"Modern Fantasy" ist die Martin'sche Tendenz zur Entmagisierung der Fantasy. Da liegt der Fokus dann mehr auf persönlichen Konflikten als auf bizarren Kreaturen, tonnenweise Zauberei und dem üblichen EDO-Gezücht...
Ich glaube nicht, dass "modern Fantasy" so klassifiziert ist, denn das wäre Deckungsgleich zur "low Fantasy" (und das was der Hexer "D&D Fantasy" nennt, ist "high fantasy").
"Modern" steht eher für eine modernere Sicht, des (ich nenne es mal) entmystfifizieren und entromantisieren.
Die Protagonisten und Antagonisten streiten nicht für "höhere Ziele" für das gut und böse, sondern aus persönlichem Streben nach Macht, Reichtum oder Glück.
Es gibt kein gut und böse per se sondern eher die Frage nach der Legitimität der eingesetzten Mittel.
Und bezeichnend ist, dass sich die Personen da auch nicht wirklich zimperlich anstellen, selbst wenn sie auf der "scheinbar anständigen" Seite stehen.
Abercrombies Blade-Trilogie ist da ein Musterbeispiel.
Bayaz der Magier ist der klassische Merlin, der einen Niemand zur Rettung des Reiches auf den Tron setzt und mit einem Krieger auf eine Queste geht...
Soweit so klassisch. Ursache ist aber nicht der klassische Kampf zwischen gut und böse, sondern persönliche Machterhaltung und ein krieg aus Bruderzwist und Neid.
Bayaz schreckt nicht davor zurück "die andere Seite zu nutzen" (nennen wir es mal schwarze Magie), setzt Zauber ein, die einem taktischen Nuklearschlag gleichkommen,
inklusive Strahlenkrankheit - und das in der Hauptstadt des Reiches und es ist ihm egal, ob und wieviele unschuldige hinterher deswegen elendig sterben.
Sein moralischer Zeigefinger (keine schwarze Magie) erhebt sich immer nur, wenn die Gegenseite bewertet wird...
Die sich im übrigen nur in sofern unterscheiden, als dass sie noch ein bisschen skrupelloser sind.
Und auch der Logen der Krieger ist alles andere als ein Held - Berserker, der im Norden jahrelang in Kriegen sinnlos herumgemetzelt hat, und jetzt kriegmüde merkt, dass er keine Freunde mehr hat und nie was geleistet hat, auf das man irgendwo stolz sein könnte. Und letztendlich schließt er sich aus Perspektivlosigkeit und Flucht vor den Konsequenzen seines bisherigen Tuns der Queste an und nicht, weil es um was "wichtiges" zu gehen seint.
Der zukünftige König ist auch kein Artus, sondern ein selbstverliebter Kerl, der völlig von sich eingenommen und oberflächlich durchs Leben stolpert und sich später als Marionette auf den Tron setzen läßt.
Auch Staatsfunktionäre dienen nicht um den Staat funktionieren zu lassen, sondern agieren zum persönlichen Machtgewinn und spielen ihre dreckigen Spielchen.
DAS unterscheidet sich von den alten Fantasy Sagen wie "Herr der Ringe", "Shannara", "Drachenlanze" oder was auch immer.
Die Romantik des "gut" und "edel" ist weggenommen.