Horror im Orient ExpressWer sich anstatt eines Kriminalromans ein Horrorszenario à la Mord im Orient-Express erhofft hat, wird hier bitter enttäuscht werden. Horror im Orient Express hat zwar ein Setting, das recht aussergewöhnlich ist, aber auch eines, das aussergewöhnlich schlecht ist.
Wo spielt das Ganze?Alles beginnt 1923 in London. Dann geht es nach Paris, weiter nach Lausanne, Mailand, Venedig, Triest, Zagreb, Belgrad, Sofia und schliesslich nach Konstantinopel, nur um wieder nach London zurück zu kehren.
Was wird geboten?Positiv erwähnenswert ist, dass die dt. Übersetzung das US Original um Längen schlägt. Die Kampagne ist mit sehr viel Hingabe und Liebe zum Detail überarbeitet worden. Aufmachung und Gestaltung der Bände sind fantastisch und lassen nichts zu wünschen übrig.
Die vier Bände bestehen zu einem Teil aus den Abenteuern und zum anderen Teil aus Hintergrundinfos, die nicht im Original enthalten sind.
Die mannigfachen Details zum König der Züge und Zug der Könige bieten einen reichen Fundus, um eigene Szenarien mit dem Flair des Orient Express stricken zu können.
Dennoch... die Kampagne selbst taugt m.M.n. lediglich als Steinbruch, um einzelne Szenarien anderenorts zu verwenden.
Was passt nicht?Eigentlich alles... Ebensowenig wie ein Zitronenfalter Zitronen faltet, hat die Kampagne im eigentlichen Sinne mit dem Orient Express zu tun. Der Zug dient lediglich als Transportmittel und die Fahrtroute des Zuges dient als Roter Faden, denn fast alle Abenteuer spielen sich an den jeweiligen Haltestellen ab... anhalten... aussteigen... einsteigen... weiterfahren.
Ab 1920 begann der Simplon-Orient-Express seine Fahrt bereits in Calais. Abends fuhr er dann in Paris am Gare de Lyon ab. Durch Frankreich, die Schweiz und den Simplontunnel. Am nächsten Morgen ging es durch Norditalien über den Balkan zum Bosporus. Dass der Zug pro Station nur einmal am Tag hält, spielte dabei für die Macher keine Rolle.
Ein Todesfallen-Szenario reiht sich an das nächste, so dass man die Kampagne mit Fug und Recht als rollenden Death Trap Dungeon bezeichnen kann. Hinzu kommt, dass viele dieser tödlichen Szenarien überhaupt nichts mit der eigentlichen Handlung zu tun haben. Und am Ende stellt man dann fest, dass man, nach all seinen Mühen und Strapazen, nachdem man reihenweise an der Nase herum geführt wurde und stets nur reagieren konnte, sich auch noch einen Todesfluch aufgehalst hat. Juhu!!!
ACHTUNG SPOILER!
Worum geht es?In London fällt ein Freund der Chars einem Attentat zum Opfer, welches er nur knapp überlebt. Er erzählt den Chars, dass ein Kult hinter einem Artefakt her ist, das man erst zusammensetzen muss, um es zerstören zu können (WAS!?! diejenigen, die das glauben, sind selbst Schuld).
Das Artefakt heisst Sedefkar-Simulakrum und ist eine, in Teile zerbrochene, Statue. Kopf, Körper, Arme und Beine liegen entlang der Orient Express Route (na klar) versteckt.
Nach dem ersten mysteriösen Encounter würde jeder vernünftige Mensch das Auto zum nächsten Fundort nehmen, oder ein Flugzeug chartern. Aber es kommt noch besser... ein Vampir interessiert sich auch für das Artefakt, könnte die Besorgung auch problemlos selbst bewerkstelligen, doch er schaut lieber nur zu und überlässt den Chars die Arbeit. Nach zahlreichen Showdowns stellen die Chars schliesslich fest, dass sie hereingelegt wurden und dass sie wieder zurück nach London müssen.
GROTTIG 1/5