Mir wird gerade klar, dass ich das "Setup" des Threads vielleicht falsch verstanden habe - ich war zu einseitig von One-Shot-Situationen ausgegangen. Die Idee, dass auch regelmäßige Runden gemeint sein könnten, ist mir (obwohl das aus dem Startpost eigentlich durchaus hervorgeht) gar nicht gekommen.
Ich würde daher vorschlagen, deutlicher zwischen regelmäßigen Runden und One-Shots (z.B. auf Cons) zu unterscheiden.
Bei regelmäßigen Runden gilt denke ich das, was immer gilt: Die Gruppe muss gemeinsam ihren Weg finden. Ob sie das jetzt "Gruppenkontrakt" nennt oder irgendwie anders, ist ihre Sache. Nach meiner Erfahrung reicht es meist, problematische Punkte nach Spielende (oder in der Pizzapause) anzusprechen, wenn es sich nicht gerade um direkte No-Gos handelt. Aber es gibt auch Gruppen, die tatsächlich Spaß daran haben, sich mitten in der Kampfszene auf die Regelbücher zu stürzen und zu klären, wie eine Situation jetzt richtig(TM) zu handhaben ist. Erlaubt ist hier, was gefällt - nur nicht, den anderen ohne Not durch dauernde Unterbrechungen den Spielspaß zu versauen.
Con-Runden etc. sind da was anderes. Man trifft Leute, die man wahrscheinlich vorher nicht kannte, hat nur ein paar Stunden Zeit und vermutlich auch recht unterschiedliche Vorstellungen von Rollenspiel. Da prallt der Powergamer ungebremst auf den Taschenlampenfallenlasser, der Selbstdarsteller auf den stillen Zuschauer, der Charakterspieler auf den Würfler usw. Nach meiner Erfahrung muss man bei solchen Runden massive Abstriche bei den eigenen Erwartungen machen - wenn da jedesmal jeder gleich gehen will, wenn ihm was nicht passt, kann man es auch gleich lassen. Und ganz hart gesagt: Wenn ich merke, dass mir das häufig passiert, dann sollte ich mich ernsthaft fragen, ob Con-Runden das richtige für mich sind.
In beiden Fällen ist "Mitten im Spiel die Gruppe verlassen" für mich aber nur eine Ultima Ratio, wenn irgendwas wirklich überhaupt nicht zu ertragen ist (z.B. Übergriffs-Situationen wie die Darstellung von Folter oder sexueller Nötigung oder auch Situationen, die ein eigenes Trauma triggern). Ansonsten kann man auch einen schlechten inkompatiblen SpL oder einen nervigen Mitspieler für ein paar Stunden ertragen - schon den anderen Mitspielern zuliebe. Und in manchen Fällen kann man die Runde sogar für besagte andere besser machen, indem man sich trotz des Frusts weiter engagiert...