfolgreichen Wurf auf den Weapon Skill (umfasst alle Nahkampfangriffe).
Danach sind die Teilnehmer im Ringkampf "gefangen", bis sich einer losreißt oder derjenige, der die Oberhand hat, freiwillig loslässt.
Der Verteidiger kann auch im Ringkampf bleiben und versuchen, die Oberhand zu gewinnen.
Wer die Oberhand hat, hat verschiedene Optionen, u.A. automatisch Schaden verursachen, den Gegner in eine Richtung bewegen oder zu Boden bringen. Dazu gehören i.d.R. vergleichende Stärkewürfe.
b) Einzig eine Waffe mit Paradebonus macht hier einen Unterschied. Ansonsten ist kein Schaden für den Angreifer bei einer erfolgreichen Abwehr verregelt, obwohl es z.B. auch Waffen gibt, die im bewaffneten Zweikampf Sondereffekte für erfolgreiche Abwehr haben.
c) Größere Gegner sind meistens sowieso schon mal stärker und erhalten die Differenz der Größenkategorie als Bonus auf erfolgreiche Grappling-Würfe.
Bis zu zwei Leute pro Seite können unterstützend wirken.
Solange der Größen- und Stärkeunterschied also nicht zu groß wird, kann man zu mehreren einen großen Gegner schon ganz gut zu Fall bringen, kontrollieren u.Ä..
Im Ansatz finde ich das ganz ok geregelt.
An Hausregeln würde ich wohl Waffenschaden für erfolgreiches Verteidigen des ersten Angriffes einführen sowie zumindest auf Seite des Kontrollierenden die Möglichkeit, eine geeignete Waffe einzusetzen. Auch Entwaffnen fehlt mir als Option.
2) Twilight 2013:
a) Ringen wird beim Nahkampfangriff angesagt und verursacht keinen Schaden, sondern erzeugt einen Kontrollwert in Höhe des Netto-Erfolgsgrades. Der Kontrollwert dient als Berechnungsgrundlage für Abzüge beim Gepackten und als Schwellenwert für bestimmte Manöver (Angriffe, Entwaffnen, Würgegriffe etc.).
b) Wie bei jeder Verteidigung mit Waffe gegen einen unbewaffneten Angreifer besteht eine 50%-Chance, den normalen Waffenschaden am angreifenden Körperteil anzurichten.
Allerdings kann der Angreifer auch mit einer geeigneten Waffe ringerisch angreifen, um dies zu umgehen.
c) Es gibt bei T2013 keine Monster o.Ä., von daher bewegt sich alles im normalen menschlichen Rahmen.
Dennoch fehlen Regeln, um jemanden zu Boden zu bringen.
Die würde ich dementsprechend noch einfügen wollen. Eine Regelung, wie mehrere gegen einen ringen, ist zwar nicht explizit aufgeschrieben, ergibt sich aber logisch aus den normalen Ringen-Regeln.
Zuletzt würde ich die Berechnung der Abzüge durch den Kontrollwert ändern, was - ohne zu weit ins System einzusteigen - den Angreifer etwas besser dastehen lässt und ringerische Angriffe von mehreren gegen einen wesentlich unkomplizierter macht.
Für GURPS gibt es übrigens eine gesonderte Grappling-Erweiterung, die ebenfalls mit Kontrollpunkten arbeitet und auch ziemlich exotische Sonderfälle abdeckt (merke: nicht gegen superstarke Cyber-Oktopusse ringen, das geht immer schief
).
Die führt mir dann aber für normale Zwecke doch zu weit.
3) Savage Worlds:
a) Ringen ist ein normaler Angriff mit dem Effekt, dass ein Gegner davon gepackt und bei gutem Erfolg sogar angeschlagen (= sehr eingeschränkt handlungsfähig) ist.
In folgenden Runden kann der Gepackte sich zu befreien versuchen und der Packende Schaden anrichten.
b) Hier ist nichts geregelt; Waffe gegen Waffenlos gibt es RAW nur in Form einer Erschwernis für einen unbewaffneten Verteidiger, nicht aber umgekehrt.
c) Auch hier ist erst mal nichts gesondert geregelt.
Weiterführend verlinke ich einfach mal auf
diesen Thread, der meine Hausregelgedanken beinhaltet
4) Corporation
a) Ringen ist eine vergleichende Probe auf Stärke + Nahkampfwert über 3 Runden. Wer am Ende mehr Punkte übrig behält, ist der Sieger, hat den anderen fixiert und kann ab dann automatisch Schaden in Höhe seiner Stärke anrichten.
Wer im Verlaufe dieser 3 Runden den Punktevorteil hat, kann sich entscheiden, den Ringkampf abzubrechen.
Ist man im Nachteil, muss man weiterringen.
Dreckige Tricks und Waffeneinsatz sind explizit als SL-Entscheid genannt.
Es gibt ein spezielles Nahkampftraining, mit dem dieser Prozess auf eine einzelne Probe (und eine einzelne Aktion) reduziert wird. Verliert der Verteidiger, ist er sofort fixiert und kann gar nicht mehr handeln; verliert der Angreifer, ist der Verteidiger lediglich nicht fixiert.
b) Keine gesonderte Regelung.
c) Mehrere gegen einen addieren ihre übrig behaltenen Punkte, so dass der Einzelne es sehr schwer hat, sich hier auf Dauer zu entziehen.
An Hausregeln würde ich hier für die erste Runde einen Waffenbonus ansetzen. Im "normalen" Nahkampf darf der Unbewaffnete seinen Verteidigungswert nicht nutzen; das kann man hier umdrehen und die Waffenfertigkeit des Verteidigers entweder als Würfelbonus für diesen oder als Abzug für den Angreifer anrechnen.
Es gibt allerdings ein Training, mit dem man immer als bewaffnet gilt, das wäre hier analog zu verwenden - die Regelung fiele dann also einfach wieder weg.
Waffeneinsatz während des Ringkampfes, dreckige Tricks u.Ä. würde ich fest verregeln wollen.
Wenn beide das entsprechende Nahkampftraining haben, würde ich die vergleichende Probe beidseitig machen, so dass das Ergebnis nach einer Runde feststeht und auch der Verteidiger den Angreifer fixieren kann.