CliveIch konzentriere mich auf den vertrauten Klag der Uhr und beruhige mich langsam.
"Ich wusste, dass dieser Tag früher oder später kommen würde ... der Tag an dem meine Illusion einer heilen Welt in sich zusammenfällt." Natürlich habe ich gehofft, dass dieser Tag länger auf sich warten lassen würde, dass ich möglicherweise vorher diesem Tag die Welt verlassen würde. Aber ernsthaft darauf vertraut habe ich nie.
Die Schmerzen im Magen und die Mattigkeit bleiben, aber der Schwindel und das Gefühl, erdrosselt zu werden, lassen nach.
Ich überlege, ob ich mit dem Namen des Fremden etwas anfangen kann, streife durch meine Erinnerung an meine Expedionen, an meine Zeit in
Medīna an-Nabi, an die Grabungen in Spanien. Weder der Name 'Karim Marabu Aschanti' noch die Stimme des Fremden klingen für mich vertraut. Die ganze Szenerie ist surreal. Warum kam der Fremde aus der Kirche? Gehört er einer christlichen Minderheit an? Wie alt wäre dieser Mann damals gewesen? Oder suche ich an einem ganz falschen Ort und die Herkunft des Fremden liegt überhaupt nicht im arabischen Raum? Lasse ich mich durch den starken Akzent und das Gehabe des Mannes in die Irre führen?
Ich beschließ, mich zunächst auf die Wahrung höflicher Konventionen zu konzentrieren. Meine Stimme klingt matt, als ich zu dem Fremden spreche:
"Céad Míle Fáilte Romhat*, Karim Marabu Aschanti! ... Du scheinst mich zu kennen, ich erinnere mich jedoch nicht an Dich. Verzeih, dass ich nicht aufstehe, um Dich zu begrüßen, aber ich fühle mich nicht wohl.
Und Du irrst Dich: diese Frau ist nicht meine Dienerin, sondern meine engste Vertraute. Verletzt Du sie, dann verletzt Du mich! Das konntest Du nicht wissen, aber nun weißt Du es.
Ich habe keine Verwendung für einen Leibdiener ... hab' noch nie einen gebraucht! Aber ich bin neugierig, was Dich zu mir geführt hat. Also sei mein Gast und erzähle, was Dich zu mir führt."
Etwas sorgenvoll füge ich an: "Und sag mir bitte, was sich unter dem Tuch verbirgt."
Die Form des Gegenstandes lässt mich an Cainnechs Flöten denken. Vermutlich weil Marie eben noch ein davon in ihren Händen hielt.
"Und doch würde es sich in die Abläufe dieses Tages einfügen, wenn es seine geliebte Penny Whistle wäre ... ein weiteres Tor in die Vergangenheit, das mich drei Jahre zurückscheudert, wie Braddocks Auftauchen."Gleichzeitig bleibe ich angesichts der abstrusen Situation skeptisch und erwarte schon, dass der Fremde mich nur verhöhnt und unvermittelt seine wahren feindseligen Motive offenbart. ... Feinde sind am gefährlichsten, wenn sie freundlich sind.
*Céad Míle Fáilte Romhat = 'Hunderttausend Willkommen an Dich'