Hi Leute,
ich lese hier im Tanelorn mittlerweile schon ziemlich lange mit. Lange genug, um gemerkt zu haben, dass hier ziemlich oft extrem hilfreiche Diskussionen um Spielweisen und Abenteuerkonzepte zu finden sind. Das würde ich gerne auch nutzen und stelle euch hier ein Konzept für einen Konflikt zwischen mehreren politischen Fraktionen im Nordosten Midgards vor. Mein Wunsch wäre, dass ihr das Konzept kritisch hinterfragt und Feedback hinterlasst. Bereiche dafür wären z.B.: inwiefern so ein Setting euch langweilen könnte/würde, worauf man aufpassen muss, dass das nicht passiert. Oder auch: ob das Ganze realistisch genug ist. Oder: ob ihr es anders/besser aufziehen würdet. In diese Richtung sollte die Diskussion hier gehen, wenn ich es mir wünschen dürfte.
Und nun zu dem Setting:
Aufgrund eines vorhergehenden Abenteuers ist die Stadt Saragin am Rande der Belogora, der Weißen Berge, durch eine Seuche, ein Feuer und ein darauf beruhendes Pogrom gegen Zauberer und Zwerge zerstört und von den Menschen und Zwergen verlassen worden. Die Stadt ist erbaut auf sehr alten Ruinen, die aus grauer Vorzeit stammen und war schon immer ein Handelszentrum, weil sie günstig am Ende des schiffbaren Teils eines großen Flusses, der Brega, liegt. Die Stadt liegt direkt an ausgedehten Minen, die einst von den Zwergen bewirtschaftet wurden, später von Menschen wiederentdeckt und bis vor kurzer Zeit von Menschen und Zwergen gemeinsam ausgebeutet wurden. Diese Minen sind reich an Erzen, aber auch voll von uralten Stollen und Höhlen, in denen hungrige Trolle und bösartige Kobolde leben. Über der Stadt thront eine ziemlich uneinnehmbare Festung.
Als die Zwerge vor einem Jahr fast alle dem Pogrom zum Opfer gefallen waren, die Menschen zum großen Teil von Seuche und Feuer dezimiert und der Fürst der Stadt geflohen war, kamen Kobolde und Trolle aus den Minen und raubten und plünderten die entvölkerte Stadt, sowie töteten die übrigen Menschen, die es nicht rechtzeitig in die Festung geschafft hatten. In der Stadt breiteten sich die Trolle aus. Da es sich um Bergtrolle handelt, die nicht lichtempfindlich sind, nisteten sich die Trolle in der Stadt ein und blieben. Die Bewohner der Festung hielten noch einige Zeit länger durch. Zwar wurden sie Tag für Tag von durch unterirdische Löcher eindringenden Kobolden bedrängt, konnten sie aber immer noch zurückschlagen. Bis eines Tages ein Drache aus den Bergen sich aufschwang, der die Festung zu seinem neuen Hort und die Kobolde zu seinem neuen Dienervolk auserkoren hatte. Er schleifte die Türme der Festung, vernichtete die Widerständler und richtete sich im Thronsaal ein. Den Kobolden befahl er, alle Reichtümer, die sie finden konnten, ihm in den Thronsaal zu bringen. Waffen und Nahrung könnten sie behalten. Dafür würde er sie vor den Trollen außerhalb der Festung beschützen. Von der Gegenwart des Drachen wissen die Menschen bis heute nichts, bzw. nichts genaues. Alle Augenzeugen sind tot und der Drache ist selten außerhalb des Thronsaals anzutreffen.
Nun ist seit dem Feuer gut ein Jahr vergangen. Die Menschen und Zwerge haben ihre Wunden geleckt. Die Fürstin Mirka Belogorska, die die ganze Gegend der Belogora ihr Reich nennt und bis damals auch Saragin dazu zählen konnte (als eine von zwei Städten der Belogora), will die verlorene Stadt unbedingt zurück, besitzt aber nicht genügend Kampfkraft, um die Trolle zu vertreiben. Daher hat sie verkünden lassen, dass all Jene, die sich ihr bei der Rückeroberung Saragins anschließen, in der Stadt mitnehmen dürfen, was sie möchten und tragen können. Da die Stadt einst sehr reich war, ist das ein ziemlicher Anreiz für Söldner, Räuber und Plünderer. Zudem hat sie ausrufen lassen, dass auch Frauen in diesem Feldzug mitkämpfen dürfen - ein ziemlich revolutionärer Gedanke - und dass diejenigen, die sich dabei hervortun, von ihr persönlich geehrt und in eine besondere Garde berufen werden. Die Fürstin kann sich solche revolutionären Sachen leisten, sie ist ohnehin als exzentrischer Sonderling bekannt.
Derzeit sammeln sich also diese Freischärler in der Nähe von Saragin.
Mein Abenteurergruppe - alles gestandene Abenteurer, die sich am oberen Ende der mittleren Grade (M5 Grad 14-18) befinden - haben sich in die Höhlen und Gänge unter der Stadt geschlichen und von da aus in die Festung. Sie sind dort, weil sie vor längerer Zeit mal geschworen haben, eine besessene Silberrüstung zu einem Nachfahren des sie besetzenden Geistes zu bringen und ihn damit zu erlösen. Die Rüstung hatten sie damals bei dem Feuer in der Stadt zurücklassen müssen.
Nun haben mittlerweile aber auch die Waelinger im Norden beschlossen (ein Gott hat ihnen einen Fingerzeig geschickt, lange Geschichte), eine große Vidhingfahrt auszurüsten und die Stadt für sich zu gewinnen. Einerseits tun sie damit ihrem Gott einen Gefallen, was für viel Zulauf an Helden und Recken sorgte, andererseits möchte der Jarlkunr, der König der Waelinger und Oberhaupt des größten waelischen Stammes der Freden, dass die Stadt unter waelische Kontrolle gebracht wird. Da sie von See aus schiffbar ist und über Holz- und Erzreichtum verfügt, sowie gut befestigt und schwer einnehmbar ist, wäre sie eine ideale Grenzbefestung und würde die Grenzen der waelischen Gebiete weit nach Süden und Osten verschieben - faktisch wäre die bislang ziemlich menschenleere Wolfsebene zwischen Wyrdsee im Westen und Belogora im Osten dann waelisches Gebiet und die Waelinger würden die Brega, den großen Strom, der die Wolfsebene von den moravischen Wäldern trennt, beherrschen. Es wäre also ein großer Gewinn für die Waelinger. Schließlich kommt noch hinzu, dass die Waelinger gute Beziehungen zu den Zwergen haben - und die haben von der Fürstin der Belogora und ihren moravischen Untertanen im Moment die Nase voll - sie haben das Pogrom nicht vergessen und sehen Saragin auch als "ihre" Stadt an (historisch gesehen sind sie schon viel länger in der Belogora als die Menschen).
Jetzt schildere ich, was passieren würde, wenn die Abenteurer nicht eingreifen. Sie sollen eingreifen, denn die verschiedenen Fraktionen werden sich sonst zu Ungusten der Menschen und Zwerge selbst behindern und am Ende vernichtet werden. Die Abenteurer sollen das nach Möglichkeit durch die Weitergabe von Informationen, die sie durch ihre eigene Expedition in die Stadt haben, und durch Schlichtung und Deeskalation verhindern. Wen sie dabei final unterstützen, sich zum Herrn der Stadt aufzuschwingen, sollen sie entscheiden und je nachdem soll es passende Folgen geben. Damit die Abenteurer das Zünglein an der Waage sind. Also was würde ohne die Abenteurer passieren:
Die Waelinger fahren mit vielen Langschiffen die Brega hinauf und sie haben Zwerge dabei, die wiederum Material für große Belagerungsmaschinen mitgenommen haben. Sie machen in der Nähe der Stadtmauern fest, schlagen Holz,entfachen große Feuer um die Trolle von Angriffen abzuschrecken und halten die Trolle solange ab, bis die Zwerge die Belagerungsmaschinen zusammengebaut haben - Triboke, die sie mit brennenden ölgetränkten Felsbrocken laden. So wollen sie die Trolle von Ferne dezimieren, um dann in die Stadt einzufallen, sobald die Trolle in ihrer Anzahl nennenswert weniger geworden sind. Nicht so ganz geradlinig wie man es von Waelingern kennt, aber schließlich wollen sie ja nur ein "ausgewogenes" Kräfteverhältnis schaffen.
Die Fürstin Mirka reagiert (falsch) mit aggressivem Verhalten und schickt einen Boten, der die Waelinger auffordern soll, sich entweder anzuschließen unter ihren Bannern oder zu verschwinden. Das beantworten die Waelinger natürlich dann mit ihrer Lieblingsantwort: Axt in Kopf. Die Männer der Fürstin sind wütend und sinnen nach Rache - sie versuchen, die Langboote der Waelinger zu zerstören, da sie einen offenen Kampf nicht riskieren wollen (und können).
In der Zwischenzeit hat der Drache beschlossen, nicht mehr tatenlos zuzusehen und fliegt zur Überraschung und zum Schrecken der Waelinger und Zwerge sowie der Söldner der Fürstin, die aus sicherer Entfernung beobachten, einen Angriff auf das Lager der Belagerer. Er speit Feuer auf die Triboke und zerstört das Lager mit seinem Angriff. Dann zieht er sich wieder zurück.
Gleichzeitig verübt ein Spezialtrupp der Söldner der Fürstin den Angriff auf die Langboote, die in sicherer Entfernung und mit nur wenig Bewachern festgemacht sind. Der Angriff gelingt unter Verlusten auf beiden Seiten auch größtenteils und der Hauptteil der Flotte geht in Flammen auf.
Die Waelinger müssen sich geschlagen zurückziehen und mit den Resten ihrer Flotte abziehen. Ihre Offensive ist vernichtend geschlagen. Von dem Drachen wussten sie ja nichts, sie sind also nicht nur kopfmäßig dezimiert, sondern auch moralisch.
Den Söldnern geht es nicht viel anders. Durch das Auftauchen des Drachens verliert das ganze Unternehmen an Sinnhaftigkeit. Niemand glaubt mehr, die Stadt zurückerobern zu können, wenn man sich dabei einem Drachen stellen muss - zusätzlich zu den Trollen und Kobolden. Die Söldner zerstreuen sich, das Lager wird abgerissen.
Soweit erstmal. Einige Gedanken habe ich mir noch zu anderen Fraktionen gemacht, die eingreifen könnten:
- Der Großfürst im fernen Geltin, ist der mächtigste Fürst der Moraven und ein ausgewiesener Feind der Fürstin der Belogora. Einst sagten sich die Belogora-Fürsten vom Großfürsten los, obwohl dessen Heer die Belogora erst von den Tegaren freigekämpft hatte. Der Großfürst ist sich zwar auch der Gefahr der Landnahme durch die Waelinger bewusst, aber die Belogora-Fürsten dürften ihm persönlich mehr Ärger bereiten als die Sorge um die Waelinger vor dem moravischen Kernland.
- der Magistrat der freien Stadt Slamohrad, ist unsicher, wie er sich verhalten soll. Einerseits ist eine Landnahme der Waelinger nur wenige 100 Kilometer vor ihrer Stadt (die fast an der Brega liegt) eine unübersehbare Gefahr, andererseits haben sie schon seit langem prosperierende Beziehungen zu den waelischen Godren, die sogar eine Minderheit der Bewohner der Stadt ausmachen, von denen einige Familien ständig dort wohnen und Bürgerrechte haben (dürften).
- der Fürst von Warogast, der zweitmächtigste Fürst Moravods, sieht in den Waelingern die größere Gefahr und versucht, den Großfürst davon zu überzeugen. Ansonsten tut er aber nichts, da seine Machtmittel begrenzt sind und er sehen will, wie sich der Konflikt weiter verhält.
Uff. Das ist jetzt ganz schön viel Text geworden. Danke schon mal an alle, die bis hierher durchgehalten haben. Ich freue mich auf eure Kommentare, falls ihr noch Kraft zum Schreiben übrig habt...
LG,
Euer Kosch