So, gestern jetzt auch das Finale geschafft ... hat mich jetzt auch nicht gerade vom Hocker gerissen, dafür war die Beliebigkeit in dem, was wann warum passiert und wie Geister/der Big Bad funktionieren und was sie können, ein bisschen groß. Also nicht gerade gewaltige Spannung, aber weiterhin ein paar nette Gags; die tanzenden Spezialkräfte waren spaßig, Holtzman konnte mit ihrer total überdrehten Actionhelden-Parodie auch überzeugen. Den vielkritisierten In-die-Eier-Schuss fand ich zusammen mit der "That was where you wanted us to shoot, right?"-Zeile eigentlich ganz lustig, und meine Frau hat laut losgelacht (aber okay, wir sind beide auch für gelungene Pupswitze zu haben). Mein Highlight bleibt aber "I hate Coffee", habe mich sehr über die Wiederholung im Abspann gefreut.
Sexistisch fand ich den Film ehrlich gesagt nicht besonders, zumindest nicht in dem Sinne, in dem ich Sexismus verstehe (als Zementierung vergeschlechtlicher Machtverhältnisse durch Verwendung von sexualisierten Bildern und Geschlechterklischees). Okay, Erin war schon ein inzwischen recht fest in den Medien verankertes Frauenklischee (neurotisch und auf der Suche nach "dem Richtigen" oder zumindest dem Beefcake), aber in meinen Augen keines von der bösartigeren Sorte (immerhin war sie eine handlungsfähige und handelnde Figur, kein reines Objekt). Und die sexuelle Objektivierung von Kevin reproduziert erst mal kein Geschlechterklischee, und Kevin wird auch nicht als typischer Vertreter seines Geschlechts vorgeführt, sondern als liebenswerter Freak. Das Klischee "dumme Blondchen sind hübsch anzusehen, taugen aber mit viel Glück gerade für den Empfangsschalter" untermauert halt in Bezug auf Frauen echte gesellschaftliche Herrschaftsverhältnisse (schlechtere Bezahlung, Glass Ceiling, systematische sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz), auf Männer angewendet wirkt es dagegen vor allem skurril, gerade weil es keine tatsächlichen gesellschaftlichen Machtverhältnisse reproduziert. (Und ja, wenn die realen gesellschaftlichen Herrschaftsverhältnisse andere wären, dann wäre dieser Ghostbusters vielleicht ein schrecklich sexistischer Film - so was lässt sich halt ohne Kontext gar nicht bewerten; der Vorwurf des Sexismus zielt ja auch schon auf die Frage ab: "Welche Wirkung übt dieser Film auf das Bewusstsein der echten Menschen in der wirklichen Welt aus", kann also nur in Bezugnahme auf wirkliche Verhältnisse erhoben werden).
Wenn man unbedingt politisch werden will, finde ich die Klassenfrage in dem Film eher problematisch. Der Bösewicht ist im Prinzip ein Arbeiterklasse-Typ mit legitimer Wut auf die Gesellschaft, die ihm jeden Respekt als menschliches Wesen versagt. Und als Reaktion wird er halt hasserfüllt und will alles kaputtmachen. Dagegen stehen die Ghostbusters, 3 von 4 irgendwie Akademikerinnen oder so, denen auch der Respekt versagt wird, die aber weiter tapfer ihre Arbeit machen und am Ende dann Anerkennung dafür kriegen. Diese "Wenn du lange genug gute Arbeit machst und dich nicht unterkriegen lässt, wird die Gesellschaft dir irgendwann den Respekt erweisen, den du verdienst"-Ideologie, die gleichzeitig jedes echte Aufbegehren verteufelt, ist schon ziemlich quietistisch-reaktionär. Andererseits ist die jetzt aber nicht so Ghostbusters-Exklusiv, sondern eigentlich ein ziemlich verbreitetes Grundnarrativ von Hollywood-Filmen.
Insofern ist der neue Ghostbusters für mich politisch weder viel sympathischer noch unsympathischer als der Durchschnitt; und als Komödie hat er mir erstaunlich viel Spaß gemacht.