Vorsicht! Alien 4 ist von Joss Whedon und die Crew des Transportschiffes ist eine Rohfassung der Firefly-Crew...
Naja...
Die Romane sind immer noch Unterhaltungslektüre - und damit sollten sie als allererstes unterhaltsam sein.
Wenn sie das für die meisten Konsumenten nicht oder nicht mehr sind, dann sind sie es nicht.
Sicherlich kann und sollte man ihren visionären Charakter und die Einflüsse auf vergangene Zeiten und den früheren Unterhaltungswert hinweisen,
das macht das Buch aber nicht unterhaltsamer oder zeitgemäßer.
Der Sony-Walkman war auch ein Quantensprung, aber deswegen hole ich ganz bestimmt nicht die alten leiernden Kassetten vom Speicher und lausche dem auf dem Weg zu Arbeit.
Da ist mir mein Smartphone und mein Bluetooth Kopfhörer einfach unterhaltsamer.
Die Kassetten hab ich eh längst entsorgt und den Walkman auch.
Ich verstehe ehrlich gesagt gar nicht, was "zeitgemäß" in diesem Kontext bedeutet ... natürlich kann es sein, dass ein Roman (insbesondere ein SF-Roman) Themen behandelt, die einem heute als überholt vorkommen. Aber da sind wir dann ja gerade weniger bei der Frage des Unterhaltungswerts und mehr bei der Frage nach dem "visionären Charakter". Klar kann man behaupten, dass Dicks Werke heute größtenteils nicht mehr so visionär wirken, ironischerweise gerade wegen ihrer Wirkmächtigkeit (die dick'schen Motive kennt man halt, weil man ihnen überall begegnet).
Aber ändern sich die Lesegewohnheiten in Sachen Spannungsbogen/Sprachgefühl wirklich so schnell und so grundlegend, dass ein Buch aus den Sechzigern heute - unabhängig von solchen inhaltlichen Fragen - auch auf der puren Unterhaltungsebene als veraltet erscheint? Kann ich mir eigentlich nicht vorstellen.
Zumal da ja keine Einheitlichkeit festzustellen ist: Es gibt Autoren, die auch heute noch so kurz, knackig und wild drauflosschreiben wie früher Dick (wenn auch die Tendenz deutlich zur epischen Auswalzung geht, das gebe ich zu).
Ich finde Dick jedenfalls gerade stilistisch in erster Linie unterhaltsam, gerade auch, weil er nicht bloß dröges Handwerk praktiziert. So sehr mich beispielsweise eine Reihe wie die Expanse von James Corey eigentlich interessiert, so sehr hatte ich da schon nach wenigen Seiten das Gefühl, dass hier stilistisch so sehr auf gehobenem Niveau Schema F praktiziert wird, dass ich einfach nicht weitermachen konnte ... und meine diversen Anläufe mit Jim Butchers Dresden Files, die alle so großartig finden, waren noch unbefriedigender, da sind mir immer spätestens auf Seite 20-30 die Füße eingeschlafen, so öde und vorhersehbar war da jede einzelne sprachliche Wendung.
Da nehme ich doch tausendmal lieber wieder einen krummen, schiefen, leidenschaftlichen Dick zur Hand!