Wenn ich am Tisch mitbekomme das jemand übergriffig wird, dann wird das Spiel unterbrochen und es wird sofort frontal und direkt angesprochen. Wird es nicht abgestellt, dann werden Konsequenzen gezogen und fertig.
Das Problem ist doch eher, dass Übergriffe als solche erkannt werden müssen.
Es kann mMn nicht bloß um offensichtlich grenzverletzendes Verhalten gehen, sondern die Integrität jeder und jedes einzelnen muss gewahrt bleiben.
Ich erinnere mich da an eine In-Game-Situation zum Thema "Liebe, Sex und Partnerschaft", auf die eine gute Freundin Out-of-Game gegenüber dem Spielleiter reagiert hat. An der Reaktion des SL konnte man kurz darauf gut ablesen, dass da eine persönliche Grenze erreicht oder überschritten wurde. Ich rechne ihm das hoch an, dass er genug Vertrauen in die Gruppe aufbringen konnte und die Sache dann doch noch mit Humor nehmen konnte. Insofern glaube ich, dass die Sache ohne Schaden geblieben ist. Aber das ist nicht automatisch so.
Das für mich entscheidende Problem ist, dass - außer im Offensichtlichen (siehe Blogbeitrag) - die Grenzen, bestehenden Verletzungen und Verwundbarkeiten auch bei Leuten, die man gut kennt, schwer abzuschätzen sind. Gespräche helfen - da wir hier den Bereich des Unbewussten streifen - wenig. Aber mehr als gar nicht!
Man kann eigentlich nur versuchen - auch wenn die Gruppe für Zoten zu haben ist - eine gewisse Achtsamkeit nicht zu unterlassen. Eine Spielunterbrechung muss, sobald jemand spürt, dass da was nicht in Ordnung war, möglich sein. Mir ist wichtig, dass das nicht das vermeintliche oder tatsächliche Opfer selbst sein muss. Zumal Sprachlosigkeit des Opfers teil des Problems ist. Es kann hilfreich sein, wenn jemand anders die Schwelle zum Reden senkt.
Wenn Grenzverletzungen, sexistische oder misogyne
(/misandrische) Bemerkungen fallen, dann ist mir wichtig, dass die Mitspielenden sich auf die Seite des Opfers stellen. Und diese Person entscheidet, wie es weitergeht. Ich erwarte, dass die Gruppe der Person dabei möglichst Druck abnimmt und nicht eigene Interessen voranstellt. (Wobei das schwierig werden kann, wenn der Täter/ die Täterin unabsichtlich gehandelt hat und sich hier eine unverschuldete Schwäche [z.B. als Ausdruck von Autismus
alles schon gehabt] äußert. Wobei ich auch so eine Situation nicht für unlösbar halte.)
[...] wenn das Thema falsch angegangen wird aus dem versuch der Rücksichtnahme leicht eine Atmosphäre entstehen kann in dem sich alle Unwohl fühlen, da keiner mehr natürlich agieren kann aus Angst das Verhalten könnte falsch verstanden werden.
Es braucht es ein Grundvertrauen. Ohne das ist Rollenspiel mMn unmöglich. (Das sieht man gerade im Spiel mit Neuligen immer wieder ganz schön.) Wenn die Gruppe sich gegenseitig vertrauensvoll begegnet, dann sind Grenzverletzungen zwar immer noch möglich, aber sie können aufgefangen werden. Die Angst vor der Möglichkeit "übergriffig" zu werden ist keine Lösung. Das ist wie morgens gar nicht erst aufzustehen, weil man tagsüber etwas falsch machen könnte. MMn geht das nicht.