Da Filme ihre Inhalte zu einem nicht unerheblichen Teil über Dialoge vermitteln, empfinde ich das genau andersherum.
Gerade deswegen ist das ein sehr schmaler Grat.
Mit "korrekten" bzw. plausiblen Änderungen in der Alltagssprache wird das schnell unverständlich und man hat als Filmemacher nichts gewonnen.
So was kann als Alleinstellungsmerkmal wie bei Gibsons Jesus-Film oder Apocalypto funktionieren, aber es hat ja seinen Grund, warum in historischen Filmen i.d.R. modernes Englisch bzw. Deutsch gesprochen wird
Kleinere Redewendungen und so was wie bei Firefly können da durchaus zur Atmosphäre beitragen, aber wer würde ernsthaft eine SF-Serie oder einen Film mit unverständlichen Dialogen schauen, die nur deswegen untertitelt sind, weil man als heutiger Mensch die Menschen in der Zukunft eben nicht versteht?
Bevor man "berechtigt" wäre, mit so was anzufangen, müssten ganz andere Sachen auf den Plausbilitätsprüfstand.
Sicherlich war es manchmal schräg, wenn beispielsweise ein Jean-Luc Picard auch in eindeutigster Lage noch seine höchsten, selbst für extreme Moralisten noch übertriebenen Prinzipien angelegt hat, die ein heutiger Captain eines (quasi-militärischen) Schiffs weder in dem Maße haben, noch in vergleichbaren Situationen anlegen würde.
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Das dürfte der Punkt sein. So jemand würde heute nicht ranghoher Offizier im Militär.
Dass so jemand heute nicht ranghoher Offizier würde, sei mal dahingestellt - es werden noch ganz andere Vögel Offizier, bei denen man viel grundlegendere Sachen kritisieren kann als ihre Prinzipientreue...
Und wenn man mal die NATO-Perspektive verlässt und sich anschaut, was der restliche Teil des Planeten so fabriziert - da gibts Leute, die gibts gar nicht.
Picard hat über weite Strecken den Riesenvorteil, dass seine Haltung mit den Vorschriften übereinstimmt oder zumindest von ihnen gedeckt wird. Da wird ein James Kirk wohl viel mehr "schöngeschrieben" haben in seinen Berichten...
Kirk und Picard gemeinsam ist, dass sie extrem selten von ihrem etablierten Muster abweichen.
Ein Ben Sisko agierte dagegen viel pragmatischer und flexibler - oft aus dem Bauch heraus entscheidend - nach der Maxime "Der Erfolg gibt mir Recht".
Daran musste man sich erst einmal gewöhnen.
Bei Sisko hat es allerdings für den Betrachter funktioniert, während das prinzipiell Gleiche bei Janeway zu völliger Beliebigkeit verkam und den Charakter inkompetent und unsympathisch wirken ließ.
Insgesamt scheint Starfleet jedenfalls ein Laden zu sein, der seinen Leuten deutlich mehr zutraut und sie mal machen lässt, als das heute in vergleichbaren bzw. vergleichbar großen Organisationen der Fall ist.
Das ist natürlich auch den Rahmenbedingungen geschuldet.
Bis auf die wenigen Ausnahmen, wo diese Rahmenbedingungen aus Ploterfordernissen außer Kraft gesetzt werden und das Sternenflottenkommando dem jeweiligen Captain in Echtzeit im Nacken sitzt...
Danke an Buddy Fantomas an die ausführlichen Kritiken. Star Trek war immer ein Spiegel seiner Zeit, auch wenn es die Verhältnisse hinterfragte. Diesem Hinterfragen mangelt es dem "neuen Star Trek" offensichtlich.
Ja, schöner Beitrag.
Wie Fantomas selbst schrieb, gilt das auch für die alten Kinofilme im Vergleich zu den Serien nur bedingt, aber viele der besseren ST-Filme sind eben kein geradliniges "slugfest", auch wenn es teils ordentlich zur Sache geht.
Und damit zurück zu Beyond:
Beyond ist - wie die anderen neuen ST-Filme - ironischerweise gerade in der Hinsicht ein Spiegel seiner Zeit (speziell im Filmgeschäft), als dass er sich eben nicht mit tiefergehenden Fragestellungen beschäftigt, völlig oberflächlich bleibt und auf Sicherheit spielt.
Das macht die Aussage des Regisseurs ziemlich paradox: Man wollte Risiken eingehen - unterm Strich ist man das "Risiko" eingegangen, (noch weiter) von alten ST-Tugenden abzuweichen und den Film mehr zu machen wie andere aktuelle Filme abseits des ST-Franchise.
Völlig risikoscheu war man dagegen bei den ganzen Zitaten und Verweisen auf die Originalserie und den Rest des ST-Universums, weil man damit geschenkte Zustimmung ernten kann.
Wie seit Beginn der Reboots bin ich mir auch heute nicht sicher, ob es überhaupt eine Gruppe von Machern gäbe, denen ich "richtiges" Star Trek, d.h. mit den alten inhaltlichen Schwerpunkten, zutrauen würde (das war ja damals schon ein ziemliches Glücksspiel, was das Endprodukt anging).
Insofern war ich eigentlich darauf eingestellt, wie gehabt ein Werk vorzufinden, das zwar etwas Neues sein will, sich dabei aber natürlich nicht von den Vorgängern lösen, sondern nur mit deren Vermächtnis spielen kann, sei das in Form von direkten Zitaten, kleinen Änderungen oder Aspekten, die komplett ins Gegenteil verkehrt werden.
Während das bei den ersten beiden Filmen aber noch einigermaßen funktioniert, kam mir Beyond völlig uninspiriert vor.
Die Dramaturgie war mehr als verpeilt und selbst die in den Vorgängern passende Chemie zwischen den Charakteren war weitgehend daneben.
Das war z.B. das erste Mal, dass mir das Duo Spock und McCoy richtig auf den Zeiger ging, weil ihre Kabbeleien auf mich so lieblos runtergespult wirkten.
Was blieb, waren flache Witze, Action um der Action willen (und die dann noch nicht mal sonderlich schön umgesetzt), viel bunte Technik, die vor Allem die Frage aufwirft, warum das überhaupt da ist und der eine oder andere Metaebenen-Druck auf die Tränendrüse.