Ich behaupte mal:
Ob ein guter Sandbox-Spielleiter ein Sandboxrollenspiel leitet,
oder
ob ein guter Storyteller-Spielleiter ein Kaufabenteuer leitet,
ergibt für den Spieler am Tisch keinen echten wahrnehmbaren Unterschied im Spielgeschehen.
Das ist interessant. Wenn das so ist, ist "Sandbox" vielleicht eher etwas, was im Kopf der SL passiert. So wie "Railroading" etwas ist, was in der Wahrnehmung der Spieler passiert. Sanbox als Wunsch der SL sich von Spieleraktionen überraschen zu lassen?
Du klingst überrascht.
Ist das so wenig offensichtlich?
Der Storyteller-SL hat eine vorgefertigte Geschichte, die er in eine Welt bettet und in der die Spielercharaktere mit der Umwelt interagieren (um sie zu erleben).
Es findet eine Lenkung hin zu der Geschichte statt, mit dem Ziel den vordefinierten Ablauf geschehen zu lassen.
Es findet Improvisation statt, um die unverhergesehene Interaktion zu ermöglichen und plausibel erscheinen zu lassen.
Der Sandbox-SL hat eine vorgefertigte Welt in die er eine Situation bettet, die den Einstieg in eine Geschichte erlaubt und in der die Spielercharaktere mit der Umwelt interagieren (um sie zu erleben)..
Es findet auch eine Lenkung zu der Geschichte hin, mit dem Ziel, dass die Spieler dieses Angebot wahrnehmen.
Es findet ab dem Einstieg weitgehend Improvisation statt, um die sich entwickelnde Handlung (Story) plausibel erscheinen zu lassen.
Auf Plausibilität wird von beiden Spielleitern geachtet.
Vieles im improvisierten Spielanteil wird "pro-Abenteuer" orientiert verlaufen, sowohl bei den Spielern, wie auch beim Spielleiter,
denn alle sind daran interessiert, dass etwas abenteueriges stattfindet.
Es findet also unterschwellig eine Orientierung und teilweise auch eine Lenkung hin zum "Abenteuer" statt - vor allem im improvisierten Teil.
Die Beteiligten wollen ja was erleben - und alle beeinflussen sich ständig durch ihre Interaktion (meta und ingame).
Beim Sandbox-SpL ist im Spiel aber wesentlich mehr Impro enthalten, also damit auch mehr unterschwellige Orientierung bis hin zur Beeinflussung (SpL->Spieler aber auch Spieler untereinander).
Dementsprechend gibt es nicht viel signifikante Unterschiede.
Die gibt es nur bei "schlechten" (unerfahrenen, ungeschickten) Spielleitern.
Denn da wird im Storytelling Kaufabenteuer der Holzhammer ausgepackt, weil man meint, das muß so
und
beim Sandboxing wird vergessen Orientierugshilfen zu integrieren.
Sprich:
Wenn der eine Koch nach Rezept kocht und vorher seine Zutaten nach Liste einkauft
oder der andere Koch spontan auf dem Markt die Zutaten (die gleichen) einkauft und sich dafür ein Gericht improvisiert,
dann ist es bei gleiche Qualität der Köche wahrscheinlich, dass das gleiche Gericht herauskommt,
denn die Rahmenbedingung "es soll allen schmecken" regelt klar, dass etwas sehr ähnliches herauskommt.