Meiner Meinung nach sehr gut eignen sollte sich das Cypher-System für eine Umsetzung des "
Picknick-am-Wegesrand- bzw.
S.T.A.L.K.E.R. - Hintergrunds".
Es gibt zwar ein finnisches Indie-Rollenspiel namens "Stalker", das den Hintergrund sehr gut rüberbringt (ist auf Englisch erhältlich, "Burger Games" nennt sich der Entwickler), allerdings finde ich das dort vorgestellte Regelsystem etwas problematisch: es gibt keine Würfel oder sonstige Entscheidungshilfen, der Spielleiter bewertet stattdessen die Ideen und die Darstellung der Spieler, um zu bestimmen, ob ein Vorhaben gelingt. Persönlich halte ich das für zu subjektiv und würde deshalb lieber auf das Cypher-System zurückgreifen, das sich meiner Meinung nach sehr gut eignen dürfte.
Um mal die Grundidee von "Picknick am Wegesrand"(Roman) zu rekapitulieren: quasi über Nacht und unter seltsamen, katastrophenartigen Naturerscheinungen kommt es auf der Erde zur Bildung mehrerer kreisrunder, viele km durchmessender "Zonen", in denen die Naturgesetze verrückt spielen. Seltsame Artefakte, Wesen und Anomalien tauchen in ihnen auf. Nach dem Chaos und den Flüchtligsströmen versucht man herauszufinden, was passiert ist.
- Im Roman (anders als in den Stalker-PC-Spielen, die zwar auf "Picknick am Wegesrand" beruhen, aber stark von der Vorlage abweichen) sind die Artefakte ziemlich eindeutig von fortgeschrittenen (vermutlich außerirdischen) Intelligenzen hergestellte Technologie, die für uns Menschen im Clarkschen Sinn unerklärlich scheint und ebenso nützlich wie gefährlich sein kann. Das passt natürlich schonmal recht gut zu Cyphern wie aus dem gleichnamigen System bekannt.
- Die Anomalien und fremdartigen Wesen (was nicht mit Aliens gleichzusetzen ist, man trifft stattdessen auf Mutanten, fremdartige Vegetation, seltsame "Nachahmungen" irdischer Organismen und anderes unerklärliches Zeugs) sorgen für den gewünschten Erforschungsfaktor, wobei die dabei gemachten Entdeckungen durchaus sehr unangenehm sein können (das finnische Stalker-RPG geht stark in die Richtung Mystery und Horror, was ein wenig von der Grundstimmung im Roman abweicht, aber durchaus sehr gut passt). Es gibt zwar keine uralten Alien-Ruinen oder gestrandete Raumschiffe zu erkunden (obwohl sich letzteres je nach Spielleitergeschmack machen ließe), das Spiel findet aber viele Jahre nach der Bildung der Zonen statt, weshalb das, was immer die Anomalien dort hervorgebracht hat, sich die Gebäude, Dörfer, Städte, Natur etc. zu eigen gemacht, mehr oder weniger stark verändert und "überwuchert" hat.
- die Spieler werden wahrscheinlich hauptsächlich sogenannte "Stalker" darstellen, d.h. auf die Zonen spezialisierte Führer und Schmuggler, die illegal und gegen den Willen von Regierung, offizieller Wissenschaft und Militär aus verschiedenen Gründen immer wieder die Grenzen zu den Zonen überschreiten (und oft nicht zurückkehren). An die "Archetypen" des Cypher-Systems angelehnt, könnte man aber mehrere Stalker-Typen etablieren, die sich in ihren Hintergründen und Persönlichkeiten unterscheiden: Ex-Militär, Wissenschaftler, Techniker, Gauner... und es wären auch Spielercharaktere denkbar, die sich aus persönlichen Gründen gezwungen sehen, in eine Zone zu reisen und erstmal keine "Stalker" sein müssten. Teile des Spiels würden sich auch in der "normalen" Welt bzw. im "Niemandsland" der Sperrzonen und den Flüchtlingsslums abspielen.
Die eher magischen oder superkräfteartigen Foci des Cypher-Systems würde ich ggf. ganz weglassen. Psi-Fähigkeiten sind aber drin (sowohl "Picknick am Wegesrand" als auch der darauf beruhende Film "Stalker" erwähnen diese eher am Rand und ggf. als von der Zone ausgelöste Mutationen). Da es sich um eine unbestimmte nahe Zukunft handelt, könnten Spielercharaktere Robotik- oder Drohnenexperten sein, was für einen Stalker in der Zone äußerst nützlich sein dürfte.
Naja. Leider konnte ich bisher nicht viel Begeisterung unter der potentiellen Spielerschaft hervorrufen, aber vielleicht, eines Tages...