Über häusliche Gewalt und sexuellen Missbrauch gibt es viele seriöse wissenschaftliche Studien - von Leuten ganz unterschiedlicher kultureller und ideeller Prägungen (von konservativ-katholisch über verschiedene psychologische und soziologische Schulen bis hin zu feministisch und allem dazwischen). Zu behaupten, das gäbe es nicht oder Zahlen wie 1in5 oder 1in6 wären völlig aus der Luft gegriffen, entspricht einfach nicht der gesellschaftlichen Wirklichkeit. Weder im Westen noch in anderen Kulturen. Wie gesagt: Wenn Du Links oder Literaturangaben haben willst, kannst Du Dich gern melden.
Ich seh ehrlich gesagt nicht, worin das Problem liegt die ziemliche Alltäglichkeit von Gewalt und Missbrauch anzuerkennen und/ODER worin das Problem liegt, ein Spiel zu einem der Unterthemen zu machen. Bluebeards Bride argumentiert (anders als ich erst gedacht hatte) eben nicht ideologisch, sondern will lediglich, dass sich Spieler und Spielerinnen eigenverantwortlich, spielerisch und konkret mit dem gewählten Thema auseinandersetzen. Wie und ob das gelingt, - liegt, wie bei pbtA-Spielen üblich - an der Spielrunde. Aufklärungsansprüche ideologischer Art kann ich nicht erkennen - da gibt es andere pbtA-Spiele, die mehr damit "belastet" sind. Ich seh bei Bluebeards Bride eine sehr große Nähe zu The Laundry oder Call of Cthulhu und wenige Parallelen zu ideologisch geprägten Spielen wie Blue Rose.
Man kann Bluebeards Bride für ein schlechtes Spiel halten, man kann das Thema nicht mögen, man kann die Ausführung des Themas nicht mögen - all das kann ich nachvollziehen. Dass es eine einseitig-ideologische Weltsicht verkaufen will, für diesen Vorwurf kann ich keine Grundlage entdecken. Das Spiel dreht sich um eine einzige Geschichte mit einem männlichen "Täter" und ein weiblichem "Opfer". Eine Generalisierung (wie sie von manchen!!! feministischen Strömungen vorgenommen wird) erfolgt genau nicht.