Autor Thema: Wie schrecklich böse darf ich sein?  (Gelesen 7164 mal)

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Offline Boba Fett

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #25 am: 12.10.2016 | 15:07 »
...deshalb gehe ich davon aus, das jemand, der sich auf ein Horrorspiel einlässt, mit den im Horror gängigen Klischees zurechtkommt.

Ja, aber Horror ist nicht gleich Psycho.
Bei Horror verstehe ich erstmal "übernatürliches". Vampire, Geister, etc. Wegen mir auch Shocker oder Splatter-Genre.
Letzterem kann ich auch nichts abgewinnen, aber das kann man ja dann als Spieler erfragen und ggf. meiden.

Die ganze Gewaltatenliste, die Du aufgeführt hast ist für mich kein Element des Horrorgenre.
Ganz ehrlich: Ich bin hoffentlich nicht so zartbesaitet, wie ich mich anhöre, aber als relativ frisch gebackener Vater zweier Töchter dreht sich mir in (auch virtueller) Verbindung bei Gewalt gegen Kinder der Magen um.
Das will ich nicht im Rollenspiel haben und unvorbereitet würde der Spielleiter durchaus eine heftige Reaktion erzeugen. Ob die dann so ausfällt wie von ihm angedacht, wage ich aber mal zu bezweifeln...
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ErikErikson

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #26 am: 12.10.2016 | 15:18 »
Ja, aber Horror ist nicht gleich Psycho.
Bei Horror verstehe ich erstmal "übernatürliches". Vampire, Geister, etc.
Hier irrst du. Horror beinhaltet eigentlich per Definition die Anwendung von physischer oder psychischer Gewalt. Was ist denn ein Vampir? Ein Blutsauger, der Menschen Gewalt antut, und zwar Frauen, Kindern und Männern.
Ein Geist mag friedvoll sein, und nur darauf warten, das man ihn erlöst, indem man Blumen an sein Grab legt, aber das ist dann keine Horrorgeschichte mehr. Das ist dann Kaspar, und Kaspar ist Comedy.
Quasi jedes Cthulhu Abenteuer, ob klassisch, modern, deutsch oder englisch beinhaltet Gewalt. Gewalt gegen alles und jeden imaginären Charakter, der das Pech hat, in dem AB vorzukommen. Ja, dazu zählen auch Frauen und Kinder.
Dasselbe gilt für das gesamte Horror-Genre.

Offline Yney

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #27 am: 12.10.2016 | 15:26 »
Verbrechen, das indirekt eine Rolle spielt (eine Frau, die verzweifelt ist, weil ihr der Hauptmann zu nahe kam, ein Mord, bei dem das Opfer ein Kind war …) mag im Rollenspiel ein Aufhänger sein, um sich auf die Suche nach den Übeltätern zu machen. Die Verzweiflung einer entsprechenden Person als Spielleiter darzustellen finde ich angemessen, wenn die Spieler sich mit Betroffenheit "gerne" in ihre Figuren hinein versetzen und ich sie gut genug kenne (oder besprochen habe wo die Grenzen liegen).
Dabei gibt es einen scheinbaren Widerspruch: Warum stecken wir teils "Berge von Leichen" (bitte nicht mehr Details!) teils besser weg als eine Schilderung einer Frau, die Opfer eines sexuellen Übergriffs wurde? Vielleicht, weil das eine (zum Glück) unserer Realität sehr sehr fern ist, während das andere leider bestenfalls die Entfernung "Bekannte eines Bekannten" hat. Das eine ist offensichtliche Fiktion, das andere nicht. Über die erste Kategorie kann man streiten, das Zweite muss denke ich (egal wessen Erlebniswelt der Fiktion da zu nahe kommt) tabu sein.

Für mich persönlich gibt es aber noch das andere Tabu: Den Mord selbst spielen, Reiz finden daran, das (absolute?) Böse zu ergründen, indem man sich tief hinein versetzt, geht mir zu weit. Das beginnt für mich auch schon bei "Mein Charakter ist aber chaotisch-böse, ich hack jetzt meinem Partner in den Rücken." Aber ich bin vermutlich auch "dunkleren" Rollenspielen so fern, wie man es nur sein kann. Einen Charakter zu spielen, den persönliche Nöte, Schicksal und vielleicht eine "ungünstige" charakterliche Ausrichtung (eher egoistisch oder feige) als Konsequenz zu einem Angriff gegen einen Verbündeten bringt, könnte dagegen eine spannende Geschichte sein (wenn man sich einig ist, so etwas konsequent durchziehen zu wollen).

Offline Greifenklause

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #28 am: 12.10.2016 | 15:33 »
Mein Troll hat mal unserem Paladin aus Frust nächtens in Gesicht geschissen, würde ich heute nicht mehr machen...
Dessen Neffe hat sich 10 Jahre später einen toten Assassinen ausgestopft, würde ich heute nicht mehr machen...

Das sind beides nicht zwingend Tabus für mich. Eher so Geschmacksache.

Mein Magier hat zum Zwecke der "Befragung unter Androhung der Folter" einen versteinerten (und damit schadensresistenten) Räuber und Mörder (wollte uns ja töten) in den Ofen gesteckt. Soweit so gut. Beim rausholen und Entzaubern hat er nicht daran gedacht, dass dieser immer noch heiß war..... das war aber nicht seine Absicht .... deshalb hat er ihn auch schnell wieder gerettet...

Jeder mag da selbst seine Grenze finden.
Ich mag explizite Gewaltbeschreibungen nicht.
Wenn es mal plotmäßig nötig sein sollte, dann bitte ganzganz kurz!

Mein Geschmack
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Ucalegon

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #29 am: 12.10.2016 | 15:44 »
Quasi jedes Cthulhu Abenteuer, ob klassisch, modern, deutsch oder englisch beinhaltet Gewalt. Gewalt gegen alles und jeden imaginären Charakter, der das Pech hat, in dem AB vorzukommen. Ja, dazu zählen auch Frauen und Kinder.
Dasselbe gilt für das gesamte Horror-Genre.

Was heißt hier "der das Pech hat?"

Ob bspw. Rape Is A Special Kind Of Evil oder Would Hurt A Child in einem Horrorplot vorkommen, entscheidet - hoffentlich bewusst - der Autor/die Autorin.

Ich kenne sehr wenige Beispiele (Martyrs, Strange Circus), wo das wirklich funktioniert und nicht einfach gewollt und edgy rüberkommt und damit die eigentliche Intention konterkariert.

Ansonsten ist das Genre groß genug und man muss nicht irgendwelche moralischen Abgründe auftun, um zum Ziel zu kommen:
« Letzte Änderung: 12.10.2016 | 16:19 von Ucalegon »

Offline Chiarina

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #30 am: 12.10.2016 | 15:54 »
@ Ucalegon:

Danke für die schöne Tabelle. Jetzt weiß ich endlich, wo ich zuhause bin!

Zitat von: Ucalegon
Ich kenne sehr wenige Beispiele (in erster Linie Martyrs), wo das wirklich funktioniert und nicht einfach gewollt und edgy rüberkommt und damit die eigentliche Intention konterkariert.

Wo WAS wirklich funktioniert? Interessiert mich, weil ich Martyrs gesehen habe...
[...] the real world has an ongoing metaplot (Night´s Black Agents, The Edom Files, S. 178)

ErikErikson

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #31 am: 12.10.2016 | 15:56 »
Ansonsten ist das Genre groß genug und man muss nicht irgendwelche moralischen Abgründe auftun, um zum Ziel zu kommen:


Die Grafik ist ja nett, aber gib mir doch mal ein Beispiel für ein Horrorszenario,wo es ohne moralische Abgründe zugeht. Für mich wäre das dann Mistery, und ob das jetzt eine Subgruppe von Horror ist oder nicht, darüber kann man streiten.

ich würde sagen, es kommt immer drauf an, ob das ganze Sinn macht. Ein Char hat das "Pech" wenn sein Leid für die Geschichte notwendig ist.

Es ist sicher möglich, sich auf Gewalt gegen Männer zu beschränken, um den Zuschauer nicht zu sehr zu schocken, aber IMO ist das eher ein Trope vom Aktiongenre.
 
« Letzte Änderung: 12.10.2016 | 16:10 von ErikErikson »

Offline Wandler

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #32 am: 12.10.2016 | 15:56 »
Mich würde ja interessieren wie weit geht ihr wenn ihr das Gefühl habt weit zu gehen? Das oben beschriebene Szenarie ist meine persönliche Grenze und bis an die gehe ich dabei am Spiel.

Beschreibt ihr den sexuellen oder den Gewalt-Akt, insbesondere wenn Kinder beteiligt sind? Auch wenn so etwas bei mir absolut vorkommen kann und damit habe ich kein Problem. Ich würde es nicht im Detail beschreiben, im besonderen nicht ausschmücken und den Spielern bildhafter macht. Das wäre das für mich einfach zu heftig und ich kann nicht sagen wie ich darauf reagieren würde, wenn ein Spielleiter das tun würde. Im besten Fall würde ich es wohl ansprechen und als schlechten Ausrutscher abtun, aber wenn das zur Regel wird? Puh, das wäre echt schwer für mich.

Unterscheidet ihr zwischen "Es kommt vor" und "Wir beschreiben es"? Was war so das heftigste, das bei euch in den Jahren vorgekommen ist und hatte dies negative Auswirkungen auf die Spielrunde?
« Letzte Änderung: 12.10.2016 | 16:07 von Wandler »

ErikErikson

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #33 am: 12.10.2016 | 16:06 »
Unterscheidet ihr zwischen "Es kommt vor" und "Wir beschreiben es"? Was war so das heftigste, das bei euch in den Jahren vorgekommen ist und hatte dies negative Auswirkungen auf die Spielrunde?

Das schlimmste an das ich mich erinnere, war als ich mal ein Kind gespielt habe und von ner Kettensäge zerfleischt wurde. Das wurde nur recht kurz beschrieben, und ich musste trotzdem schon schlucken. Das ist IMO genau die Reaktion, die ein Horrorabenteuer hervorrufen soll. 

Ucalegon

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #34 am: 12.10.2016 | 16:11 »
@ Ucalegon:

Danke für die schöne Tabelle. Jetzt weiß ich endlich, wo ich zuhause bin!

Wo WAS wirklich funktioniert? Interessiert mich, weil ich Martyrs gesehen habe...

OT:
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« Letzte Änderung: 12.10.2016 | 16:15 von Ucalegon »

Offline Boba Fett

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #35 am: 12.10.2016 | 16:27 »
Die Grafik ist ja nett, aber gib mir doch mal ein Beispiel für ein Horrorszenario,wo es ohne moralische Abgründe zugeht.

Der gesamte Monster Baum.
Die obere Hälfte vom Paranormal Baum.
SciFi horror, Gothic Horror, Body Horror.

Also ungefähr 50% des angeteigten Feldes...
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Offline Crimson King

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #36 am: 12.10.2016 | 16:36 »
Beim Body Horror würde ich nicht zustimmen. Aber das nur am Rande. Es ist offensichtlich, dass viele Horrorszenarien klare Gut-Böse-Schemata zeichnen, bei denen die Frage, wer auf welcher Seite steht, so klar beantwortet wird, dass sie sich eigentlich gar nicht stellt. Ist die böse Seite nicht menschlich, stellt sich oft nicht mal mehr die Frage, in welchen Situationen Notwehr oder Nothilfe angemessen ist.
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
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Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried und Friedenszeiten.

J.W. von Goethe

ErikErikson

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #37 am: 12.10.2016 | 16:37 »
Der gesamte Monster Baum.
Die obere Hälfte vom Paranormal Baum.
SciFi horror, Gothic Horror, Body Horror.

Also ungefähr 50% des angeteigten Feldes...

Und wie genau fehlen da die moralischen Abgründe? Monster sind für gewöhnlich böse und wollen dich fressen usw. SciFi Horror usw. sind dann halt Gewalt und moralische Abgründe im Weltraum, und was an Body Horror jetzt zahm sein soll verschliest sich mir. Ich finde den besonders krass. 

Oder haben die Monster einen vertrag unterschrieben: Männer fressen ok, aber keine Frauen und Kinder?
« Letzte Änderung: 12.10.2016 | 16:38 von ErikErikson »

Offline Scimi

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #38 am: 12.10.2016 | 19:54 »
Das Fehlen von Moral ist für mich das, was ein Monster ausmacht.

Dass z.B. das "Alien"-Alien (das für mich gut "Monster", "SciFi" *und* "Bodyhorror" abdeckt) Menschen verletzt und umbringt und zur Reproduktion missbraucht, ist natürlich schrecklich und lässt den Charakteren wenig Wahl, als sich mit allen Mitteln zu wehren.
Aber es fällt mir schwer, das Alien dabei als moralisch "böse" zu sehen oder auch nur irgendwie psychologisch zu interpretieren. Das Alien macht nicht den Eindruck als könnte es anders handeln oder auch nur Entscheidungen treffen.


Hat natürlich nebenbei die Eigenschaft, dass man sich einerseits nicht so mit dem Monster identifizieren muss wie mit einem menschlichen Horrortäter und dass Monster andererseits nicht so sehr dazu neigen, kulturell bedingte Gewalt und Diskriminierung, die für viele im normalen Alltag auftauchen können, auch noch zu verstärken.

ErikErikson

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #39 am: 12.10.2016 | 20:04 »
Ok, wir hüpfen hier ja fleissig durch die Themen durch. Was ich sagen wollte war, das auch ein Monster, ob böse oder nicht, natürlich schreckliches anrichtet, egal gegen wen. Boba Fett hat ja gemeint, wenn es um Monster geht, gäbe es nur Gewalt gegen Männer. Dem wollte ich widersprechen. 

Das Monster ist natürlich wirklichkeitsfremder als ein menschlicher Täter. Das ist unbestritten. Moralisch betrachtet ist das klassische Monster allerdings hochproblematisch, da man hier einem intelligenten Wesen das Menschsein abspricht.

Und es ist sicher korrekt, das wir im Westen medial darauf getrimmt sind, das Gewalt gegen Männer ok ist (ist in anderen Ländern nicht unbedingt so). Damit trifft und gewalt gegen Frauen und Kinder natürlich stärker, zudem sind diese personengruppen natürlich für das Überleben der Gruppe essentiell und damit ist deren schutz eventuell genetisch im Menschen einprogrammiert.

Gerade das macht es aber natürlich auch für den Horror umso interessanter. Alien wirkt auch deshalb so gut, weil die Hauptperson eine Frau ist.

Cthulhu lebt sowieso davon, das die Protagonisten in gewisser Weise wehrlos sind. Und da die meisten Rollenspieler drauf programmiert sind, sich erstmal als männliche, erwachsene Mörderhobos zu sehen, ist es IMO ein durchaus dankbares Mittel, ihnen Kinder oder Frauen als SC zu geben, damit das erst gar nicht getriggert wird.

Es würde mich aber durchaus interessieren, wie man denn Cthulhu so ganz klassisch Lovecraftmäßig als Sausageparty und ganz subtilem Horror spielt. Die alten Lovecraftgeschichten sind ja sehr zahm, wenn mans mit heutigen Standards vergleicht. Spielt denn jemand tatsächlich so, oder ist das nur gerede und die Leute, die hier im Forum zimperlich sind, spielen eigentlich gar kein Cthulhu?
« Letzte Änderung: 12.10.2016 | 20:27 von ErikErikson »

Offline Scimi

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #40 am: 12.10.2016 | 21:01 »
Das Alien fällt alles an, auch Frauen und Kinder (wenn vorhanden). Aber da ist für mich ein Unterschied zum Serienmörder, der *nur* Frauen als Opfer aussucht und damit im Prinzip Gegebenheiten des Alltags einfach nur extrem verstärkt. Und Lovecraft geht definitiv eher richtung Alien als richtung Slasher-Klassiker. Und egal, ob die Wesen technisch intelligent sind, sie sind in jedem Fall fiktiv, daher können sie morallos sein.

Und SOOO "milquetoast" sind die Lovecraftprotagonisten nicht unbedingt und die Geschichten nicht so subtil. Nur kommt der eigentliche Horror meistens durch die Erkenntnis "der Wahrheit", auch wenn das Monster vielleicht längt besiegt ist. Und das lässt sich schlecht an den Spueltisch bringen, die Spieler wissen ja, dass es 1) Übernatürliches in der Welt gibt und 2) dass die Welt fiktiv ist und für sie persönlich keine Auswirkungen hat. Regeltechnisch ist das ja gerade das, was Sanity etc. abbilden, aber das direkt auf die Spieler zu übertragen ist ohne massiven Drogeneinsatz eher nicht drin...

Offline Wandler

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #41 am: 12.10.2016 | 21:03 »
Zitat
aber das direkt auf die Spieler zu übertragen ist ohne massiven Drogeneinsatz eher nicht drin...
Da wir hier im Thread "Wie schrecklich böse darf ich sein" sind - wer von euch hat seine Spieler unter Drogen gesetzt für den ganz persönlichen Horror? :P
(Muss ja nicht immer das harte illegale Zeug sein, "Drink & Play" ist ja nicht so unüblich für viele)
« Letzte Änderung: 12.10.2016 | 21:42 von Wandler »

Just_Flo

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #42 am: 12.10.2016 | 21:13 »
Für mich haben die No-Goes wohl auch berufsbedingt etwas mit dem Mitspielern zu tun. Sind von diesen welche unter 18, dann sind die Nogoes für mich alles, was sexuelle Interaktionen mit oder durch deren Charaktere bzw. mit/ durch sie berührt. Gleichwohl habe ich bei komplett volljährigen Mitspielern bei der Thematisierung/ Ausspielung dieses Bereichs wenigstens gefühlt relativ niedrige Schmerzgrenzen. Ansonsten liegen meine Schmerzgrenzen da, wo ich die Schmerzgrenzen der anderen Spieler vermute.


Offline Chiarina

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #43 am: 12.10.2016 | 21:20 »
Zitat von: ErikErikson
Boba Fett hat ja gemeint, wenn es um Monster geht, gäbe es nur Gewalt gegen Männer.

Hm? Wo soll denn das gewesen sein? Er hat gesagt, am Spieltisch seien für ihn Gewalt gegen Frauen und Kinder ein NoGo. Meinstest du das?

Vorschlag zur Güte, ErikErikson: Ich will dir nicht zu nahe treten, aber es ist nicht das erste Mal, dass ich nicht verstehe, worauf du dich beziehst, oder wie du aus Aussagen anderer deine eigenen Schlüsse ziehst. Kannst du nicht einfach etwas öfter konkret ein Zitat einfügen? Ich glaube, mir fiele es dann leichter, dir zu folgen.

Und dann nochmal ´ne Frage an Boba: Hast du noch nie ein Abenteuer mit einer gefangenen Prinzessin gespielt? Gewalt gegen Frauen, oder? Neulich hat meine Gruppe im offenen Kampf die Söldnerführerin "Blutige Rhugea" umgebracht. Gewalt gegen Frauen, oder? Wo ist die Grenze? Ganz so einfach ist das in meinen Augen nicht.
« Letzte Änderung: 12.10.2016 | 21:22 von Chiarina »
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ErikErikson

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #44 am: 12.10.2016 | 21:37 »
Hm? Wo soll denn das gewesen sein? Er hat gesagt, am Spieltisch seien für ihn Gewalt gegen Frauen und Kinder ein NoGo. Meinstest du das?

Vorschlag zur Güte, ErikErikson: Ich will dir nicht zu nahe treten, aber es ist nicht das erste Mal, dass ich nicht verstehe, worauf du dich beziehst, oder wie du aus Aussagen anderer deine eigenen Schlüsse ziehst. Kannst du nicht einfach etwas öfter konkret ein Zitat einfügen? Ich glaube, mir fiele es dann leichter, dir zu folgen.
Ja, da bin ich aber auch nicht besser gestellt. Hier wird ständig das Thema gewechselt und meinen Beiträgen auch nur unzusammenhängend oder gleich gar nicht geantwortet, ich muss also teils die Sachen irgendwie schlussfolgern, um überhaupt noch eine koherente Diskussion in Ansätzen hinzubekommen. Das ist sicher ein Fehler gewesen.


Bei diesem Zitat hier war ich glaube ich noch in der "Gewalt" Diskussion drin:
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Also ungefähr 50% des angeteigten Feldes...

In diesem Fall hat irgendwer von Gewalt in richtung "moralische Abgründe" umgeschwenkt, und damit ist das Chaos dann komplett gewesen. Das ist IMO aber auch ein Problem von dem emotional aufgeladenen Thema insgesamt, wo die Leute nur zu gerne abschwenken, wenn ihnen sonst nix mehr einfällt.

Vielleicht können wir jetzt beim Thema bleiben. Meine Meinung sollte eigentlich klar sein, Ich meine, Gewalt gegen Frauen und Kinder ist ein typisches Thema von Cthulhu Abenteuern, und daher zu erwarten, wen nman ein solches Abenteuer spielt. Allein schon wenn ein Spieler einen weiblichen Char hat ist Gewalt gegen diesen kaum zu vermeiden.

Nun kam die Meinung auf das diese Gewalt ein Tabu ist und man die Spieler vorher fragen solle, ob das auch ok für sie sei. Ist es nicht ok, muss man ja irgendwas tun. Und daher nun meine Frage, ob jemand Erfahrung mit Cthulhu hat, das auf solche gewalt dauerhaft verzichtet. Das wäre ein durchaus interessantes Konzept, und IMO ein fruchtbarer Gesprächsstoff.
     
Oder breiter gefragt: Wie spielt man Horror ohne Tabubrüche der im Eingangsbeitrag genannten Art?

 

« Letzte Änderung: 12.10.2016 | 21:50 von ErikErikson »

Offline Chiarina

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #45 am: 12.10.2016 | 21:54 »
OK, nichts für ungut... ich will beileibe nicht behaupten, dass alle anderen vorbildlich kommuniziert hätten, nur du nicht.

Zitat von: ErikErikson
[...]wo die Leute nur zu gerne abschwenken, wenn ihnen sonst nix mehr einfällt.

Ja. Das kommt vor und macht die Sache nicht einfacher. Kann ich bestätigen.
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Offline Greifenklause

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #46 am: 13.10.2016 | 08:36 »
Vielleicht können wir das Thema "Gewalt gegen Frauen" ersetzen durch "Gewalt gegen körperlich Unterlegene oder aus anderen Gründen effektiv Unterlegene" ersetzen?
Sexuelle Gewalt mag noch mal ein Sonderthema sein.
Aber das hier unterschwellig mal vorschimmernde "Gewalt gegen Frauen ist besonders schlimm" ist so Schnee von gestern.
Sie ist so oder so schlimm und immer dann besonders schlimm, wenn ich irgendeine Form von Unterlegenheit ausnutze bzw besonders ausnutze.

Sorry für das Moralin!
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Offline Scimi

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #47 am: 13.10.2016 | 09:29 »
Vielleicht können wir das Thema "Gewalt gegen Frauen" ersetzen durch "Gewalt gegen körperlich Unterlegene oder aus anderen Gründen effektiv Unterlegene" ersetzen?

Das ist ja das, was besonders Monster-Horror leisten kann: Eine Bedrohung, die generell "Menschen" zu Opfern macht, anstatt Muster von Diskriminierung aufzugreifen, die es in Alltag und Medien schon zu Genüge gibt.

Offline Issi

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #48 am: 13.10.2016 | 10:29 »
Im Reallife gibt es richtig  böse Menschen.(Massenmörder, Psychopathen usw.)
Die Frage ist doch, wie viel Perversion möchte ich davon im Rollenspiel haben ?
Ich finde, es gibt Realismus und Fantasy Realismus. Der Zweite malt die Geschehnisse für das Kopfkino erträglicher als es in Wirklichkeit wäre.- Schließlich wollen wir etwas erleben, aber nicht traumatisiert werden.
Dass wir die Situation für nicht so real halten, liegt mMn. erstens daran, dass es eine Fantasy Welt ist, was die Identifikation mit dem Reallife schon mal etwas entschärft und zweitens , dass man Gewalt nicht ganz so real (lebendig und bildhaft) beschreibt. Und drittens, dass der Spieler jederzeit gedanklich zurück ins Reallife kann, um sich z. B. einen Kaffe zu holen, oder Chips zu essen. Er ist der Situation niemals ausgeliefert.
Ganz ungefährlich ist sowas dennoch nicht, wenn man den Trigger oder das Trauma von Jemandem erwischt. Zudem bringt unser Medien und Fernsehverhalten mit sich, dass wir an Fiktive Gewalt ziemlich gewöhnt sind. Wir konsumieren meist noch ein Bißchen Massenmord vor dem Schlafengehen, und sind jede Menge Fiktive Abgründe gewöhnt.
Vielleicht nehmen wir das ein oder andere Drama mit in den Schlaf, was uns hilft ist der Gedanke, dass es ja nicht echt ist. Man wird immer mehr immun gegen fiktive grausame Szenen. Ganz nebenbei.
Im Rollenspiel handelt es sich auch um fiktive Gewalt. Märchen der Gebrüder Grimm sind jetzt auch nichts für Weicheier.- Da passieren, schlimme Dinge, die wir uns im Reallife nicht vorstellen wollen, aber aufgrund der Tatsache, dass es nicht echt ist, vertragen wir das.
Mir geht es trotzdem so, dass ich mit meinem Charakter nicht alle schlimmen Grausamkeiten erleben will, die es im Reallife vielleicht gibt.
Es gibt da bestimmte Grenzen von Dingen, die ich nicht brauche.

Wenn ich an ganz alte Gruselfime denke, die manchmal selten im Fernsehen zu sehen sind, dann kommen die eigentlich ziemlich gut ohne Blut Gehirn Massaker aus. Meistens finde ich die Filme sogar nur solange spannend bis das Monster dann auftaucht. Es ist diese Ungewissheit, die eigentlich richtig gruselig ist, nicht das Gesplatter. Nichts gegen from "Dust till Dawn", aber ab einer gewissen Menge
Blut und Fleischbrocken wird es irgendwann einfach geschmacklos und zuviel. Vermutlich ist es auch eine Grenze des eigenen Geschmacks, wie weit man geht. Eine Gradwanderung. Wann man bewusst eine bestimmte Grenze überschreitet und wann besser nicht.
« Letzte Änderung: 13.10.2016 | 10:46 von Issi »

Offline Greifenklause

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Re: Wie schrecklich böse darf ich sein?
« Antwort #49 am: 13.10.2016 | 10:39 »
+1, true words.

Seit der Geburt von Hippogriff-Schenke bin ich eh viel sensibler geworden.
Manches mag ich heute nicht mehr konsumieren, was für mich früher eine Selbstverständlichkeit war.
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