1.) Er hat ihn nur erwischt, weil er ins Schleudern gekommen ist. Er hat alles versucht, was er konnte, um das zu verhindern (selbst auf Kosten seiner Passagiere).
Ich habe mir die Szene gerade noch einmal angeschaut: Nix Suggestion.
Kilgrave ist einfach abgelenkt, weil er Jessica wieder voll unter Kontrolle bringen will. Er bemerkt den Bus zu spät und macht eine allgemeine, abwehrende Handbewegung. Der Busfahrer verliert einfach nur die Kontrolle über sein Fahrzeug, weil er in Panik gerät.
Wie gesagt, es würde auch gar nicht passen bzw. wäre ein Widerspruch: Es ist unmöglich, dass der Fahrer eines herannahenden Fahrzeugs bereits Kilgraves Pheromonen (Die wurden in der Serie auf Viren abgeändert, aber das Prinzip bleibt dasselbe, weshalb ich mal bei den Pheromonen der Comic-Vorlage bleibe ...) ausgesetzt ist und auf irgendwelche - wie auch immer geäußerte - Anweisungen von ihm reagieren könnte.
3.) Es wurde niemals gesagt, dass verbale Befehle zwingend nötig sind (z.B. versucht Killgrave in der Zelle auch mit einem geschriebenen Befehl zu beeinflussen - was nur scheitert, weil die Zelle luftdicht ist).
Eben. Kontakt mit Kilgraves Pheromonen ist unumgänglich nötig, um empfänglich für seine Suggestion zu sein und gesprochene Worte sind der schnellste Weg, um präzise Anweisungen zu erteilen. Natürlich geht es notfalls auch mal anders, aber das dauert entweder oder ist (zum Beispiel mit Gesten) tendenziell missverständlich: Selbst wenn man den Wunsch hätte, Kilgraves zu Willen zu sein, wüsste man ja nicht zwingend, was er meint, wenn er Pantomime macht.
Ja, aber du hast gesagt dass die Gruppe Killgrave nachstellen und ihn lange genug beschatten soll, um seinen groben Zeitplan rauszufinden.
Habe ich zwar nicht, aber wie schon angemerkt: Das muss man für *jeden* Entführungsplan machen und wurde ja auch so gemacht. Wenn man nicht weiß, wo man zuschlagen kann, kann man nicht zuschlagen. Wie man dann zuschlägt, lässt aber etliche Optionen offen, wovon in der Serie die denkbar umständlichste gewählt wird, bei der mehr schief gehen kann, als nötig wäre. Wobei es dann ja auch schief geht, was ein Pluspunkt wäre, wenn das Scheitern nicht die Folge von Handlungen wäre, die in Schlüsselmomenten (für mich) nicht nachvollziehbar sind.
1.) Öfter als du denkst.
Okay, dann formuliere ich es anders: Keine Ahnung, warum du unvermittelt stehen bleibst und dir den Dunst über New York anschauen möchtest und wie groß dabei die Wahrscheinlichkeit ist, dass du es genau dort machst, wo gerade auf dem Dach jemand auf dich lauert, aber in der Serie wird nirgends gezeigt, dass Kilgrave derartige Verhaltensmuster aufweisen würde. Er geht von da, wo er ist dorthin, wo er hin will und schaut dabei - oh Wunder - in Laufrichtung, so lange er keinen Grund hat, stehen zu bleiben und/oder woanders hin zu kucken.
Außerdem stellt sich das Problem, dass man auf ein Dach kommen muss, wissen muss das Killgrave da vorbeikommt, und dann im richtigen Moment springen muss (wenn man so hoch ist, dass man nicht bemerkt wird, kann man auch den Bürgersteig direkt unter dem Gebäude nicht sehen).
Bei *jedem* Zugriff ist es problematisch, der Zielperson am richtigen Ort aufzulauern. Wenn man aber zufällig jemanden dabei hat, der aus dem Stand aufs Dach und wieder herunter springen kann, ergeben sich dafür deutlich mehr Möglichkeiten. Und ich rede hier nicht von schwindelerregenden Höhen, in denen man aufgrund der Entfernung vom Bürgersteig aus nicht mehr zu erkennen ist, sondern einfach eine erhöhte Position, die auch ein (vermutlich bereits überdurchschnittlich vorsichtiger) Kilgrave nicht im Blick behalten kann. Wenn du unterstellst, er würde ständig die Giebel der Häuser absuchen, an den er vorbei geht, dann prüft er *erst recht* alle möglichen Verstecke von Angreifern zu ebener Erde.
2.) Einen Meter oder einen halben macht einen RIESIGEN Unterschied, wenn es gegen einen Typen geht, der nur "Stop!" zu rufen braucht, um dich aufzuhalten.
Wie bereits geschrieben, wenn jemand überraschend stehen bleibt, landet man *dichter* an ihm dran oder auf ihm drauf. Kann natürlich sein, das Kilgrave auch ständig ganz spontan in den Sprint übergeht oder sich alle fünf Meter einmal um die eigene Achse dreht oder generell auf allen Achsen rotiert wie ein Gyroskop. Kann alles sein, wäre aber noch affiger als das, was mich bereits jetzt stört.
3.) Dass die Fallbeschleunigung dafür sorgt, dass man auf der Person landet, halte ich für Bullshit-Science. Eine derart punktgenaue Landung ist schlicht unrealistisch.
Das sei dir unbenommen. Wir reden hier aber nicht von Absprüngen aus Flugzeugen oder auch nur von Basejumping, sondern von einer (Ex-) Superheldin, die vom Dach einer Mietskaserne in Hell's Kitchen springen kann, ohne sich dabei alle Knochen zu brechen. Auf der Höhe braucht man keinen Vorhalt und keine Luftströmungen berücksichtigen (und genau ist auch die Fallbeschleunigung kaum relevant). Da springt man einfach und landet da, wo man landen will. Als normaler Mensch wäre man dann tot oder krankenhausreif, als Jessica Jones könnte man der Person vor sich in den Schwitzkasten nehmen oder ausknocken, bevor diese auch nur das Geräusch der Landung verarbeitet hat.
Man wäre dann zwar in Kilgraves Fall dessen Pheromonen ausgesetzt, aber er könnte keinerlei Anweisungen äußern, weil er gerade Sternchen zählen oder gar nichts mehr machen würde. Die Person, die den Zugriff vornimmt, dürfte natürlich keinerlei Kontakt mit Kilgrave haben, sobald dieser zu Bewusstsein kommt (und bis die Pheromone aus dem Kreislauf heraus sind), aber auch das wäre ein geringes Problem, wenn man im Team arbeitet.
Es wurde EXPLIZIT klargestellt, dass ein Unterschied zwischen normalen Schlafen/Bewusstlosigkeit (Befehle von Killgrave wirken weiter) und dieser speziellen Art von Anästhesiedroge (betäubt die Teile seines Gehirn, welche seine Kräfte steuern - und befreit damit etwaige "Selbstmordattentäter" in seinem Umfeld) besteht. Wenn du nur mit einem halben Ohr zuhörst, wenn die Serie dir was erklärt, kann ich dir auch nicht helfen.
Ich habe die Serie offenbar genauer verfolgt als du, sonst wären dir die Widersprüche auch aufgefallen: Denn es wird ebenso festgestellt, dass Kilgraves Einfluss nach gewisser Zeit von allein abflaut, *egal* ob er bei Bewusstsein ist oder nicht und *egal* ob er noch in der Nähe ist oder nicht. Er darf nur keine Möglichkeit haben, seinen Einfluss auf die Person zu erneuern, hat also ohnehin keine permanente Kontrolle. Ferner wird gezeigt, dass er Personen, die er unter Kontrolle hat, Befehle einpflanzen kann, die auch noch eine ganze Weile wirksam sind, nachdem er die direkte Kontrolle aufgibt - aber auch das hält nicht ewig an, da sich ja Leute finden, die von Kilgrave beeinflusst wurden, sich später daran erinnern und sich in der Kanzlei melden können.
Wie auch immer, der Einfluss von Kilgrave ist - in den Comics wie in der Serie - rein biologisch, also nicht übernatürlich im eigentlichen Sinne und am ehesten mit dem Stich einer Wespe vergleichbar. Wenn dich eine Wespe sticht und du betäubst oder erschlägst die Wespe anschließend, tut der Stich trotzdem weiter weh - und zwar so lange, bis die Wirkung des Wespengiftes nachlässt. Durch das Betäuben oder Töten der Wespe erreichst du aber, dass sie dich erst einmal oder niemals wieder stechen kann.
Sie muss ihn immer noch packen und zum Van schleifen - das geht mit der "Belästigungs"-Karte nicht so gut (im schlimmsten Fall kommen ein paar Typen, welche ihr "helfen" wollen, ihn zur Polizei zu bringen). Maximale Panik verursachen ist tatsächlich der erfolgsversprechenste Weg in diesem Fall.
Oder Will taucht in seiner Polizeiuniform auf, verfrachtet den vermeintlichen Sittenstrolch in seinen Streifenwagen und bittet auch das vermeintliche Opfer Jessica, ihn - vermeintlich für die Zeugenaussage - aufs Revier zu begleiten. Ob die Scharade abzurunden, könnte er noch schnell die Personalien von ein, zwei zufällig ausgewählten Beobachtern aufnehmen und diese bitten, sich ggf. als Zeugen zur Verfügung zu stellen, "obwohl das bei derart klarer Sachlage wohl kaum nötig sein wird". Dann ab mit Kilgrave ins Versteck, während sich am Entführungsort die Zeugen freuen, dass die Polizei manchmal doch so schnell vor Ort ist und man selbst weiter keine Scherereien hatte.
Um die Sache mal abzukürzen: Der ganze Plot entzieht sich mir an vielen Stellen der allgemeinen Logik und widerspricht sich konzeptionell zu oft selbst, als dass mir die Serie ernstlich gefallen könnte. Wenn du das anders siehst, ist das jedoch okay für mich. Schau die Serie und führe auch darüber hinaus ein glückliches Leben in persönlicher, beruflicher, religiöser und sexueller Erfüllung.