Vorab: Ich liebe Jim Butchers Harry Dresden-Reihe und finde daher sowieso, dass er keine Zeit für andere Bücher hat.
Auf die Schnelle: Eine Steampunk-Geschichte nach Rollenspiel-Art, die mäßig mitreißend, mäßig logisch und wenig begeisternd ist.
Die Romanwelt: Die Menschen leben in sog. Spires, das scheinen sehr hohe Bauten zu sein, die eine Vorzivilisation hinterlassen hat. Die Erdoberfläche ist voller Monster, da geht man nicht hin. Zwischen den Spires kann man mit Luftschiffen reisen, die durch Kristalle oben gehalten und durch Segel und Dampfmaschienen angetrieben werden. Holz ist teuer und kostbar. Die Spires scheinen jeweils eine europäische Zivilisation zum Thema zu haben, die Protagonisten kommen aus Albion, dass an ein vikorianisches England mit Gleichberechtigung angelehnt ist. Die Feinde kommen aus Spanien, und Griechenland wird auch erwähnt. Es gibt neben Menschen noch Warriorborns, die löwenhafte Züge haben, aber Menschen sind. Katzen können reden, aber nicht jeder versteht sie. Es gibt Zauberer, aber die sind alle ziemlich verrückt. Gekämpft wird mit dem Schwert und Lichtstrahlen, die aus Kristallen kommen. Sprengstoff ist unzuverlässig, Pistolen daher riskant.
Die Handlung: Die Protagonisten werden beschrieben, finden zusammen (weil es einen Auftraggeber gibt), erleben ein Abenteuer, dass mit einem Schiffskampf endet.
Problem: Die Damen sollen viktorianisch sein. Das ist aber eine sehr förmliche Zeit, die stark auf dem Unterschied der Geschlechter basiert. Die Gleichberechtigung der Frauen ist da nur so irgendwie reingefummelt, ohne dass man sich darüber Gedanken gemacht hätte, warum das so geht - oder wie die Zeit wohl ausgesehen hätte, wenn Frauen gleichberechtigt gewesen wären. Viel des "weiblichen" Daseins (Gedankenstruktur, Kleidung, Teetrinken) passt überhaupt nicht da rein, wenn man gleichzeitig Kapitänin oder Soldatin ist. Eine Protagonistin soll auch noch eine trotzköpfige Adlige sein, die jetzt aus dieser "Gesellschaftsstruktur" ausbrechen will...
Die "Gruppenstruktur" führt dazu, dass es keinen Protagonisten gibt, der Hauptsympathieträger ist. Zum Teil wird die Geschichte auch aus der Sicht eines Gegners erzählt. Das alles wirkt nicht anbindend auf mich und hat mich nicht gepackt. Und dann noch sprechende Katzen *SEUFZ* - die auch zwischendurch Erzähler sind. Also ganz anders als Harry, der ja alleiniger Erzähler ist.
Plusseite: Jim Butcher kann schreiben, das Erzähltempo ist hoch, Kämpfe sind spannend, die Luftschiffe irgendwie auch cool. Es gab durchaus Stellen, wo ich weitergelesen habe, obwohl ich eigentlich längst hätte schlafen sollen, vor allem gegen Ende hin.