Für mich ist positive Rückmeldung sicherlich auch von Nutzen und ich freue mich über ernsthaft positive Rückmeldung, ärgere mich aber durchaus über ein lapidares "Alles toll." oder andere Platzhalteraussagen. Viel mehr ärgere ich mich aber, wenn nie negative Kritik geäußert wird, und zusammen wirkt sich dies in seiner schlimmsten Art aus, nämlich dem bereits geschriebenen Gefühl von Gleichgültigkeit.
Diese Gleichgültigkeit tötet mir den Spaß oder die Motivation weit mehr als jedes andere Element (außer vielleicht unrechtmäßige Troll-Kritik), und deswegen bin ich ein
Feedback Addict. Es ist eine Stellschraube von vielen, welche Aufmerksamkeit gegenüber der Runde zeigen. Und das geht mir als Spieler und Spielleiter so. Ich möchte irgendeine Form von Rückmeldung. Das muss nicht unbedingt im Gespräch nach der Spielrunde sein, es kann auch zwischendrin sein oder sich - wie auch schon angesprochen - sehr indirekt bis direkt zeigen, durch die Verwicklungen im Spiel und außerhalb des Spiels: dass man sich Gedanken um die Inhalte macht, in der Freizeit am Charakter rumplant, dass Interesse an der Spielwelt gezeigt wird, dass Spieler oder Spielleiter ein Session Diary führen, dass im Allgemeinen eine nachvollziehbare, weil sichtbare oder hörbare Beschäftigung mit dem Spiel während und außerhalb des Spiels stattfindet. Es geht also um zwei Ebenen der Aufmerksamkeit; nämlich den einzelnen Teilnehmern und ihren Beiträgen gegenüber und dem Gesamtwerk gegenüber. Und in diesem Zusammenhang denke ich manchmal zu extrem: sollen sie die Runde lieben, sollen sie die Runde hassen, Hauptsache sie ist ihnen nicht egal!
Warum ist das also eine Schwäche?Nicht nur wegen der möglichen Motivationsverluste und des Entlohnungssystems durch gutes Feedback (was ohne Frage eine große Rolle spielt), sondern auch, weil die Feedbackerwartung im Gegensatz dazu durch seine aufmerksamkeitsheischende Art Druck aufbaut. Deshalb mag es vielen Runden unangenehm sein, ein Feedback an die Runde zu äußern, wenn es auf Befehl oder nach planbaren Abschnitten (bspw. nach jedem Spielabend oder einmal pro Monat) stattfindet. Es setzt unter Druck und fordert eine Äußerung, manchmal entblößt es auch. Man denke an jene Spieler, die entweder allgemein oder zumindest in einer Phase ihres Lebens die Abwechselung und das Abschalten suchen und dementsprechend dazu tendieren, sich vom Spiel berieseln und bespaßen zu lassen. Dieser wird jetzt vor die Gruppe gezerrt wie auf ein Schafott und soll jetzt eine reichhaltige Kritik bringen, obwohl das auch nicht unbedingt in seinem Interesse liegt.
Und dann ist man sehr schnell bei sich unterscheidenden Ansprüchen an das Spiel; an das eigene und an das der anderen. Deswegen ist mit einer
Feedback Addiction sorgsam umzugehen; sie ist dem Umfeld und der Spielergruppe anzupassen. Etwas, was mir persönlich außerordentlich schwer fällt.
Andererseits kann diese
Feedback Addiction auch in die andere Richtung gehen und dort ebenso als Schwäche ausgelegt werden. Ich fordere und wünsche mir Unmengen von Rückmeldung aller Art, und ich scheue nicht davor zurück, sie auch immer wieder selbst zu geben. Auch dies kann im Hobby zu einer unangenehmen Druckwirkung führen. Man denke sich einen Spielleiter, der seinen Stiefel spielt und seinen Job an sich gut macht - auch mit dem Segen der Gruppe. Und dann ist dort dieser Feedbackjunkie, der den Spielleiter in die schwungwolle Spirale der "Spielverbesserung" zwingen will, auch wenn der Spielleiter schon Zeit und Mühe opfert und allen das Hobby durch Einsatz ermöglicht, und ebenso ein Anspruch darauf hat, während der Spielabende einfach einmal in die Geschichte einzutauchen und sich zu entspannen.
Kurz gesagt: Ich habe jetzt absichtlich negativ dargestellt, was sich ebenso leicht positiv darstellen lässt. Entscheidend ist, dass starke Feedbackwünsche auf allen Seiten zu einer unangenehmen Drucksituation führen können. Ich selbst erlebe aber lieber einen gemäßigten Druck (ich zwinge keinen zu Feedback, frage aber regelmäßig nach und schreibe auch Selbstbewertungen oder Bewertungen von den Spielrunden, in denen ich spiele. Jedes Feedback, was ich äußere zu meinen Spielgruppen, sehe ich als optionales Angebot an für die Betroffenen, und dann können sie es lesen, hören oder es lassen.), als dass den Mitspielern die Runden und Spielabende schlichtweg egal sind. Das ist das einzige, was ich wirklich kaum ertrage: dass einem die gemeinsam erlebten Dinge egal sind.
Und deswegen ist es in der Gesamtbetrachtung mit all den oben aufgeführten Punkten auch sicherlich eine meiner Schwächen (als Spielleiter und Spieler).