Ich meine, das war vielleicht mit 16 interessant, als man selbst noch pubertär war und sich identifizieren konnte.
Aber das Durchschnittsalter der Rollenspieler ist doch längst irgendwo jenseits von Mitte bis Ende 20.
Um es mit Roger Murtaugh zu sagen:
Ich bin zu alt für diese Scheiße!
Ihr auch?
Ich war schon immer zu alt für diese Scheiße
Will heißen, ich habe den Reiz daran nie so recht verstanden und habe das in Romanen meistens als recht überflüssiges Vorgeplänkel empfunden.
Wenn überhaupt, hat mir das nur da gefallen, wo mit dem traditionellen Bild gebrochen wurde und dann z.B. kaputte Veteranen am Ende standen statt strahlende Helden.
Mit überlebensgroßen Helden kann ich in keinem Kontext wirklich was anfangen, das ist dann in entsprechenden Systemen für mich die ärgerliche Endstufe des Problems
Im Rollenspiel kommt für mich noch dazu, dass ich sehr stark auf die Spielmechanik schaue und die in vielen, vielen Systemen in den beiden extremen Bereichen deutliche Macken entwickelt und nur im Mittelfeld so richtig sauber funktioniert.
Verschärfend kommt noch der relative Zeitmangel dazu (wobei ich das für mich eher als Termin- und Störfaktorproblem bezeichnen will als ein echtes Zeitproblem), wo ich dann erst recht keine Lust habe, lange rum zu eiern, bevor das "eigentliche" Spiel anfängt.
In dem Bereich also volle Zustimmung.
Anekdote am Rande:
Zu DSA3-Zeiten habe ich mal versucht, einen eher weniger kompetenten Halbelf zu spielen. Ein bisschen tollpatschig, ein bisschen weltfremd, aber mogelt sich immer irgendwie durch.
Dass das kein Konzept für die Ewigkeit ist und man mit dem nicht die großen Kampagnen angeht, war mir da natürlich klar.
Spaß gemacht hat es trotzdem.
Aber lange bevor ich des Konzeptes überdrüssig war, hat mir die Stufenmechanik den Charakter kompetenzmäßig in schwindelnde Höhen geschossen (relativ betrachtet - aber jedenfalls deutlich weiter, als ich mir das vorgestellt hatte).
Da hätte ich wirklich auf Aufstiege verzichten müssen, um das Konzept zu halten. Was natürlich nicht geht, wenn die restliche Gruppe normal weiterspielt.
Also musste der Halbelf sich notgedrungen ans Programm halten und ein "normaler" Held werden. Ist ja so gesehen auch eine schöne coming-of-age-Geschichte
So hat sich dann eben in die andere Richtung gezeigt, dass das System und das "Drumherum" (Abenteuerstruktur, Spielergewohnheiten etc.) nichts anderes können als eben die Heldenreise.
Auf höheren Stufen anzufangen wird hier echt als Lösung vorgeschlagen? waddefugg?
Warum denn nicht?
Es gibt genug Systeme, die im mittleren Bereich gut laufen.
Höher einsteigen ist da doch eine sehr naheliegende Lösung.
Der größere Aufwand ist es manchmal, eine einvernehmliche Variante zu finden, wie man die Entwicklung bremst, bevor es zu hoch hinaus geht.
Und bisweilen muss man sich tiefergehende Gedanken machen, wie der Rest der Welt dann so aussieht - also ob die im Vergleich zum ursprünglichen Systemstandard auch andere Stufenbereiche vertreten.
Bei den Argumenten mit einigen Stufensystemen (Splittermond zB) wird schlicht vergessen, dass die Kompetenz des Startcharakters nur eine Illusion ist. Denn JEDER Startcharakter ist gleich kompetent.
Da kann ich nicht ganz folgen.
Startcharakter bezieht sich doch nur auf SCs - die können also zwar untereinander gleich kompetent sein (müssen sie aber je nach System nicht - ob nun freiwillig oder versehentlich), aber dieser Effekt betrifft dann auch nur die SC-Gruppe und eben nicht den Rest der Welt, zu dem der Vergleich eigentlich gezogen wird.