Okay, wozu dient der GRT?
Soll er eine Veranstaltung von Rollenspieler für Rollenspieler sein?
Soll er das Hobby (auch) einem breiteren Publikum vorstellen?
Teylen hat eine recht positive Vorstellung von Menschen, wie mir scheint. Ein kontroverses Thema einfach so in den Raum zu werfen scheint für sie nicht nur annehmbar, sondern sogar erwünscht zu sein.
Ich z.B. habe da mehr negative Erfahrungen gemacht. Kontroverse Themen aus dem Blauen heraus unbekannten Leuten vorzusetzen halte ich nach meinen Erfahrungen für bestenfalls naiv. Gerade dieses Thema ist zudem hochaktuell und brisant. Meine Mitbewohnerin z.B. arbeitet in einer Geflüchtetenunterkunft und ist ebenfalls Rollenspielerin. Die Geschichten, die sie dort über die Fluchten hört, wecken in ihr überhaupt gar nicht den Wunsch, das mal nachzuspielen. Man muss halt versuchen zu verstehen, dass dort Menschen dabei zusehen müssen, wie vor ihren Augen ihre Familienmitglieder sterben.
Das kann man mit einer entsprechenden Gruppe auch aufarbeiten, sollte man aber (imho nur) unter entsprechenden Vorbereitungen tun. Dass es aber dagegen Leute geben wird, die angewidert sagen "Sowas spielt man nicht!", ist so sicher wie das Amen in der Kirche.
Da halte ich es ebenfalls für naiv, eine Rechnung á la "1 verloren, 5 gewonnen -> passt!" aufzumachen.
Machen wir doch mal ein worst case Szenario auf: Ein Reporter möchte wissen, was denn der GRT ist. Er findet das Szenario und hat selber Erfahrungen mit Geflüchteten, die er als sehr negativ emotional bis traumatisch beschreiben würde. Er ist angewidert/entsetzt über die Einstellung "der Rollenspieler", dass man sowas in seinem Hobby "nachspielt". Es folgt natürlich ein negatives Medienecho.
Wie gut ist die Rollenspielszene darin, mit negativem Medienecho umzugehen? Naja, der GRT ist unter anderem eine PR-Veranstaltung, um das Ansehen des Rollenspiels zu verbessern. Man könnte das dann auch als GAU bezeichnen.
Man kann mir gerne vorwerfen, dass ich das Ganze zu negativ sehe, aber wenn ich mir den aktuellen öffentlichen Umgang mit dem Thema ansehe, würde ich empfehlen, im öffentlichen Raum davon erst mal die Finger zu lassen. Der potentielle Rückschlag wiegt einfach schwerer als die "interessanten" Erfahrungen, die Interessierte damit machen könnten.
Man kann realistische Szenarien auch mit anderen Themen beackern, wenn man die Bandbreite des Hobbys darstellen möchte.