Darstellungsleistung wie auch Interpretationsleistung aller Beteiligten unter erschwerten Umständen notwendig plus ein entsprechend durch Vorwissen und -absprachen
Ja. Was spricht denn dagegen, wenn ein Regelwerk Darstellungs- und Interpretationsleistungen abfordert? Die bisherige Argumentation liest sich für mich (ich bin allerdings auch vorbelastet, was diesen Themenkomplex angeht) so, als ob dahinter einfach die Präferenz steht, vom Spiel lieber auf anderen Gebieten gefordert zu werden - zum Beispiel bei der klugen Zusammenstellung der Spielwerte der eigenen Figur (Planungsleistung?) oder bei der Abwägung von Erfolgswahrscheinlichkeiten verschiedener definierter Handlungsoptionen (Rechenleistung
) eventuell in Abhängigkeit vom Einsatz verschiedener Spielressourcen.
Das Vorwissen und -absprachen habe ich einmal beiseite gelassen, da diese in zahlreichen (ich vermeide zu sagen: (fast) allen) Regeln eine (mehr oder minder) große Rolle spielen. Insbesondere aber bei den beiden von dir kontrastierten Modellen, wobei der Schwerpunkt natürlich auf jeweils andere Bereiche gelegt wird (auch hier könnten wir aber natürlich das Abfordern
verschiedener Spielerqualitäten unterstellen, da es vermutlich Personen gibt, denen das Erfassen und (abrufbereit) Behalten von Würfelprozeduren, Modifikatorenlisten, Aktionstypen und -synergien leichter fällt als das von Genealogien, Kulturbeschreibungen oder fiktiven Redewendungen und vice versa).
Meine Kernfrage ist wie immer an dieser Stelle übrigens einfach die, weshalb es als so selbstverständlich angenommen wird, dass Rollenspielregeln so beschaffen sein dürfen (sollen!), dass -
sehr ins Unreine gesprochen - "mathematisch/logische" Fähigkeiten abgefordert werden (und mithin Spieler, die in diesem Bereich stark sind, bevorteilt werden), während andere Fähigkeiten von den Regeln nicht abgefordert werden dürfen, da dass ja unfair sei und bestimmte Spieler bevorteilen würde (...nämlich ausnahmsweise mal die, deren Stärken nicht im "mathematischen" Bereich liegen).
"Rollenspiel" an sich macht doch erst einmal gar keine Aussage über das verwendete Material und Regelwerk. Diese "Erhabenheit" über bestimmte Mechanismen und Materialien ist - wenigstens in meinen Augen - eine
der Kerneigenschaften des Rollenspiels. Ein Rollenspiel kann -
zusätzlich dazu, dass es ein Rollenspiel ist - ein Taktikspiel, ein Glücksspiel, ein Geschicklichkeitsspiel, ein Assoziationsspiel, ein Darstellungsspiel, ein Ausdauerspiel, ein Ratespiel, ein Gedächtnisspiel, ein ...spiel sein. Es kann ein Karten-, Würfel-, Brett-, Brief-, Zeichen-, Computer-, Verkleidungsspiel sein. Es kann beliebige Kombinationen davon sein und mehr. Und es bleibt trotzdem immer Rollenspiel. Das ist großartig!
...aber nein, Rollenspiel ist es ja nur, wenn ich würfle und meinen Charakterwert dazu addiere. Weil ist so. Und sonst unfair. Und wer ein Spielbrett hat, der ist sowieso kein echter Rollenspieler.
...
Pardon für den Rant, insbesondere an Maarzan, der vieles von dem gerade beklagten so natürlich nicht gesagt und vermutlich auch nicht gemeint hat.
Ich klinke mich dann einmal aus.
mfG
jdw