Autor Thema: [Rant] Charaktere hochspielen  (Gelesen 33962 mal)

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eldaen

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Re: [Rant] Charaktere hochspielen
« Antwort #150 am: 7.12.2015 | 12:03 »
Dann bist du doch genau an dem Punkt, das zu fordern, was etliche Systeme auf die eine oder andere Art liefern - wie gesagt: Fate, Ubiquity, The One Ring, RuneQuest, Unknwon Armies, diverse World-of-Darkness-Dinger, DungeonWorld &Co, in gewissem Maße auch 13th Age ...
Kurz: Über was für Systeme rantest du hier eigentlich ganz konkret?

Och, wenn ich das so genau wüsste... ;) Ich hab zum Beispiel grad ziemlich die Nase voll von dem Powergaming und dem Gamismus einer Shadowrun Runde, war schwer frustriert, weil ich einen D&D Dieb Stufe 1 gespielt habe, der von den Regeln künstlich hervorgerufen nichts konnte, und so... Von solchen Spielen und Spielern rede ich. Und davon, dass selbst in vielen Systemen, die inzwischen Charakterspiel mehr bedenken, imernoch der Fokus sehr stark auf dem anderen Bereich liegt.

Ich sag ja gar nciht, dass cih besser spiele als die - auf keinen Fall. Ich will nur anders spielen als die und bin daher grade etwas genervt.

Achamanian

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Re: [Rant] Charaktere hochspielen
« Antwort #151 am: 7.12.2015 | 12:05 »

Ich sag ja gar nciht, dass cih besser spiele als die - auf keinen Fall. Ich will nur anders spielen als die und bin daher grade etwas genervt.

Das kann ich verstehen ... ich habe aber nach wie vor den Eindruck, dass dein Problem eher wenig mit Regelsystemen zu tun hat.

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Re: [Rant] Charaktere hochspielen
« Antwort #152 am: 7.12.2015 | 12:07 »
Man muss sich halt grob auf einen Geschmack einigen....
.... und brauch dafür ein System, dass nicht zu viel Drall in die "falsche" Richtung hat.... aus Sicht der Geschmackseinigung.
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eldaen

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Re: [Rant] Charaktere hochspielen
« Antwort #153 am: 7.12.2015 | 12:12 »
Naja, wenn das System das fördert oder dem keinen Riegel vorschiebt? Oder die einfache tatsache, dass der großteil der Regelwerke inhaltlich hauptsächlich mit den Kompetenzen und nciht mit dem Charakter befasst sind, dann entsteht finde ich zwangsläufig der Eindruck, dass das so schon richtig ist, dass es beim RPG hauptsächlich darum geht.

Ich hab ja auch gute Runden. Aber die entsprechenden Systeme zu meistern oder zu spielen ist für mich eher anstrengend und langweilig, weil immer wieder gute interessante Ideen an Kompetenzen scheitern oder gar nicht erst zustande kommen. Ich möchte einen Kompetenteren Dieb spielen - wo ist bitte das Problem? Klar kann man das irgendwie hinbekommen, aber das tut man dann trotz der Regeln, nicht wegen der Regeln. Und ich würde mir wünschen, dass es a) mehr Systeme gibt, die das befördern, weil dann b) vielleicht in der allgemeinen Wahrnehmung (und die ist nunmal durch D&D, Shadowrun, DSA geprägt) mehr Fokus auf den interessanten Geschichten liegt und c) möchte ich sowas mehr leiten und vor allem spielen. Mit den entsprechenden Leuten.

Achamanian

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Re: [Rant] Charaktere hochspielen
« Antwort #154 am: 7.12.2015 | 12:14 »
Und ich würde mir wünschen, dass es a) mehr Systeme gibt, die das befördern, weil dann b) vielleicht in der allgemeinen Wahrnehmung (und die ist nunmal durch D&D, Shadowrun, DSA geprägt) mehr Fokus auf den interessanten Geschichten liegt und c) möchte ich sowas mehr leiten und vor allem spielen. Mit den entsprechenden Leuten.

Hm, dann musst du wahrscheinlich zu uns ins Indie-Paradies Berlin kommen!

Offline Weltengeist

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Re: [Rant] Charaktere hochspielen
« Antwort #155 am: 7.12.2015 | 12:19 »
Wenn wir uns doch hoffentlich darauf einigen können, dass keine Rollenspielregeln die Realität umfassend und fehlerfrei abbilden können, und das je nach Genre des RPGs auch gar nicht gewollt ist - warum sollte es dann für den Aspekt Regeln geben, wenn es für den Charakteraspekt keine gibt? Warum könnt ihr euch darauf einigen, was ein Trauma in einer gewissen Situation zwischen einem Charakter und seiner Umwelt auslöst, wenn ihr euch ohne Regeln nicht mal darauf einigen könnt, den Typen vor euch auf kurze Entfernung mit einer pistole zu erschießen?

Das ist jetzt wieder so ein untaugliches Extrembeispiel. Wenn man etwas entspanntere Beispiele wählt, wird aber schnell ein Schuh draus: Wir tun das, weil es unserer Erfahrung mit der wirklichen Welt entspricht. Wir gehen zumindest davon aus (auch wenn die Neurobiologen teilweise was anderes sagen), dass es einen freien Willen gibt. Dass ich, auch wenn ich schüchtern bin, über meinen Schatten springen und eine Frau ansprechen kann, die mich fasziniert. Dass ich, obwohl ich eigentlich sehr risikoavers bin, trotzdem auf diesen baufälligen Turm klettere, um ein Kind zu retten. Solche Sachen. Andererseits lehrt uns die Erfahrung, dass ich mir noch so sehr vornehmen kann, Roger Federer beim Tennisspiel zu schlagen oder den AES zu knacken - es wird nicht passieren.

Und genau das bilden - wenn auch abstrahiert - Rollenspielregeln ab. Wenn es um Fertigkeiten gibt, setzen sie klare Grenzen, die etwas mit dem zu tun haben, was der Char gelernt hat. Wenn es dagegen um Verhaltensweisen geht, unterstellt man einen freien Willen (je nach System etwas in die eine oder andere Richtung geschubst, aber tendenziell doch). Mir scheint das eigentlich nicht unplausibel.

P.S.: Ich habe übrigens die Erfahrung gemacht, dass Systeme wie PDQ# oder Wushu, die keine solchen harten Begrenzungen setzen, bei sehr vielen Spielern schnell in eine einzige Abfolge von "Und jetzt gelingt mir das... und jetzt gelingt mir das... und jetzt mache ich das ganz toll..." ausarten. Auch dafür gibt es sicher eine Klientel, aber ich fand's auf Dauer eher langweilig.
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Offline Nebula

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Re: [Rant] Charaktere hochspielen
« Antwort #156 am: 7.12.2015 | 12:31 »
war schwer frustriert, weil ich einen D&D Dieb Stufe 1 gespielt habe, der von den Regeln künstlich hervorgerufen nichts konnte, und so...

warum kann ein Stufe 1 Dieb nix? bzw. weniger als ein anderer Stufe 1 Char?

Wenn du schon auf Stufe 1 nix kannst, dann liegt das aber nicht an den D&D Regeln (wo ich mal ausgehe, daß du 3.5 meinst)

Aber selbst da kann ein Dieb nicht nix ^^

Offline Boba Fett

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Re: [Rant] Charaktere hochspielen
« Antwort #157 am: 7.12.2015 | 12:31 »
Ich bin überzeugt, das Problem ist keines aus eine System erzeugtes, sondern letztendlich ein "ich spiele mit den falschen Leuten" oder "ich muss die Leute dazu bewegen, so zu spielen, wie ich mir das wünsche".
Klar beeinflusst ein Powerbelohnsystem das Verhalten der Spieler.
Aber es beeinflusst nur und steuert nicht. Und man kann sich das auch bewusst machen und von dem auch lösen.

Anstatt 100 neue Systeme zu suchen, würde ich mir lieber die Arbeit investieren, die Leute zu bekehren oder mir passende Leute zu suchen.

Konkretes Beispiel:
Hexer, wir haben uns schon lange über Harnmaster und Aera ausgetauscht.
Systeme und Settings, die Dich ziemlich anmachen.
Beide beinhalten diesen Belohnungsaspekt eigentlich nur gering.
Und beide bieten ein faszinierendes Setting, wo man erstmal den Fokus darauf legen kann, sich mit der Welt und dem Charakter und nicht mit den Werten zu befassen.
Warum spielst/spielleitest Du also etwas anderes?

Und wenn Du schon an "was neues" (anders kann ich deine Frage nach Systemen, die Dinge und Sachen besser untersützen) herangehst,
warum spielst Du nicht Anfangs erstmal freestyle ohne Werte, bis die Leute in ihren Rollen drin sind.
Bis sie genug Atmo eingeatmet haben, um sich mit der Welt und der Rolle befassen zu wollen?
« Letzte Änderung: 7.12.2015 | 12:36 von Boba Fett »
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Offline Crimson King

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Re: [Rant] Charaktere hochspielen
« Antwort #158 am: 7.12.2015 | 12:33 »
Das ist doch lächerlich. Spieler lassen sich bei jedem Sch...ß, bei jeder Fertigkeit, Probe, jedem Attribut, Talent, sonstwas andauernd von den Regeln Vorschriften machen, weil ÜBERALL GENAU geschrieben steht, was sie wie wann machen dürfen.

Das ist falsch. Üblicherweise steht nicht in den Regeln, wer was wann machen darf, sondern wie die Aktion ausgewertet wird und wer gerade das Erzählrecht hat. Es ist eine konstuierende Eigenschaft von Rollenspiel, dass Spielercharaktere jede innerhalb der Spielweltlogik plausible Handlung durchführen dürfen. Es gibt wenige Systeme, die härter verregeln, DnD 4 mit seinen Powers z.B., die man nicht nach Belieben anwenden darf. Üblich ist das aber nicht.
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eldaen

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Re: [Rant] Charaktere hochspielen
« Antwort #159 am: 7.12.2015 | 12:34 »
Das ist jetzt wieder so ein untaugliches Extrembeispiel. Wenn man etwas entspanntere Beispiele wählt, wird aber schnell ein Schuh draus: Wir tun das, weil es unserer Erfahrung mit der wirklichen Welt entspricht. Wir gehen zumindest davon aus (auch wenn die Neurobiologen teilweise was anderes sagen), dass es einen freien Willen gibt. Dass ich, auch wenn ich schüchtern bin, über meinen Schatten springen und eine Frau ansprechen kann, die mich fasziniert. Dass ich, obwohl ich eigentlich sehr risikoavers bin, trotzdem auf diesen baufälligen Turm klettere, um ein Kind zu retten. Solche Sachen. Andererseits lehrt uns die Erfahrung, dass ich mir noch so sehr vornehmen kann, Roger Federer beim Tennisspiel zu schlagen oder den AES zu knacken - es wird nicht passieren.

Und genau das bilden - wenn auch abstrahiert - Rollenspielregeln ab. Wenn es um Fertigkeiten gibt, setzen sie klare Grenzen, die etwas mit dem zu tun haben, was der Char gelernt hat. Wenn es dagegen um Verhaltensweisen geht, unterstellt man einen freien Willen (je nach System etwas in die eine oder andere Richtung geschubst, aber tendenziell doch). Mir scheint das eigentlich nicht unplausibel.

Aber wann es einem gelingt, über den eigenen Schatten zu springen, seine Zwänge, Manien, Habiti, schlciht seine Prägungen zu überwinden, oder wann einen eine Phobie befällt oder nicht, das ist doch genauso in Frage wie ob ich einen Menschen auf ein paar Meter Entfernung Treffen kann oder nicht. Federer ist doch genau so ein Extrembeispiel. Das wäre den meisten auch ohne Regeln klar. Deswegen argumentiert doch auch niemand gleich, gar keine Regeln haben zu wollen, weil sonst die "Freiheit seines Charakters" eingeschränkt wäre. Klar sind Regeln gut, wenn man jemanden spielen will, der über Fähigkeiten verfügt, über die man selbst nciht verfügt. Aber welchen vernünftigen Grund (außer dem subjektiven, meinetwegen nachvollziehbaren Grund, dass man darauf keine Lust hat) gibt es, der einen glauben lässt, man könne jemanden, der grundlegend andere Lebenserfahrungen, Prägungen und Probleme hat als man selbst sehr wohl ohne Regeln (oder zumindest Techniken und Hilfestellungen) darstellen? Warum brauche ich zwangsläufig für Fertigkeiten außerhalb meines Erfahrungsraumes als Spieler also so viele Regeln und Steigerungen, und warum brauche ich für die Charaktereigenschften keine? Die sind mi doch zumeist ebenso fremd oder gar noch viel fremder. Und gerade wenn sie sich doch eben nicht mit der Alltagserfahrung decken, dann brauche ich doch Hilfestellung - und nciht bei alltäglichen Sachen und Fertigkeiten...


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Re: [Rant] Charaktere hochspielen
« Antwort #160 am: 7.12.2015 | 12:38 »
Ich hole mal in die andere Richtung aus:
Charakterspiel fällt nicht vom Himmel, es entsteht aus dem Spiel. Und in klassischen Runden ist es die SL, die Themen und Interaktionsmöglichkeiten vorgibt. Die einfachste Möglichkeit, Spieler dazu zu bringen, eine Persönlichkeit und keine Werte-Ansammlung zu spielen, ist es, als SL Situationen zu präsentieren, in denen die Spieler über die Persönlichkeit ihrer Charaktere interagieren können, und nicht über ihre Werte: Mit NSCs reden, in Streitfragen Standpunkte beziehen, bedeutungsvolle Entscheidungen treffen, die über "ich greif mit Zauber X an" hinausgehen, ...


Offline Crimson King

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Re: [Rant] Charaktere hochspielen
« Antwort #161 am: 7.12.2015 | 12:40 »
Och, wenn ich das so genau wüsste... ;) Ich hab zum Beispiel grad ziemlich die Nase voll von dem Powergaming und dem Gamismus einer Shadowrun Runde, war schwer frustriert, weil ich einen D&D Dieb Stufe 1 gespielt habe, der von den Regeln künstlich hervorgerufen nichts konnte, und so... Von solchen Spielen und Spielern rede ich.

Das hättest du ggf. mal konkretisieren sollen. Einem Rant über DnD/Shadowrun-Powergamer hätte wohl so ziemlich jeder hier zugestimmt.

Jenseits dieser Systemwelten ist Powergaming allerdings alles andere als weit verbreitet, und auch bei DnD gibt es schon aufgrund der gigantischen Spielerzahl speziell im englischsprachigen Raum genügend Spieler, die nicht die Powergaming-Schiene fahren. Aber selbst Powergamer können, da schließt sich der Kreis, auch gute Charakterspieler sein, sogar beides gleichzeitig.
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eldaen

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Re: [Rant] Charaktere hochspielen
« Antwort #162 am: 7.12.2015 | 12:41 »
Es ist eine konstuierende Eigenschaft von Rollenspiel, dass Spielercharaktere jede innerhalb der Spielweltlogik plausible Handlung durchführen dürfen.

(Fettzeichnung von mir)

Aber das ist es ja nicht. Erstens ist da mal die Frage, welche Handlung vor dem Hintergrund des Charakters, den man darstellt (und der eben auch einer der wichtigsten Bestandteile der Spielwelt ist), als plausibel anerkannt wird. Zweitens dürfen Spieler nicht jede plausible Handlung durchführen, sie dürfen jede Handlung durchführen.

Sie werden in den meisten Systemen lediglich durch Erfolgsaussichten beschränkt. Das hat aber weniger mit den Charaktereigenschaften als mit den Kompetenzen zu tun - nicht Prägung sondern Ausbildung. Sich ohne Konsequenzen gegen den Charakter verhalten zu können ist nicht Freiheit, das ist Willkür.

Und sich als System damit nicht zu befassen zeigt eindeutig, wie schwierig das Thema erstens ist und wo da dann stattdessen der Fokus des gesamten Spiels gesetzt wird.


eldaen

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Re: [Rant] Charaktere hochspielen
« Antwort #163 am: 7.12.2015 | 12:44 »
Das hättest du ggf. mal konkretisieren sollen. Einem Rant über DnD/Shadowrun-Powergamer hätte wohl so ziemlich jeder hier zugestimmt.

Jenseits dieser Systemwelten ist Powergaming allerdings alles andere als weit verbreitet, und auch bei DnD gibt es schon aufgrund der gigantischen Spielerzahl speziell im englischsprachigen Raum genügend Spieler, die nicht die Powergaming-Schiene fahren. Aber selbst Powergamer können, da schließt sich der Kreis, auch gute Charakterspieler sein, sogar beides gleichzeitig.


Das ändert aber doch ncihts daran, was das jeweilige System fördert und was es (relativ) unter den Tisch fallen lässt. Und dass es Ausnahmen gibt, sehe ja sogar ich im Rant-Modus ein. :)

Das neue Star Wars ist übrigens auch so ein Beispiel, wo der gesamte inhaltliche und Marketing Fokus nur darauf liegt, was mein Charakter alles tolles neues lernen kann... *gähn*

Offline Crimson King

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Re: [Rant] Charaktere hochspielen
« Antwort #164 am: 7.12.2015 | 12:44 »
Das ist jetzt wieder so ein untaugliches Extrembeispiel. Wenn man etwas entspanntere Beispiele wählt, wird aber schnell ein Schuh draus: Wir tun das, weil es unserer Erfahrung mit der wirklichen Welt entspricht. Wir gehen zumindest davon aus (auch wenn die Neurobiologen teilweise was anderes sagen), dass es einen freien Willen gibt. Dass ich, auch wenn ich schüchtern bin, über meinen Schatten springen und eine Frau ansprechen kann, die mich fasziniert. Dass ich, obwohl ich eigentlich sehr risikoavers bin, trotzdem auf diesen baufälligen Turm klettere, um ein Kind zu retten. Solche Sachen. Andererseits lehrt uns die Erfahrung, dass ich mir noch so sehr vornehmen kann, Roger Federer beim Tennisspiel zu schlagen oder den AES zu knacken - es wird nicht passieren.

Und genau das bilden - wenn auch abstrahiert - Rollenspielregeln ab. Wenn es um Fertigkeiten gibt, setzen sie klare Grenzen, die etwas mit dem zu tun haben, was der Char gelernt hat. Wenn es dagegen um Verhaltensweisen geht, unterstellt man einen freien Willen (je nach System etwas in die eine oder andere Richtung geschubst, aber tendenziell doch). Mir scheint das eigentlich nicht unplausibel.

P.S.: Ich habe übrigens die Erfahrung gemacht, dass Systeme wie PDQ# oder Wushu, die keine solchen harten Begrenzungen setzen, bei sehr vielen Spielern schnell in eine einzige Abfolge von "Und jetzt gelingt mir das... und jetzt gelingt mir das... und jetzt mache ich das ganz toll..." ausarten. Auch dafür gibt es sicher eine Klientel, aber ich fand's auf Dauer eher langweilig.

Toller Post - bis auf die seltsamen PDQ#-Erfahrungen. ;) Die decken sich so gar nicht mit meinen.
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Offline Abd al Rahman

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Re: [Rant] Charaktere hochspielen
« Antwort #165 am: 7.12.2015 | 12:45 »
Ich würde sagen: Der gute Rollenspieler schaut sich seine steigenden Werte an und passt den Charakter sekner Spielfigur entsprechend an.

Während er am Anfang seiner Karriere bibbernd vor dem einen Ork steht, ist er nach 10 Jahren von 10 Orks nur mäßig beeindruckt.

Zu gutem Charakterspiel gehören immer auch die Werte. Die hängen schließlich nicht in der Luft. Das was gelernt wird, refektiert in Fertigkeiten orientierten Systemen immer auch die erlebten Abenteuer.

Offline Nebula

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Re: [Rant] Charaktere hochspielen
« Antwort #166 am: 7.12.2015 | 12:48 »
nichts ist schlimmer als in der Hintergrundgeschichte: Held vom Berg der alleine einen Riesen erschlagen hat, der dann aber gerade so mit einem entlaufenen Hund fertig wird :( oder der Meistermagier der nur Zaubertricks drauf hat.

Offline Boba Fett

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Re: [Rant] Charaktere hochspielen
« Antwort #167 am: 7.12.2015 | 12:49 »
Das ändert aber doch nichts daran, was das jeweilige System fördert und was es (relativ) unter den Tisch fallen lässt.

Äh ja, aber das ist doch kein Argument.
Schaut man sich an, was DSA1 konnte und förderte und was es unter den Tisch fallen ließ (quasi fast alles), dann hätten wir es damals aus dem Geschenkepapier auspackend, die Box öffnend doch gleich wieder vergessen können. Box zu, Papierkorb, Danke, Tante Anna, *gähn*
Das entscheidende ist doch, dass Rollenspiel viel mehr ist, als die Summer aller im Regelwerk stehenden Elemente.
Wenn ein Rollenspiel nur Kampfregeln hat, spielt man dann nur Kampf?
Oder nutzt man die Kampfregelen, wofür sie gemacht sind und spielt den Rest eben so...?

Ich finde die inzwischen echt moderne Erwartungshaltung, dass uns Dinge immer 100% abnehmen und 100% Sicherheit geben sollen, echt zum schreien.
Nimm mal die Leute in die Verantwortung, die mit Dir spielen und nicht das System. Und den Spielleiter, dass er die Charaktere der Leute entsprechend an die Spielwelt heranführt.
Fixierung auf Spielwerte kommt doch auch aus oben genannter Erwartungshaltung und das Empfinden, dass da sonst oft auch nichts anderes ist als "Spielwerte".
« Letzte Änderung: 7.12.2015 | 12:53 von Boba Fett »
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Offline Weltengeist

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Re: [Rant] Charaktere hochspielen
« Antwort #168 am: 7.12.2015 | 12:49 »
Federer ist doch genau so ein Extrembeispiel.

Ja, aber auch wenn es weniger extrem wird, hast du Leute, die in ihren Fertigkeiten besser sind als andere. Die gewinnen dann halt nicht immer, aber meistens. Mit bestimmten Wahrscheinlichkeiten. Und das regeln die Spielregeln.

Klar könnte man einen ähnlichen Mechanismus auch beim Verhalten einführen. Das widerspricht aber massiv unserem Weltbild. Wir haben unsere ganze Gesellschaft auf die Annahme (manche würden sagen: die Illusion) aufgebaut, dass es einen freien Willen gibt, dass ich selbst entscheide, wie ich mich verhalte. Warum sollte mir ein Spiel Spaß machen, bei dem ich plötzlich WENIGER Entscheidungsfreiheit zugestanden bekomme als im Alltag? Ich sage: "Ich renne jetzt los und versuche, meinen Freund da aus dem brennenden Auto rauszuholen". Dann würfeln wir, und der Spielleiter sagt: "Nein, du rennst weg, aber du darfst beschreiben, wie du wegläufst und wie du dann damit umgehst, dass dein Freund tot ist. Ach nee, tust du nicht - wir würfeln aus, wie du darauf reagierst." Sowas würdest du spielen wollen - ernsthaft???
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Re: [Rant] Charaktere hochspielen
« Antwort #169 am: 7.12.2015 | 12:50 »
Zitat von: Abd al Rahman
Zu gutem Charakterspiel gehören immer auch die Werte.

Nein, das stimmt einfach nicht. Ich habe es anders erlebt.
[...] the real world has an ongoing metaplot (Night´s Black Agents, The Edom Files, S. 178)

eldaen

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Re: [Rant] Charaktere hochspielen
« Antwort #170 am: 7.12.2015 | 12:52 »
Ich bin überzeugt, das Problem ist keines aus eine System erzeugtes, sondern letztendlich ein "ich spiele mit den falschen Leuten" oder "ich muss die Leute dazu bewegen, so zu spielen, wie ich mir das wünsche".
Klar beeinflusst ein Powerbelohnsystem das Verhalten der Spieler.
Aber es beeinflusst nur und steuert nicht. Und man kann sich das auch bewusst machen und von dem auch lösen.

Absolut! Nur muss man das auch erstmal erkennen und benennen, um etwas ändern zu können. ich habe den Eindruck, vielen Spielern (gar nciht mal Leuten hier im :T: ) ist das nciht so bewusst...

Anstatt 100 neue Systeme zu suchen, würde ich mir lieber die Arbeit investieren, die Leute zu bekehren oder mir passende Leute zu suchen.

Konkretes Beispiel:
Hexer, wir haben uns schon lange über Harnmaster und Aera ausgetauscht.
Systeme und Settings, die Dich ziemlich anmachen.
Beide beinhalten diesen Belohnungsaspekt eigentlich nur gering.
Und beide bieten ein faszinierendes Setting, wo man erstmal den Fokus darauf legen kann, sich mit der Welt und dem Charakter und nicht mit den Werten zu befassen.
Warum spielst/spielleitest Du also etwas anderes?

Und wenn Du schon an "was neues" (anders kann ich deine Frage nach Systemen, die Dinge und Sachen besser untersützen) herangehst,
warum spielst Du nicht Anfangs erstmal freestyle ohne Werte, bis die Leute in ihren Rollen drin sind.
Bis sie genug Atmo eingeatmet haben, um sich mit der Welt und der Rolle befassen zu wollen?

Der Thread nach dem unterstützen von Charakterspiel kam nicht von mir! Damit hab ich nix zu tun! :D

Aber als Antwort:

1. Ich spiele ja schon mit Leuten das, ein bisschen was von dem, was ich gerne mag. Aber leider auch das, was ich nicht so gerne mag. Vor allem spielleite ich beides nur, und spiele nicht selbst.

2. Finde mal Leute hier in der Provinz, die sowas spielen wollen. Ischa schon beinahe unmöglich, überhaupt Leute zu finden, die nicht nur D&D, DSA oder SR spielen. Sind also schlicht nicht da.

3. Ich rante doch bloss ein wenig. Ich such doch gar nciht nach ner Lösung für ein Problem -  ich muss doch nur ab und zu n büschn schimpfen. ;)

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Re: [Rant] Charaktere hochspielen
« Antwort #171 am: 7.12.2015 | 12:52 »
Naja, wenn das System das fördert oder dem keinen Riegel vorschiebt? Oder die einfache tatsache, dass der großteil der Regelwerke inhaltlich hauptsächlich mit den Kompetenzen und nciht mit dem Charakter befasst sind, dann entsteht finde ich zwangsläufig der Eindruck, dass das so schon richtig ist, dass es beim RPG hauptsächlich darum geht.
Da stellt sich meist die alte Frage "Ab wann ist man kompetent?" UND "Was muss/darf er sonst noch können?"
Zitat
Ich hab ja auch gute Runden. Aber die entsprechenden Systeme zu meistern oder zu spielen ist für mich eher anstrengend und langweilig, weil immer wieder gute interessante Ideen an Kompetenzen scheitern oder gar nicht erst zustande kommen. Ich möchte einen Kompetenteren Dieb spielen - wo ist bitte das Problem? Klar kann man das irgendwie hinbekommen, aber das tut man dann trotz der Regeln, nicht wegen der Regeln. Und ich würde mir wünschen, dass es a) mehr Systeme gibt, die das befördern, weil dann b) vielleicht in der allgemeinen Wahrnehmung (und die ist nunmal durch D&D, Shadowrun, DSA geprägt) mehr Fokus auf den interessanten Geschichten liegt und c) möchte ich sowas mehr leiten und vor allem spielen. Mit den entsprechenden Leuten.

In der Tat kommen mir da Splittermond und DSA5 sehr entgegen.
Nahezu 100% liegen in der Verantwortung des Spieler, wie er seinen Char zusammenstellt.
Der Kampf spielt eine Rolle, aber keine dominante und man wird motiviert auch in den Nichtkampfbereich Punkte zu investieren.

Der Rest ist Spielleitersache. Wenn ich den Spielern signalisiere "Kampf ist zweitrangig" und "Interaktion ist wichtiger" ergeben sich schon ganz andere Herangehensweisen (auch im Charakterbau), als wenn "90% gemaxte Kämpfer + 1 Magier" Usus bzw No-Brain-Abenteuerlösung darstellen.

Gefördert wird das ganze noch dadurch, wenn Spielleiter und Abenteuer und System auch mal außergewöhnliche Lösungen bzw Idee belohnen.
Deshalb bevorzuge ich mittlerweile "Alle Wege führen nach Rom-Railroading" ggü klassischem Railroading.
Ganz ohne kann ich bisher auch nicht,
aber bei dieser Variante bringen die Spieler mehr Ideen ein, mehr Charakterspiel und wirken weniger "austauschbar".
Gleichzeitig leveln sie spontaner und individueller auf als wenn gleich sofort klar wäre: "Steigert X und Y, alles andere braucht ihr eh nicht."

-----
Weshalb ich aber auch etwas strikt gegen "vorgefertigte Charakterzüge" habe:
Man entwickelt sich, ergo ändern sich auch Vor- und Nachteile zumindest charakterlicher Art.
Der Zuckerbäcker lernt nicht nur zu kämpfen.
Der weltfremde Elf wird auch weniger weltfremd.
Der Ritter hinterfragt seine Prinzipien oder verzweifelt (was aber auch wiederum was neues wäre)
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Re: [Rant] Charaktere hochspielen
« Antwort #172 am: 7.12.2015 | 12:53 »
Sich ohne Konsequenzen gegen den Charakter verhalten zu können ist nicht Freiheit, das ist Willkür.

Lies noch mal Weltengeists Ausführungen zum freien Willen.

Natürlich kann ein Spieler, der im Ausspielen seines Charakters in keinster Weise eingeschränkt ist, einen vollkommen inkonsistenten Charakter darstellen. Aber warum sollte er das tun?

Ich halte schon die Vorstellung, einen Charakter anhand einer Reihe von Schlagworten beschreiben zu wollen, für komplett unsinnig. Die Darstellung dieses Charakters auf diese Begriffe festnageln zu wollen, wäre eine rollenspielerische Urkatastrophe.

Wie ein Charakter ist, ist nun mal nicht greifbar, nicht formalisierbar. Dazu ist die Thematik viel zu komplex.
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Re: [Rant] Charaktere hochspielen
« Antwort #173 am: 7.12.2015 | 12:54 »
Ich würde sagen: Der gute Rollenspieler schaut sich seine steigenden Werte an und passt den Charakter sekner Spielfigur entsprechend an.

Da isses doch: WErte vor Charakter. Ich würde sagen, der gute RollenspielerTM oder besser: Das gute Rollenspiel passt das System den Charakteren an.

Charakter geht vor Spielwerte.

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Re: [Rant] Charaktere hochspielen
« Antwort #174 am: 7.12.2015 | 12:55 »
Der Thread nach dem unterstützen von Charakterspiel kam nicht von mir! Damit hab ich nix zu tun!

Naja, abgesehen davon, dass der von dir gestartete Thema das andere ausgelöst und du da entsprechend auch mitgewirkt also auch mitgestaltet hast... ;)
Aber schalten wir den Besserwissermodus mal ab.
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!