Mal Brainstormen...
Elfen sind keine Menschen. Das soll heissen: Dinge, die für einen Menschen normal sind, sind es nicht für einen Elfen. Ganz besonders kulturelle Bräuche wie Ehen oder Mitgift, aber auch bestimmte Zeremonien und Feiertage wirken auf einen Elfen oft befremdlich. Auf der anderen Seite gibt es natürlich auch Bräuche und Geflogenheiten, die für einen Menschen geradezu verstörend sind.
Das Moralische Wertesystem kann weit auseinander gehen, besonders in Fragen von Gewalt, Eigentum und Sexualethik.
Gut, das sollte eigentlich für Alle Nicht-Menschen gelten, aber ich wollte es noch mal explizit erwähnen. Auf Grund ihrer hohen Lebenserwartung haben Elfen oft einen wenig leidenschaftlich wirkenden Habitus; sie haben vieles schon einmal gesehen oder erlebt, und es gibt wenig neues mehr für sie zu entdecken. Auf der anderen Seite sind viele Elfen auch recht hedonistisch oder streben nach einer Perfektion in einer bestimmten Tätigkeit. Ungeduld ist eine sehr unelfische Eigenschaft, da Elfen oft viel Zeit haben.
Elfen sind magischer. Für mich sind Elfen vor allem magische Wesen- auch wenn ich jetzt nicht von den kleinen Flügelviechern ausgehe sondern eher von den Sidhe (sprich: "Schie")- Sie existieren durch Magie und die Magie ist in ihnen. Ein Elf ist im direkten Vergleich ein fähigerer Magieanwender als ein Mensch mit dem gleichen Bildungsgrad, da er die Magie besser "versteht".
Der Körper des Elfen ist nicht der des Menschen. Elfen sind, obwohl sie meist schlanker und zierlicher gebaut sind als Menschen erstaunlich zäh und kräftig- sie leiden weniger unter extremen Temperaturen (vor allem Kälte) und Müdigkeit. Elfen sind zudem meist sehr geschickt und schnell. Dazu kommt, dass Elfen zu meist auch viel feinere Sinne haben als Menschen, vor allem was das Gehör und die Augen angeht.
Elfen haben meistens einen eher androgynen Körperbau. Die Beschreibung der Elfen, die mir bisher am besten gefallen hat, stammt aus Changeling (wiederrum bezogen auf die Sidhe): Die Sidhe sind hochgewachsen, aber schlank gebaut. Sie haben feminin wirkende Hände und Gesichtszüge. Auffällig sind vor allem die Ohren, die größer und spitzer sind als bei einem Menschen und die Augen. Die Augen eines Sidhe sind Mandelförmig und leicht schrägstehend. Die Farbe ihrer Iris ist oft sehr intensiv- Elfenaugen haben oft etwas hypnotisches. Hinzu kommt, dass eigentlich alle Elfen sehr attraktiv auf den Betrachter wirken- grazile Bewegungen, ebenmäßiger Körperbau, faszinierende Gesichter. Elfen wirken gerade auf Menschen oft fast hypnotisierend- was die Elfen teilweise rigoros ausnutzen.
Elfische Kultur ist (pseudo-)utopisch. Im großen und ganzen gibt es zwei Kulurrichtungen bei Elfen: Zivilisierte Elfen (zusammengefaßt unter dem Begriff "Hochelfen") und Wilde Elfen (klassischerweise Waldelfen).
Egal, ob die Elfen nun zivilisiert und urbanisiert leben (wobei elfische Städte oft etwas sehr Palastartiges haben) oder sie irgendwo im Wald leben, ihre Gesellschaft ist oft sehr romantisiert und utopisch. Die Hochelfen leben in einer arbeits- und mühsallsfreien Paradieswelt, die aus Schönheit und Müßiggang zusammengesetzt wird. Die Welt ist harmonisch und oft sehr monarchistisch organisiert.
Die Wilden Elfen leben im Einklang mit der Natur und verkörpern Rousseaus Edlen Wilden, frei von der Korruption der Zivilisation, frei, glüclich, eins mit dem Land.
In Beschreibungen, die etwas an Blattgold sparen kommt schnell die Frage auf, warum die Elfen so utopisch leben. Die Antwort lautet häufig: Auf Kosten anderer. Gerade die Hochelfen erkaufen sich ihren Müßiggang oft durch Sklavenarbeit. Während die eigentlichen Elfen eine schmale Aristokratie bilden, die die absolute Herrschaft inne hat, gibt es eine Infrastruktur aus Dienern, Sklaven und Söldlingen, die die Elfen versorgen. Hierdrin könnte auch die alte Feindschaft zwischen Zwergen und Elfen begründet liegen- die handwerklich geschickten Zwerge geben ideale Versorgungssklaven für die Paläste der Hochelfen ab, so dass die freien Zwerge die Elfen als Sklaventrieber fürchten und hassen. Es ist bemerkenswert, wie oft diese Diener den Elfen aus "freien Stücken" dienen- bezaubert vom Wesen der Elfen und dem Bestreben, Teil der Utopischen Welt zu werden, dienen sie oft freiwillig- mitunter etwas nachgeholfen durch eine Prise Magie. Diese Elfendiener sind extrem glücklich in ihrem goldenen Käfig, dank der Gehirnwäsche, der sie unterzogen werden oder sich selbst unterziehen. Aus Fairnessgründen sollte man allerdings noch erwähnen, dass Elfendiener oft ein einfacheres und glücklicheres Leben haben als 80% der einfachen Landbevölkerung.
Bei den Wilden Elfen kommt oft eine starke Romantisierung hinzu: Eigentlich ist ihr Leben gar nicht so leicht und frei, wie mensch sich das oft erträumt. Viele Wildelfen sind sehr tierhaft und stark von ihrer Umwelt abhängig. Hinzu kommt, dass sie als reine Wildbeuter meist halbnomadisch und in recht kleinen Familiengruppen zusammenleben müssen (denn ansonsten reicht die Nahrung nicht...), die häufig ähnlich organisiert sind wie Wolfsrudel, und sie so gegenüber äusseren Bedrohungen eher wehrlos darstehen, beziehungsweise ihnen nur die Option des Zurückziehens bleibt, so dass die wilden Elfen schnell in unwirtliche Randgebiete wie Urwälder oder Tundren abgedrängt werden.
Elfen sind überlegen. Elfen sind "besser" als Menschen. Sie sind körperlich oft überlegen und wenn überhaupt, so altern sie nur sehr langsam, weshalb Elfen auch mehr Gelegenhit haben, zu lernen und Wissen anzuhäufen. Hinzu kommt das enorme Magische Wissen der Elfen, bei Hochelfen meist noch überlegene Handwerkliche Arbeit (besonders in kunsthandwerklichen Bereichen). Im direkten Vergleich schneiden Menschen neben Elfen immer ziemlich schlecht ab. Die Elfen wissen dies zu meist und wirken deshalb oft sehr herablassend gegenüber Menschen und anderen "niederen Rassen". Besonders Hochelfen neigen dazu, regelrechte Rassissten zu sein.
Im direkten Konflikt unterliegen die Elfen jedoch. Trotz all ihrer individuellen Überlegenheit, im größeren Rahmen verdrängen die "niederen" Völker die Elfen. Bei den Wilden Elfen liegt dies oft da dran, dass die kleinen Elfen-Sippen größeren Gegnergruppen nicht gewachsen sind, bei den Hochelfen komt es oft zu einem "Abnutzungskrieg" zwischen Elfen und anderen Rassen, den diese durch zahlenmässige Überlegenheit gewinnen.
Häufig wird erwähnt, das Elfen- wie alle Feenwesen- Eisen (bekanntermaßen das unmagischste und profanste der Metalle) fürchten und Eisen (oft in der Variante "kaltgeschmiedetes Eisen") ihre Magie bricht und Elfen verbrennt. Eine Armee, die über Waffen aus kaltem Eisen verfügen könnte unter den Elfen einen wahren Genozid anrichten.
Eine kleine Anmerkungen zu Halbelfen: Da Elfen und Menschen unterschiedliche Spezies sind, können sie eigentlich keinen fruchtbaren Nachwuchs zeugen. Halbelfen sind demnach- wie Maultiere- unfruchtbar.
Elfen im Rollenspiel: Oft weren Elfen in Rollenspielen sehr abgeschwächt und abgeschliffen, um das Spielgleichgewicht nicht zu gefährden. Dies ist oft sehr schade, da auf diese Weise eine Menge Reiz an den Elfen verloren geht. Schöner ist es, die Elfen als wahrhaft mächtig und überlegen zu belassen (bei Systemen wie etwa GURPS, die mit verteilbaren Punkten arbeiten, ist das kein größeres Problem) oder sie als reine, fremdartige NSC zu belassen, was ihnen schnell einen sehr exotischen Touch verleiht. Worauf man auf jeden Fall verzichten sollte ist die Tokliensche Idealisierung und eine moralische Übehöhung der Elfen- Elfen sollten nicht als feststehend gut interpretiert und dargestellt werden, genausowenig wie z.B. Orks als rein böse darstehen sollten. Man sollte jeder Spezies eine ambivalente, facettenreiche und in sich schlüssige Rolle gönnen. (Hier versagen viele Fantasysysteme klassischerweise...)
In Rollenspieltechnischer Hinsicht finde ich die Umsetzung von Elfen bei Changeling (hier unter dem gaelischen Namen Shidhe, den ich eigentlich lieber verwende als Elf, da er nicht die Asoziation von Mensch-Libellen-Hybriden in mir weckt) oder bei Earthdawn am gelungensten.