1.) Würfel drehen ist eine Form von Wahrscheinlichkeitsmanipulation/korrektur
Ich glaube, bei der Aussage liegt das Problem - du klebst nach wie vor an einer Simulationismus-Vorstellung davon, was Würfeln im RSP ist. Die ist aber, so wie ich z.B. Cruschtschow verstehe, gar nicht relevant für seine Einwände.
Es geht nicht drum, dass die SL irgendwie manipulierend in die "echten" Wahrscheinlichkeiten der Spielwelt eingreift. Die "echten" Wahrscheinlichkeiten der Spielwelt gibt es nicht, weil es nur eine Spielwelt ist, und natürlich ist es wünschenswert, dass anstelle irgendwelcher ohnehin nur mehr schlecht als recht von der Realität übertragener Wahrscheinlichkeitsregeln, die spannende Abenteuer und dramatisch befriedigende Abläufe eher unwahrscheinlich machen würden, in der Spielwelt irgendeine Art von narrativem Regelwerk herrscht, dass also regelmäßig die Gelegenheit zum Abenteuer aufpoppt, dass NSC unverhofft wiederauftauchen, das Rechnungen beglichen und Aufgaben auf die eine oder andere Art zu Ende gebracht werden, dass immer wieder schwere Entscheidungen und moralische Dilemmata zu bewältigen sind, dass die Herausfoderungen weder deutlich zu lasch noch deutlich zu schwer sind ...
Insofern kann die Manipulation nichtexistenter Wahrscheinlichkeiten zugunsten eines dramatisch-abenteuerlichen Ablaufs nicht der Knackpunkt sein.
Es geht darum, dass es - je nach Spielweise - einen Moment geben kann, in dem ein Spieler oder die SL oder beide zusammen einfordern, dass jetzt eine Entscheidung über den weiteren Fortgang dem Zufall überlassen wird. Und was am Würfeldrehen problematisch ist, ist nicht, dass irgendeine Wahrscheinlichkeit verändert wird, sondern dass diese Abmachung - jetzt überlassen wir es dem Zufall! - nicht eingehalten wird.
Nun ist ja wie gesagt überhaupt nichts dagegen einzuwenden, wenn Gruppen sagen, dass ihnen dieses Element der Zufallsentscheidung nicht so wichtig ist und sie stattdessen lieber eine SL wollen, die Holperer ausbessert und dabei die Illusion aufrechterhält, dass alles glatt und bruchlos verläuft. Kein Problem.
Wenn jemand aber "Das überlassen wir jetzt dem Zufall!" als eine verbindliche Abmachung begreift und Probleme damit hat, weil er gerade ein Interesse daran hat, eventuell auch die abwegigen oder verheerenden Ergebnisse ins Spiel kommen zu sehen, dann hat es keinen Sinn, ihm zu antworten: "Wieso hast du denn damit jetzt ein Problem? Du hast doch auch kein Problem damit, wenn Wahrscheinlichkeiten vor dem Würfeln manipuliert werden, z.B. durch die Erstellung einer Zufallsbegegnungstabelle, die nicht den gemutmaßten statistischen Wahrscheinlichkeiten einer nichtexistenten Spielwelt entspricht?", dann geht diese Erwiderung eben an dem Problem vorbei, das der Spieler hat.