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Aber eine Argumentation für schlecht zu erklären, nur, weil dir das Ergebnis nicht gefällt, ist eben nicht okay.
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Genau das tue ich nicht. Das Ergebnis der Kritik ("kreuzdummer Bullshit") entspricht tendenziell meiner Einschätzung (nur bedingt die These(n) stützend). Daraus eine Ablehnung des Begriffstrennungsbestrebens abzuleiten, ist halt mit lauteren Mitteln nicht möglich, einfach, weil das eine mit dem anderen nichts zu tun hat. Die These, deren Begründung kritisiert wird, ist ja nicht: "wir müssen Trennen" (das ist auch nicht der Kern des Artikels, deshalb steht es auch in der Einleitung), sondern: "Trennen kann man auf diese Weise an dieser Stelle". Kann man gar nicht ? gechenkt, weil es für die Frage: "soll man trennen ?" völlig unerheblich ist, ob das auf eine bestimmte Weise geht oder nicht geht (daß ich den Ansatz trotz mangelhafter Umsetzung für betrachtenswert halte, habe ich ja schon mehrfach angemerkt).
Ich erkläre die Argumentation der Kritik für schlecht - nun, weil sie es (teilweise) ist. Es wird (zum Teil) aus Mißverständnissen und ungenauer Betrachtung argumentiert, und das bringt's halt einfach nicht (Beispiele entnehme der geneigte Leser, so gewünscht, meinem entsprechenden Beitrag).
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Und sorry, deinen einzigen Argumentationsversuchen hier kann ich nun wieder absolut nicht folgen. Was mit der ganzen Diskussion zu tun hat, erschließt sich mir einfach nicht. Wenn einer abc über xyz definiert, um es von def abzugrenzen, das er über uvw definiert, und jemand anders dagegen argumentiert, dass die Überschneidungen zwischen uvw und xyz so groß sind, dass eine Abgrenzung zwischen abc und def anhand dieser Kriterien zumindest schon mal keinen Sinn macht, dann steckt hinter dieser Kritik überhaupt nicht die Behauptung "abc wird definiert durch xyz" sei gleich "abc ist xyz". Insofern geht dieses Gegenargument einfach mal glatt an der Sache vorbei.
Du kannst nicht (das könnte, u.a. daran liegen, daß ich mich doch nicht so klar ausdrücke, wie ich dies zu tun glaube) oder Du willst nicht ?
Die Feststellung "abc wird definiert durch Xyz" nicht = "abc ist gleich xyz" hat nichts mit dieser Diskussion zu tun, weshalb ich das auch nirgends geschrieben habe.
Ich habe auf eine Übersetzungsschwierigkeit hingewiesen: "a is defined by b" muß nicht "a wird definiert durch b" heißen, es kann auch "b ist ein wesentlicher Bestandteil von a" bedeuten.
"Elephants are defined by trunks" bedeutet nicht "Elephanten werden definiert durch Rüssel", im Sinne von "alles,was einen Rüssel hat, ist ein Elephant", sondern es bedeutet "Ein Rüssel ist ein/das wesentliche Merkmal eines Elephanten" (dies ist nur ein Beispiel)
Jemandem vorzuwerfen, daß das, was nach "is defined by" steht, keine brauchbare Definition sei, übersieht schlicht diese mögliche Bedeutung.
Warum habe ich überhaupt die Kritik kritisiert, wo ich doch (auf anderen Wegen) zum tendenziell gleichen Ergebnis komme ? Wegen des Versuchs (in meinen Augen ein unlauteres Unterfangen), aus den methodischen Mängeln des Artikels eine Begründung für eine generelle Ablehnung aller seiner Aussagen zu konstruieren ("schau mal, was für ein Unsinn das hier ist; alles, was der Autor vertritt, muß Unsinn sein") Dem wollte ich entgegen stellen, daß auch die Kritik Mängel aufweist und in nicht unbeträchtlichen Teilen Unsinn ist. Woraus diejenigen, denen obige Implikation (enthält Unsinniges => das Ganze ist Unsinn) vernünftig erscheint (ich fühle den Drang, klarzustellen, daß sie es nicht ist), eigentlich nur einen Schluß ziehen können...
Ich möchte noch mal zum kontroversen Stein des Anstoßes zurück: Sagen wir, die angeblich notwendige Unterscheidung zwischen "Rollenspielen" und "Erzählspielen" würde sich in der vom Alexandriner durchgesetzten Weise durchsetzen ... was würde das z.B. für das Tanelorn bedeuten?
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Ein Befürworter der Trennung (weiß nicht mehr, wer) schrieb hier ja auch von den "Extremen einer Skala", die benannt werden sollten; darin zeigt sich eigentlich schon, dass der Versuch einer Trennung unsinnig ist, denn wie heißt denn die Skala, auf der die Extreme liegen? Doch wohl "Rollenspiel". Wenn man da jetzt an einem Ende einen Schnitt macht und sagt: "ab hier Erzählspiel", dann stellt sich nicht nur dauernd die Frage, wo der Schnitt verläuft; man verliert auch den Blick dafür, dass Rollenspiel aus zahlreichen Elementen besteht, die in zahlreiche Richtungen weisen und nicht unbedingt alle auf einer Skala vom Extrem "Erzählspiel" bis zum Extrem "richtig-richtiges Rollenspiel" verlaufen.
Viel sinnvoller ist es m.E., einfach zu akzeptieren, dass Rollenspiel in alle möglichen Richtungen "fuzzy" ausläuft und in anderes übergeht, und dass die Spiele, die sich an diesen Übergängen bewegen, je nach Kontext problemlos als Rollenspiel behandelt werden können. Wenn D&D4 Übergänge in Richtung Tabletop (oder was auch immer) hat, kann man das ja so benennen, ohne davor eine Trennlinie zu ziehen und zu sagen: "Das ist jetzt kein Rollenspiel mehr." Wenn Polaris und Fiasco keine SL haben und sich darin von den meisten anderen RSPs unterscheiden, kann man auch das so benennen, ohne dafür eine Trennlinie ziehen zu müssen. In beiden Fällen verschleiert eine solche Trennlinie mehr, als sie offenbart, und ich kann nach wie vor keinen Sinn in ihr erkennen.
Lob, Dank und Anerkennung für diesen Beitrag, er bringt zwei gute Argumente gegen eine Begriffstrennung: 1) ist nicht praktikabel; 2) an der "Trennlinie" wird die Zuordnung problematisch (im übrigen war das mit den Extremen von mir)
zu 1) Dieses Problem läßt sich meist durch einen Oberbegriff umgehen (ich fände "Erzählspiele" als Bezeichnung dafür eigentlich gar nicht schlecht, so auf den ersten Blick...)
zu 2) das ist allerdings unvermeidbar, wenn man aus einer Dimension Klassen machen will (und auch sonst, wenn es genügend Mischformen gibt, z.B. Stühle und Sessel). Das kann man durch geschickte Klassenbildung entschärfen (und vielleicht sind zwei Klassen im Bereich "Gnurx und Rollenspiel" zu wenig, das kann durchaus sein), und zumindest für die klar zuordenbaren Elemente wird es übersichtlicher. Nahezu alle gebräuchlichen Klassifikationssysteme haben dieses "Randunschärfe"-Problem, was aber die allgemeine Nützlichkeit nur selten zunichte macht. Solange sich die Mehrzahl der Elemente klar zuordnen läßt...
Wie man die Dimension/Skala benennt, auf der Gnurx und Rollenspiel liegen, ist eine gute Frage, aber "Rollenspiel" würde ich sie sicher nicht nennen (Metaspiel-Bezogenheit vielleicht ? Oder Charakterzentriertheit ? das hängt davon ab, welche Elemente man zur Klassendefinition heranzieht)
Tatsächlich gibt es ja schon Unterteilungen durch Begriffszusätze wie "klassisches Rollenspiel" oder "regelarmes Erzählrollenspiel", allerdings wird das recht schnell recht unhandlich.
Und vielleicht kann man das Ganze tatsächlich gar nicht am System festmachen, und muß eine der existierenden Spielstil-Klassifikationen (deren Berechtigung, soweit ich das überblicke, allgemein akzeptiert ist) bemühen oder weiterentwickeln.
Was ich immer noch nicht verstehe: warum wird der Bezeichnung "Rollenspiel" ein so großer Wert beigemessen ? Als sprechende Bezeichnung scheint es mir nicht für alle Spielarten, die darunter subsumiert werden, geeignet (Aber vermutlich haben andere Leute andere Begriffe von "eine Rolle spielen". Die Definition, welche der Alexandrinian bietet, hat für mich durchaus einen gewissen Charme...).
Ernsthaft: kann mir das jemand erklären ?