Finde ich auch einen sehr sinnvollen Ablauf.
Das Problem in dem hier beschriebenen Fall liegt dann aber doch mindestens ebenso sehr bei der Spielleitung, die die Spielerin sowohl bei Werten als auch bei Backstory mal allein hat machen lassen und hinterher als Kontrollinstanz aufgetreten ist. Als die Spielerin würde ich mir da schon für blöd verkauft vorkommen.
Das könnte so gewesen sein, aber wir wissen nicht genug darüber. Es kann auch sein, dass die Spielerin sich auch nicht fragend und hilfesuchend an die SL gewandt hat, weil sie meint, dass sie das schon hinkriege. Kommunikation geht in zwei Richtungen. Wir wissen nicht, ob die SL die Spielerin im Regen stehen liess oder ob die Spielerin auch Hilfe ablehnte oder es einfach bloß hieß "Mach mal." und "Ok!".
Grundsätzlich sehe ich es so, dass ein Spieler, wenn er denn einen Hintergrund abliefern möchte oder mir einen kurzen Abriss geben soll (Jo, das verlange ich auch mal, weil es mir erleichtert, mich auf den Charakter einzustellen), er sich auch mit mir als SL abstimmt. Ich hab genug um die Ohren und finde es unfair, wenn man erwartet, dass ich dem Spieler noch hinterherlaufe.
Das andere Seltsame ist, dass die Backstory ja scheinbar inhaltlich keine problematischen Elemente enthält, nur ein paar Werte auf dem Charakterbogen fehlen, die nach Einschätzung der SL zu ihr passen würden. Wobei ich wie schon dargelegt die konkreten Probleme kaum sehe - Kutschefahren fällt bei mir jetzt nicht unbedingt was, wo ich gewaltiges Spezialistentum unterstellen würde, damit jemand die Flucht damit schafft, gefoltert werden kann auch jeder, und Freundschaft mit einem Räuberhauptmann schließen - tja, wie gesagt, kann ja niemand wissen, ob der SC nicht seiner lange verstorbenen Schwester ähnlich sieht ... Gerade in letzterem Falle halte ich "Du willst ungewöhnliche Bekanntschaften in deiner Backstory haben? Dann brauchst du dafür aber gute Skills in sozialen Fähigkeiten, um die Proben geschafft zu haben, damit die sich für dich interessieren" sogar für eine ziemlich üble Fallacy. Das ist ja die totale Blockade von Backstory-Ideen.
Hintergrund und Werte sollten zusammenpassen. Sonst kann ich auch einfach ein paar Seiten aus einem xbeliebigen Roman kopieren, der zum Setting passt und das als meinen Hintergrund verkaufen. Wenn Werte nicht zusammen passen, dann sollte aus dem Hintergrund eine Erklärung erfolgen oder diese mit dem SL erarbeitet werden. Dass der SC der verstorbenen Schwester des Räuberhauptmannes ähnlich sieht, ist eine prima Erklärung, wieso die Freundschaft sich trotz niedrigen Charismas und sozialer Fähigkeiten entwickeln konnte. Aber dann sollte das doch in den Hintergrund, oder? Daraus kann man auch eine Menge machen. War die Schwester eine gesuchte Verbrecherin, die gejagt wurde?
Und zum Widerstehen von Folter sollte ein hoher Willenskraftwert generell vorhanden sein. Das ist häufig ein Attribut. Oder aber die Folterknechte waren Azubis. Ok, aber dann kann man das in den Hintergrund schreiben.
Also für mich sollten Hintergrund und Werte zusammenpassen. Wenn sie es nicht tun, dann hat der Hintergrund eine Erklärung zu liefern.
Ich vermute hier Kommunikationsmängel, die zu einer mangelnden Abstimmung führten.