Autor Thema: Sexualisierte Gewalt und sonstige sensible Themen im Spiel  (Gelesen 11743 mal)

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Offline Harry

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Re: Sexualisierte Gewalt und sonstige sensible Themen im Spiel
« Antwort #50 am: 5.04.2016 | 15:32 »
@Vermi: Nee, finde ich nicht, dass Du das verkompliziert. Vielmehr unterstreichst Du, was ich insgesamt als Fazit hier herauslese: Unterschiedliche Spielinhalte machen unterschiedlichen Leuten verschieden viel Spaß, und im Interesse der Vermeidung von Grenzüberschreitungen lohnt es sich, das im Hinterkopf zu behalten.

In dieser Hinsicht bin ich auch gegenüber dem oben benannten "Konsens des im Rollenspiel akzeptablen" skeptisch. Bei mir z.B. hat das Akzeptable durchaus mit Tagesform, Stimmung und Kontext zu tun - Wenn ich tagsüber spiele und meine Kinder im Haus sind, finde ich z.B. schon Schimpfwörter unangemessen und störend und bitte meine Mitspieler/innen um dementsprechene Rücksicht. Ich spiele dann auch eher "Costume Fairy Adventures" als "Monsterhearts", klar.

Ich schließe mich da Rumpel an - was als Spielinhalt okay ist und was nicht, kann ich nur sehr grob im Voraus vermuten bzw. versuchen abzusprechen.
Und ein Teil unseres Hobby ist zweifellos die Beschäftigung mit Grenzthemen. Das fängt nicht erst bei Folter und sexualisierter Gewalt an - auch völlig fantasyübliche Gewaltdarstellung und Rollenklischees kann man durchaus hinterfragen bzw. scheiße und verletzend finden. Wir machen es trotzdem, und es macht irgendwie Spaß, sonst würden wir es nicht tun. Entscheidend ist, dass wir darauf achten, dass nach Möglichkeit keine/r verletzt wird.
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Offline Trollkongen

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Re: Sexualisierte Gewalt und sonstige sensible Themen im Spiel
« Antwort #51 am: 5.04.2016 | 16:04 »
Und ein Teil unseres Hobby ist zweifellos die Beschäftigung mit Grenzthemen. Das fängt nicht erst bei Folter und sexualisierter Gewalt an - auch völlig fantasyübliche Gewaltdarstellung und Rollenklischees kann man durchaus hinterfragen bzw. scheiße und verletzend finden.

Das ist ein Punkt, der mich hier (und in anderen, ähnlichen Diskussionen) immer etwas wundert und auch ratlos zurücklässt. Es ist ja nicht so, dass nur sexualisierte Gewalt ein sensibles Thema ist, das traumatische Aspekte hat. Gewalt an sich, ob psychisch oder physisch, ist da ja generell kaum anders. Zusammengeschlagen zu werden wünscht sich sicherlich auch niemand, aber das ist ja ein ziemlich normales Ding im Rollenspiel, oft humorisiert oder als "Kneipenschlägerei" verharmlost. Ebenso gibt es ja zahlreiche Wege der psychischen Gewalt, mit denen generell locker-flockig umgegangen wird. Und man denke nur mal an Beherrschungszauber ... Gut, bei Zauberei spielt sicherlich hinein, dass das außerhalb der Erfahrung ist. Aber es ist doch schon bemerkenswert, dass man da generell mit verschiedenen Maßen misst. Das soll jetzt kein Vorwurf sein, ich mache das ja selbst. Es sagt aber wohl mehr darüber aus, wie wir in Sachen Gewalt - und vor allem dem "erzählerischen" Umgang damit - sozialisiert sind als davon, wo wirklich größere Sensibilität angebracht wäre. Wobei sich das wohl bedingt: Ist spontane, non-lethale körperliche Gewalt zumindest in Geschichten nicht besonders sanktioniert, dann beeinflusst das auch unsere Einstellung generell dazu.

Offline Archoangel

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Re: Sexualisierte Gewalt und sonstige sensible Themen im Spiel
« Antwort #52 am: 5.04.2016 | 16:13 »
Interessanter Thread. Vanilla-RPG versus ... wie auch immer das zu benennen wäre. Wäre jetzt mal interessant die persönlichen sexuellen Erfahrungshorizonte mit dem Verhalten am Spieltisch abzugleichen, aber ich fürchte das geht zu weit - das ist dann der Psychologe in mir, den man anscheinend doch nie wieder rausbekommt. Back to Topic:

Ich bevorzuge grundsätzlich Hardcore-Realismus in meinen Spielwelten, will sagen: es gibt nichts, was es nicht gibt. Sark&Gritty. Nun habe ich den beneidenswerten Vorteil, dass ich grundsätzlich nur mit Freunden spiele, also schonmal nicht mit Arschlöchern, so dass RL-Situationen im unangenehmen Bereich nie entstehen. Zudem besteht ein Einvernehmen der Runden, was den erträglichen Grad an Sex&Crime betrifft. Was sich generell bewährt hat ist die "Bei Stopp ist Schluss"-Methode, die ja auch in der Pädagogik mehr und mehr zur Anwendung kommt. Im Kurzen: jede(r) Mistpieler(in) kann zu jeder Zeit die Hand in abwehrender Geste heben und "STOPP" rufen, was zur sofortigen Unterbrechung der Szene führt; auf Bedarf kann dann eine Grenze definiert werden bzw. auch darüber gesprochen werden. Vor vielen vielen Jahren kam das ab und an mal vor, mittlerweile kenne ich meine Pappenheimer doch ganz gut.

Bei neuen Spielern gelten natürlich ganz andere Grenzen - versteht sich von selbst. Und natürlich passe ich mein Spiel grundsätzlich der Zeilgruppe an: bei meiner RPG-AG in der Schule gilt natürlich die FSK als Ziellinie - und zwar immer am jüngsten Teilnehmer orientiert, das sollte soweit klar sein. Und selbst hier gibt es die "Stopp"-Regel. Mit meinen eigenen Kindern spiele ich natürlich auch ganz ganz anders, als mit meiner "Erwachsenen-Hardcore-Runde". Letztere könnte vermutlich selbst hartgesottenen Pornokünstlern gelegentlich die Schamesröte ins Gesicht treiben - aber hey: das ist der Gruppenkonsens meiner Spieler/innen. Mir persönlich ist das ziemlich wurscht. Ich leite gerne, sehe mich aber primär als Unterhaltungskünstler, der den Ansprüchen seiner Mitspieler/innen angepasst agiert. Und die sind eben so unterschiedlich und bunt wie die Welt in der wir leben.

Gerade im RL sieht man ja dann doch immer wieder, dass die Geschmäcker recht unterschiedlich sind, sonst gäbe es wohl kaum "50 shades", echten BDSM, Swingerclubs, Darkrooms oder was auch immer. Entsprechendes kann im Rollenspiel eben auch vorkommen - oder auch nicht ... das muss jede(r) für sich wissen und dann - wie alles andere auch - im Gruppenkonsens funktionieren. Grundsätzlich sind meine eigenen Grenzen (wie ich im Laufe der Jahrzehnte nun feststellen konnte), also die Grenzen dessen, was ich im RPG thematisieren, bzw. darstellen/beschreiben würde wohl doch schon sehr weit in der externen Peripherie. Letztlich ist es eben ein Spiel der Fantasie. Ebenso muss man sich ja die Frage stellen, wo die Grenzen der gewalt bzw. des Horrors sind.

Ich erinnere mich da gerade an eine Reihe von Vampire:tM-Cons, die den schönen Namen "infernal desire" trugen. Das war Live-Action-Rpg mit Vampire-Hintergrund und doch sehr sehr BDSM-lastig. Da wusste jeder allerdings bei Kartenerwerb (und Regelzusendung) auf was er/sie sich einlässt - gerade die Spieler/innen mit den Menschenkarten. Letztlich waren sie innerhalb der Regeln und Absprachen Freiwild. Bei bedarf kann ich das gerne näher erläutern, aber nicht hier in einem allgemeinzugänglichen Teil eines Forums.

Tasächliche Aspekte (wie im Ausgangsthread) habe ich - wie auch viele andere - noch nie erlebt, noch kenne ich jemanden, der dies behauptet hätte. Ich hatte auch immer den Eindruck, dass unsere Szene da auf einem sehr guten Weg ist und sich signifikant von der Gesellschaft als solche abhebt. Ist aber eben nur mein persönlicher Eindruck. Dinge wie sie im zuerst verlinkten Artikel der Dame aus Kanada beschrieben wurden kann ich mir zwar nicht vorstellen, aber wie bereits oben erwähnt: ich bin jetzt alt genug um zu wissen, dass es nichts gibt, was es nicht gibt. Würde ich jemals so etwas erleben, dann würde es aber ordentlich in der Kiste rumpeln. Denn bei "Stopp" ist "Stopp".
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Re: Sexualisierte Gewalt und sonstige sensible Themen im Spiel
« Antwort #53 am: 5.04.2016 | 16:37 »
Denn bei "Stopp" ist "Stopp".

Ich geb Dir zwar im Ganzen recht, klappt aber nicht immer und bei jedem. Es gibt Menschen, die kommen in einer belastenden Situation schlecht aus einer Schockstarre raus, bzw. dissozieren das Erleben, und dann geht es weiter, als irgendwer es sich wünschen würde, weil sie die Situation nicht mehr abbrechen können.
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Re: Sexualisierte Gewalt und sonstige sensible Themen im Spiel
« Antwort #54 am: 5.04.2016 | 16:51 »
Ja, da hast du leider recht. Aber das ist im ganzen Leben so - egal wo du dich befindest/bewegst. Ich denke das "Bemühen" ist hier der zentrale Punkt, sowie auch das "reflektieren". Nicht jedoch das "durch Selbstzensur vermeiden". Zumindest meiner Meinung nach. Im anderen Thread wurde so z.B. aufgerufen das Thema "Vergewaltigung" überall aus dem Hobby zu verdrängen/verbieten. Was wird dadurch gewonnen? Was wird dadurch verloren? Wem wird dadurch geholfen? ; muss jeder für sich beantworten können, für mich persönlich wäre der Verlust gewaltig höher als der Gewinn und niemandem damit geholfen.
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Re: Sexualisierte Gewalt und sonstige sensible Themen im Spiel
« Antwort #55 am: 5.04.2016 | 16:59 »
Ich geb Dir zwar im Ganzen recht, klappt aber nicht immer und bei jedem. Es gibt Menschen, die kommen in einer belastenden Situation schlecht aus einer Schockstarre raus, bzw. dissozieren das Erleben, und dann geht es weiter, als irgendwer es sich wünschen würde, weil sie die Situation nicht mehr abbrechen können.

Eben deswegen ist da halt Achtsamkeit vonnöten um das bei sich selbst und anderen festzustellen wann erine Grtenze erreicht istund dann regulierend eingreifen. Daher bin ich ja auch immer noch der Meinung das bestimmte Dinge nicht in öffentliche Runden (Im Laden, auf Cons, bei Spieletreffen, etc...) gehören und auch nicht in Runden mit Mitspielern die man nicht kennt/einschätzen kann.
Ja, da hast du leider recht. Aber das ist im ganzen Leben so - egal wo du dich befindest/bewegst. Ich denke das "Bemühen" ist hier der zentrale Punkt, sowie auch das "reflektieren". Nicht jedoch das "durch Selbstzensur vermeiden". Zumindest meiner Meinung nach. Im anderen Thread wurde so z.B. aufgerufen das Thema "Vergewaltigung" überall aus dem Hobby zu verdrängen/verbieten. Was wird dadurch gewonnen? Was wird dadurch verloren? Wem wird dadurch geholfen? ; muss jeder für sich beantworten können, für mich persönlich wäre der Verlust gewaltig höher als der Gewinn und niemandem damit geholfen.
Da kann ich mich nur anschließen. Der Aufruf zur Selbstzenzur ist schließlich auch eine Form von Übergriff, den es werden persönliche Freiheiten (versucht) zu entziehen, das ist an bestimmten Orten angemessen (Gesellschaftsvertrag) sollte aber keine Allgemeingültigkeit haben.
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Re: Sexualisierte Gewalt und sonstige sensible Themen im Spiel
« Antwort #56 am: 5.04.2016 | 17:48 »
Wie jemand weiter vorne geschrieben hat, ist ein großer Teil der Schwierigkeit, dass es durchaus unvorhergesehen passieren kann etwas zu Triggern, was man manchmal nicht absehen kann.

Klar, bei explizitem Thematisieren, kann man das absehen, aber schon die Frage, was etwas streift oder andeutet werden viele Leute sehr unterschiedlich beantworten.  Bsp.: Ich erwähne, dass ein Zirkus von Banditen überfallen wurde. Harmlos oder nicht? Für mich ja, je nachdem,  welche Verknüpfungen bzw. welches Kopfkino bei den Mitspieler-/innen abläuft nicht um bedingt. (Nein, ich werde hier jetzt niemanden Triggern, dadurch, dass ich eine sehr explizite und grausame mehrere Tabus berührende Überfallszene beschreibe oder entwerfe). 

Supersöldner

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Re: Sexualisierte Gewalt und sonstige sensible Themen im Spiel
« Antwort #57 am: 5.04.2016 | 18:16 »
Auf Folter zu verzichten ist Natürlich möglich. Wenn der SL dann auch zu lässt das NSC auf andre weiße zum reden gebracht werden können.

Offline Pesttanz

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Re: Sexualisierte Gewalt und sonstige sensible Themen im Spiel
« Antwort #58 am: 5.04.2016 | 18:52 »
Ich denke mal es geht bei dem Thema der Übergrifflichkeit nicht nur um Extreme (Wie Folter, Vergewaltigung, etc...) sondern darum, das ein bestimmtes Thema bei einem Mitspieler unwohlsein auslöst. Wenn dem so ist sollte die Runde darauf verzichten diese Person genau damit zu konfrontieren. Was das im Einzelnen ist, ist halt Individuell und kann nur durch Achtsamkeit und Kommunikation abgeklärt werden, also leider durch "Try & Error".
Daher ist es wahrscheinlich ratsam auf Themen die besonders "Unwohlseinsanfällig" sind bei einer Anfangsrunde zu verzichten. Ich denke wie krass gespielt wird sollte von der Gruppe im Gegenseitigem Einverständnis entschieden werden und es ist da einfacher nachträglich anzuziehen (wenn der allgemeine Kontext ist, daß das Szenario gerne etwas "deftiger" sein darf) als zurück zu rudern.

Was jetzt noch nicht klar gesagt wurde ist, daß die darstellung von Sexualität im  Allgemeinen schon grenzwertig sein kann, und man da Grenzen setzen sollte. Mir für meinen Teil reicht es bei einem Con-Szenario, wenn sich das ganze auf dem Niveau von "Die hübsche Schankmaid geht mit auf deine Stube und man sieht euch erst am nächsten Morgen wieder" abläuft. In der privaten Runde kann das, je nach Mitspielern gern auch detailierter werden, daß ist aber Abhängig vom persönlichen Wohlgefühl der Beteiligten.
Für mich beginnt Unwohlgefühl halt schon wenn fremde Personen mir ihre Ansichten von Sexualität aufdrängen wollen (das ist dann verbale sexuelle Gewalt), sprich ein plötzliches "Ich knattere sie in der XY- stellung bis der Arzt kommt" finde ich genauso uinangehmessen wie die Beschreibung einer Vergewaltigung.

Was das Thema Vergewaltigung/ Folter/Mißbrauch/ etc.... im Rollenspiel angeht, halte ich das als SL folgendermaßen:
- Nur in Runden, wo ich die Mitspieler so gut kenne, das ich daß Verantworten kann
- Als Stilmittel eher indirekt (also es ist passiert, wird aber nicht explizit beschrieben)
- Direkte Beschreibungen nur auf expliziten Wunsch der gesamten Gruppe (wenn sich alle damit wohlfühlen)
- Vergewaltigung/ Folter/ Mißbrauch von SC´s nur auf deren direkten und persönlichen Wunsch (ja, das hab ich schon erlebt)

Ansonsten kann man auf solche Themen gerne auch verzichten (ich hastte schon gute Gruppen sowohl mit als auch ohne explizite Szenen), wichtig ist nur Konsens in der Gruppe und um den im anderen Thread erwähnten Gruppenzwang zu eliminieren habe ich mir angewöhnt als SL bei sowas auch gerne mal das Vier-Augen-Gespräch zu suchen.

Ein Beitrag, denn ich zu etwa 95% so unterschreiben kann.

Sensible Themen und oder sexualisierte Gewalt spiele ich WENN, nur im Kreis derer, die sich untereinander blind vertrauen. Ich habe eine Gruppe die sich das als eine Kampagne gewünscht haben. (Darunter sind zwei Mädels) Über die Geschehnisse reden wir außerhalb der Spielsitzungen nicht. Das sind unsere privaten Erlebnisse. Es erzeugt Stimmung und unterhält die gesamte Gruppe.
Es sind absolut grenzwertige Szenen und Abschnitte vorhanden, aber oft blende ich auch einiges aus. *Mantel des Schweigens" heißt es bei uns. Wie es viele schon gesagt haben, ist Vertrauen da das wichtigste. Mit Fremden würde ich als SL nicht so weit gehen und meine Spieler nicht als SC.

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Offline Der Oger (Im Exil)

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Re: Sexualisierte Gewalt und sonstige sensible Themen im Spiel
« Antwort #59 am: 5.04.2016 | 19:05 »
Der Aufruf zur Selbstzenzur ist schließlich auch eine Form von Übergriff, den es werden persönliche Freiheiten (versucht) zu entziehen, das ist an bestimmten Orten angemessen (Gesellschaftsvertrag) sollte aber keine Allgemeingültigkeit haben.

Für mich ist der Mechanismus "Kommt, lasst uns drüber schweigen" Teil des ganzen Systems "Sexueller Missbrauch", und für mich eine ebenso starke Verletzung des Betroffenen wie die eigentliche Tat. Obschon ich die Sorge der Administration im Ursprungsfaden, das Thema könnte entgleisen, verstehen kann, habe ich irgendwie das unbestimmte Gefühl, diese Art von Eingriff gehört auch irgendwie in diese Mechanismen.

Auf Folter zu verzichten ist Natürlich möglich. Wenn der SL dann auch zu lässt das NSC auf andre weiße zum reden gebracht werden können.

Ich glaube, du sagst da etwas Wichtiges.

Entscheidungsfreiheit.Der.Spieler.

Da wir in früheren Jahren schon über dieses Thema interessante Auseinandersetzungen hatten, will ich das an dieser Stelle nicht wiederholen. Aber ich glaube schon, dass es einen Zusammenhang zwischen Übergriffen (gleich welcher Art und Couleur) und dem Stil, eine Runde zu leiten, gibt.

Wie jemand weiter vorne geschrieben hat, ist ein großer Teil der Schwierigkeit, dass es durchaus unvorhergesehen passieren kann etwas zu Triggern, was man manchmal nicht absehen kann.   

Ich denke, es gibt durchaus Situationen, da kann dann ganz einfach niemand was dafür. Ich halte es denn auch nicht immer für gut, um Dinge herumzutanzen und sie zu vermeiden, weil das der Erfahrung nach Trigger immer größer und mächtiger macht. Bis dann nachher alles ein Trigger sein kann.



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Offline Bad Horse

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Re: Sexualisierte Gewalt und sonstige sensible Themen im Spiel
« Antwort #60 am: 5.04.2016 | 20:01 »
Das ist ein Punkt, der mich hier (und in anderen, ähnlichen Diskussionen) immer etwas wundert und auch ratlos zurücklässt. Es ist ja nicht so, dass nur sexualisierte Gewalt ein sensibles Thema ist, das traumatische Aspekte hat. Gewalt an sich, ob psychisch oder physisch, ist da ja generell kaum anders. Zusammengeschlagen zu werden wünscht sich sicherlich auch niemand, aber das ist ja ein ziemlich normales Ding im Rollenspiel, oft humorisiert oder als "Kneipenschlägerei" verharmlost.

Das finde ich gar nicht mal so unwichtig, weil es eben auch häufiger vorkommt, dass Charakter A Charakter B mal eine zimmert.

Wir hatten mal eine Vampire-Runde, in der ein Charakter regelmäßig zusammengeschlagen wurde. Das wurde dann unglaublich verharmlost und als "haha, selbst schuld" abgetan.

In einer anderen Runde hatten wir einen sehr gewalttätigen Charakter, der einen anderen geschlagen hat. Zuerst durfte sich der Geschlagene dann noch (in-game) anhören, er hätte doch wissen müssen, dass man den nicht reizgen dürfe... das fand ich auch schon etwas unangenehm. Glücklicherweise haben die in-game Charaktere da noch die Kurve gekriegt und festgestelllt, dass es doch nicht so okay ist, jemandem einfach eine zu donnern.
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Supersöldner

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Re: Sexualisierte Gewalt und sonstige sensible Themen im Spiel
« Antwort #61 am: 5.04.2016 | 20:07 »
Falls sich Vampir Runde auf die Welt der Dunkelheit bezieht nun dort ist es doch Tatsächlich  Normaler setting Alltag das Gewalt Intrigen und Grausamkeit herrschen?

Eulenspiegel

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Re: Sexualisierte Gewalt und sonstige sensible Themen im Spiel
« Antwort #62 am: 5.04.2016 | 20:13 »
@ Supersöldner
Ja, und in anderen Settings ist es Alltag, dass dort sexuelle Gewallt herrscht.

Ist halt die Frage: Spielt man dann das Setting und blendet die Gewalt aus? Oder lehnt man das Setting dann komplett ab und spielt ein Setting ohne diese spezielle Gewalt?

Offline Sethomancer

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Re: Sexualisierte Gewalt und sonstige sensible Themen im Spiel
« Antwort #63 am: 5.04.2016 | 20:14 »
Ist schon war, wenn man überlegt was alles so am Spieltisch abgeht, ich meine wir hatten schon:

Körperverletzung mit und ohne Waffen
Totschlag
Geplanter Mord
Erniedrigungen und Beleidigungen
Raub, Diebstahl und Brandschatzen
Plünderungen
Einbrüche
Nötigung bis hin zur Folter
Bestechung und Bedrohung sowie Erpressung
Rassistische Handlungen bis hin zu genoziden Tendenzen (Goblins & Orks)
Flucht vor den Ordnungsbehörden und Gefängnisausbrüche
Entführung (auch von Kindern)
Schmuggel, Drogenhandel und Mißbrauch
und so weiter...

Da ist es schon intressant das gerade sexuelle Gewalt dann so polarisierend ist (Nicht falsch oder komisch sondern nur auffällig für mich). Theoretisch kenne ich mehr Leute die Opfer von "normnaler" Gewalt (Zusammengeschlage, Drangsaliert, etc...)wurden als Opfer von sexueller Gewalt und trotzdem habe ich da bis jetzt nie das Gefühl gehabt etwas zu triggern.
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Re: Sexualisierte Gewalt und sonstige sensible Themen im Spiel
« Antwort #64 am: 5.04.2016 | 20:16 »
@SuSö: Das mag schon sein, und ich habe auch prinzipiell nichts dagegen, wenn ein Charakter zusammengeschlagen wird... aber wenn das auch auf Spielerseite als "haha, lustig, der blutet jetzt... heult der etwa" abgehandelt wird, dann hört es bei mir irgendwie auf.

Es kommt mir ohnehin mehr darauf an, wie Vergewaltigung, Folter etc. im Spiel auftauchen - wenn das Thema respektvoll behandelt wird, dann geht da ziemlich viel, aber wenn es als ulkiger Witz auftaucht oder irgendwer blöde Sprüche reißen muss, dann mag ich das nicht haben. (Mir ist durchaus klar, dass blöde Sprüche eine gewisse Distanz zwischen dem Geschehen und der emotionalen Reaktion aufbauen sollen, aber genau diese Distanz finde ich bei solchen Themen unangemessen.)
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Re: Sexualisierte Gewalt und sonstige sensible Themen im Spiel
« Antwort #65 am: 5.04.2016 | 20:17 »
Bei der generellen Rollenspielgewalt gegenüber NSC-Monstern, -Schurken, und -Mooks kann man sich meist wenigstens noch damit trösten, daß die zuerst etwas getan haben, das die Gewaltanwendung dann rechtfertigt. Kann man von Zeit zu Zeit auch mal hinterfragen, aber im Großen und Ganzen "funktioniert" das noch.

Wenn's allerdings wirklich zu sehr in "und willst du nicht mein Kumpel sein, dann schlag' ich dir den Schädel ein" abdriftet, darf man mMn schon mal kurz mitten in der Handlung die Notbremse ziehen und zumindest mal klar und deutlich fragen, ob die Gruppe am Tisch (SL eingeschlossen, der soll's ja schließlich auch Spaß machen) solche Typen wirklich auch als Spielercharaktere haben will.

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Re: Sexualisierte Gewalt und sonstige sensible Themen im Spiel
« Antwort #66 am: 5.04.2016 | 20:18 »
Bad Horse 8: wenn du es so Formulierst hast du natürlich recht. Seth :Versuch mal deine liste zu streichen also ohne sie zu spiel ihn einer Fantasy Welt auf daure . Wird....Schwer ?

Eulenspiegel

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Re: Sexualisierte Gewalt und sonstige sensible Themen im Spiel
« Antwort #67 am: 5.04.2016 | 20:21 »
@ nobody@home
Die Gewalt geht meistens weniger von SCs aus, sondern meistens von NSCs.

Wobe ich denke, dass auch ein große Frage ist: Kann sich der SC verteidigen oder wird er durch die Gewalt zum hilflosen Objekt degradiert?

Wenn der Bösewicht den SC vergewaltigen will und dieser den Bösewicht mit einem gezielten Tritt zwischen die Beine ausschaltet, ist das wahrscheinlich weniger traumatisierend als wenn man hilflos an einer Streckbank gefesselt ist und ein Arzt irgendwelchen medizinischen Experimente am SC durchführt.

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Re: Sexualisierte Gewalt und sonstige sensible Themen im Spiel
« Antwort #68 am: 5.04.2016 | 20:37 »
@ nobody@home
Die Gewalt geht meistens weniger von SCs aus, sondern meistens von NSCs.

Wobe ich denke, dass auch ein große Frage ist: Kann sich der SC verteidigen oder wird er durch die Gewalt zum hilflosen Objekt degradiert?

Wenn der Bösewicht den SC vergewaltigen will und dieser den Bösewicht mit einem gezielten Tritt zwischen die Beine ausschaltet, ist das wahrscheinlich weniger traumatisierend als wenn man hilflos an einer Streckbank gefesselt ist und ein Arzt irgendwelchen medizinischen Experimente am SC durchführt.

Möglicherweise wahrscheinlich, aber ich würde mich nicht darauf verlassen -- sonst treffe ich irgendwann doch genau im falschen Moment Spieler, die das genau andersherum sehen.

SC-Hilflosigkeit und Spieler-Kontrollverlust sind natürlich auch Abwägungssache und ggf. Diskussionsthema, klar. Könnte allerdings eventuell etwas ausufern, und ich will nicht unbedingt eine Diskussion darüber lostreten, ab welchem Punkt z.B. schamloses Railroading als potentiell traumatisch eingestuft werden sollte; ich denke, das würde dann vom eigentlichen Thema etwas weit wegführen. :)

Eulenspiegel

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Re: Sexualisierte Gewalt und sonstige sensible Themen im Spiel
« Antwort #69 am: 5.04.2016 | 20:41 »
Du verzichtest komplett auf Gewalt beim Rollenspiel? Dann bleiben tatsächlich nicht mehr viele RPGs, die man spielen kann.

Offline Bad Horse

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Re: Sexualisierte Gewalt und sonstige sensible Themen im Spiel
« Antwort #70 am: 5.04.2016 | 20:46 »
Hör bitte auf, den Leuten irgendwelche Worte in den Mund zu legen. Das hat er so nicht gesagt - auf Bösewichte zu verzichten, die SCs vergewaltigen wollen, ist nicht das gleiche, wie auf Gewalt zu verzichten.
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Re: Sexualisierte Gewalt und sonstige sensible Themen im Spiel
« Antwort #71 am: 5.04.2016 | 20:51 »
Hör du bitte auf, anderen Leuten etwas in den Mund zu legen.
Es ging doch gar nicht um Vergewaltigung oder nicht Vergewaltigung! (Die Vergewaltigung war ein BEISPIEL!) Es ging um die Frage, ob der SC durch die Gewalt zum hilflosen Opfer degradiert wird oder nicht.

Ich bin der Meinung, wenn der SC durch die Gewalt zum hilflosen Opfer degradiert wird, dann ist das traumatisierender, als wenn das Opfer sich wehren kann. (Vergewaltigung wäre EIN Beispiel! Es gibt aber tausende von Beispielen ohne Vergewaltigung! Siehe das Beispiel mit dem Arzt und den medizinischen Experimenten.)

Wenn man sich aber nicht darauf verlassen will, dass "Gewalt, die zum hilflosen Opfer degradiert" traumatisierender ist, dann muss man konsequenterweise auf Gewalt völlig verzichten!

Allgemein würde ich dich bitten, dich nicht an den Beispielen festzuklammern, sondern auf die Aussage einzugehen. (Beispiele sollen die Aussage/Argumentaion verständlicher machen. Beispiele sollen NICHT die Aussage/Argumentation ersetzen.)

« Letzte Änderung: 5.04.2016 | 20:54 von Eulenspiegel »

Offline Boba Fett

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Re: Sexualisierte Gewalt und sonstige sensible Themen im Spiel
« Antwort #72 am: 5.04.2016 | 20:58 »
@Eulenspiegel:
Das Thema hier hat eine Überschrift und daher geht es zum "sexualisierte Gewalt" und um nichts anderes.
Nicht um Ärzte, Gewalt im Kampf oder irgedn etwas anderes!
Und Bad Horse ist hier zuständige Moderatorin. Mißachtung von Moderationsanweisungen hat Konsequenzen.
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

Eulenspiegel

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Re: Sexualisierte Gewalt und sonstige sensible Themen im Spiel
« Antwort #73 am: 5.04.2016 | 21:01 »
Das Thema hat eine Überschrift. Und diese lautet:
"Sexualisierte Gewalt und sonstige sensible Themen im Spiel"

Und übrigens waren es Trollkongen in Post #52 und Bad Horse in Post #61, die auf die sonstigen sensiblen Themen eingegangen sind.

Und ich finde es richtig und wichtig, dass man auch über die sonstigen sensiblen Themen redet und sich nicht nur auf einen Teilaspekt beschränkt.

Offline Boba Fett

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Re: Sexualisierte Gewalt und sonstige sensible Themen im Spiel
« Antwort #74 am: 5.04.2016 | 21:05 »
Und zur Klarstellung:
Es geht hier um
a) unwillkommene Avancen im Rollenspiel
b) Umgang mit sensiblen Themen im Rollenspiel wie sexualisierter Gewalt (z.B. wie schafft man Transparenz, verhindert, dass sich jemand unwohl fühlt,...)

Und ich finde es richtig und wichtig, dass man auch über die sonstigen sensiblen Themen redet und sich nicht nur auf einen Teilaspekt beschränkt.

Dann mach Dir einen Thread dazu auf.
« Letzte Änderung: 5.04.2016 | 21:08 von Boba Fett »
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!