Nachdem ich gestern die zweite Folge der Serie "The Quest" gesehen habe, muss ich einfach mal Dampf ablassen. Und ja - hier und nicht im "Sehen"-Board, weil "The Quest" für mich einfach so gut zu HEX passt. Siehe nächster Abschnitt.
Zum Hintergrund: Ich spiele HEX nicht, um damit tumbe Nazis zu erschlagen. Ich muss auch nicht in jeder Sitzung in die Hohlwelt. Und ich kann auch damit leben, wenn nicht in jeder zweiten Runde Dinosaurier auftauchen. Nein, ich spiele HEX, um damit Indiana-Jones- oder Dan-Brown-artige Abenteuer zu erleben. Ich mag es, im Spiel so zu tun, als ob an den berühmten Mysterien aus Sagen und Geschichte (was weiß ich: die Artussage, die Bundeslade, die Tempelritter, Atlantis, Rungholt etc.) was dran wäre und die Spieler die Möglichkeit haben, solchen Mysterien auf den Grund zu gehen. Ich mag es, diese Mysterien so in die Realität einzubinden, dass es zumindest bei oberflächlicher Recherche passt. Dass es da nicht nur mir so geht, sieht man ja z.B. in HEXers
One-Shot-Plot, der genau das ist, was ich bei HEX mache: Man nehme einen realen Ort (Loch Ness / Urquhart Castle), an dem man vielleicht sogar schon mal gewesen ist, trage einige Mythen und geschichtlichen Begebenheiten aus der Region zusammen (Nessie, Alistair Crowley, St. Columban), füge Magie, Geheimnisse, Artefakte und Geheimgesellschaften hinzu und lasse die Spieler die Fäden entwirren.
So. Jetzt gibt es ja eine Serie, die an der Oberfläche so klingt, als wolle sie genau das tun:
The Quest nämlich. Ich bin ja sonst kein Seriengucker, aber die Werbung dafür - magischer Bibliothekar erforscht mit seinem Team alte Mysterien, birgt magische Artefakte und bekämpft düstere Geheimbünde - klingt genau nach dem, was ich mit HEX mache.
Aber die Realität war für mich (okay, nach erst zwei Folgen, aber trotzdem) bitter ernüchternd. In den beiden ersten Folgen ging es zentral um Excalibur. Was für Möglichkeiten! Artus, Parceval, Merlin, Morgana, der Fischerkönig... geheimnisvolle Ruinen im nebligen England und Wales... der heilige Gral... Und was wurde davon verwendet? Genau: NICHTS. Absolut gar nichts. Excalibur ist halt ein tolles Schwert. Der Stein, aus dem es gezogen wurde, steht in einem Keller des Buckingham Palasts rum. Ende des Mysteriums. Ich muss sagen, ich bin entsetzt.
Ebenfalls entsetzt bin ich von den Hauptfiguren. Ich bin mir noch nicht ganz klar, ob es an der jammervollen Gestaltung der Figuren an sich oder an der schauspielerischen Leistung liegt, aber was sollte das denn? Das sind ja völlig bedeutungslose Figuren, die am Rand rumstehen, bis jemand sagt: "Jetzt bitte das Schloss knacken". Dann knacken sie das Schloss und treten wieder an den Rand. Die einzige Figur mit echter Screentime war der Bibliothekar selbst, und wenn ich mir vorstelle, was ein Robert Carlisle aus dieser Figur gemacht hätte, kommen mir die Tränen.
Ich versteh's nicht. Die Serie hat eindeutig Budget - sieht man an der Ausstattung und den manchmal ganz guten Special Effects. Hätte man da nicht auch noch ein paar Dollar für ein Drehbuch und ein paar richtige Schauspieler ausgeben können?
Okay, ich lese in den Kundenbewertungen, dass Schauspieler und Drehbuchautoren mit der Zeit besser werden, aber wenn ich die DVD jetzt nicht schon hier liegen hätte, wäre es das vermutlich bei mir schon gewesen mit "The Quest"...
P.S.: Gibt es eigentlich für das oben beschriebene Genre eine eigene Bezeichnung?