Ich musste bei dem Thema unmittelbar an eine Situation aus der jüngeren Vergangenheit denken. Da lief ein Verräter ne ganze Weile mit der Gruppe mit. Beim großen Showdown am Ende, bei dem der Verrat aufgedeckt, der Verräter enttarnt und in einem epischen Geplänkel schließlich getötet wurde, kams dann zu folgendem Dialog mit den Spielern:
Spieler: Pfuh, na das war ja was.
Spielleiter: Und, was sagt ihr dazu? Irgendeinen Verdacht gehabt?
Spieler: Klar, wir wussten schon von Runde 2 an, dass der uns verraten würde.
Spieler: Ja, aber war gut gespielt, wie er sich immer aus den brenzligen Situationen rausgeredet hat.
Spieler: Zwischendurch wusste ich nicht mal mehr, ob er uns überhaupt noch verraten will.
Spieler: Aber man hats schon kommen sehen, vor allem seit drei oder vier Runden.
Spielleiter: ...
In dem Fall hatte sich die Gruppe natürlich bewusst entschieden, ihr Spielerwissen außen vor zu lassen und es gelang ihr auch noch mich, also den Esel, im völligen Ungewissen zu belassen. So sollte es vermutlich immer laufen. Aber ich kenn natürlich auch andere Situationen.
Ich kann mich einigen der gesagten Ansätze anschließen. Empathiechecks vor einer Begegnung sind gut, einige SLs aus meiner Vergangenheit (und ich selbst) tendieren aber auch dazu, Charakteren mit hohen Empathie und "Lügen erkennen"-Werten schonmal auch ohne Wurf einfach mehr Informationen zukommen zu lassen.
Hinter dem Schirm zu würfeln hat meiner Erfahrung noch nie was gebracht. Ich bin immer gut damit gefahren, mit dem Misstrauen der Spieler zu leben. Klar, ist vermeintlich offensichtlich was faul, wenn so ein "Lügen erkennen" Check daneben geht, aber oft bietet sich die Situation oder die Zeit ja auch gar nicht an, dem dann wirklich bis auf den Grund zu gehen. Misstrauen ist okay, das darf ruhig auch bei NSC sein, die eigentlich kein Dreck am Stecken haben. Nur wenns Ausmaße annimmt, die den Spielfluss stören, wie den einen Spieler, der das jetzt aber unbedingt wissen will bevor irgendwas weitergehen kann, stell ich mir das als störend vor.
Darüber hinaus glaube ich, dass das Misstrauen von Spieler und Charakter im Endeffekt auch dann nicht unbedingt schlecht sein muss, wenn es das Verhalten unterbewusst beeinflusst. Das tun so viele andere Dinge auch. Ich denk da nur an die spontanen Sympathiestempel, die meine Spieler immer so gerne verteilen. Teilweise sind bestimmte NSCs, die ich kaum großartig plane bei denen so schnell auf der Liste für "gute Leute, denen wir absolut vertrauen können", dass ich gar nicht gucken kann. Andere NSCs können meinen Spielern völlig altruistisch ganze Königreiche zu Füßen legen und sich beide Beine und Arme abschneiden und trotzdem bleibts bei "Na ja ich weiß ja nicht, irgendwas hat der zu verbergen. Ich trau dem nicht, der muss aufpassen".
In der Regel kommt der Umgang mit und der Erfolg von der Lügensituation ganz stark auf den Spieler an. Darauf, wie sehr er sein Spieler- und Charakterwissen trennt und wie er Würfelwürfe für sich selbst interpretiert.