Die Diskussion, ab welchem Jahr ein Ritter in Rüstung keinesfalls mehr hilflos war, wenn er erstmal vom Pferd gefallen war, überlasse ich Schwerttänzer .
Niemals, denn dann wäre niemand so irre so eine Rüstung zu tragen. Und man mag es kaum glaube, aber eine volle Plattenrüstung ist leichter gewesen als die Ausrüstung eines modernen Infantristen.
Generell muss man einfach mal überlegen, dass Rollenspiele eine Ansammlung von Klischees, Missverständnissen, Misskonzeptionen und teilweise Übersetzungsfehlern sind. Und viel davon hat uns eingewisser G. Gygax eingebrockt, wie:
- Plattenrüstungen sind unbeweglich
- Schwere Helme erlauben kaum Sicht
- Langbögen sind besser als Kurzbögen (so man den Begriff akzeptiert)
- Kompositbögen sind hochtechnische Waffen... (alles nach der Steinzeit waren komposit. Komposit ungleich Compoundbogen!)
- Schleudern sind einfache, ineffektive Bauernwaffen
- Zweihandschwerter werden wie Schwerter benutzt
- Dungeonräume sind quadratisch mit flachen Decken
- Zu jeder Zeit und gegen jede Rüstung wurde eine beliebige Waffe eingesetzt
- ... und so weiter und so fort....
(lässt sich für moderne Feuerwaffen beliebig weiterschreiben)Man muss eben verstehen, dass wir die Rüstungen und Waffen der Zeit aus unserer Sicht begreifen. Ich habe zum Beispiel Miniaturen aus dem HYW und mich immer gefragt, warum die Ritter keine Schilde haben. Lösung: Sie empfanden es einfach als unnötig! Im Spätmittelalter - und vorher gab es keine Plattenpanzer - glaubte man eben, dass 2mm Stahl effektiver sind als ein Schild und das ist auch korrekt. Lieber einen schlagkräftigen Rabenschnabel, um überhaupt durch die Rüstung kommen zu können.
Man muss sich glaube auch vom Konzept der Lebenspunkte = Blutverlust etwas trennen. Ein Hammer auf einem Bascinet richtet kaum direkten Schaden an, der Schlagschock ist aber gewaltig. Ein Schwert auf einem Kreuzfahrerhelm kann dagegen schnell das Genick brechen, so dass man sich fragt, wie es jemals zu dieser Helmentwicklung gekommen ist.
Es gibt wohl Rollenspiele, die das abbilden können, aber die sind als "zu crunchy" relativ unbeliebt. Es bleibt dabei: Will man das Klischee spielen oder die Realität simulieren. Ich habe mich für ersteres enschieden und so darf ein Gegner von der Schrotflinte getroffen gerne mal dramatisch durch die Gegend fliegen....
Wer nicht so die Leseratte ist, dem kann ich einige gute Youtuber empfehlen:
LindyBeige: Wohl der bekannteste, mir persönlich sind sein Video zu reißerisch und gleiten schnell in nen Rant ab. Nimmt dafür das eine oder andere RPG-Thema mal auf.
Scholagladiatoria: Schon etwas ruhiger der Vetreter. Hauptsächlich geht es bei ihm um die Waffen.
Knyght Errant: Mein persönlicher Liebling, wenn es um Rüstungen geht. Sehr detailiert und ruhig. Orientiert sich an historischen Fakten und Reproduktionen und versucht nicht sich selber als den einzigen darzustellen, der dabei war.