Autor Thema: Übergriffe und unser Hobby  (Gelesen 43914 mal)

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Offline D. Athair

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Re: Übergriffe und unser Hobby
« Antwort #250 am: 6.04.2016 | 22:12 »
Wenn ich am Tisch mitbekomme das jemand übergriffig wird, dann wird das Spiel unterbrochen und es wird sofort frontal und direkt angesprochen. Wird es nicht abgestellt, dann werden Konsequenzen gezogen und fertig.

Das Problem ist doch eher, dass Übergriffe als solche erkannt werden müssen.
Es kann mMn nicht bloß um offensichtlich grenzverletzendes Verhalten gehen, sondern die Integrität jeder und jedes einzelnen muss gewahrt bleiben.

Ich erinnere mich da an eine In-Game-Situation zum Thema "Liebe, Sex und Partnerschaft", auf die eine gute Freundin Out-of-Game gegenüber dem Spielleiter reagiert hat. An der Reaktion des SL konnte man kurz darauf gut ablesen, dass da eine persönliche Grenze erreicht oder überschritten wurde. Ich rechne ihm das hoch an, dass er genug Vertrauen in die Gruppe aufbringen konnte und die Sache dann doch noch mit Humor nehmen konnte. Insofern glaube ich, dass die Sache ohne Schaden geblieben ist. Aber das ist nicht automatisch so.

Das für mich entscheidende Problem ist, dass - außer im Offensichtlichen (siehe Blogbeitrag) - die Grenzen, bestehenden Verletzungen und Verwundbarkeiten auch bei Leuten, die man gut kennt, schwer abzuschätzen sind. Gespräche helfen - da wir hier den Bereich des Unbewussten streifen - wenig. Aber mehr als gar nicht!
Man kann eigentlich nur versuchen - auch wenn die Gruppe für Zoten zu haben ist - eine gewisse Achtsamkeit nicht zu unterlassen. Eine Spielunterbrechung muss, sobald jemand spürt, dass da was nicht in Ordnung war, möglich sein. Mir ist wichtig, dass das nicht das vermeintliche oder tatsächliche Opfer selbst sein muss. Zumal Sprachlosigkeit des Opfers teil des Problems ist. Es kann hilfreich sein, wenn jemand anders die Schwelle zum Reden senkt.

Wenn Grenzverletzungen, sexistische oder misogyne (/misandrische) Bemerkungen fallen, dann ist mir wichtig, dass die Mitspielenden sich auf die Seite des Opfers stellen. Und diese Person entscheidet, wie es weitergeht. Ich erwarte, dass die Gruppe der Person dabei möglichst Druck abnimmt und nicht eigene Interessen voranstellt. (Wobei das schwierig werden kann, wenn der Täter/ die Täterin unabsichtlich gehandelt hat und sich hier eine unverschuldete Schwäche [z.B. als Ausdruck von Autismus alles schon gehabt] äußert. Wobei ich auch so eine Situation nicht für unlösbar halte.)


[...] wenn das Thema falsch angegangen wird aus dem versuch der Rücksichtnahme leicht eine Atmosphäre entstehen kann in dem sich alle Unwohl fühlen, da keiner mehr natürlich agieren kann aus Angst das Verhalten könnte falsch verstanden werden.
Es braucht es ein Grundvertrauen. Ohne das ist Rollenspiel mMn unmöglich. (Das sieht man gerade im Spiel mit Neuligen immer wieder ganz schön.) Wenn die Gruppe sich gegenseitig vertrauensvoll begegnet, dann sind Grenzverletzungen zwar immer noch möglich, aber sie können aufgefangen werden. Die Angst vor der Möglichkeit "übergriffig" zu werden ist keine Lösung. Das ist wie morgens gar nicht erst aufzustehen, weil man tagsüber etwas falsch machen könnte. MMn geht das nicht.
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Offline Timo

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Re: Übergriffe und unser Hobby
« Antwort #251 am: 6.04.2016 | 22:13 »
Und einfach mal so gehen ist auf einem Con halt auch blöd.

Warum glaubst du das?
Das ist eine interessante Aussage, ich denke man sollte in so einer Situation halt gehen, ist nicht sitzen bleiben und durchhalten die "blöde" Entscheidung?
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Ucalegon

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Re: Übergriffe und unser Hobby
« Antwort #252 am: 6.04.2016 | 22:14 »
Kurz: Du liest dich teilweise persönlich beleidigend, auch wenn das wahrscheinlich nicht die Intention ist. Ansonsten gute Punkte.

+1

Das wollte ich auch gerade schreiben.


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Re: Übergriffe und unser Hobby
« Antwort #253 am: 6.04.2016 | 22:15 »
Ich hab gerade das Gefuehl, dass ich Selbstverstaendlichkeiten beschreibe.
Sollten auch meiner Meinung nach Selbstverständlichkeiten sein. Und je mehr sich der Meinung anschließen und das auch als Selbstverständlich sehen, umso schneller wird das dann auch zum Selbstläufer.
Daher schön wenn das soviele wie Möglich als Selbstverständlichkeit darstellen um diejenigen die das auch so sehen zu bestärken.
Was ich sagen möchte, ist das man ein gewisses Feingefühl im miteinander ausüben sollte(und das bezieht sich jetzt nicht ausschließlich aufs Rollenspiel, sondern auf jegliche gemeinsamen Aktionen/Veranstaltungen).
+1 Achtsamkeit und Feingefühl verhindern vielleicht eine Eskalation (welcher Art auch immer)
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Ucalegon

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Re: Übergriffe und unser Hobby
« Antwort #254 am: 6.04.2016 | 22:23 »
Das ist eine interessante Aussage, ich denke man sollte in so einer Situation halt gehen, ist nicht sitzen bleiben und durchhalten die "blöde" Entscheidung?

Naja, ich kann mir schon vorstellen, dass man, wenn man dableibt, evtl. danach die Chance hat, die Leute im Feedback nochmal darauf hinzuweisen, dass man x nicht ok fand. Vielleicht erreicht man sie dann ja doch noch. Ich zumindest kenne es von mir selbst, dass ich auf Kritik manchmal vorschnell abweisend reagiere und erst eine Weile später realisiere, dass ich durchaus zurecht kritisiert worden bin. Hängt aber von der Art des Vorfalls und der Persönlichkeit ab.

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Re: Übergriffe und unser Hobby
« Antwort #255 am: 6.04.2016 | 22:29 »
Warum glaubst du das?
Das ist eine interessante Aussage, ich denke man sollte in so einer Situation halt gehen, ist nicht sitzen bleiben und durchhalten die "blöde" Entscheidung?

Weil du dann eben ohne Runde auf einem Con herumhängst und dich nach so einer Konfrontation vermutlich ziemlich mies fühlen wirst. Nicht jeder hat die Möglichkeit, den Con dann gleich zu verlassen.

Und vielleicht hofft man ja, dass es nur eine blöde Szene war. Eigentlich derselbe Grund, aus dem man immer in einer Runde bleibt, in der etwas passiert ist, das man nicht so großartig fand.  :-\
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Re: Übergriffe und unser Hobby
« Antwort #256 am: 6.04.2016 | 22:33 »
Naja, ich kann mir schon vorstellen, dass man, wenn man dableibt, evtl. danach die Chance hat, die Leute im Feedback nochmal darauf hinzuweisen, dass man x nicht ok fand. Vielleicht erreicht man sie dann ja doch noch. Ich zumindest kenne es von mir selbst, dass ich auf Kritik manchmal vorschnell abweisend reagiere und erst eine Weile später realisiere, dass ich durchaus zurecht kritisiert worden bin. Hängt aber von der Art des Vorfalls und der Persönlichkeit ab.

Hängt ja auch davon ab ob wir jetzt von einer öffentlichen Runde spielen (Con/Spieletreff/Ladenrunde) oder in einer privaten Runde.
Spiel ich auf einem Treff mit mehr oder weniger Fremden, dann möchte ich zum einen spaß haben und zum anderen Kontakte für private Runden knüpfen, kommt es da zu Übergriffen auf mich oder andere Mitspieler kann ich auch gleich gehen, da ich zum einen keinen Spaß (mehr) habe und zum anderen daraus auch keine weiteren Runden entstehen (sollen). da kann ich meine Zeit auch sinnvoller (mit z.B. einer anderen Runde) verbringen.
Bei einer privaten Runde sehe ich da mehr Gesprächsbedarf um zu sdehen unter welchen Bedingungen die Gruppe (in welcher Form) weiter bestehen kann.

Im Prinzip bleibt, dass ich in meiner Freizeit eigentlich keine Lust habe Übergriffe auf Mich oder andere zu tolerieren, das muss man im "wahren" Leben schon oft genug.
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Re: Übergriffe und unser Hobby
« Antwort #257 am: 6.04.2016 | 22:42 »
Weil du dann eben ohne Runde auf einem Con herumhängst und dich nach so einer Konfrontation vermutlich ziemlich mies fühlen wirst. Nicht jeder hat die Möglichkeit, den Con dann gleich zu verlassen.

Und vielleicht hofft man ja, dass es nur eine blöde Szene war. Eigentlich derselbe Grund, aus dem man immer in einer Runde bleibt, in der etwas passiert ist, das man nicht so großartig fand.  :-\
Da sollte man sich mal klar machen, das auf einem Con meist mehr als eine Runde stattfinden. Und vielleicht verpasst man ja gerade die absolu geniale Runde während man sich durch eine "doofe" Runde quält.
Es gilt wie immer, dass nicht reagieren es auch nicht besser macht.
Wenn man das ganze einfach hinnimmt, merkt auch keiner das es einem nicht gefällt und damit erweckt man unter Umständen sogar den Eindruck das Geschehen gutzuheißen.
Und wenn sich nach einer Aufforderung nichts ändert, dann wird es auch nicht bei der einen "blöden" Szene bleiben.

Und letzendlich wie immer: "Wer immer nur nickt und schluckt hat am Ende die Schnauze voll"
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Offline Bad Horse

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Re: Übergriffe und unser Hobby
« Antwort #258 am: 6.04.2016 | 22:46 »
Da sollte man sich mal klar machen, das auf einem Con meist mehr als eine Runde stattfinden.

Quereinsteigen ist aber leider nicht so leicht - häufig laufen die Runden dann halt schon. Ich bin auch schon auf Cons aus Runden ausgestiegen, und normalerweise heißt das: Ich sitz rum (weil meine MfG oder mein Mitfahrer noch woanders spielt) oder ich geh wandern.

Aber ich will das Thema jetzt nicht entführen. Ist aber in so einer Situation schon nett, wenn man nicht der einzige ist, der geht, und man noch jemanden hat, mit dem man die Sache durchdiskutieren kann. Moralische Unterstützung finde ich bei sowas sehr wertvoll.
« Letzte Änderung: 6.04.2016 | 22:48 von Bad Horse 8 »
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Offline D. Athair

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Re: Übergriffe und unser Hobby
« Antwort #259 am: 6.04.2016 | 23:56 »
Quereinsteigen ist aber leider nicht so leicht - häufig laufen die Runden dann halt schon. Ich bin auch schon auf Cons aus Runden ausgestiegen, und normalerweise heißt das: Ich sitz rum (weil meine MfG oder mein Mitfahrer noch woanders spielt) oder ich geh wandern.

Aber ich will das Thema jetzt nicht entführen. Ist aber in so einer Situation schon nett, wenn man nicht der einzige ist, der geht, und man noch jemanden hat, mit dem man die Sache durchdiskutieren kann. Moralische Unterstützung finde ich bei sowas sehr wertvoll.
Ich hab dazu mal ein separates Thema aufgemacht. Übergriffigkeit kann in dem Kontext gern auch thematisiert werden.
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Offline dunklerschatten

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Re: Übergriffe und unser Hobby
« Antwort #260 am: 7.04.2016 | 10:53 »
Zitat
...Das Problem ist doch eher, dass Übergriffe als solche erkannt werden müssen.
Es kann mMn nicht bloß um offensichtlich grenzverletzendes Verhalten gehen, sondern die Integrität jeder und jedes einzelnen muss gewahrt bleiben....

Klar unterschreibe ich sofort.

Aber ehrlich gesagt, wenn die Übergriffe so subtil sind das das nur der/die Betroffene mitbekommt, ja dann muss das eben selbige PErson auch ansprechen und für sich selbst einstehen.
Im "normalen" Leben ist es doch letztlich auch so.

Ansonsten sitzt man doch am Spieltisch und lauert nur darauf das niemand falsch behandelt wird, das ist doch dann auch kein RPG mehr ,sondern eher ne sozialpädagogische Studie/ Versuchsreihe.


Zitat
...Weil du dann eben ohne Runde auf einem Con herumhängst und dich nach so einer Konfrontation vermutlich ziemlich mies fühlen wirst. Nicht jeder hat die Möglichkeit, den Con dann gleich zu verlassen.

Und vielleicht hofft man ja, dass es nur eine blöde Szene war. Eigentlich derselbe Grund, aus dem man immer in einer Runde bleibt, in der etwas passiert ist, das man nicht so großartig fand...

Wenn es um Grenzüberschreitungen geht, dann ist es doch völlig zweitrangig (also mir jedenfalls) ob ich dann nach der Konfrontation ohne Runde dastehe, man muss halt Prioritäten setzen.

Und wenn mir meine pers. Grenzen wichtig sind dann ist die Runde egal, wenn mir die Runde wichtiger ist ja dann muss ich halt im Zweifelsfall da die Priorität setzen und den Rest hinnehmen.

Das zur verteidigung der eigenen Grenzen eben auch Konfrontation/ Kampf gehört, ist ja eine der ältesten Weisheiten der Welt, ich kann verstehen das man das nicht umbedingt mag.
Aber ich pers. würde mich 1000mal mieser fühlen, wenn meine Grenzen überschritten wurden und ich dann nicht die Konfrontation suche.



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Offline Chruschtschow

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Re: Übergriffe und unser Hobby
« Antwort #261 am: 7.04.2016 | 14:44 »
Wie in diesem Thread ja schon gelegentlich erwähnt wurde, ist das mit dem "Stopp", dem Aufstehen etc. ja auch nicht immer möglich, weil auch beim Betroffenen in situ die Wahrnehmung fehlt und wenn man hinterher drüber nachgrübelt, wird einem erst klar, was gelaufen ist. Noch anstrengender und am Spieltisch erst ein Mal nicht wahrnehmbar ist der Spieler, der das Spielgeschehen als Aufforderung durch die Spielerin sieht, sich doch mal nach dem Spielgeschehen näher zukommen. Da fällt es anscheinend einigen Leuten schwer zwischen SC und Spielerin zu unterscheiden.

Und da sehe ich den Mehrwert dieses Threads nicht darin, endgültige und abschließende Regeln zu schaffen. Die existieren nicht. Es wird Runden geben, die sich bei der regelmäßigen Grenzüberschreitung pudelwohl fühlen (oder besser: das was bei anderen Gruppen fern jeder Grenze liegt, ist für diese Gruppe eben kein Grenzübertritt). Andere Gruppen möchten Sexualität und insbesondere mit Gewalt verbundene Sexualität im Spiel gar nicht haben. Und manche Spieler stellen eben im Nachhinein ein Problem dar.

Was bringt also dieser Thread? Für mich zum einen ein Bewusstmachen von Problemstellungen. Dieses "Stalking"-Phänomen nach der eigentlichen Spielrunde habe ich auch schon zwei Mal beobachtet, die Spielerin hat es mir erzählt, allerdings nicht als Hilferuf, wenn ich das recht verstanden habe. Eher als Kuriosum. Nun ist die aber auch hinreichend tough dem jeweiligen Herrn einen zünftigen Tritt in die Nüsse zu geben (auch metaphorisch). Dementsprechend ist das bei mir jetzt auch nicht so recht als Problem aufgefallen, in das ich hätte involviert sein können. Aber als Organisator, Gastgeber und Spielleitung hätte es genauso an mir hängenbleiben können, jemanden auszuladen. (Übrigens spielt die Spielerin noch in der gleichen Runde wie ich, die betreffenden Spieler sind nicht dabei.)

Also ein bisschen Steigerung von Sensibilität für die Beteiligten reicht doch schon. Wir haben vielleicht kein Hobby mit überproportional schwierigen Mitspielern, aber wir beackern aus der Natur des Rollenspiels und seiner Inhalte heraus problematischere Themenfelder, weil wir eben sehr viele Handlungsoptionen im Spiel haben.
« Letzte Änderung: 7.04.2016 | 14:47 von Chruschtschow »
Tolles Setting, würde ich aber mit Fate spielen. Und jeder Thread ist ein potentieller Fate-Thread. :d

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Offline Boba Fett

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Re: Übergriffe und unser Hobby
« Antwort #262 am: 7.04.2016 | 15:06 »
... da sehe ich den Mehrwert dieses Threads nicht darin, endgültige und abschließende Regeln zu schaffen. Die existieren nicht.
...
Was bringt also dieser Thread? Für mich zum einen ein Bewusstmachen von Problemstellungen.

Mission completed! Case closed...! ;)

(keine Angst, nicht der Thread, aber ja, eigentlich geht es genau darum, dass man es sich immer mal wieder bewußt macht und sich sensibilisiert.
Und vielleicht auch, dass jemand sieht, dem/der unbehaglich ist (als Betroffene(r) oder als Anwesende(r)), dass man eben doch nicht schweigend
dabeisitzen sollte, sondern dass es Sinn macht, Dinge anzusprechen. Und dass es anderen eben auch so geht.)
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

Offline Harry

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Re: Übergriffe und unser Hobby
« Antwort #263 am: 7.04.2016 | 15:39 »
Der Jankcast (englischsprachig) behandelt in der aktuellen Ausgabe ein ähnliches Thema. Ich habe die Folge noch nicht gehört, also ohne Gewähr.

LG,
H.
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Offline La Cipolla

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Re: Übergriffe und unser Hobby
« Antwort #264 am: 7.04.2016 | 17:17 »
Bewusstsein ist übrigens selbst bei Betroffenen nicht immer vorhanden. Wer zum ersten Mal in seinem Leben dumm angemacht wird (und bei Jugendlichen kann das durchaus passieren) oder sich einfach in einer sehr ungewohnten Situation wiederfindet, deren Regeln er noch nicht wirklich versteht (was bei unserem Hobby durchaus nicht ungewohnt ist), weiß mitunter nicht einmal, wieso er sich schlecht fühlt, oder wie er darauf reagieren soll. Teilweise kann man also nicht mal erwarten, dass jeder imstande ist, einfach so "Nein!" zu sagen oder selbstbewusst zu gehen. Da kann es gewaltig viel ausmachen, wenn eine erfahrenere Person am Tisch hilft.

Man vergisst als Erwachsener halt auch sehr gern mal, wie (sozial) awkward Teenager sein können, und sei es nur, weil man sich nur ungern daran erinnern möchte ... :D

Offline Maarzan

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Re: Übergriffe und unser Hobby
« Antwort #265 am: 7.04.2016 | 20:13 »
Und nicht dass das dann aggressives Verhalten gegen Mitspielerinnen rechtfertigen würde, aber rein statistisch dürfte auch ein guter Teil des nicht den Standards entsprechenden Verhalten gegenüber diesen auch daraus stammen, dass da entsprechend sozial unterentwickelte Jungen aus ihrer Komfortzone gerissen wurden und nun in diversen, auch unangebrachten bis unangemessenen Formen reagieren / kompensieren.

Das nicht zur Rechtfertigung aber ggf als Ursachenhinweis und aus Situationsverständnis entsteht vielelicht ja auch jemanden eine passende Lösungsidee.
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Offline Sethomancer

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Re: Übergriffe und unser Hobby
« Antwort #266 am: 8.04.2016 | 15:18 »
Das nicht zur Rechtfertigung aber ggf als Ursachenhinweis und aus Situationsverständnis entsteht vielelicht ja auch jemanden eine passende Lösungsidee.
Es wäre in so einem Fall ja schon mal ein Ansatz, wenn man das Verhalten weder unterstützt noch toleriert, sondern auch als Außenstehender einfach mal (auf möglichst diplomatische Weise) zu verstehen gibt, dass das Verhalten unangemessen ist.
Gerade bei mangelnder sozialer Kompetenz sollte man da zwar behutsam vorgehen, aber sowohl im Intresse des Opfers als auch der sozialen Entwicklung des unfreiwilligen Täters auch direkt.
In vielen Fällen ist es ja so, daß das Lachen der Umstehenden oder halt auch das nicht reagieren die Situation für das Opfer verschärft und den Täter in seinem Handlungsmuster bestärkt. da reicht vielleicht mal ein couragiertes "Find ich jetzt echt nicht lustig" oder ein "Sag mal das ist ziemlich daneben" um die Situation vielleicht ein wenig zu entschärfen.
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Offline Ginster

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Re: Übergriffe und unser Hobby
« Antwort #267 am: 8.04.2016 | 16:28 »
In vielen Fällen ist es ja so, daß das Lachen der Umstehenden oder halt auch das nicht reagieren die Situation für das Opfer verschärft und den Täter in seinem Handlungsmuster bestärkt. da reicht vielleicht mal ein couragiertes "Find ich jetzt echt nicht lustig" oder ein "Sag mal das ist ziemlich daneben" um die Situation vielleicht ein wenig zu entschärfen.


Das kann nicht genug hervorheben  :d

AcevanAcer

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Re: Übergriffe und unser Hobby
« Antwort #268 am: 8.04.2016 | 16:31 »
Hm, ich habe jetzt viel in diesem Thread gelesen,..

Gibt es hier eigtl. auch einen persönlichen Betroffenen oder nur die üblichen Trittbrettfahrer die theoretisch Situationen konstruieren die "gefährlich" sein könnten?

Achamanian

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Re: Übergriffe und unser Hobby
« Antwort #269 am: 8.04.2016 | 16:34 »


Gibt es hier eigtl. auch einen persönlichen Betroffenen oder nur die üblichen Trittbrettfahrer die theoretisch Situationen konstruieren die "gefährlich" sein könnten?

Don't feed this troll!

AcevanAcer

  • Gast
Re: Übergriffe und unser Hobby
« Antwort #270 am: 8.04.2016 | 16:40 »
Don't feed this troll!

Ich hätte fast mich dazu hinreißen lassen dich als Idioten zu bezeichnen. Aber nein, für dich formuliere ich es anderst - Ich kenne ausreichend Persönlichkeiten die Opfer von missbrauch wurden und ich kann  dir sagen das dass Geschlecht, hierbei völlig egal ist. Was aber fast allen gemein ist, ist die Tatsache, das sie nicht "Mutmassungen" wollen, von Leuten die jemals in so einer Situation steckten. Sie möchten seltener Rücksichtnahme als du vllt glaubst, und oft wollen sie einfach nur gleichbehandlung und fühlen sich diskriminiert, wenn irgendwer ihr "Geheimnis" kennt und sie mit Samthandschuhen anfasst.

Achamanian

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Re: Übergriffe und unser Hobby
« Antwort #271 am: 8.04.2016 | 16:46 »
Ich hätte fast mich dazu hinreißen lassen dich als Idioten zu bezeichnen. Aber nein, für dich formuliere ich es anderst - Ich kenne ausreichend Persönlichkeiten die Opfer von missbrauch wurden und ich kann  dir sagen das dass Geschlecht, hierbei völlig egal ist. Was aber fast allen gemein ist, ist die Tatsache, das sie nicht "Mutmassungen" wollen, von Leuten die jemals in so einer Situation steckten. Sie möchten seltener Rücksichtnahme als du vllt glaubst, und oft wollen sie einfach nur gleichbehandlung und fühlen sich diskriminiert, wenn irgendwer ihr "Geheimnis" kennt und sie mit Samthandschuhen anfasst.

Du kannst mich gerne als Idioten bezeichnen, wenn dir das Befriedigung verschafft.
Wenn du den Thread aufmerksam gelesen hättest, wüsstest du, warum du gerade wieder genau das Fass aufmachst, dass aus gutem Grund dicht gemacht wurde. Es soll hier NICHT um Spekulation über konkrete "echte Fälle" gehen (davon, dass es sie gibt, darf man leider getrost ausgehen). So verstehe ich zumindest die Mod-Anweisungen.
Und dein anekdotisches "Ich kenne Leute, die ..." (mit Impliziertem: Und weiß es deshalb besser) tut nichts zur Sache. Ich kenne auch Leute die, und habe in der Beziehung auch aus zweiter Hand schon einigen Scheiß mitmachen müssen. Tut hier aber nix zur Sache.

Offline KlickKlack

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Re: Übergriffe und unser Hobby
« Antwort #272 am: 8.04.2016 | 16:47 »
Interessant ist, wie unterschiedlich die ganze Diskussion geführt wird. Die USA (im angeführte Beispiel geht es zwar um Kanada, aber die Wortwahl der Autorin macht klar, dass sie sich in der US Diskussionskultur aufgehoben fühlt) erlebt seit einigen Jahren eine immens verschachtelte und sehr komplizierte Auseinandersetzung mit dem Thema Aggression; -ismus etc. die längst sowohl Teil der Popkultur ist (man schaue die letzte Staffel South Park) als auch eine sehr starke Gegenbewegung hervorrief, der aktuelle Wahlkampf ist da nur ein Beispiel. Die Diskussion führt leider auch tatsächlich in lächerliche Niederungen in denen `echte` Opfer dann schnell der Lächerlichkeit preisgegeben werden. Bestes Beispiel der Kampfbegriff Mikroagression, wen´s interessiert einfach Mal ein bisschen Googeln… Da werden Kämpfe ausgetragen die nur sehr, sehr schwer nachzuvollziehen sind und häufig eher wie eine Persiflage wirken.
In Deutschland hält sich dies zum Glück noch in Grenzen, aber es ist doch interessant, dass auch hier im Forum eine… hmm… vielleicht unterschwellige Angst zwischen den Zeilen durchschimmert, das Falsche zu sagen.
Der Hinweis, man habe als Spieler eben auch das recht sexistische, brutale, politisch völlig ungerechte und unangebrachte Themen zu bespielen ist ebenso richtig wie der Hinweis auf die Unmöglichkeit ein bestimmtes Verhalten universell verordnen oder einfordern zu können. Unterschiedliche Gruppen, Subkulturen, Arbeitsumfelder entwickeln einen eigenen Kodex des angebrachten Umgangstones. Jeder von uns weiß das sicherlich, dafür gibt es hunderte Beispiele. Im Profisport geht man sich auf eine Weise an die Außenstehende meist überhaupt nicht nachvollziehen können. Da wirft man sich Sachen an den Kopf die im ´zivil Leben` zur Anzeige führen würden und schüttelt sich nachher trotzdem die Hand, weil `das Spiel ebenso gespielt wird.` Wenn man Teil der Gruppe ist, weiß man das und kann es einordnen, es berührt einen nicht auf der selben Ebene wie im Kontext einer `zivilen` Begegnung. Ein anderes Beispiel wären Initiationsriten bestimmter Gruppen oder Verbände die plötzlich in der Öffentlichkeit diskutiert und verurteilt werden… Ich denke Ihr wisst was ich meine, ich glaube da fallen jedem unzählige Beispiele ein.
In einer Rollenspielgruppe wird das nicht anders sein. Was hilft? Kommunikation, reden, reden, reden! Ich denke darauf kommt es an, abseits vom Spiel positiv neugierig sein, sich für das Gegenüber interessieren und ein Interesse am Miteinander entwickeln.

Ucalegon

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Re: Übergriffe und unser Hobby
« Antwort #273 am: 8.04.2016 | 16:58 »
Ich kenne ausreichend Persönlichkeiten die Opfer von missbrauch wurden und ich kann  dir sagen das dass Geschlecht, hierbei völlig egal ist. Was aber fast allen gemein ist, ist die Tatsache, das sie nicht "Mutmassungen" wollen, von Leuten die jemals in so einer Situation steckten. Sie möchten seltener Rücksichtnahme als du vllt glaubst, und oft wollen sie einfach nur gleichbehandlung und fühlen sich diskriminiert, wenn irgendwer ihr "Geheimnis" kennt und sie mit Samthandschuhen anfasst.

Sich zu überlegen, wie man mit Mitspielerinnen und Mitspielern umgeht, von denen man weiß oder annimmt, dass sie Opfer von Übergriffen geworden sind, ist meiner Meinung nach eine Frage, die wenn überhaupt in den Parallelthread zu sensiblen Themen im Rollenspiel passt. Hier im Thread ging es in den konstruktiveren Teilen eher darum, was Einzelne als übergriffig erlebt haben, ob und wie man entsprechende Situationen erkennen kann und was dann zu tun ist. Den anmaßenden Ton, den du kritisierst, habe ich hier nicht gelesen.

AcevanAcer

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Re: Übergriffe und unser Hobby
« Antwort #274 am: 8.04.2016 | 16:59 »
Du kannst mich gerne als Idioten bezeichnen, wenn dir das Befriedigung verschafft.
Wenn du den Thread aufmerksam gelesen hättest, wüsstest du, warum du gerade wieder genau das Fass aufmachst, dass aus gutem Grund dicht gemacht wurde. Es soll hier NICHT um Spekulation über konkrete "echte Fälle" gehen (davon, dass es sie gibt, darf man leider getrost ausgehen). So verstehe ich zumindest die Mod-Anweisungen.
Und dein anekdotisches "Ich kenne Leute, die ..." (mit Impliziertem: Und weiß es deshalb besser) tut nichts zur Sache. Ich kenne auch Leute die, und habe in der Beziehung auch aus zweiter Hand schon einigen Scheiß mitmachen müssen. Tut hier aber nix zur Sache.

Also ich sehe in dem Thread überwiegend Thesen warum etwas bedenklich sein könnte, aber keine Erfahrungen aus erster Hand. Jeder hat eine Meinung aber keine Erfahrung. Für mich eher SC,..