Autor Thema: [7th Sea 2nd Edition] Meinungen?  (Gelesen 42935 mal)

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Offline Marask

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Re: [7th Sea 2nd Edition] Meinungen?
« Antwort #125 am: 13.01.2019 | 12:28 »
Im Grunde könnte sagt deine Aussage ja zusätzlich das Gegenteil aus, Swafnir: Es ist auffällig, dass hauptsächlich die Rollenspieler die 2nd Edition loben, die die 1st Edition nicht kennen.

Mit dem großen Unterschied, dass die 1.Edition-Fans die 2.Edition permanent und wiederholend (zumindest hier im Forum) kritisieren , während dies in diesem Maße anders herum nicht passiert. Es kann natürlich immer sein, dass ich das irgendwo dazwischen übersehe, aber gefühlt ist es defintiv so.

Ich als Fan der 2.Edition habe kein Bedürfnis mir die 1.Edition (regelseitig) anzuschauen, weil mir die 2.Edition alles gibt was ich erwarte. Ich lobe die 2E, ohne die 1E zu kritisieren. Das ist der Unterschied.
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Offline Crimson King

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Re: [7th Sea 2nd Edition] Meinungen?
« Antwort #126 am: 13.01.2019 | 12:34 »
Mit dem großen Unterschied, dass die 1.Edition-Fans die 2.Edition permanent und wiederholend (zumindest hier im Forum) kritisieren , während dies in diesem Maße anders herum nicht passiert.

Zwangsläufig, da die 1. Edition den entsprechenden Leuten ja nicht bekannt ist.

Ich denke, die wesentliche Ursache ist, dass die Fans der 1. Edition gerne einfach ein Upgrade gehabt hätten, dass an den Defiziten der alten Edition feilt. Stattdessen hat man ein komplett neues und vom Spielgefühl her sehr anderes Spiel in einem überarbeitenen Setting bekommen. Dabei stimme ich mit Jiba darin überein, dass, wer klassisches Swashbuckling haben will, mit einigen Settingänderungen viel wird anfangen können. Das ist aber pure Geschmackssache.
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J.W. von Goethe

Offline Jiba

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Re: [7th Sea 2nd Edition] Meinungen?
« Antwort #127 am: 13.01.2019 | 12:35 »
Mit dem großen Unterschied, dass die 1.Edition-Fans die 2.Edition permanent und wiederholend (zumindest hier im Forum) kritisieren , während dies in diesem Maße anders herum nicht passiert. Es kann natürlich immer sein, dass ich das irgendwo dazwischen übersehe, aber gefühlt ist es defintiv so.

Ja, aber sind das nicht sozusagen die Werkseinstellungen sozialer Plattformen im Internet? Ich meine: DSA wird hier ständig kritisiert, von so fast jedem. Fate auch. oWod und nWod und 4thEdWod-Fans haben auch viel, worüber sie sich nicht einig werden.

Wenn hier 7te See 2nd kritisiert wird (und das geschieht ja auch nicht ohne Verweis auf die guten Seiten der 2nd Edition), dann eigentlich immer sachlich und ohne Fingerpointing auf die Fans der 2nd, was für furchtbaren Kram die doch spielen (eben weil 7th Sea 2nd so furchtbar ja auch gar nicht ist).

Jeder Seite würde es gut tun, sich den Kram der jeweils anderen Edition anzuschauen. Man kann da eine Menge coole Inhalte fürs eigene Spiel finden.
« Letzte Änderung: 13.01.2019 | 13:05 von Jiba »
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“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

Offline Blizzard

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Re: [7th Sea 2nd Edition] Meinungen?
« Antwort #128 am: 13.01.2019 | 12:45 »
Im Grunde könnte sagt deine Aussage ja zusätzlich das Gegenteil aus, Swafnir: Es ist auffällig, dass hauptsächlich die Rollenspieler die 2nd Edition loben, die die 1st Edition nicht kennen.
Danke. Ich wollte genau dasselbe schreiben, hab' es mir dann aber verkniffen.

Ansonsten stimme ich Jiba in so ziemlich allen Punkten überein. Ich meine Nebula hat nach einer Meinung gefragt. Ich habe meine Meinung dargelegt, und die ist nun mal, dass ich die 1st Edition besser finde als die 2nd Edition. Und ich habe auch (ausführlich) begründet warum.Und es ist natürlich auch legitim, zu sagen, dass einem die 2nd Edition besser gefällt.  Ich habe ja auch geschrieben, dass ich die 2nd Edition nicht gänzlich als Mist empfinde, sondern es durchaus den ein oder anderen Aspekt in der 2nd Edition gibt, den man auch sicherlich gut für die 1st Edition verwenden kann.

Was ich zum Artwork/Motivationswahl noch sagen wollte: Ich finde, dass da in den Bildern der 1st Edition einfach viel mehr Action, Bewegung & DRAMA(tik) steckt als in den Bildern der 2nd Edition (wenn man sich nur mal die Cover von beiden Editionen anschaut). Ich will damit auch nicht sagen, dass die 2nd Edition hässlich wäre, denn sie ist optisch ziemlich gut gelungen. Aber ich finde, dass die 1st Edition einfach durch mehr Liebe zum Detail besticht. Nicht nur bei den Bildern, sondern auch bei den Regeln.


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Offline Nebula

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Re: [7th Sea 2nd Edition] Meinungen?
« Antwort #129 am: 13.01.2019 | 13:00 »
Wie will man die erste Edition kritisieren, wenn man die nicht kennt  ;)

Swafnir

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Re: [7th Sea 2nd Edition] Meinungen?
« Antwort #130 am: 13.01.2019 | 13:08 »
Danke. Ich wollte genau dasselbe schreiben, hab' es mir dann aber verkniffen.

Ansonsten stimme ich Jiba in so ziemlich allen Punkten überein. Ich meine Nebula hat nach einer Meinung gefragt. Ich habe meine Meinung dargelegt, und die ist nun mal, dass ich die 1st Edition besser finde als die 2nd Edition. Und ich habe auch (ausführlich) begründet warum.Und es ist natürlich auch legitim, zu sagen, dass einem die 2nd Edition besser gefällt.  Ich habe ja auch geschrieben, dass ich die 2nd Edition nicht gänzlich als Mist empfinde, sondern es durchaus den ein oder anderen Aspekt in der 2nd Edition gibt, den man auch sicherlich gut für die 1st Edition verwenden kann.

Was ich zum Artwork/Motivationswahl noch sagen wollte: Ich finde, dass da in den Bildern der 1st Edition einfach viel mehr Action, Bewegung & DRAMA(tik) steckt als in den Bildern der 2nd Edition (wenn man sich nur mal die Cover von beiden Editionen anschaut). Ich will damit auch nicht sagen, dass die 2nd Edition hässlich wäre, denn sie ist optisch ziemlich gut gelungen. Aber ich finde, dass die 1st Edition einfach durch mehr Liebe zum Detail besticht. Nicht nur bei den Bildern, sondern auch bei den Regeln.


Ich kann  euch sagen, dass ich die 1. Edition gelesen und eine zeit lang regelmäßig gespielt habe. Ich bin aber nie damit warm geworden. Aber warum sollten Fans der 2. Edition denn die erste kritisieren? Sorry, das ist für mich ein Strohmann.

Offline Xemides

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Re: [7th Sea 2nd Edition] Meinungen?
« Antwort #131 am: 13.01.2019 | 21:17 »
Ich kenne die 1st Ed. gar nicht, habe aber alle PDFs der 2ten Edition, da ich sie gepledget hatte.

Ich komme mit dem erzählerischen Kram nicht zurecht. Deshalb würde ich auch mit PDQ udn Fate nicht so gut klar kommen. Ich mag liebe klassische Regeln, die mir sagen was geht oder nicht.

Würde wohl am ehesten GURPS, Runequest oder zur Not SaWo benutzen.
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Offline Jiba

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Re: [7th Sea 2nd Edition] Meinungen?
« Antwort #132 am: 13.01.2019 | 21:30 »
@Xemides: Aber warst du nicht einer, der mit L5R zurecht kam? Dann kommst du auch mit 7te See 1st Edition zurecht.  :)
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Offline Crimson King

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Re: [7th Sea 2nd Edition] Meinungen?
« Antwort #133 am: 14.01.2019 | 12:53 »
7te See 1. Edition ist wesentlich klassischer als FATE oder PDQ#, und die wiederum sind wesentlich klassischer als 7te See 2nd.

Ansonsten bliebe noch Honor & Intrigue.
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J.W. von Goethe

Offline Xemides

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Re: [7th Sea 2nd Edition] Meinungen?
« Antwort #134 am: 14.01.2019 | 21:55 »
@Xemides: Aber warst du nicht einer, der mit L5R zurecht kam? Dann kommst du auch mit 7te See 1st Edition zurecht.  :)

Ich habe L5R genau einmal auf dem T! gespielt. Und die ltzte Version in der Uhrwerk-Übersetzung gelesen.

Es mag sein, das ich mit 7te see 1st zurecht käme. Ich habe es nur nie gespielt.
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Offline D. M_Athair

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Re: [7th Sea 2nd Edition] Meinungen?
« Antwort #135 am: 14.01.2019 | 23:09 »
Stattdessen hat man ein komplett neues und vom Spielgefühl her sehr anderes Spiel [...]
Genau das ist doch der Knackpunkt, an dem sich "Edition Wars" entzünden.
Ein Spiel hat ne gewisse Regeltradition, bestimmte Schwerpunkte und eignet sich für bestimmte Spielstile.

Wenn die regelseitige Ausrichtung in einer Folge-Edition geändert wird, dann passiert Folgendes:
A) Es wird unscharf für welche Spielweisen eine Spiellinie spielt und
b) es entsteht eine "geteilte Fanbase", die um Mitspielende buhlt und die zueinander nicht so recht kompatibel ist und
c) publikatorisch wird nur eine Schiene bedient, weshalb sich die "Altfans" zu Recht "im Stich gelassen" fühlen und
d) ist es auch ein "Kampf" der Fans die Ausrichtung des Spiels bzgl. folgender Editionen.

Bei WFRP, Vampire und D&D ist das alles ganz toll zu erkennen.

Das ganze läuft anders ab, wenn Verlage anders agieren.
Nebenregelwerke (vgl. Earthdawn: The Age of Legend, Shadowrun Anarchy), die von Anfang an als "kleine Linien" geplant sind, werden positiver aufgenommen. Dasselbe gilt für Spielwelten, die für mehrere Regelwerke unterstützt werden (Glorantha mit Runequest, Heroquest und 13th Age) oder auch wenn alternative Regelwerke erscheinen (13th Age, Pathfinder, D&D5).

Was hilft, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist:
Support von zwei Linien (vgl. Chronicles of Darkness und [Classic World] of Darkness).
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Offline Alexandro

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Re: [7th Sea 2nd Edition] Meinungen?
« Antwort #136 am: 14.01.2019 | 23:40 »
Bei WFRP, Vampire und D&D ist das alles ganz toll zu erkennen.

Wobei es bei Vampire keinen Grund dazu gibt. Das war und ist ein stark simulierendes System mit erzählerischerem Anstrich - die 5th macht zwar (erstmals) wesentliche Dinge anders (und wirft Dinge über Bord, die sich nicht einmal Requiem getraut hat über Bord zu werfen - und das war (angeblich) ein komplett anders Spiel), ist aber weit davon entfernt eine Revolution zu sein. Deswegen hat es mich (der Maskerade damals geliebt hat, das Storytellersystem aber schon lange hinter sich gelassen und weitergezogen ist) ziemlich kalt gelassen.

7th Sea 1st war irgendwann für mich verbrannt - das dumme R&K-System, welches die Attribute übermäßig stark macht und entweder inkompetente (Attribute 1-2) oder übermächtige (Attribute 3+) Charaktere produziert, dazu teilweise fragwürdige Designentscheidungen im Artwork ("Perspektive, fehlen von" schon auf dem Cover) und im Hintergrund (30jähriger Krieg, grymdarque Dysternys), usw. usf.. Mit der neuen Edition habe ich derzeit viel Spaß und auch wenn man sicher ein paar Details noch verbessern könnte (bzw. gleich ein ganz neues System nehmen und den Hintergrund umbauen, wie ich es hier im Forum schonmal versucht habe), erfüllt sie ihren Zweck.

Ich denke Leute welches die vorherige Edition gut fanden braucht eine neue Edition nicht zwingend abzuholen: diese Leute haben bereits ihr Spiel gefunden und werden das neue Buch ohnehin nur der Vollständigkeit halber als Sammlerexemplar im Regal stehen haben, egal wie nah die Regeln an der Vorgängeredition dran sind. Case in point: Warhammer 4 (und auch Zweihänder). Oder halt die kontinuierliche Verschlimmbesserung, welche schon seit Jahren bei Savage Worlds im Gange ist: die Regeln waren (zur 1st Edition) mal so gut, aber um vermeintliche "bugs" zu fixen wird immer mehr daran herumgefrankensteint - da wünschte ich mir wirklich, die nächste Edition würde stattdessen ein komplett neues System aufsetzen, welches die Spieler abholt, welche mit dem SaWo-Spielstil nicht zurechtkommen, statt zu versuchen dieses Ziel durch "ein Schritt vorwärts, zwei Schritte zurück"-Minimaländerungen am System von 2003 zu erreichen.

EDIT: Bei einigen älteren Rollenspielen haben die Bücher einer neuen Edition nicht nur standardmäßig Konvertierungsregeln drin gehabt (und zwar Konvertierungen in beide Richtungen), sondern teilweise auch Dual-Stats, wo das neue Material nochmal mit den Werten der Vorgängeredition abgedruckt war. Anscheinend sind die Designer damals einfach davon ausgegangen, dass es Leute gibt, die den Editionswechsel nicht mitmachen und sind ihnen dahingehend entgegen gekommen (und das ohne das dafür eine separate, Imprint-Linie geschaffen werden musste  ;D ).
« Letzte Änderung: 14.01.2019 | 23:55 von Alexandro »
Wer beim Rollenspiel eine Excel-Tabelle verwendet, der hat die Kontrolle über sein Leben verloren.

Offline YY

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Re: [7th Sea 2nd Edition] Meinungen?
« Antwort #137 am: 15.01.2019 | 00:19 »
Ich denke Leute welches die vorherige Edition gut fanden braucht eine neue Edition nicht zwingend abzuholen: diese Leute haben bereits ihr Spiel gefunden und werden das neue Buch ohnehin nur der Vollständigkeit halber als Sammlerexemplar im Regal stehen haben, egal wie nah die Regeln an der Vorgängeredition dran sind.

Das steht und fällt damit, wie man die alte Edition sieht und wo man dementsprechend hin will.
Wenn die nicht so recht lief und man sich neu erfinden will, kann man beliebig viel ändern.
Aber wenn die alte Edition erfolgreich war und deren Nutzer die Kernzielgruppe für eine ggf. auch nur im Detail verbesserte neue Edition sind...

Und so abgeklärt sind meiner Wahrnehmung nach viele Spieler nicht, dass sie einfach die ihnen genehmste Edition nutzen.
Offiziell bzw. aktuell und "lebendig" zu sein ist schon ein ziemlich großer Zugfaktor. Daher kommt ja teils das Gemaule von Leuten, denen die alte Edition lieber ist: Weil sie ahnen, dass sie je nach Rezeption der neuen Edition ziemlich zeitnah kaum noch Spieler für die alte Edition finden und damit nur noch im eigenen Saft schmoren können.
"Kannst du dann bitte mal kurz beschreiben, wie man deiner Meinung bzw. der offiziellen Auslegung nach laut GE korrekt verdurstet?"
- Pyromancer

Offline Alexandro

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Re: [7th Sea 2nd Edition] Meinungen?
« Antwort #138 am: 15.01.2019 | 00:56 »
Solche Spieler (ich bezeichne sie gerne als "Amöben") können mir getrost gestohlen bleiben! Damals, als Vampire noch der heiße Scheiß war, haben diese Einzeller mir mehr als einmal eine Runde versaut - weil sie aus ihrem übersteigerten Partizipierungsbedürfnis halt bei Vampire mitgespielt haben, ohne sich auch nur ansatzweise damit auseinanderzusetzen, ob ihre Vorstellung des Spiels zum Rest der Runde passt. Und weil die Designer dieser Spiele die Verantwortung für Gruppenkohäsion gerne mal auf den SL abwälzen, gab es das damals häufig (wie oft stand ich an der Rundenausschreibung und habe gehört "Geilo, Shadowrun! Da kann ich endlich wieder meinen Ghul-Cyberzombie spielen." - "Ähm, da steht 'low-power Ganger'" - "Ach, das wird schon irgendwie passen. Notfalls setze ich mich halt rein und nöle die ganze Zeit rum, dass wir nichts reißen können."  :puke: ).

Wenn ich für eine unbekanntes* (oder veraltetes) System weniger Spieler finde, dann ist das OK  - solange die Spieler die dann mitspielen sich dann auch wirklich für System und Setting interessieren und nicht nur "dazugehören" wollen.

* ebenso Systeme, wie Beyond the Wall, wo wesentliche Spielelemente Verhandlungssache sind und daher wesentlich weniger gefestigte Erwartungen an das Spiel existieren (wobei ich da auch schon Erlebnisse hatte...ein Spieler bei "Ratten!!", welcher der Meinung war die Spielleiterin leitete das Spiel "falsch", weil sie die Settingbeschreibung (welche, für diejenigen die das Spiel nicht kennen, grob auf eine Serviette passt) nicht so interpretierte, wie er das getan hatte).

Aber ich denke das wäre ein Thema für einen anderen Thread.
« Letzte Änderung: 15.01.2019 | 01:10 von Alexandro »
Wer beim Rollenspiel eine Excel-Tabelle verwendet, der hat die Kontrolle über sein Leben verloren.

Offline Jiba

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Re: [7th Sea 2nd Edition] Meinungen?
« Antwort #139 am: 15.01.2019 | 21:44 »
Also ich finde das "Sollen die alten Fans doch bei der alten Edition bleiben" im Falle von "7th Sea" nicht in vollem Maße anwendbar. Wie bereits angeklungen ist muss man sich die Entstehungssituation der neuen Edition bedenken: "7th Sea 2nd Edition" war ein Kickstarter. Und ich kann guten Gewissens behaupten, dass der maßgeblich von den Alt-Fans getragen wurde – würde das Spiel nicht, wenn hauptsächlich Neuzugänge dazugekommen wären, viel mehr gespielt.

Im Gegensatz zum den neuen Vampire- oder Warhammer- oder Was-auch-immer-Editionen hatten die Altfans gehofft, für ihr Investment eben das entsprechende Payoff zu kriegen. Was das für ein Payoff war hat Crimson King schon umrissen, aber ich glaube es geht noch weiter. Das neue System ist nämlich nicht, was mich am neuen "7th Sea" primär stört...

Auch wenn ich, im Gegensatz zu Alexandro, finde, dass es ein furchtbar dysfunktionaler Hybrid ist, der gerne Erzählspiel sein würde, auf so vielen Ebenen dann aber dann mit einem unglaublichen Feature-Kreep um die Ecke kommt... gerade beim Charakterbau ist das System unglaublich starr, alles ist irgendwie halbherzig und total auf diesen seltsamen Leitstil ausgelegt, den John Wick an den Tag legt (SL-zentrisches, Low Rules-Spiel)... also ich kenne da 1000-Mal bessere narrative Systeme, die das umsetzen können. Turbo-Fate und PDQ# wären nur zwei davon.

...aber ich schweife ab. Nein, was mich an der neuen Edition wirklich stört sind diese zahllosen winzigen bis mittelgroßen Settingänderungen, die das Spiel aber nicht, wie gehofft, stärker in Richtung seines Genres bringen, sondern einfach nur "anders" sind, als die dämlichen Setzungen von Edition 1. Was die Backer von "7th Sea" wussten, klang nämlich zu Anfang gut. Auch die Interviews von Wick haben gute Versprechungen gemacht: No D20, no Aliens!

Und dann lese ich das Ding: Da schlage ich die Karte auf und sehe komische Platzhalternamen wie "The Baueren River" oder "The O'Bannon Mountains"... keine eigenen Namen ausgedacht, sondern einfach die von irgendwelchen NPCs oder Gruppen aus dem Setting genommen und "River" oder "Mountains" drangeklatscht. Ehrlich, ich habe gedacht da hat einer die Mock-Up-Namen stehen gelassen. Bei einem Millionen-Dollar-Projekt ist mir das unbegreiflich!

Da wird dann der Zusammenhang zwischen Adelsstand und Magie aufgelöst (für mich aus staatsphilosophischer Perspektive zentral für das théahnische Flair), vollkommen ohne Not. Da gibt es mit Sanderis dann diese Magie, die genau dieselben Issues hat wie die Bargainer-Magien der alten Editionen, nämlich das langsame Abgleiten ins Schurkentum, sodass das Fernziel für den Helden werden muss, seine Magie wieder loszuwerden? Wirklich?

Da ploppen dann überall in den Nationen plötzlich alte Götterkulte auf, die auch bei der Bevölkerung total populär sind – eine klassische Fantasy-Trope, die nicht in einem frühneuzeitlichen Setting zu suchen hat und auch vom interessanten Konflikt, Kirche gegen Aufklärung, ablenkt. Ich habe "7te See" tatsächlich immer ein stückweit dafür gefeiert, seine Mythologie auf einer monotheistischen Religion aufgebaut zu haben. Oh, und weil es ja jetzt die ganzen tollen alten Götter gibt, gerade in Vestenmannavnjar fehlt jetzt eine genuin objektionistische Nation auf Théah, was wieder den ganzen Kirchenkonflikt entschärft. Von den Realists in Avalon fang ich besser gar nicht erst an... das ist der größte Unfug, den ich je in einem "7te See"-Buch gelesen habe.

Dass Kardinal Verdugo von einem verblendeten religiösen Extremisten in der neuen Edition nun zu einem scheinheiligen Machtpolitiker geworden ist, dem es nicht, wie in der alten Edition um die Rettung möglichst vieler Seelen vor dem Abgrund, sondern nur um die Herrschaft über Castillien geht, ist symptomatisch für das, was bei der neuen Edition schief läuft: John Wick hat einfach ohne Not viele NPCs der alten Edition bis zur Unkenntlichkeit umdefiniert. Mir fällt kein Spiel ein, das nach Editionswechseln oder sogar nach Regelsystem-Wechseln ähnlich verfahren wäre: Egal was für eine Zahl hinter dem DSA steht: Nahema ist Nahema, Pardona ist Pardona. Vielleicht wurden Kleinigkeiten geändert, ja, aber an den Rollen der NPCs wurde nicht gerüttelt.

Warum das bei "7th Sea" für mich so tragisch ist, hat nicht nur den Hintergrund, dass ich die NPCs in der alten Edition immer ziemlich cool fand: Ich finde es den Altfans gegenüber, die Wick ja immerhin einen Teil des Budgets gestellt haben, einfach nicht fair. Es gab keinerlei Gründe, diese NPCs zu verändern (keiner von denen hat an irgendeiner kritischen Neusetzung drangehangen). Es verhindert nur, dass die verschiedenen Fangruppen jetzt nicht mehr dasselbe meinen, wenn sie über Captain Reis reden: Die Altfans meinen einen weißen Captain-Hook-Verschnitt, die Fans der neuen Edition eine schwarze Frau. Warum? Ich meine, Wick hätte doch einfach eine neue, ärschetretende, schwarze Piratenkapitänin erfinden können... warum muss er einen NPC der alten Edition umdefinieren, ohne wirklich was an ihm zu verändern? Mit Allende dasselbe?

Ich meine, was soll das? Will er uns damit zeigen: "Ja, ich fand halt scheiße damals, was aus '7te See' geworden war, deshalb zählt das alles nicht mehr. Mir ist echt egal, was euch Fans an der alten Edition so gefallen hat!"

Und nochmal: There is a lot to like in the new 7th Sea. Aber es gibt eben auch Dinge, die lassen mich etwas ratlos zurück.
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Offline Zohltan

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Re: [7th Sea 2nd Edition] Meinungen?
« Antwort #140 am: 1.07.2019 | 08:28 »
Hallo zusammen,

ich habe jetzt auch 7te See 2nd drei Mal geleitet. Ich beurteile ein System erst nach dem dritten Mal leiten, eher macht es für mich meist keinen Sinn. Alle drei Mal war es immer nur ein Abend von der Länge von ca. 4 bis 6 Stunden. Leider könnte sich die Runde im gesamten nach einmal spielen nicht für eine Fortführung einigen. Die beiden anderen Male waren Cons.

Ich beurteile das Spiel jetzt aus der Sicht des Spielleiters und nur mit dem Grundregelwerk. Ich kenne die erste Edition nicht.

Ich spiele normalerweise FATE, Dungoen World oder aber auch DSA und D&D neige aber eher zum interaktiven Spiel.

Erfahrungen aus allen Runden kondensiert...

Regeln sind in einer Sekunde erklärt, das ist super einfach. Eigentlich gibt es nicht sonderlich viele Regeln. Nur man bildet immer 10er Paare. Das war's. Jetzt wird eine Szene in keine Häppchen zerteilt und die Helden können 10er Paare (Steigerungen) ausgeben um was zu erreichen oder zu vermieden. Das ganze dann für den Kampf oder Aktion genauso wie für soziale Interaktion. Soweit hat das jeder am Tisch verstanden.

Zum ersten Mal in meinem SL Leben ist es mir passiert, dass ich eine Regel im Buch verstanden hatte ABER am Tisch vollkommen aufgeschmissen war. Erst hatte ich so Point-and-Click Settings aufgebaut... Helden rein in den Raum und können X Dinge tun, wenn die Helden X Steigerungen erreichen. Sonst weniger... Ups, was ist wenn die Helden mehr Steigerungen haben? Das muss man sich dann aus dem Hirn drücken. Wenn es weniger als X Steigerungen sind und dann müssen die Helden das richtige X nehmen. Wenn die Helden keine Steigerungen haben, dann hat man sich den Raum umsonst ausgedacht und muss improvisieren die Helden in den nächsten Raum zu kriegen. Wenn in sozialen Interaktionen auch nur X Dinge rauszufinden sind, dannn wird das auch lahm. Mir war klar, so kann das nicht gemeint sein. Ich leite das falsch.

Nächster Versuch. Jetzt mehr Impro. Vorweg, das war das anstrengte Leiten was ich mir je aufgebürdet hatte und so super Meta, dass ich mir das gar nicht vorstellen konnte, dass so Meta möglich ist. Vor jeder Szene habe ich erzählt was möglich ist und welche Konsequenzen drohen und welche Chancen. Dann haben die Helden beraten und überlegt was sie machen wollen. Irgendwie kamen dann gar keine Ideen mehr von den Spielern und ich musste mit alles aus dem Kopf pressen ;D Dann war das Problem, wie lang ist den so ne Szene? Ein Spieler meinte: "Hä? Wie wäre es mit 1 Steigerung Helden reisen nach X, 2 Steigerung Helden töten König, 3 Steigerung Helden überzeugen Militär, 4 Steigerung Spielleiter kuaft Pizza?" Also, wo endet und beginnt eine Szene? Das ist nicht trivial! Entweder war eine Szene zu lang, das war meist wenn keine Steigerungen mehr da waren und es weiter gehen sollte oder aber die Szene war zu kurz (eher  selten) dann verfielen "gute Würfe". 

Gut, jetzt also weniger Würfeln! Wir haben zu viel gewürfelt und dann die Szenen zu überladen und überhaupt!  8) Ja, und jetzt klappte das System endlich. Wir haben so ca. jeder ein bis zweimal gewürfelt am Abend und 10er Paare gebildet. Ab und an hat jemand ne Steigerung ausgebeben um sich die Szene zu gestalten. Das hat dann geklappt.  :o

Ich bin total puzzelt vom System und würde es vermutlich spielen aber nicht mehr leiten wollen (das erste System von dem ich das sage). Das war mir zu anstrengend und zu unnatürlich. Ich habe da kkein besseres Wort, was mein Gefühl beschreibt.

20 EUR ist super günstig. Keine Frage, kann man machen. Würde ich auf einer Con nochmal spielen, aber nie mehr leiten.

Besten

Offline La Cipolla

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Re: [7th Sea 2nd Edition] Meinungen?
« Antwort #141 am: 1.07.2019 | 11:45 »
Danke, sehr spannend!

Magst du noch deinen Eindruck vom Setting schildern? Die meisten Leute berichten ja eher von der Perspektive der ersten 1. Edition aus, was komplett an mir vorbeigeht.

Offline Alexandro

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Re: [7th Sea 2nd Edition] Meinungen?
« Antwort #142 am: 1.07.2019 | 12:24 »
Ich hatte damit keine Probleme. Wenn sie keine Steigerungen haben, dann passieren halt die schlimmen Sachen und das Spiel geht weiter. Wenn sie mehr Steigerungen haben, als die SL Ideen (was selten vorkommt), dann fragt sie die Spieler, was sie sonst noch in der Szene erreichen wollen (mehr Informationen, späterer Vorteil gegen den Gegner, etc.). Alles kein Problem.

@Jiba:
Zitat
Da wird dann der Zusammenhang zwischen Adelsstand und Magie aufgelöst (für mich aus staatsphilosophischer Perspektive zentral für das théahnische Flair), vollkommen ohne Not.

Der Zusammenhang war schon in der 1st eher dünn (man musste nicht adlig sein, um Magie zu können - im Zweifel war dein Ururururgroßvater halt der Bastardsohn eines Adligen und gut war).

Zitat
Da ploppen dann überall in den Nationen plötzlich alte Götterkulte auf, die auch bei der Bevölkerung total populär sind – eine klassische Fantasy-Trope, die nicht in einem frühneuzeitlichen Setting zu suchen hat und auch vom interessanten Konflikt, Kirche gegen Aufklärung, ablenkt. Ich habe "7te See" tatsächlich immer ein stückweit dafür gefeiert, seine Mythologie auf einer monotheistischen Religion aufgebaut zu haben. Oh, und weil es ja jetzt die ganzen tollen alten Götter gibt, gerade in Vestenmannavnjar fehlt jetzt eine genuin objektionistische Nation auf Théah, was wieder den ganzen Kirchenkonflikt entschärft.

Ich finde es gut, dass die Nationen nicht mehr monolithisch alle einer Religion anhängen (ist auch unhistorisch). In Vesten gibt es z.B. noch einiges an Objektionisten (besonders an der Küste), aber unter der Landbevölkerung hängen die Leute halt immer noch ihren alten Bräuchen nach. Der Kirchenkonflikt war historisch ja etwas, was unter der Obrigkeit ausgetragen wurde und dem Bauern war relativ egal, was sein König gerade glaubt (er hat in jedem Fall seinen Dienst zu leisten und ist in seinem Leben auch schonmal einmal für die Protestanten und einmal für die Katholen und dann wieder für die Protestanten ins Feld gezogen - je nachdem, wer gerade auf dem Thron saß).

Zitat
Dass Kardinal Verdugo von einem verblendeten religiösen Extremisten in der neuen Edition nun zu einem scheinheiligen Machtpolitiker geworden ist, dem es nicht, wie in der alten Edition um die Rettung möglichst vieler Seelen vor dem Abgrund, sondern nur um die Herrschaft über Castillien geht, ist symptomatisch für das, was bei der neuen Edition schief läuft: John Wick hat einfach ohne Not viele NPCs der alten Edition bis zur Unkenntlichkeit umdefiniert. Mir fällt kein Spiel ein, das nach Editionswechseln oder sogar nach Regelsystem-Wechseln ähnlich verfahren wäre: Egal was für eine Zahl hinter dem DSA steht: Nahema ist Nahema, Pardona ist Pardona. Vielleicht wurden Kleinigkeiten geändert, ja, aber an den Rollen der NPCs wurde nicht gerüttelt.

Warum das bei "7th Sea" für mich so tragisch ist, hat nicht nur den Hintergrund, dass ich die NPCs in der alten Edition immer ziemlich cool fand: Ich finde es den Altfans gegenüber, die Wick ja immerhin einen Teil des Budgets gestellt haben, einfach nicht fair. Es gab keinerlei Gründe, diese NPCs zu verändern (keiner von denen hat an irgendeiner kritischen Neusetzung drangehangen). Es verhindert nur, dass die verschiedenen Fangruppen jetzt nicht mehr dasselbe meinen, wenn sie über Captain Reis reden: Die Altfans meinen einen weißen Captain-Hook-Verschnitt, die Fans der neuen Edition eine schwarze Frau. Warum? Ich meine, Wick hätte doch einfach eine neue, ärschetretende, schwarze Piratenkapitänin erfinden können... warum muss er einen NPC der alten Edition umdefinieren, ohne wirklich was an ihm zu verändern? Mit Allende dasselbe?

Das ist genau die Art von selbstherrlichen Fan-Entitlement, das mir viele Spiele vergrätzt hat. Warum benutzen nicht alle die NSC so wie ich? Mimimi! Gerade Aventurien ist in dieser Hinsicht unerträglich (und die oWoD hat sich leider gegen Ende auch in diese Richtung entwickelt).

Die Tatsache, dass diese NSCs in 7te See nur Platzhalter/Inspirationen sind (auch schon in der 1st Edition), die benutzt oder ausgetauscht werden sollen, um den SC einen coolen Nemesis zu geben, ist dir aber schon bewusst? Ob es überhaupt einen Kardinal Verdugo im Setting gibt, liegt erstmal beim SL (und in gewisser Weise auch bei den Spielern, denn ihre Charaktergeschichte entscheidet darüber, welcher Widersacher jetzt passend ist). Und statt sich in Foren einen über Metaplot-NSC runterzuholen, könnte man (*le gasp*) auch einfach Beschreibungen der eigenen coolen Nemesis teilen, die man für das Setting erfunden hat - vielleicht inspiriert das ja den einen oder anderen.  ;)
« Letzte Änderung: 1.07.2019 | 12:45 von Alexandro »
Wer beim Rollenspiel eine Excel-Tabelle verwendet, der hat die Kontrolle über sein Leben verloren.

Offline Jiba

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Re: [7th Sea 2nd Edition] Meinungen?
« Antwort #143 am: 1.07.2019 | 14:02 »
@Jiba:
Der Zusammenhang war schon in der 1st eher dünn (man musste nicht adlig sein, um Magie zu können - im Zweifel war dein Ururururgroßvater halt der Bastardsohn eines Adligen und gut war).
Und doch war er in der Ersten Edition auf der historischen Ebene verankert (magische Adelshäuser, die dann ausgelöscht worden sind, etc. pp.) Plus die Tatsache, dass damit die Konzentration an Magiern bei Adligen größer war. Mir gefällt daran, dass es quasi einem staatsphilosophischen Gottesgnadentum gleichkommt, von dem die herrschenden Häuser ihre Legitimation herleiten können.

Zitat
Ich finde es gut, dass die Nationen nicht mehr monolithisch alle einer Religion anhängen (ist auch unhistorisch). In Vesten gibt es z.B. noch einiges an Objektionisten (besonders an der Küste), aber unter der Landbevölkerung hängen die Leute halt immer noch ihren alten Bräuchen nach. Der Kirchenkonflikt war historisch ja etwas, was unter der Obrigkeit ausgetragen wurde und dem Bauern war relativ egal, was sein König gerade glaubt (er hat in jedem Fall seinen Dienst zu leisten und ist in seinem Leben auch schonmal einmal für die Protestanten und einmal für die Katholen und dann wieder für die Protestanten ins Feld gezogen - je nachdem, wer gerade auf dem Thron saß).
Du missverstehst mich. Das ist nicht mein Problem mit der Setzung. Dass nicht jeder Bauer monolithisch an denselben Gott glaubt, das ist klar. Dass es aber auch so etwas wie religiöse Traditionslinien gibt, die enormen Einfluss auf die Politik und Gesellschaft gehabt haben, ist schlichtweg auch für die frühe Neuzeit nicht zu leugnen.

Mein Problem ist Wicks, ich will fast schon sagen Obsession, mit polytheistischen Pantheonen und "alten Göttern". Die spielen in Curonia, in Vesten, in Avalon viel zu große Rollen für ein frühneuzeitliches Setting. Ob du jetzt Jude, Orthodoxer, Muslim, Katholik, Lutheraner oder Calvinist warst... ob du jetzt an folkloristische Naturgeister geglaubt hast oder nicht: Letztlich war der frühneuzeitliche Europäer ein Monotheist. Götter-Pantheone sind Standard-Fantasy. Da kann ich in dem historischen Zusammenhang einfach wenig mit anfangen, ich persönlich.

Und ich würde im Übrigen auch nicht sagen, dass "alte Bräuche" mit Religionsausübung gleichzusetzen sind. Und klar spielt der Glaube im Alltag dieser Menschen eine ganz enorme Rolle. Aber es fällt mir wirklich schwer in diese Zeitepoche einen Polytheismus reinzudenken, in Mitteleuropa.

Zitat
Das ist genau die Art von selbstherrlichen Fan-Entitlement, das mir viele Spiele vergrätzt hat. Warum benutzen nicht alle die NSC so wie ich? Mimimi! Gerade Aventurien ist in dieser Hinsicht unerträglich (und die oWoD hat sich leider gegen Ende auch in diese Richtung entwickelt).

Woah, schalte einen Gang runter! Selbstherrlichkeit lasse ich mir an dieser Stelle nun nicht vorwerfen!

Zitat
Die Tatsache, dass diese NSCs in 7te See nur Platzhalter/Inspirationen sind (auch schon in der 1st Edition), die benutzt oder ausgetauscht werden sollen, um den SC einen coolen Nemesis zu geben, ist dir aber schon bewusst? Ob es überhaupt einen Kardinal Verdugo im Setting gibt, liegt erstmal beim SL (und in gewisser Weise auch bei den Spielern, denn ihre Charaktergeschichte entscheidet darüber, welcher Widersacher jetzt passend ist).
Das sind rollenspielerische Allgemeinplätze. Das ich jeden NSC jederzeit austauschen könnte, ist gar nicht das Thema. Das kann ich bei allen Rollenspielen immer. Ich nehme sogar in der Regel rausgesuchte Realfilm-Portraits für alle meine 7te-See-NPCs. Also ich definiere schon mit um.

Mit dem Metaplot hat meine Kritik auch erst einmal gar nichts zu tun: Die NSC-Beschreibungen in den Nationenbüchern stellen einen Ist-Zustand vor. Der 7te-See-Metaplot war mir immer schnurzpiepegal. Trotzdem geben die NSCs natürlich eine gewisse Grundstimmung im Setting vor.

Was ich aber sehe, ist, dass das Kommunikationsprobleme zwischen Altfans und Neufans schafft. Und bei den wenigen NPCs, die überhaupt in die Bücher gepackt wurden und der Auffälligkeit, dass Wick eigentlich nur jene NSCs signifikant uminterpretieren ließ, an denen er selbst nicht beteiligt war... da frage ich mich schon, was da hinter der künstlerischen Entscheidung stand, das zu tun. Ich meine, Val Mokk ist quasi ziemlich genau derselbe Charakter... nur dass er jetzt kein blonder, adlernasiger, schmallippiger Geschäftsmann ist, sondern ein dicker, kahlköpfiger Geschäftsmann, so Typ Gebrauchtwagenhändler. Klar, ich denke vielleicht beim Kaufmann im Rollenspielkontext direkt eher an den "schmierigen" Kaufmann. Also die Assoziation passt in der neuen Edition schon. Finde ich die alte Version genau deshalb cooler? Ja, weil der Charakter runder wirkt.

Aber das ist auch mein Punkt: "Neue Edition". Dann hätte er halt "Reboot" draufschreiben sollen. Und nicht die Altfans zur Kasse bitten, nur damit er ihnen dann was vorsetzt, was sie nicht wiedererkennen. Ich meine, schau allein mal in die Fanveröffentlichungen auf DriveThru, wie da alte NPCs plötzlich wieder Einzug in die Welt halten.

Ich meine, wie klärst du den Clash der Erwartungshaltungen im Spiel zwischen Alt- und Neufans?

Ich finde ja auch nicht alle neuen kreativen Entscheidungen hinsichtlich der NPCs schlecht: Dass Verdugo etwa schwul ist, ist eine wunderbare Neuinformation, die den Charakter reichhaltiger macht.

Aber nehmen wir ein Beispiel: Nimm deine Lieblings-Comicreihe. Und deinen Lieblingscharakter aus einer Comicreihe. Lies den Comic bis er abgeschlossen ist. Jahre später sagt der Zeichner: Hey wir bringen eine Season 2 raus. Du schmeißt bei Kickstarter Geld raus. Der Comic spielt immer noch im selben Setting. Aber dein Lieblingscharakter wurde komplett umdefiniert, hat ganz andere Charakterzüge etc.

Zitat
Und statt sich in Foren einen über Metaplot-NSC runterzuholen, könnte man (*le gasp*) auch einfach Beschreibungen der eigenen coolen Nemesis teilen, die man für das Setting erfunden hat - vielleicht inspiriert das ja den einen oder anderen.  ;)

Hab ich hier am Bord schon mehrfach getan: Hier nämlich! Dann bist du jetzt am Zug!

Weil ich übrigens grade schon dabei bin: Beim Blick auf die französische Edition ist mir aufgefallen, wie stark bei Wick doch auch verschludert wird. Die Théah-Karte (die jetzt nochmal neu veröffentlicht wurde) ist nicht akkurat zu dem, was in den neuen Nationenbüchern steht. Da heißen die Städte in Vodacce nicht so, wie die Städte in Vodacce laut den Büchern heißen müssten.
« Letzte Änderung: 1.07.2019 | 14:11 von Jiba »
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“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

Offline Zohltan

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Re: [7th Sea 2nd Edition] Meinungen?
« Antwort #144 am: 1.07.2019 | 15:02 »
Magst du noch deinen Eindruck vom Setting schildern? Die meisten Leute berichten ja eher von der Perspektive der ersten 1. Edition aus, was komplett an mir vorbeigeht.

Ich hatte eigentlich gedacht, dass es sich bei 7te See um ein Piratensetting handelt. Also Inseln, Karibik und so Sachen. Eine komische Karte von Europa zu sehen hat mich überrascht. Da geht es ja dann nur von Küste zu Küste. Europa ist ja eher eine Halbinsel als viele kleine Inseln. Auch hat mich der Rest irritiert... Eisenlande und so. Wikinger habe ich da schon so als wüste Bedrohung aus dem Norden eher als Stimmungsvoll empfunden. Die Magie war auch irritierend, dachte ich doch, das Piraten und Musketiere eher weniger mit Magie am Hut haben.

Kurz, wir haben das immer als Piratensetting oder Musketiersetting gespielt und vieles dann eben ignoriert. Auf den beiden Cons war es ein Piratensetting mit x Inseln und dann eben so bisschen Ballern und Schippern. Auf der anderen Con war es Frankreich mit Musketieren und Einbrechen und Entführen eben. Den Rest habe ich da immer ignoriert.

Die Runde, die es dann nie gab, sollte eigentlich auch Musketiere sein, aber wir sind da intern mit den Regeln so aneinandergeraten, dass es eben bei einem One Shot geblieben ist. So ein Zitat eines Spielers: "Dann können wir auch FATE spielen, das ist auch nicht toll, aber besser als dieser Unsinn..."

Wir sind einfach mit diesen Steigerungen und der Zerstücklung einer Szene nicht klargekommen...


Offline Jiba

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Re: [7th Sea 2nd Edition] Meinungen?
« Antwort #145 am: 1.07.2019 | 15:17 »
Auch hat mich der Rest irritiert... Eisenlande und so. Wikinger habe ich da schon so als wüste Bedrohung aus dem Norden eher als Stimmungsvoll empfunden.
Nur, dass sie bei 7te See eine hochkulturelle Handelsmacht sind. Ja, strange, strange... ;)

Zitat
Die Magie war auch irritierend, dachte ich doch, das Piraten und Musketiere eher weniger mit Magie am Hut haben.
Ist ja nicht falsch. Die Magier sind da ein anderer Bevölkerungsschlag.

Aber mich würde doch interessieren, was genau du erwartet hast. Ich meine, beim Piratensetting hast du Recht, da braucht man beim neuen 7th Sea noch ein Zusatzbuch, damit das passt.

Aber bei Musketieren? Ich meine, es kann ja nicht die ganze Welt das vorrevolutionäre Frankreich sein. Und das Genre "Mantel & Degen" bedient 7th Sea ja zum Beispiel in Vodacce, Castillien und ggf. auch in Avalon ganz gut. Die Eisenlande sind da eher ein Hintergrundrauschen.  :D
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Offline Zohltan

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Re: [7th Sea 2nd Edition] Meinungen?
« Antwort #146 am: 1.07.2019 | 17:03 »
Nur, dass sie bei 7te See eine hochkulturelle Handelsmacht sind. Ja, strange, strange... ;)
Ist ja nicht falsch. Die Magier sind da ein anderer Bevölkerungsschlag.

Aber mich würde doch interessieren, was genau du erwartet hast. Ich meine, beim Piratensetting hast du Recht, da braucht man beim neuen 7th Sea noch ein Zusatzbuch, damit das passt.

Aber bei Musketieren? Ich meine, es kann ja nicht die ganze Welt das vorrevolutionäre Frankreich sein. Und das Genre "Mantel & Degen" bedient 7th Sea ja zum Beispiel in Vodacce, Castillien und ggf. auch in Avalon ganz gut. Die Eisenlande sind da eher ein Hintergrundrauschen.  :D

Ach, vom Setting ist das super. Da brauche ich nicht mehr. Ich kann dann alles aber super mit FATE spielen und für mich verzahnen sich dann immer die Regeln mit der Welt. Das war gut.

Ich hätte nur gedacht, dass es im Norden so einen Kontinent gibt - ganz im Norden eben die Barbaren und darunter dann Frankreich und Spanien auf dem einen Kontinent. Darunter schließt sich dann der Ozean an und zum Äquator kommen dann eben die Karibik/Pirateninseln...


Ich habe einfach nicht mit König Athur und dem Kelch sowie Teutonen und Rasputin gerechnet...

Aber gut, für mich waren die Regeln einfach murks...

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Re: [7th Sea 2nd Edition] Meinungen?
« Antwort #147 am: 1.07.2019 | 17:19 »
Na ja, also im 2nd Edition Théah ist die Spielwelt ja schon sehr weitläufig.

Da schließt sich im Süden an Théah mit Ifri ein Afrika an, nach Westen kommt man zuerst ins Atabische Meer (die Karibik) und dann in die Neue Welt (Südamerika). Nach Südosten hin folgt zunächst Numa (die Ägäis) und das Halbmondreich (der Osmanische-arabische Raum). Über die nordwestlichen Kolonien und Kithai (Asien) gibt es noch nicht viel offizielles Material, die anderen Regionen werden in ihren jeweiligen Zusatzbänden behandelt.  :)
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Offline Zohltan

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Re: [7th Sea 2nd Edition] Meinungen?
« Antwort #148 am: 3.07.2019 | 09:51 »
Na ja, also im 2nd Edition Théah ist die Spielwelt ja schon sehr weitläufig.


Das mag sein, aber so weit werde ich nie kommen  ~;D - ich habe mehr Rollenspiele im Schrank, als ich vermutlich spielen werde, da muss ich dann die (für mich) schlechten nicht weiter ausführen. Für 20 EUR und fast 20 Stunden Spiel("spaß") war es okay. Jetzt reicht es aber mit 7te See.

Offline Alexandro

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Re: [7th Sea 2nd Edition] Meinungen?
« Antwort #149 am: 16.07.2019 | 14:54 »
Letztlich war der frühneuzeitliche Europäer ein Monotheist.

Bull.Shit. Wenn das stimmen würde und die ganzen altmythologischen Gestalten mit der Ankunft des Christentums unmittelbar verschwunden wären, wie konnte sich dann der Glaube an Märchengestalten, die eindeutig ihre Wurzeln in germanischen Gottheiten haben, bis ins frühe 19. Jahrhundert halten? Und warum wurde das Christentum so stark von dieser Mythologie geprägt (ein Großteil der christlichen Traditionen war ja einfach nur der Versuch, den Polytheismus irgendwie zu integrieren, damit die Leute weiter ihre Mythologie behalten konnten, nur halt mit dem christlichen Gott als "Überbau")?

Zitat
Und ich würde im Übrigen auch nicht sagen, dass "alte Bräuche" mit Religionsausübung gleichzusetzen sind. Und klar spielt der Glaube im Alltag dieser Menschen eine ganz enorme Rolle. Aber es fällt mir wirklich schwer in diese Zeitepoche einen Polytheismus reinzudenken, in Mitteleuropa.

Gerade der Alltagsglaube des Mittelalters-Barocks war enorm durch den Polytheismus geprägt.

Zitat
Trotzdem geben die NSCs natürlich eine gewisse Grundstimmung im Setting vor.

Die NSCs sind so ziemlich das letzte, was ich bei einem neuen Setting lese. Ich würde nicht sagen, dass Aventurien durch Pardona oder Hal oder Raidri definiert wird - all diese Figuren kann man ohne weiteres entfernen oder umändern, ohne dass sich etwas an der Grundstimmung des Settings ändert. Ebensowenig geht 7th Sea irgendetwas ab, wenn man ein paar Figuren das rausnimmt.

Zitat
Was ich aber sehe, ist, dass das Kommunikationsprobleme zwischen Altfans und Neufans schafft.

Warum soll das die Kommunikation beeinträchtigen? Das sind doch mehr Sachen, über die man sich austauschen kann.

Zitat
Und bei den wenigen NPCs, die überhaupt in die Bücher gepackt wurden und der Auffälligkeit, dass Wick eigentlich nur jene NSCs signifikant uminterpretieren ließ, an denen er selbst nicht beteiligt war... da frage ich mich schon, was da hinter der künstlerischen Entscheidung stand, das zu tun. Ich meine, Val Mokk ist quasi ziemlich genau derselbe Charakter... nur dass er jetzt kein blonder, adlernasiger, schmallippiger Geschäftsmann ist, sondern ein dicker, kahlköpfiger Geschäftsmann, so Typ Gebrauchtwagenhändler. Klar, ich denke vielleicht beim Kaufmann im Rollenspielkontext direkt eher an den "schmierigen" Kaufmann. Also die Assoziation passt in der neuen Edition schon. Finde ich die alte Version genau deshalb cooler? Ja, weil der Charakter runder wirkt.

Wie jetzt? Erst schreibst du, dass du die Portraits der NSC austauschst, sie also bei dir anders aussehen. Dann beschwerst du dich darüber, dass ein NSC in einem der neuen Bücher anders aussieht. Merkst du was?

Zitat
Aber das ist auch mein Punkt: "Neue Edition". Dann hätte er halt "Reboot" draufschreiben sollen. Und nicht die Altfans zur Kasse bitten, nur damit er ihnen dann was vorsetzt, was sie nicht wiedererkennen.

Ich glaube bei der Summe des KS haben nicht nur Altfans gebackt. Außerdem haben die Altfans ja bereits die alten Bücher und wären sicherlich stark gelangweilt, wenn sie dasselbe nochmal aufgewärmt in neuen Büchern hochgewürgt bekommen.

Zitat
Ich meine, wie klärst du den Clash der Erwartungshaltungen im Spiel zwischen Alt- und Neufans?
Entscheidung des SL, was benutzt wird. Ist imo interessanter die Welt im Spiel kennenzulernen, als rumzupiensen "Das steht aber in dem Buch anders!". Unsere SL benutzt die Ideen die sie cool findet und verändert das, was sie nicht so cool findet.

Und das beschränkt sich nicht auf 7th Sea: Ich habe in der Vergangenheit zwei Kampagnen "Feng Shui" gespielt und in beiden sind wir Präsident Bonengel (dem "Diktator" einer dytopischen Zukunft) begegnet: in der einen Kampagne war er ein vollkommen korrupter und machtgieriger Tyrann, in der anderen war er eine tragische Figur, die nur gute Absichten hatte, aber deren "second-in-command" (Curtis Boatman) die wahre Macht besitzt und Bonengel nur als "Gesicht" der Diktatur benutzt. Und beide Kampagnen waren großartig - auch und gerade, weil Settingkenntnis nicht bedeutet, dass man für die Kampagne gespoilert ist.

Zitat
Aber nehmen wir ein Beispiel: Nimm deine Lieblings-Comicreihe. Und deinen Lieblingscharakter aus einer Comicreihe. Lies den Comic bis er abgeschlossen ist. Jahre später sagt der Zeichner: Hey wir bringen eine Season 2 raus. Du schmeißt bei Kickstarter Geld raus. Der Comic spielt immer noch im selben Setting. Aber dein Lieblingscharakter wurde komplett umdefiniert, hat ganz andere Charakterzüge etc.

Das passiert in den Comics sogar recht häufig (wobei KS dort eher selten sind). Solange der Schöpfer des Comics nicht bei mir vorbeikommt und und meine alten Ausgaben verbrennt, wäre das mir egal. Und wenn mir die Neuinterpretation nicht gefällt, dann kann ich damit rechnen, dass die Figur in ein paar Jahren sowieso wieder umgeschrieben wird.

Und NICHTS davon ist ein Argument für das Rollenspiel, wo man die Charaktere ja selbst gestaltet (sage ich auch gerne, wenn ich Marvel Heroic leite: "Ihr spielt nicht diese Comic-Figur, ihr spielt eine Interpretation dieser Comicfigur. Also macht euch keine Gedanken darüber, ob Figur X jetzt Aktion Y machen würde, sondern habt einfach Spaß!")

Zitat
Hab ich hier am Bord schon mehrfach getan: Hier nämlich! Dann bist du jetzt am Zug!

Hier.
« Letzte Änderung: 16.07.2019 | 15:21 von Alexandro »
Wer beim Rollenspiel eine Excel-Tabelle verwendet, der hat die Kontrolle über sein Leben verloren.