Eine Sache, die mir noch aufgestoßen ist, v.a. weil ich grad erst die entsprechende TNG-Folge gesehen habe: Klingonische Leichen sind doch eigentlich wertlose Hüllen.
Und jetzt gibts da plötzlich so einen Totenkult? Das hat mich fast am meisten gestört.
Ist mir auch recht deutlich aufgefallen, weil ich die Folge vor nicht allzu langer Zeit gesehen habe
Gar keine Form von Totenkult oder Begräbnisritus finde ich einerseits schon ziemlich fremdartig und andererseits passt es mMn gut dazu, dass die Klingonen u.A. Weltraumsowjets sind.
Das ist schon ein netter Kontrast zum sonstigen ritualisierten und tradierten Gedöns, das die so mit sich rumschleppen.
Jedenfalls sind die Klingonen einer der Punkte, wo man ziemlich deutlich merkt, dass es eben doch ein Reboot ist.
Die Erklärung mit den verschiedenen Klingonenkulturen ist bis jetzt ziemlich hanebüchen und wird es auch bleiben, weil man mbMn in der ganzen Serie keine "originalen" Klingonen sehen wird. Weder ihre Schiffe noch ihre Haltung noch ihr Aussehen.
Die Mischung aus religiösem Gedöns und Kulturprotektionismus als Motivation der Klingonen finde ich bislang eher missraten, zumal man für die Glaubwürdigkeit so einer Opferrolle ein armes unterdrücktes Volksstämmchen sein muss und kein souveränes Sternenreich. Aber da sich ja auch nicht alles nur um den Krieg mit den Klingonen drehen wird, soll es mir erstmal egal sein.
Ich nehme mal an, dass ich da nicht der einzige bin; vielleicht spekulieren Drehbuchautoren da drauf? ^^
Die spekulieren da nicht nur drauf, sondern arbeiten beim neuen Serienstil ganz gezielt damit, solche Sachen mit entsprechenden Schnitten, künstlicher Hektik und schnell herbeigezauberten Nebenschauplätzen zu überdecken.
Ich bin da blöderweise relativ "empfindlich" in dem Sinne, dass mir so was ziemlich leicht auffällt* und bei den o.g. Erzähltechniken dann auch direkt die Warnlampe angeht und ich noch mehr aufpasse.
Das ist einer der Gründe, warum ich auf viele neumodische Serien so gereizt reagiere. Die ganze Welt überschlägt sich vor Begeisterung, wie clever die doch gemacht wären und wie gut alles zusammenpasst, was für ein Planungsgenie den Plot entworfen hat usw. und ich denke mir alle fünf Minuten "so ein hirnverbrannter Schwachsinn".
Richtig nervig ist das dann, wenn man die gleichen Plotverläufe mit geringstem Denkaufwand auch ohne das ganze Blendwerk hinbekommen kann.
*im Großen wie im Kleinen. So bin ich auch direkt über Sareks Satz gestolpert: "Der halbe Quadrant kann den neuen Stern sehen". Am Arsch
Die Geschichtsinteressierten der nächsten Jahrzehnte und Jahrhunderte können sich irgendwann mal den neuen Stern ansehen
Dazu auch:
gestört hat mich, ähnlich wie YY, ein bisschen die Pseudodramatik von Michaels Entscheidung zur Meuterei - Burnham fliegt ihre Position ja einfach von Sareks Seite her zu
Daran sieht man schön, wie sehr man der neuen Erzählweise schon verhaftet ist.
Da muss Frau Burnham auf einmal gaaanz dringend von der Brücke abtreten, um schnell mal mit dem Ziehvater zu reden und kommt dann auf der Brücke ganz steil mit dessen Aussage aus der Kurve, ohne zu erwähnen (oder ernsthaft gefragt zu werden), woher sie das auf einmal hat. Es ist doch kein Geheimnis, wie sie zu Sarek steht und es wäre überhaupt nichts dabei, das offenzulegen.
Stattdessen fängt sie ohne Not mit irgendwelchem "Vertrau mir!"- und "Wie oft habe ich in den letzten 7 Jahren falsch gelegen?"-Scheiß an, dreht dann unter vier Augen mit dem vulkanischen Nervengriff voll auf, zieht es dann aber wenige Sekunden später nicht mal richtig durch.
Das weiß die doch selbst, was diese Aktion für Folgen hat; wenn man so eine Entscheidung trifft, dann muss man auch alles daransetzen, dass man sie durchgedrückt bekommt.
Aber dann fängt sie auf der Brücke halbgares Verschleiern an in die Richtung "ich will nur vorbereitet sein, falls es nötig wird", statt viel mehr Druck zu machen.
Und am Ende kommt dann eben auch nichts dabei rum, obwohl es doch wesentlich dramatischer gewesen wäre, wenn sie den Angriff tatsächlich durchgeführt hätte. Dann hätte man nämlich die Frage offen gelassen, ob sie den Krieg angefangen hat und ob es eine bessere Lösung gegeben hätte.
So wird auf der Shengzhou alles eingefroren, der weitere Verlauf wird komplett von den Klingonen bestimmt und unterm Strich wird auf diese Weise ganz viel Potential mit dem Holzhammer herbeipostuliert und im nächsten Zug direkt wieder verschenkt.
Das sind genau die Erzählmuster, von denen ich auch weiter oben im Thread spreche.
Drama als Selbstzweck, aber nie richtig durchgezogen, sondern immer nur Hü und Hott in ständigem Wechsel.
Das Gespräch mit Sarek hätte man genau so in einer etwas unaufgeregteren Situation einbringen und den anderen Charakteren offenlegen können und wenn die Klingonen dann noch ein, zwei ambivalente Signale gesetzt hätten, hätte sich die Diskussion um die Vorgehensweise völlig nachvollziehbar ergeben und die Eskalation hätte wesentlich organischer gewirkt.