@Topic: "Eine"?
Insgesamt gab es damals drei MidgarD-Runden, denen ich noch heute hinterhertrauere. Die erste wurde von meinem großen SL-Idol geleitet, die zweite von meinem Bruder und die dritte von mir selbst.
Was hat sie ausgemacht?
Wieso ist es auseinandergegangen?
Glaubst du, dass du was ähnliches noch mal an Runde erleben wirst?
Was sie ausgemacht hat ... nun, es waren alles drei selbst erdachte Welten. Sie boten einen Riesenhaufen Freiheit, als Spieler seine eigenen Ideen einzubringen. Vor allem die Runde von meinem SL-Idol bestach durch ein zentrales Mysterium, das uns immer wieder in seinen Bann zog; der Mann war ein großartiger Geheimniskrämer.
Den Reiz bei meinem Bruder machten die komplexen Konflikte aus bis hin zu einem irrsinnigen Gewissenskonflikt, den ich in Realzeit zwei Jahre lang mit mir selbst ausfocht. Und in meiner eigenen Runde riss mich einfach der Elan meiner Spieler mit; was die Runde aus Spielersicht ausmachte, müsste ich eher sie fragen.
Was heute leider schwierig ist, womit wir beim Thema sind, warum sie auseinandergegangen sind. Alle drei Runden fanden zu Uni-Zeiten statt. Als wir dann einer nach dem Anderen unsere Abschlüsse in der Tasche hatten und fortzogen, um in der Fremde unsere ersten Jobs anzutreten, zerfielen auch diese alteingesessenen Runden. Sie ließen sich aber auch nicht wiederbeleben, denn irgendwie hatte zur Stimmung dazugehört, dass wir alle noch Studenten waren -- jung, naiv, sorglos und unverdorben.
Ich habe die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, etwas Ähnliches noch mal zu erleben, glaube aber eigentlich nicht daran. Schon gar nicht hier im RPG-Notstandsgebiet Stade.
Aber auch sonst hat sich einfach zu viel verändert in der Rollenspielszene. Damals war es noch cool, Klischees zu brechen und auf den Kopf zu stellen. Heute gibt es gefühlt kein Klischee mehr, das nicht schon -zigmal gebrochen, in sein Gegenteil verkehrt und von innen nach außen gekrempelt wurde. Über die Populärkultur ist ein Bildersturm hinweggezogen wie eine ganze Hurricane-Saison. Zurückgeblieben ist ein vages Gefühl von Beliebigkeit bei jedem Motiv der Erzählkunst.
Trotzdem hoffe ich natürlich nach wie vor auf eine neue, coole Runde mit einem alles beherrschenden Mysterium ... mit dessen Aufdeckung ich, wie damals, als Spieler ein ganzes Jahrzehnt verbringen kann.