Nur Interesse halber: Wie würdest du heutzutage die Situation mit dem "One-Hit-Crit" angehen/lösen?
Puh, unterschiedlich. Wie gesagt, Kontext.
Ich fange mal mit meinem Leib-und-Magen-System an: Fate. Durchziehen. Das ist unwahrscheinlich, aber allein durch die Würfel kann man ja mit einer Wahrscheinlichkeit von ca. 0,015% schon acht Shifts Differenz erzeugen. Schmeiß noch ein paar Fertigkeitswerte und Stunts drauf und du kannst vielleicht die fünfzehn Shifts bekommen, um einen SC mit kurzem Stressbalken auszuknipsen. Aber dann geht halt nicht das Licht dauerhaft aus, sondern es gibt RIESENKONSEQUENZEN!!! Dafür liebe ich Superschurkentodesfallen zu sehr, um die Chance wegzuwerfen.
Labyrinth Lord im Dungeon? Mit Ansicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit durchziehen. Das hängt ein bisschen von der Runde ab. Aber wer OSR in kalten Gemäuern spielt, wird auf's Durchziehen bestehen. Es gibt aber ein oder zwei Spieler, bei denen ich kurz ein "Ziehen wir's durch?" einwerfen würde. Die Antwort ist nach meiner Erfahrung, dass da ein "Sicher doch!" zurück kommt. In einer normalen 08/15-Runde LL (oder was anderes OSR-iges) ist das schon recht eindeutig. Das macht ja einen Teil des Reizes der OSR aus. Ausnahme ist (vielleicht!!!) Beyond the Wall, aber da sind die SC ab Stufe 1 schon sehr robust. Da würde ich auch kurz den Spieler fragen, ob er's durchziehen will.
Als das einem SC das letzte Mal bei Dungeonslayers passiert ist, habe ich da auch kurz nachgehakt: "Tot oder ganz knapp davor?" Da meinte der Spieler "Tot" und hat gleich einen neuen SC gebastelt. Der war fast schneller fertig, als die Runde mit Plündern nach dem Kampf.
Bei DSA 3 hatte ich vor rund 20 Jahren mal eine Nummer, dass ein SC in der ersten Runde des ersten Kampfs im ersten Abenteuer durch zwei Treffer, davon einer guten Attacke mit einer 20 auf'm W20 umgenietet wurde. Da kriegt man auch mal das umfangreiche LP-Polster von 30 Punkten weg. Das war in meiner "Gnihihi, ich mache hinterm Schirm, was ich will"-Phase, aber selbst da habe ich Rücksprache mit dem Spieler gehalten. Sinngemäß ungefähr so: "Ok, du hast jetzt ungefähr ewig an dem Helden gebastelt und der wäre schon tot. Ich glaube nicht, dass du viel Bock drauf hast, den direkt wegzuschmeissen." Da war die Antwort tatsächlich mal "Nein". Überraschung ...
Vor 10 oder 15 Jahren hatte ich mal ein hübsches Ergebnis mit einem D&D 3.5-Ork mit Zweihandaxt. 3 * (1d12 + STR-Bonus) sind halt mit einer 12 gerne mal jenseits der 40 und damit potentiell sehr tödlich. "Ok, dein Druide ist damit offiziell tot. Durchziehen?" - "Klar. Passt ein Tiefling in die Kampagne?" - "Hau rein."
Ansonsten müsste ich echt überlegen, bei welchen Systemen man denn noch mit einem Schlag ausgeschaltet werden könnte und die ich spiele. So furchtbar viele sind das gar nicht. Aber ich bin da ganz klar Vertreter der Linie: "Kommunikation tut not!" Bei keinem System würde ich da ohne Einverständnis des Spielers am Ergebnis fuddeln. Aber das sind ja keine langen Diskussionen. "Du wärst jetzt tot. Ziehen wir's durch?" - "Klar." Kommunikation ist halt wichtig. Erstens sind solche Freak Kills extrem selten, zweitens hat sich bislang niemand beschwert, dass ich mich kurz informiert habe, ob er oder sie mit dem Ergebnis gut leben kann, drittens hat exakt ein Spieler in der langen Zeit bei mir bislang gesagt: "Nee, bewusstlos reicht."
Mag sein. Aber es liest sich so, als ob.
Schade, dass mein Text da noch missverständlich war. Ich hatte das eigentlich verhindern wollen. Darum gibt es ja auch den Einführungsabsatz und das
"Also stelle ich meine eigene Verfahrensweise und Erfahrung dar, weil es eh keine richtige Lösung gibt:", dass da eben ganz viel Kontext notwendig ist, um zu entscheiden, was geht und dass es keinen allgemeingültig richtigen Weg gibt.