Und zumindest alle oWoD Spieler scheinen meine Definition zu teilen.
Viele oWoD-Spieler glauben auch, ein spezifisches Erzählspiel zu spielen. Natürlich nehmen die dann jede Definition an, die ihr Spiel als besonders narrativ auszeichnet. Das ist ähnlich wie bei den Klischee-DSAlern.
Tatsächlich ist das ungefähr so wie bei Pathfinder. Ja, man kann mit Pathfinder eine Geschichte erzählen (und den neueren Abenteuerpfaden ist nach meinem Eindruck meistens eine nette Geschichte unterlegt), aber in erster Linie ist das ein Spiel mit Regeln und Mechanismen zum Figurenschubsen und Werte optimieren. Genauso bei oWoD: Klar gibt es einige Regeln, oder Regelversatzstücke, die darüber hinausgehen, "dunkle" Wertemonster und im Stil von Dracula vs. Megagodzilla gegeneinander kämpfen zu lassen, aber das Erzählen einer Geschichte ist eigentlich der vom Regelwerk ausgesparte Teil. Wenn bei oWOD-Runden trotzdem im praktischen Spiel am Tisch das Erzählen im Vordergrund steht, dann kommt das daher, dass a) im "weichen" Teil der Erklärungen und Spielleiter-Ratschläge so oft das Wort Storytelling fällt und b) die tatsächlichen Regeln, also Fertigkeits- und Kampfregeln, nicht mal besonders gut sind, dass es Spaß macht, damit herumzuwürfeln.
Im Endeffekt führt das zu diesen Runden, wo "narratives Spiel" mit "Verwendung des Settings fast ohne Anwendung der Mechaniken" gleichgesetzt wird.
Das ist aber kein narratives Rollenspiel. Bei einem narrativen Rollenspiel greifen Mechanismen merklich in den gemeinsamen Vorstellungsraum ein, bestimmen Regeln den Verlauf der Geschichte mit. Das ist etwas anderes als Rollenspiel, bei dem "die Regeln der Geschichte nicht im Weg stehen" (darunter würde ich jetzt mal als Schnellschuss z.B. die OSR-Schiene setzen) oder Rollenspiel, bei dem man "die Regeln zugunsten der tollen Geschichte ignorieren soll" (DSA, oWoD, vieles aus dem "Mainstream").