Ich würde auf die Eingangsfrage im Kontext des Spiels antworten: wenn du es möchtest, klar, wieso nicht?
Darüber hinaus habe ich persönlich allerdings die Erfahrung gemacht, dass es sehr schwer ist, mehrere, besonders hervorstechende und klare Orchideeneigenschaften von Charakteren gleichzeitig zu balancieren, ohne es zu plump oder aufgesetzt wirken zu lassen. Jesus ist schon deswegen besonders, weil er Jesus ist. Da hängt ein ganzer Rattenschwanz an Assoziationen dran. Lädt man die Figur nun zusätzlich noch mit der Charakteristik "ist ein Vampir" aus, kommt ein Zweiter dazu. Aus so einer Mischung lässt sich oft nichts machen, was nachhaltig interessant bleibt. Unter anderem deswegen war "Not everything has to be shackled to Vampire mythology, you know." ein wichtiger Hinweis. In einer Welt, in der Jeder und seine Mutter - insbesondere bekannte Persönlichkeiten - ein Vampir ist, ist das nichts Besonderes mehr und kann das Spielgefühl ziemlich kippen lassen, ganz egal wie cool sich die Idee zu Beginn im Kopf angehört hat.
Diese kleine Warnung bei Seite seh ich nicht, was Jemanden hindern sollte, sich Gedanken zu machen. Ich persönlich finds langweilig, sich zu überlegen, dass er zur Zeit seines Wirkens schon einer war und damit seine Wunder als vampirische Tricks und Disziplinen entwerten. Ist meiner Meinung nach die uninspirierteste Handhabung der Möglichkeiten. Viel spannender fände ich es, wenn er von einem Vampir vom Kreuz geholt und verwandelt wurde, weil besagter Vampir ihm eine ganze Weile zuvor gefolgt ist und einer seiner brennensten Verehrer wurde, der den Gedanken nicht erträgt, ihn sterben zu lassen. Dann hast du auch wieder die gesamte Komponente des Personal Horrors drin und vielleicht sogar die Möglichkeit, dir Gedanken zu machen, was mit einem Jesus geschieht, der bereit war, zu seinem Vater aufzusteigen, nachdem er das ultimative Opfer für die Menschheit geleistet hat und dem diese, finale Gnade letztlich verwehrt wird.