Ich hab
"Into the Cold" grob überflogen und hab definitiv Lust, es nochmal gründlich zu lesen. Ich fand ja sowieso, dass Demon: the Descent im Deutschland des Kalten Krieges eine tolle Idee ist und bin jetzt ganz von der Idee überzeugt. Ob ich das leiten kann, wage ich jedoch aktuell noch zu bezweifeln. Dazu müsste ich erst noch einen Schwung Agententhriller und ein paar Sachbücher lesen. Aber ich hätt so dermaßen Bock da drauf...
Sie haben den Spielzeitpunkt fixiert auf das Ende des Jahres 1961, also das Jahr des Mauerbaus.
Grundthema des Spiels sind Mauern - wobei die Berliner Mauer nur eine von vielen ist, die symbolisch sowohl für die ideologische Mauer in Form des Eisernen Vorhangs als auch für die Spaltungen innerhalb der Dämonen-Agenden steht, deren Zusammenarbeit durch eine Stimmung des allgemeinen Misstrauens und eben die ideologische Ost-West-Spaltung massiv behindert wird. Vor allem wird aber auch die Abschottung jedes einzelnen Individuums thematisiert. Hier, inmitten des Kalten Krieges und zwischen allen Fronten, sind Cover und deren Erhalt sowie die Trennung der Doppelleben voneinander wichtiger den je - und die höchste Mauer ist die, die jeder Dämon um sich selbst errichtet.
Grundstimmung des Spiel ist Kälte. Damit meinen sie einerseits das Wetter (in jedem guten Spionagefilm ist das Wetter scheußlich), andererseits aber eben auch die Kälte des Krieges und die emotionale Kälte der Menschen untereinander, die Pflicht oder Angst über Moral stellen.
Im Hintergrund zieht natürlich die Godmachine ihre Fäden...
Das Buch beinhaltet neben den allgemeinen Infos zur Spielstimmung vor allem die relevanten geschichtlichen Hintergrundinfos zur Vorgeschichte des Mauerbaus und allgemein des Kalten Krieges in Superkurzfassung. Dann die Infos zur Gegenwart im Jahr 1961, wobei ein eigener Abschnitt dem ganzen Polizei-, Militär- und Geheimdienstfraktionen gewidmet ist. Neben den bekannten gibt es auch übernatürlich begabte Einheiten auf beiden Seiten. Den geschichtlichen Part rundet dann ein Ausblick bis ins Jahr 1989 ab.
Anschließend werden die ganzen Dämonen-Agenden und ihre Rolle in den beiden Berlins beleuchtet. Eine nicht unbedeutende Anzahl an Dämonen ist im 2. Weltkrieg oder kurz danach gefallen und sieht die aktuellen Ereignisse vor diesem Hintergrund. Eine starke Agenda sind die Inquisitoren, die auf verschiedenen Wegen Infos sammeln und weiterverbreiten, Grenzen dabei leichter als andere Agenden überschreitend. Die anderen Agenden unterscheiden sich in ihren Zielen, je nachdem, ob der Dämon westlich oder östlich orientiert ist. Alle Agenden sind nochmal unterteilt in speziellere Fraktionen, die, trotz im Prinzip gleicher Zielsetzung, stark differieren. So teilen sich z.B. die Saboteure, die das Ziel haben, Strukturen zu zerstören, in Westberlin auf in die Anarchisten (die mit direkten Aktionen gegen den Kapitalismus vorgehen wollen) und die Silencer (die eher dafür sorgen, dass unliebsame Projekte im Sande verlaufen) auf. Diesen Unter-Fraktionen lassen sich dann einzelne Gruppen zurechnen. Und irgendwo da ordnen sich die einzelnen Charaktere ein, wobei betont wird, dass aufgrund der allgemeinen politischen wie gesellschaftlichen Lage Dämonen mit ganz unterschiedlichen Zielen aus ganz unterschiedlichen Gründen (vorübergehend) zusammenarbeiten.
Am Schluss werden dann noch Beispiel-NSC und -Infrastrukturen sowie mögliche Plothooks vorgestellt, die ich mir noch nicht weiter angeschaut habe.
Mir gefällts - auch wenn ich denke, dass der geschichtliche Abriss wirklich nicht ausreicht, um das Spiel sinnvoll spielen zu können - da ist es schon nötig, sich ein wenig mehr zu belesen. Naja und die deutschen Namen sind halt mal wieder so typisch Amideutsch... oder kennt ihr wen, der Hans Blutig oder Anja Uhrmacher heißt? Aber das ist Meckern auf hohem Niveau. Im Großen und Ganzen ist es das, was ich mir von dem Setting-Band erhofft und gewünscht habe. Jetzt brauch ich nur noch ein paar enthusiastische Mitmenschen, die das doch recht spezielle Spiel mitspielen wollen.