@KhornedBeef: Und auch du bist mit hochgeschwindigkeit am Thema vorbei.
Macht aber nichts, der Text ist verständlich genug.
Und genau darum geht es hier. Welche Probleme gibt es? Kann man dagegen etwas machen? Wenn ja, was?
Im Verlauf des Threads hat sich gezeigt, dass physische Übergriffe eher selten sind und generell auch vom Umfeld eher negativ wahrgenommen werden. Das ist ein ziemlicher Unterschied zu dem Blog-Eintrag, und gerade dieses "vom Umfeld negativ wahrgenommen werden" sollte beibehalten und weiterentwickelt werden.
Allerdings kommt es häufiger vor, dass der Charakter einer Person gegen den Willen des Spielers zu sexuellen Handlungen gezwungen wird und dass dieser Spieler sich in der Situation hilflos und ausgeliefert vorkommt. Dagegen hilft es, sich bewusst zu machen, dass das keine Lappalie ist, sondern dass hier echtes Unwohlsein entsteht, das diesen Spieler im Grenzfall ganz vom Spiel vertreiben kann. Ich denke, es besteht großer Konsens darüber, dass das unerwünscht ist.
Eine direkte, generell gültige Handlungsanweisung daraus abzuleiten, ist schwierig, weil Gruppen und Situationen sehr unterschiedlich sind. Ich finde es wichtig, dass das Bewusstsein dafür geschaffen wird, dass es solche Situationen gibt und dass jemand, der "Stopp, das geht zu weit" ruft, kein Spielverderber ist. Das, denke ich, hat der Thread auch weitgehend geschafft.
Nur ein kurzer rückgriff, auf meinen Kritikpunkt an Bobas Handlungsanweisung: Hätte man die von Anfang an implizit verfolgt, bevor sie ausgesprochen wurde, wäre man soweit nicht gekommen.
Denn um zu der von dir angesprochenen konkreten Problematik zu kommen, musste man weg vom Ursrpungsbeitrag, was, so vermute ich, ohne die Kritik an der Glaubwürdigkeit desselbigen (und daraus folgende /andere/ Beispiele) nie oder deutlich später geschehen wäre.
Damit ist das Thema (Kritik an der Moderationsanweisung) hier im Faden für mich aber auch durch.
Die "Stopp"-Handlung ist sicher ein probates Mittel, um eine gerade anlaufende Verfehlung dieser Art zu verhindern. Präventiv wirksam ist sie allerdings nicht. Da steht dann die Frage im Raum, welche präventionsmaßnahmen WO angemessen sind.
Denn wenngleich jeder Mensch das Recht auf einen "Safe Space" hat, bin ich nicht der Ansicht dass das ein Recht impliziert, alles für jeden in einen "Safe Space" umzuwandeln.
Räume zu schaffen in denen die Samthandschuhe abgelegt werden, empfinde ich als legitim. Dazu gehört dann aber auch eine explizite oder implizite Kommunikation eben jener Spielregeln.
Allgemeine Tabus sollte es im RPG nicht geben und eine Gruppe die sich, salopp gesagt, wie die letzten Wildsäue aufführt, hat auch ihre Berechtigung.
Ebenso wie sexistische, rassistische oder sonstwie -istische Scheisskommentare in solchen Gruppen, solange niemand dazu gezwungen wird, sich diesen Kram gegen seinen Willen anzuhören oder es den örtlichen Regeln widerspricht.
"Zwang" ist hier ein nicht ganz unproblematischer Begriff, mMn kann man von einer erwachsenen, mündigen Person aber durchaus verlangen, im Zweifelsfall selbst zu gehen, sofern das ohne größere Probleme möglich ist.
Davon ausgehend, sehe ich alle Seiten in der Pflicht, sinnvoll zur Problemlösung beizutragen.
Wer in etablierte Gruppen mit
klar kommunizierten Regeln einsteigt und dort auf freiwilliger Basis verweilen möchte, muss im zweifelsfall eben auch mal was mitnehmen was ihm/ihr nicht passt oder eben gehen.
Wer jedwede Gewalt gegenüber Frauen absolut inakzeptabel findet, macht einer Shadowrungruppe das Leben schwer.
Wer kriegstraumatisiert in eine WH40K Truppe einsteigt und dann am Tisch bei expliziten Gewaltschilderungen traumatisiert den 1000 yard Blick aufsetzt, macht ebenfalls was falsch.
In beiden Fällen (und diese Beispiele lassen sich beliebig fortführen) könnte die Gruppe natürlich ihr Spielverhalten anpassen, das ist mMn aber nicht angemessen. Beide Situationen befinden sich vollkommen innerhalb dessen was man Settingspezifisch erwarten kann und hier ist das potentielle Opfer eben in der Pflicht, selbstsständig im voraus aktiv zu werden, anstatt von allen anderen eine Anpassung zu wünschen. Wobei das auch nicht vollkommen einseitig ist. Wer in DSA ne Hexe spielt, darf vor Kampagnenbeginn ruhig mal in die Runde fragen, welche Anwendungsformen von Levthans Feuer und ähnlichen Sprüchen noch als akzeptabel gelten.
Eine ganz andere Ecke sind hingegen Fälle in denen die Aktionen deutlich von den erwartbaren Umständen abweichen.
Ob nun anusschwängernde Tentakelmonster in DSA (leider kein Scherz
) oder sexuelle Avancen gegenüber Spielern in normalen Gruppen, das sind Dinge die niemal akzeptiert gehören und die /eigentlich/ nicht vorkommen sollten.
Tun sie nun leider aber doch ab und zu. Im privaten Umfeld kann man sich da imho mit vorherigen Absprachen (und sei es der so verlachte, weil gefühlt aus dem DSA-Kosmos stammende Gruppenvertrag) ganz gut behelfen.
Auch wenns nach Apologetik klingt, nicht jeder dieser Verfehler realisert bewusst was für einen Mist er macht oder dass das geäusserte die Zielperson verletzt (auch wenn ich hier die männliche Person verwende, Aktionen mit potential zu so was habe ich schon bei beiden Geschlechtern erlebt). Das ganze vorher zu thematisieren (solange es nicht in präventivvorwürfe ausartet) schadet sicher nicht.
Bei Veranstaltungen mit Ordnern sollte es IMHO immer feste Handlungsanweisungen geben, hinsichtlich der Dinge die nicht akzeptabel sind, einfach damit man im Zweifelsfall auf der sicheren Seite ist. Die können und sollten dann eben auch im voraus kommuniziert werden. Harmlose Variante: "Keine politische Scheisse erlaubt", wie es diverse Festivals machen. Da kann dann auch wie von Badhorse impliziert und von Rasmael explizit angeführt ein Hinweis drauf eingebaut werden, dass man Probleme aktiv melden DARF und SOLL. So ein bewusstmachen der eigenen Rechte gibt nen schönen Selbstsicherheitsschub und das kann man in solchen Situationen sicher gut gebrauchen.
Hier ist auch noch einmal das klare kommunizieren von Spiel- und Tischerwartungen wichtiger, erst recht wenn etwas von der gefühlten Norm abweicht. Man spielt eben mit völlig fremden, da kann man nicht mit dem gleichen Ansatz wie in privaten Gruppen loslegen und erwarten dass es Problemlos funktioniert. Aber auch hier gilt wieder, das gilt für beide Seiten. Wenn du dich mit fremden an den Tisch setzt und probleme hast die von der erwartbaren Norm abweichen (also: extreme Spinnenphobie: ja, aversion gegenüber sexuellen avancen: nein), dann kommunizier das bitte auch. Wenn du es nicht machst und dann schreiend vom Abenteurtisch "Im Spinnenwald" wegrennst, beklag dich nicht.
Von der anderen Seite des Teichs kann man dann auch lernen wie mans nicht macht.
Solche Handlungsanweisungen sollten nicht als Angriffe oder zu Einseitig formuliert sein.
Sonst tauscht man Problem A mit B und darf sich mit politischen Hexenjagden rumärgern (Student wird dumm angemacht, weil er weiss ist und Rastalocken trägt, was als ungehörige "cultural appropriation") ausgelegt wird.