Autor Thema: Sandbox - Der ernste Thread nach dem Rant  (Gelesen 17112 mal)

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Offline Der Läuterer

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Re: Sandbox - Der ernste Thread nach dem Rant
« Antwort #75 am: 4.08.2016 | 15:32 »
Die Namensähnlichkeit ist okay.
Aber im selben Thread halt leicht verwirrend.
Bitte meinetwegen nicht ändern.
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Offline Maarzan

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Re: Sandbox - Der ernste Thread nach dem Rant
« Antwort #76 am: 4.08.2016 | 16:17 »

Der Storyteller-SL hat eine vorgefertigte Geschichte, die er in eine Welt bettet und in der die Spielercharaktere mit der Umwelt interagieren (um sie zu erleben).
Es findet eine Lenkung hin zu der Geschichte statt, mit dem Ziel den vordefinierten Ablauf geschehen zu lassen.
Es findet Improvisation statt, um die unverhergesehene Interaktion zu ermöglichen und plausibel erscheinen zu lassen.

Der Sandbox-SL hat eine vorgefertigte Welt in die er eine Situation bettet, die den Einstieg in eine Geschichte erlaubt und in der die Spielercharaktere mit der Umwelt interagieren (um sie zu erleben)..
Es findet auch eine Lenkung zu der Geschichte hin, mit dem Ziel, dass die Spieler dieses Angebot wahrnehmen.
Es findet ab dem Einstieg weitgehend Improvisation statt, um die sich entwickelnde Handlung (Story) plausibel erscheinen zu lassen.

Auf Plausibilität wird von beiden Spielleitern geachtet.

...
Meiner Meinung nach: Nein!

Meiner Erfahrung nach hat Plausibilität eine seehr nachrangige Stellung, wenn es darum geht die tolle Geschichte auf Kurs zu halten. Die "Improvisation" besteht da eher ein winziges Feigenblatt an Erklärung für den groben Eingriff zusammen zu schustern.

Und der Sandbox-SL hat eben keine Geschichte, in die bloss wieder ein Einstieg benötigt wird.
Eine Sandbox hat entweder einen akuten aber noch relativ offenen (und vorher abgesprochenen ) Großkonflikt, oder aber eher einen Haufen größerer und kleinerer latenter Konflikte, welche sich eben noch entwickeln und so dem Spieler entsprechende Möglichkeiten zur freien Exploration bieten.


Post 66 stime ich aber zu. Zusätzlich kennt der SL üblicherweise die Spielwelt ein gutes Stück besser als die Spieler und ist damit auch derjenige, welcher dem Spieler mitzuteilen hat, wenn dem Charakter eigentlich zur Verfügung stehendes Hintergrundswissen relevant wird.
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Offline Blizzard

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Re: Sandbox - Der ernste Thread nach dem Rant
« Antwort #77 am: 4.08.2016 | 16:17 »
Dass zu viel Information das Spiel zum Stillstand gebracht hat, habe ich dagegen noch nie erlebt.
Sei froh. Das war einer der schlimmsten RPG-Runden ever, die ich da er- besser durchlebt habe. An die erinnere ich mich (mit Grauen) bis heute; das war nämlich eine Runde, die irgendwann an einem Zeitpunkt angelangt war, an der die Spieler schweigend am Tisch saßen. Weil sie IT & OT nicht mehr weiter wussten- durch den Informationsoverkill, gepaart mit "alle Wege, die die Charaktere einschlagen=Sackgasse" und einem SL, der zu diesem Zeitpunkt beschlossen hatte, aus dem Ganzen eine Sandbox zu machen, und auf "aktive" Spieler zu warten. ::) Eine ziemlich üble Mischung (für die Spieler)...
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Darilon

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Re: Sandbox - Der ernste Thread nach dem Rant
« Antwort #78 am: 4.08.2016 | 17:43 »
Was ich mir als Spieler bei einem Abenteuer eigentlich wünsche, ist durch qualifizierte Entscheidungen das Geschehen mitgestalten/mitlenken zu können. Oftmals ist damit verbunden, das mein Charakter eine lebenslange Karriere machen soll, bei der das aktuelle Geschehen am Spieltisch genutzt werden soll, um diese Karriere voranzubringen. Bei Plotzentriertem Spiel hat man häufig nicht die Möglichkeit wirklich mitlenken zu können und eine Karriere abseits des Plots ist auch oft nicht gerne gesehen (wäre prinzipiell aber möglich).

Sandboxen kommen da mit dem Versprechen, dass es diese Einschränkungen nicht gibt, sondern "man machen kann was man will". Der Wunsch nach Sandbox-Spielweise kommt also nicht unbedingt daher, dass man Sandboxing so toll findet, sondern die Erwartung an eine Mitgestaltung und eine Plotunabhängige Karriere. Beides wird aber von (schlecht gemachten??) Sandboxen nicht per se erfüllt.

So macht es für mich keinen Unterschied vom Spielgefühl, ob ich ein zufälliges Hexfeld vom Stapel ziehe, oder der SL den Stapel vorsortiert hat, außer dass bei einer Sortierung die Ereignisse wahrscheinlicher einen sinnvollen Spannungsbogen haben. Und wenn er nun einen Hexfeldstapell vorsortiert, kann er euch gleich seine vorgefertigte Liste von aufgesuchten Orten railroaden.
ähnliches gilt für Zufallsbegegnungen: Ob die nun am Spieltisch ausgewürfelt werden, der SL die zu Hause vor-auswürfelt oder einfach willkürlich festlegt, schafft für mich als Spieler keine zusätzlichen Entscheidungsfreiheiten.

Ein weiteres Problem ist, dass sich Sandboxen oft "leer" anfühlen. Um proaktiv handeln zu können (was ich gerne würde) muss ich Wissen, um mögliche Anspielstationen haben. In einer plotorientierten Geschichte setzt mir der SL meist eine mögliche nächste Anspielstation vor. Ein Mehrwert entsteht dann, wenn ich mehrere mögliche sinnvolle Anspielstationen habe, von denen ich wählen kann.

Insofern, ist die Sandbox ein von mir gewünschtes Ideal. Ich habe aber lieber einen Plot, als eine Welt ohne Handlungsmoment. Insbesondere, wenn der SL es ermöglicht neben seinem Plot mehr oder weniger Charakterspezische Karrien zu improvisieren oder im kleinen Rahmen auch Spielerimitierte Lösungen zu improvisieren.

« Letzte Änderung: 4.08.2016 | 17:46 von Darilon »

Offline Der Läuterer

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Re: Sandbox - Der ernste Thread nach dem Rant
« Antwort #79 am: 4.08.2016 | 18:09 »
Mir ist leider immer noch nicht klar, ob eine Sandbox = Open World Scenario = Puzzlebox ist.
Wenn nein, weiss ich nicht, wie sich das nun wirklich signifikant unterscheiden soll.
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Offline Crimson King

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Re: Sandbox - Der ernste Thread nach dem Rant
« Antwort #80 am: 4.08.2016 | 19:54 »
Ein Open World Szenario ist ein Konzept für Computerspiele. Eine Sandbox nicht. Ergo kann das gar nicht das Gleiche sein. In einem Computerspiel wird sich Handlungsfreiheit auch immer auf das beschränken, was die Spieldesigner eingebaut haben und was die Spielmechanik her gibt.

Was eine Puzzlebox sein soll, erschließt sich mir nicht.
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried und Friedenszeiten.

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Re: Sandbox - Der ernste Thread nach dem Rant
« Antwort #81 am: 4.08.2016 | 20:04 »
@Crimson King:
Sandbox gibt es im Computerspielbereich auch. Mit EVE Online gibt es durchaus auch ein Beispiel, in dem die Spieler in Sachen Interaktion die Grenzen des reinen Computerspiels weit hinter sich lassen. Letztlich ist beides im Großen und Ganzen synonym. So viel Freiheit, wie im Rahmen der Spielumgebung möglich ist.

Puzzlebox kenn ich auch nicht.
Tolles Setting, würde ich aber mit Fate spielen. Und jeder Thread ist ein potentieller Fate-Thread. :d

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Offline Boba Fett

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Re: Sandbox - Der ernste Thread nach dem Rant
« Antwort #82 am: 4.08.2016 | 20:07 »
Marzaan: da haben wir unterschiedliche Erfahrungen und dadurch auch unterschiedliche Ansichten.
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Offline Boba Fett

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Re: Sandbox - Der ernste Thread nach dem Rant
« Antwort #83 am: 4.08.2016 | 20:11 »
Ja, sag halt kurz, was das sein soll.
Du kennst Eve online nicht?  :o

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Offline nobody@home

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Re: Sandbox - Der ernste Thread nach dem Rant
« Antwort #84 am: 4.08.2016 | 20:26 »
Du kennst Eve online nicht?  :o
Also, ich dachte immer, das wär' so ein Garten-Eden-Simulator... ~;D

Offline Der Läuterer

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Re: Sandbox - Der ernste Thread nach dem Rant
« Antwort #85 am: 4.08.2016 | 20:55 »
Ich war der Meinung, man würde das Playset in z.B. tremulus als Puzzle Box bezeichnen.
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Offline gilborn

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Re: Sandbox - Der ernste Thread nach dem Rant
« Antwort #86 am: 7.08.2016 | 10:33 »
Ein Statement aus Weltengeist´s Rant treibt mich noch etwas um:

Zitat
Angst vor der Verantwortung entwickeln: Erstaunlicherweise haben Spieler scheinbar mehr Angst vor Konsequenzen, wenn etwas ihre eigene Idee war, als wenn es die Idee des Spielleiters gewesen wäre. Die gleichen Leute, die den Auftrag "Geht in den fallengespickten Dungeon im Innern des Säurevulkans, macht die zweihundert Orks nieder und bringt mir den Kopf des Ätherdrachen" ohne zu zögern annehmen würden, trauen sich plötzlich nicht mehr, in Eigenregie einen popeligen Einbruch zu begehen, weil die Gegner ja bestimmt total gefährlich sind. Sind sie natürlich auch, aber das sind sie doch eigentlich immer. Aber jetzt ist die Begegnung ja offenbar nicht vom Abenteuer eingeplant, und wer weiß, ob man dabei nicht was falsch macht...

Diese Angst habe ich auch schon beobachtet. Eine interessante Frage für mich wäre:
Wie kann ich den Spielern diese lähmende Angst nehmen?
Wie schaffe ich es, dass sie als nervenzerreißende, aber eben doch genüssliche Spannung wahrgenommen wird?

Meine Ansätze:
- Reden, reden, reden, den Spielern klar machen, dass man
   a) sie nie (!) in die Pfanne haut und
   b) ihre Handlungen stets (!) wohlwollend aufnimmt.
   c) Konsequenzen, Komplikationen und Probleme töten nicht den Charakter, sie machen sein Leben interessant.
- Die richtigen Anreize setzen. Kriterien für XP Vergabe am Ende des Abends könnten beispielsweise sein:
   # Ich habe etwas Signifikantes für ein Ziel meines Charakters riskiert.
   # Ich habe etwas Signifikantes für ein Ziel meines Charakters geopfert.
   # Aufgrund einer Handlung meines Charakters ist eine Szene entstanden, die es ansonsten nicht gegeben hätte.

Habt ihr Ideen dazu? Was macht ihr um die große Lethargie zu überwinden?

EDIT:
Passt das Thema besser in den Pyromancers Sandkasten-Tipps Thread? :-\
Wenn gewünscht, kann ich es gerne dort nochmal posten und hier löschen...
« Letzte Änderung: 7.08.2016 | 10:38 von gilborn »

Offline Antariuk

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Re: Sandbox - Der ernste Thread nach dem Rant
« Antwort #87 am: 7.08.2016 | 10:47 »
Sollte man nicht vorher klären woher diese Angst, so sie denn wirklich so normal ist wie der Rant das andeutet, überhaupt kommt? Kommt die Angst daher weil geglaubt wird dass bei selbstgestrickten Aktionen ALLES schiefgehen kann während man bei vom SL präsentierten Fäden immer irgendwelche Reißleinen hat ("Der hat sich doch sicher was dabei gedacht!")? Oder kommt die Angst durch Uninformiertheit, fehlendes Wissen über die Welt und die aktuellen Zusammenhänge? Oder durch negative Konditionierung seitens des SL, der jeden Fehler der Spielerschaft sofort ausnutzt und damit bestraft? Sich jetzt einfach hinzustellen und zu sagen dass Spieler sich wie Rehe im Scheinwerferlicht verhalten sobald sie auf sich gestellt sind ist mir zu billig, solches Verhalten hat doch auch immer eine Geschichte.
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Offline nobody@home

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Re: Sandbox - Der ernste Thread nach dem Rant
« Antwort #88 am: 7.08.2016 | 11:00 »
Die Angst vor den Konsequenzen kann ich in gewissem Rahmen nachvollziehen. Beim vorgefertigten Abenteuer kann man sich ja in der Regel schon darauf verlassen, daß es zumindest halbwegs auf die Fähigkeiten der Charaktere zugeschnitten und bei allem Risiko kein automatischer TPK auf Schienen ist (Dinge wie einige Call of Cthulhu-Szenarios und dergleichen vielleicht mal außen vorgelassen); schließlich will der SL ja in der Regel, daß die Spieler wiederkommen.

Aber bei der Sandbox wird ja von manchen gerne mal gerade als besonderes Appetithäppchen hervorgehoben, daß man im Prinzip schonungslos in allen möglichen Schlamassel hineingeraten kann, auch wenn der für die Gruppe eigentlich drei Nummern zu groß ist, und daß man dann halt auch noch selber schuld ist, wenn das passiert (kann ja niemals nicht der SL verantwortlich sein, der da gaaaanz neutral und unparteiisch die Möglichkeit zur spontanen Katastrophe zu Beginn überhaupt erst bewußt eingebaut hat)...da kann die Initiative dann schon mal nachlassen.

gilborns Ansätze klingen für mich persönlich sinnvoll, ich befürchte aber, daß da evtl. schnell wieder das "dann ist es aber keine richtig-echte-Sandbox mehr!"-Argument hochkommt.

Offline 1of3

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Re: Sandbox - Der ernste Thread nach dem Rant
« Antwort #89 am: 7.08.2016 | 11:03 »
Ein Statement aus Weltengeist´s Rant treibt mich noch etwas um:
[...]

Die Frage ist, warum sie "in Eigenregie" einen Einbruch begehen sollten? Ich wiederhole einmal meinen Gedanken von der ersten Seite.

Rollenspiel ist ein Gespräch. Beim Spiel müssen wir uns irgendwie einigen, dass wir ein Abenteuer/eine Geschichte/einen Plot/einen Handlungsstrang/eine Queste/Wie-auch-immer-es-heißen-mag spielen wollen.

Wenn ein Auftraggeber kommt und sagt: "Räum den Dungeon aus!", ist dies klar als Angebot für einen solchen Inhalt erkennbar. Wenn die Spieler den Auftrag akzeptieren, akzeptieren sie auch das Spielen des Abenteuers.

Es muss also eine andere Methode geben, die den Gesprächsverlauf "Soll das ein Abenteuer sein? - OK!" bedeutet. Man kann z.B. vorher abklären, was jeder Charakter will. Das Gespräch schon ins Setup auslagern. Das entspricht dem, was Pyromancer mit "Thema meint. Man verlegt, die Einigung, was Abenteuer ist, vor das Spiel: Wir spielen eine Einbrecherbande, die die Reichen ausnimmt!, Ich bin ein Verteidiger der Witwen und Armen!

Man kann auch andere Formen finden. Primetime Adventures hat "Next Week Ons". Die Spieler erzählen also am Ende eines Abends eine kurze Szene oder Einstellung, die in der nächsten Folge vorkommen soll, also wie bei einer Fernsehserie. Bei Urban Shadows stellt jeder Spieler zu Beginn der Sitzung ein Gerücht vor und würfelt einmal, wie sehr sein Charakter da mit drin hängt. Das entspricht beides nicht unbedingt einer "sandboxigen" Vorgehensweise, erfüllt aber im Grunde den selben Zweck.

Man kann auch noch andere Formen wählen. Wenn du Stargate spielst und den Spielern eine Liste von PX-Nummern hinlegst, welche sie als nächstes anwählen wollen, ist auch das im Grunde wieder das selbe Gespräch: Hier sind Abenteuer! - Wir nehmen das Dritte. Du kannst das auch in komplexere Szenarien verpacken. Ich hab mal, als die Spieler einen Dschungel erforschten, Karteikarten mit Locations auf den Tisch gelegt. Die Spieler konnten dann nach Belieben aufdecken. Macht auch das gleiche.

Eulenspiegel

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Re: Sandbox - Der ernste Thread nach dem Rant
« Antwort #90 am: 7.08.2016 | 13:24 »
Jain. Ein Einbruch könnte auch die folgenden Ursachen haben:
  • Wir haben dem letzten Auftraggeber wie gewünscht das wertvolle Artefakt abgeliefert. Jetzt haben wir gehört, dass der Auftraggeber Dreck am Stecken hatte und doch nicht so der nette Typ ist. - Sollen wir bei unserem ehemaligen Auftraggeber einbrechen, um uns das Artefakt zurück zu holen?
  • Oder der Chef der Stadtwache hat uns mittlerweile auf den Kieker. Immer wenn irgendwo ein Verbrechen begangen wird, verdächtigt er uns. - Nur weil wir damals vor zig Wochen tatsächlich ein Verbrechen begangen haben und Spuren hinterlassen haben. Sollen wir beim Chef der Stadtwache einbrechen und ihn entführen? Mit dem Vize-Chef der Stadtwache kommen wir schließlich recht gut klar.
  • Unser Gestaltwandler-SC ist der Meinung, er möchte Kalif anstelle des Kalifen werden. Das war am Anfang nicht klar, sondern hat sich erst im Laufe der Kampagne langsam so ergeben. Sollen wir den Gestaltwandler jetzt dabei unterstützen? Oder sollen wir ihm die Flausen lieber ausreden?
Das sind halt alles Sachen, wo im Vorfeld nicht klar war, dass man einen Einbruch begehen wird. Es sind alles Situationen, wo sich erst aus der Spielsituation heraus ergibt, dass man den Einbruch durchführen könnte.
Und da es eine Sandbox ist, sind letztendlich beide Optionen legitim: Ich führe den Einbruch durch. Oder ich verzichte auf den Einbruch. Klar ist nur: Wenn ich den Einbruch durchführe, dann ist das ein Abenteuer für sich. Die Frage ist halt nur: Wie gefährlich ist dieses Einbruch-Abenteuer? Könnten wir es jetzt bereits schaffen? Oder sollten wir erstmal Erfahrung sammeln, aufsteigen und den Einbruch auf später verschieben?

Offline Rorschachhamster

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Re: Sandbox - Der ernste Thread nach dem Rant
« Antwort #91 am: 7.08.2016 | 13:40 »
Jain. Ein Einbruch könnte auch die folgenden Ursachen haben:
Ähem. wie wäre es mit einfach "Geld"?  Ist das nicht Grund genug?  :o

Ich weiß daß das eine Motivationen von einigen meiner SC war.  ~;D
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DMG Pg. 81 " The mechanics of combat or the details of the injury caused by some horrible weapon are not the key to heroic fantasy and adventure games. It is the character, how he or she becomes involved in the combat, how he or she somehow escapes — or fails to escape — the mortal threat which is important to the enjoyment and longevity of the game."

Eulenspiegel

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Re: Sandbox - Der ernste Thread nach dem Rant
« Antwort #92 am: 7.08.2016 | 14:04 »
Ja, wobei "Geld" einer der Gründe ist, die man ja problemlos im Vorfeld festlegen kann. Dann kann man gleich zu Beginn der Kampagne sagen: "Hey, wir spielen Kriminelle, die für Geld irgendwo einbrechen."

Mir ging es darum, dass es Motivationen gibt, die zu Beginn der Kampagne noch nicht feststanden und sich erst im Laufe der Kampagne plötzlich ergeben.

Offline gilborn

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Re: Sandbox - Der ernste Thread nach dem Rant
« Antwort #93 am: 7.08.2016 | 14:04 »
@Antariuk:
Ok, also zunächst Ursachenforschung. Ich versuche mal deine 3 Punkte wiederzugeben ob ich sie richtig verstanden habe:

1. „Der Plot ist nicht geplant, folglich hat sich niemand vorher Gedanken gemacht, dass die Charaktere auch sicher wieder rauskommen. Darauf lasse ich mich nicht ein: Ich könnte mich in eine Situation manövrieren wo es kein Zurück mehr gibt weil niemand eine Reißleine eingeplant hat.“

2. „Ich habe nicht genügend Informationen bekommen, weiß nicht, wo der Platz meines Ziels im großen Bild ist. Lieber mache ich erstmal nichts, nicht dass ich jemanden ans Bein pinkle von dem ich gar nichts weiß.“

3. „Egal was ich beim letzten Mal aus eigenem Antrieb gemacht habe, es ist nicht nur misslungen, sondern wurde auch noch gegen mich verwendet. Deshalb lasse ich das jetzt.“
Denke du hast die Möglichkeiten schon ziemlich ausgelotet. Eventuell würde ich noch den Punkt hinzufügen:

4. „Ich bin zum Spaß hier und nicht zum Arbeiten. Ich will mir nicht mein eigenes Abenteuer generieren müssen.“

Zu Punkt 1:
Das ist in erster Linie der Punkt der mich interessiert.
Die fehlende Reißleine kann mir als Spieler nämlich auch einen Kick geben: „Ab jetzt bin ich auf eigene Faust unterwegs. Ich bin jetzt ein richtiger Player in der Spielwelt. Freiheit, Konsequenzen, wie wird es für meinen Charakter ausgehen? Hammer!“
Spieler mit obiger Geisteshaltung zu haben, wäre für mich das Optimum.

(Um einer Diskussion in der Richtung vorzubeugen: Ich will damit nicht die Schuld billig dem Spieler zuschieben oder mich über die Spieler beschweren bzw. über sie stellen. Ich will rausfinden, wie ich als SL die Weichen stellen muss, damit die beschriebene Geisteshaltung gefördert / belohnt oder überhaupt erst am Spieltisch möglich wird.)

Hier würde auch der Tipp mit der XP Vergabe, der dieses Verhalten belohnt, angreifen.
Ebenso der Punkt mit dem wohlwollenden SL.

Zu Punkt 2:
Guter Punkt. Neuer zusätzlicher Tipp also für den SL:
Hau die Info´s raus! Sei kein Geheimniskrämer! Sag alles Doppelt und Dreifach! Winke nicht mit dem Zaunpfahl sondern mit der Abrissbirne!

Zu Punkt 3:
Gut, wenn man an dem Punkt angelangt ist, greift wohl der Punkt den ich unter „Reden, reden, reden“ aufgeführt habe. 
Wobei es vermutlich schwierig ist, diese Konditionierung wieder aus den Köpfen rauszubekommen wenn sie einmal drin war.

Zu Punkt 4:
Denke wenn der Punkt zutrifft sollte man die sich eingestehen, dass der angestrebte Spielstil so nicht funktionieren wird. Das Hauptproblem sehe ich hier, dass es oft schwierig ist, aus einem Spieler herauszubekommen, dass er lieber reaktiv als aktive Abenteuer erleben will.

@nobody@home
Ich denke damit triffst du den Nagel auf den Kopf: Die Sandbox erscheint nicht als Sandbox in der man sich austoben kann sondern als Minenfeld in dem jeder Schritt tödlich enden kann  (zumindest wird sie oft so verkauft. Keine Ahnung wie oft in der Praxis sie das ist).
Das war auch der Sinn hinter den Ausrufezeichen bei meinem Post:
Zitat
Den Spielern klar machen dass man
   a) sie nie (!) in die Pfanne haut und
   b) ihre Handlungen stets (!) wohlwollend aufnimmt.
Zumindest mache ich es so. Kann sein, dass ich dadurch vom „Lehrbuch“ abweiche.
TPK ist für mich ein No-Go. Bei mir stirbt niemand der das nicht will.

@1of3:
Habe deinen Post (auch den von der ersten Seite) jetzt mehrmals gelesen, bin mir aber immer noch nicht sicher ob ich es richtig verstanden habe.
Ich hoffe wir reden nicht aneinander vorbei...

Angenommen ich hätte die Rahmenbedingungen Hintergrund, Thema (nach Pyromancer), Kampangnen- und Charakter-Ziele etc. geschaffen.
Dann hätte ich es ab und an (es muss nicht immer sein) gerne, dass ein Spieler sagt: „Lieber SL, danke für deine Angebote, aber DIES ist jetzt das Abenteuer.“
Ich will von Zeit zu Zeit überrascht und gefordert werden!
Und ich würde gerne wissen wie ich so etwas begünstigen kann.
« Letzte Änderung: 7.08.2016 | 14:21 von gilborn »

Eulenspiegel

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Re: Sandbox - Der ernste Thread nach dem Rant
« Antwort #94 am: 7.08.2016 | 14:09 »
Und ich würde gerne wissen wie ich so etwas begünstigen kann.
Dazu hatte ich relativ am Anfang schon etwas geschrieben:
Sorge dafür, dass die Spieler sich über ihre SCs Gedanken machen und ihnen Motivationen verschaffen.

Dazu ist es hilfreich, wenn die SCs eine "sinnvolle" Hintergrundgeschichte haben. KEINE ellenlange, nichtssagende Hintergrundgeschichte. Stattdessen eine Hintergrundgeschichte, die kurz und knackig die wichtigsten Sachen auf den Punkt bringt.

Offline Antariuk

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Re: Sandbox - Der ernste Thread nach dem Rant
« Antwort #95 am: 7.08.2016 | 14:10 »
Hast mich perfekt verstanden, gilborn ;) Ich stimmt dir in allem zu.
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Offline 1of3

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Re: Sandbox - Der ernste Thread nach dem Rant
« Antwort #96 am: 7.08.2016 | 14:20 »
Angenommen ich hätte die Rahmenbedingungen Hintergrund, Thema (nach Pyromancer), Kampangnen- und Charakter-Ziele etc. geschaffen.
Dann hätte ich es ab und an (es muss nicht immer sein) gerne, dass ein Spieler sagt: „Lieber SL, danke für deine Angebote, aber DIES ist jetzt das Abenteuer.“
Ich will von Zeit zu Zeit überrascht und gefordert werden!
Und ich würde gerne wissen wie ich so etwas begünstigen kann.

Dann fragst du nach: "Dein Ziel war doch Schießmichtot. Was würde dein Charakter denn als nächstes dafür tun?" Fragen nach der Methode fordern Details. Du kannst auch umgekehrt fragen: "Du sagst dein Charakter will Geld. Was will er denn eigentlich damit?" Fragen nach dem Grund fordern einen größeren Rahmen.

Du kannst nicht erwarten, dass irgendjemand von sich aus Dinge einbringt, es sei denn es gibt einen klaren Rahmen dafür. Wenn das Spiel den nicht mitliefert, musst du ihn selbst erzeugen.

Luxferre

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Re: Sandbox - Der ernste Thread nach dem Rant
« Antwort #97 am: 7.08.2016 | 18:24 »
Mach ich jetzt keine Sandbox?

Schöner Aufhänger: niemand macht hier Sandboxes. Alle diskutieren lediglich Sandboxes, die Hälfte spielt und leitet wahrscheinlich im Sommerloch gar nicht  >;D

Offline Boba Fett

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Re: Sandbox - Der ernste Thread nach dem Rant
« Antwort #98 am: 7.08.2016 | 19:45 »
Schöner Aufhänger: niemand macht hier Sandboxes. Alle diskutieren lediglich Sandboxes, die Hälfte spielt und leitet wahrscheinlich im Sommerloch gar nicht  >;D
Watt? Nee!!!!!!
Erstens ist Tanelorntreffen in 2 Wochen mit Platz für bis zu 8 Slots für unterschiedliche Runden und zweitens spielt meine Midgard Runde hübsch verläßlich alle zwei Wochen und die andere hübsch alle 2 Wochen im Wechsel dazu.
Also, einmal in der Woche RPG plus Treffen... So und jetzt kommst Du! 8)
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Luxferre

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Re: Sandbox - Der ernste Thread nach dem Rant
« Antwort #99 am: 7.08.2016 | 19:53 »
Watt? Nee!!!!!!
Erstens ist Tanelorntreffen in 2 Wochen mit Platz für bis zu 8 Slots für unterschiedliche Runden und zweitens spielt meine Midgard Runde hübsch verläßlich alle zwei Wochen und die andere hübsch alle 2 Wochen im Wechsel dazu.
Also, einmal in der Woche RPG plus Treffen... So und jetzt kommst Du! 8)

Ich hab gerade 6.5 Std Pathfinder gelitten.
You win!  >;D