Autor Thema: [SF] Die Ära der Megakons ist vorbei -- was nun?  (Gelesen 8420 mal)

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Offline Grey

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Stellt euch ein SF-Setting vor, in dem der Cyberpunk dem Ende zugeht. Nachdem die Megakonzerne ein paar Jahrhunderte die Welt beherrscht haben, kam eine Revolution, Reformen, ein gesellschaftlicher Wandel -- ein Neubeginn, aber insbesondere nicht der große, zerstörerische Knall.

Die Welt steht am Neuanfang. Mit viel Idealismus wird ein neues System aus der Taufe gehoben. Natürlich stehen die Machtmenschen (und -KIs?) schon in den Startlöchern und warten nur auf die Schlupflöcher, die sie nutzen können, um das fragile Gleichgewicht der Gerechtigkeit und Chancengleichheit zu ihren Gunsten zu kippen.

Ich hätte eine Menge Fragen zum Thema, wie ein solches neues System aussehen könnte. Für den Einstieg möchte ich gern folgende konkrete Frage in den Raum stellen: Wie verhindert diese Gesellschaft die Entstehung neuer Megakonzerne? Wie sehen die Gesetze und Mechanismen aus, damit "nie wieder" die Weltwirtschaft in den Händen einiger weniger (quasi-)monopolischer Konzerne landet? Ein schärferes Kartellrecht? Kommunismus light? Oder ein völlig neuer Denkansatz?

Ideen bitte! An alle Neuronen: Feuer frei!
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Eulenspiegel

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Re: [SF] Die Ära der Megakons ist vorbei -- was nun?
« Antwort #1 am: 4.09.2016 | 11:20 »
Eine Möglichkeit wäre auch: Konzerne sind erlaubt, aber jeder darf maximal 1 Aktie haben. Mitarbeiter des Konzerns bekommen gesetzlich vorgeschrieben als Teil des Arbeitslohnes ebenfalls eine Aktie.

Dadurch kann quasi jeder mitbestimmen und der Konzern wird letztendlich eine demokratische Struktur: Pro Aktie hat man 1 Stimme. Jede Person im Konzern hat 1 Aktie. Das heißt, jede Person im Konzern hat 1 Stimme. Der Konzern wird also nicht zerschlagen, sondern er wird von innen heraus zu einem quasi demokratischen Staat.

Eine andere Möglichkeit wären extrem hohe Erbschafts- und Schenkungssteuern. Das heißt, Leute können zwar einen Konzern aufbauen, aber wenn sie sterben, geht der Konzern in Staatsbesitz über.

Pyromancer

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Re: [SF] Die Ära der Megakons ist vorbei -- was nun?
« Antwort #2 am: 4.09.2016 | 11:34 »
"Die Gesellschaft" verhindert nicht, das neue Mega-Konzerne entstehen, sondern "der Markt".
Korruption, Vetternwirtschaft, Kleinkriege (innerhalb der Konzernstruktur und gegen andere Konzerne), lange Entscheidungsketten, bürokratischer Wasserkopf, etc., das alles kostet Geld. Kleine, flexible, inhaber-geführte Unternehmen, die sich ihr Geld nicht von Banken, sondern direkt vom Kunden leihen, und neue Produktionsmethoden, die es diesen kleinen Betrieben erlauben, ähnlich preiswert zu produzieren wie "die Großen" sind einfach wettbewerbsfähiger.

Offline D. M_Athair

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Re: [SF] Die Ära der Megakons ist vorbei -- was nun?
« Antwort #3 am: 4.09.2016 | 11:41 »
[Was Pyro schrieb ... ]

... und was konkrete Modelle angeht, warum die Macht der Konzerne zu Ende geht, könnte man auch von heute aus weiterdenken.
Crowdfunding, PoD, 3D-Druck, nahezu unbegrenzte geschäftliche Kommunikationsmöglichkeiten, Fair Trade, Bio, ...
kurz: starke Dezentralisierungs- und Individualisierungskräfte am Markt zerstören das Prinzip der Massenware. Privatpersonen sind nicht länger nur Konsumenten sondern auch Produzenten (eine Entwicklung, die man z.B. im Rollenspielmarkt schon beoabachten kann).

Konzerne sind eher organisatorische und sicherheitsbegründete Genossenschaften, ... geht vielleicht in die Richtung der Rebellion Group, zu der Mongoose und Cubicle7 zeitweise gehörten.


Erbschaftssteuern sind als politisches Instrument darüber hinaus ein Mittel, um die massenhafte Anhäufung von Vermögen bei Privatpersonen (und damit potentiell private fiskale Macht) zu verhindern und relativ gleiche Ausgangsbedingungen für alle zu schaffen.
« Letzte Änderung: 4.09.2016 | 11:43 von Contains Diseases »
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Offline Sir Markfest

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Re: [SF] Die Ära der Megakons ist vorbei -- was nun?
« Antwort #4 am: 4.09.2016 | 11:50 »
Die Abschaffung des Geldes bzw. der abstrakten Zahlungsmittel erfolgt. Status und bessere Lebensbedingungen erhält der, der Leistungen/Verbesserungen für die Gesellschaft einbringt. Der Wille zu Besitz wird ausgelöscht. Humanitäre Vereinigungen sorgen für halbwegs akzeptable Lebensbedingungen. Das Denken des Einzelnen geht eher richtung Schwarmintelligenz.
Natürlich gibts in all diesen Bereichen Störenfriede, welche noch den alten Mustern einer markbasierten Gesellschaft anhängen oder der alten "Ich zuerst"-Mentalität. Um diese Störenfriede können sich dann die Abenteuer drehen.

Offline YY

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Re: [SF] Die Ära der Megakons ist vorbei -- was nun?
« Antwort #5 am: 4.09.2016 | 12:17 »
[Was Pyro schrieb ... ]

+1  :)

Dass die Konzerne lange an der Macht waren, hat den Vorteil, dass sie dann wohl auch die Nationalstaaten nach und nach abgeschafft/ersetzt haben und beim wirtschaftlichen Niedergang der Großkonzerne keine schon etablierten, alternativen Großorganisationen bestehen.

Die moderne, eher negative Form der Globalisierung ist eine Folge unseres Geld- und Wirtschaftssystems, und da ist vieles einfach reine Massenträgheit.
Vieles ist spätestens dann nicht mehr wirtschaftlich sinnvoll, wenn man die Kosten mit hineinrechnet, die heutzutage andere tragen müssen. Aber auch andere negative Aspekte der jeweiligen Großkonzerne können zu einer Abkehr führen*.

Sobald lokal entsprechende Produktions- und Kommunikationsmöglichkeiten zur Verfügung stehen wie angesprochen, kann man nachhaltig und ökologisch "korrekt" arbeiten und steht besser da als die marktradikalen Großorganisationen.

Wenn man hier wirtschaftliche Aspekte beleuchten will, lohnt vielleicht der Blick auf Umlaufsicherung und Regiogeld.


Relativ kurz bis mittelfristig nach dem Kollaps der Megakons stellt sich daher auch die Frage gar nicht, was die Entstehung neuer Megakons verhindert.
Es ergibt schlicht gar keinen Sinn, darauf hin zu arbeiten.


*Die Anfänge der Gegenbewegung zur Konzernherrschaft werden wohl recht sicher bei den Ausgeschlossenen liegen - jenen, die nicht Teil der Konzernwelt sind und aus deren wirschaftlichem Blickwinkel gar nicht existieren, weil sie weder dort arbeiten noch dort kaufen (dürfen).

Mit entsprechenden technischen Möglichkeiten und organisatorischen Ansätzen bilden sich dann komplette Parallelgesellschaften, die moderne Subsistenzwirtschaften betreiben - und da sind dann auch, entsprechende Entstehungszeiträume vorausgesetzt, die passenden Denkmuster schon tief in der Bevölkerung verwurzelt.
Wenn dort einer hinkommt und was von global vernetzter Wirtschaft und Megakonzernen erzählt, halten die den schlicht für irre.


Je nachdem, wie kurz nach dem Kollaps das Ganze stattfindet, sind nicht neu entstehende Megakons das größte Problem, sondern ganz altmodische Warlords, organisierte Kriminalität u.Ä., weil die Gesellschaft nur bedingt im Großen organisierte Gewaltanwendung auf die Reihe bekommt.



Von einem von oben verordneten "das machen wir nie wieder" würde ich die Finger lassen, wenn es ein positiv besetztes Setting werden soll. So was kann nur über eine die radikale Gegenposition vertretende (Meinungs-)Diktatur funktionieren.
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Eulenspiegel

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Re: [SF] Die Ära der Megakons ist vorbei -- was nun?
« Antwort #6 am: 4.09.2016 | 12:31 »
Relativ kurz bis mittelfristig nach dem Kollaps der Megakons stellt sich daher auch die Frage gar nicht, was die Entstehung neuer Megakons verhindert.
Es ergibt schlicht gar keinen Sinn, darauf hin zu arbeiten.
Es geht auch nicht darum, dass man gezielt darauf hin arbeitet. Es geht eher darum, dass sich Reichtum bei einigen wenigen kumuliert.

Wir haben anfangs ein kleines Geschäft, das floriert. Also entschließt der Besitzer, dass er eine zweite Filiale eröffnet. Wenn diese gut geht, noch eine dritte und vierte Filiale.
Dann überlegt er sich, was er mit dem ganzen Geld, das er verdient machen soll und fragt sich, wieso er so viel Geld an die Zulieferer ausgeben soll. Wenn er die Zulieferer kauft, bekommt er deren Gewinn auch noch.

Zitat
Von einem von oben verordneten "das machen wir nie wieder" würde ich die Finger lassen, wenn es ein positiv besetztes Setting werden soll. So was kann nur über eine die radikale Gegenposition vertretende (Meinungs-)Diktatur funktionieren.
So, wie ich Greys Settings bisher kenne, wird das ganze eher ein grau mit keinem konkreten gut vs. böse. (Aber ich kann mich auch irren.)
« Letzte Änderung: 4.09.2016 | 12:46 von Eulenspiegel »

Offline Bad Horse

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Re: [SF] Die Ära der Megakons ist vorbei -- was nun?
« Antwort #7 am: 4.09.2016 | 12:32 »
Verstärkung und Verschärfung von Kartell- und Monopolregelungen.
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Offline Chruschtschow

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Re: [SF] Die Ära der Megakons ist vorbei -- was nun?
« Antwort #8 am: 4.09.2016 | 12:37 »
Ich vermute mal, dass ich nicht der einzige bin, der sich beim oben gesagten an dieses utopistische SciFi-Setting von einem gewissen Mr. Roddenbery erinnert fühlt. ;)
Tolles Setting, würde ich aber mit Fate spielen. Und jeder Thread ist ein potentieller Fate-Thread. :d

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Offline gilborn

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Re: [SF] Die Ära der Megakons ist vorbei -- was nun?
« Antwort #9 am: 4.09.2016 | 12:44 »
Ich würde mir noch Gedanken zur Vierten Gewalt machen:

Man wurde sich bewusst, wie wichtig die Medien als Kontrollinstanzen sind, dass deren Unabhängigkeit dauerhaft und vollkommen sein muss.
Nur wenn Fehlverhalten sichtbar wird, wird es sanktioniert, und genau das wäre der Job einer entstandenen "Berichterstatterklasse".
Sie müssen Unbestechlich über die wirklichen Probleme der Gesellschaft berichten, d. h. sie müssen Aufdecken wenn es Fehlanreize gibt, für sich selbst zu Arbeiten anstatt für die Gesellschaft.
Sie sind keinen redaktions- oder monetären Druck unterworfen Sensationen und Neuigkeiten am laufenden Band zu produzieren. Aufklärung statt Unterhaltung.

Die Mitglieder der Kaste wurden schon entsprechend von Jugend auf konditioniert, so dass sie unbefangen, unbestechlich und frei von weltlichem Streben sind.
Quasi eine Kontrollinstanz mit leicht religiösen Zügen - eine vor der aufstrebende Oligarchen tatsächlich Angst haben müssen.

Inspirationsquelle zur Konditionierung wären hier die Mentaten von Dune.
http://de.dune.wikia.com/wiki/Mentat

Offline YY

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Re: [SF] Die Ära der Megakons ist vorbei -- was nun?
« Antwort #10 am: 4.09.2016 | 13:05 »
Es geht auch nicht darum, dass man gezielt darauf hin arbeitet. Es geht eher darum, dass sich Reichtum bei einigen wenigen kumuliert.

Aber eben nur unter bestimmten Rahmenbedingungen, die weder natürlich noch selbstverständlich sind.


Ich vermute mal, dass ich nicht der einzige bin, der sich beim oben gesagten an dieses utopistische SciFi-Setting von einem gewissen Mr. Roddenbery erinnert fühlt. ;)

Nicht so wirklich - aus dem Eingangspost und den ersten Beiträgen liest sich das für mich so sehr nach "small is beautiful", dass gigantische Organisationen wie die UFP da erst mal keinen Platz haben.

Allerdings kann ich bei Sir Markfest und gilborn den einen oder anderen Satz rausgreifen, der mich dann doch wieder auf Star Trek bringt - allerdings mit dem negativen Gedankengang, dass eine Gesellschaft wie in Star Trek ab TNG nur unter massivstem sozialen und psychologischen Druck machbar wäre und klar diktatorische Züge hätte.

Nach dem Motto "Wir formen uns den Menschen, wie wir ihn für unsere perfekte Gesellschaft brauchen".
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Offline Feuersänger

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Re: [SF] Die Ära der Megakons ist vorbei -- was nun?
« Antwort #11 am: 4.09.2016 | 13:18 »
Halt, nochmal zurück, ganz anders:
Megakons hat es nie gegeben.

Cyberpunk als spezielles SF-Untergenre ist ja in erster Linie eine Extrapolation der tagesaktuellen Ängste und Schreckgespenster. In den 80er Jahren waren das eben Atomunfälle, Waldsterben und die Nationalstaaten entmachtende Konzerne.

Mal auf den letzten Punkt beschränkt, haben wir heute eine ganz andere Situation: etliche "systemrelevante" Konzerne und vor allem Banken mussten durch staatliches Eingreifen vor dem Untergang bewahrt werden. Das mag nun zwar für sich wieder Stoff für neue Szenarien geben, aber angesichts der Auto- und Bankenkrisen sowie der japanischen Rezession wirkt ein Setting, das nach wie vor mit weltbeherrschenden Megakons agiert, eher unfreiwillig komisch. Das ist als ob man in einen Zirkus kommt, wo mit großem Brimborium der Große Menschenfressende Löwe Simba angekündigt wird - und dann schlappt da so ein altersschwacher zahnloser Katzenopa in die Manege.

"Moderner" Cyberpunk, der zum Zeitgeist der 2000er passt, würde andere Themen behandeln: Dominanz Chinas (statt Japans), Terrorangst, Überwachung und Sicherheitstheater, Religionskonflikte, um nur einige zu nennen. Was die Konzerne angeht, wäre hier genau das gegenteilige Szenario interessant, nämlich dass sie im Zuge der Krisen nach und nach verstaatlicht wurden.
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Re: [SF] Die Ära der Megakons ist vorbei -- was nun?
« Antwort #12 am: 4.09.2016 | 13:28 »
Terrorangst, Überwachung und Sicherheitstheater

Das sind doch klassische CP-Themen  wtf?
Und die Dominanz Chinas hat sich auch schon wieder erledigt als düstere Zukunftsvision.

Früher war halt alles besser, auch die Zukunftsängste  ;D
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Eulenspiegel

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Re: [SF] Die Ära der Megakons ist vorbei -- was nun?
« Antwort #13 am: 4.09.2016 | 13:30 »
Im klassischen Cyberpunk sind Terroristen, Widerstandskämpfer etc. eher die Guten.
In einem modernen Near-Future-Setting wären das eher die Bösen.

Offline YY

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Re: [SF] Die Ära der Megakons ist vorbei -- was nun?
« Antwort #14 am: 4.09.2016 | 13:36 »
Das ist eine reine Frage der Perspektive - und damit zusammenhängend des Alters der Zielgruppe.

Cyberpunk war natürlich nicht für diejenigen geschrieben, denen ein sicheres, behütetes Leben in der Konzernenklave als die bessere Alternative erschien.
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Offline Feuersänger

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Re: [SF] Die Ära der Megakons ist vorbei -- was nun?
« Antwort #15 am: 4.09.2016 | 13:36 »
Das sind doch klassische CP-Themen  wtf?

Witzigerweise nicht. Klar, in frühen SR-Publikationen wurden Runner von der Konzernseite als "Terroristen" bezeichnet (jdf von dem jeweiligen Konzern den es gerade traf; für die auftraggebende Seite waren sie "freie Agenten" oder so). Aber das ganze Sicherheitsgedöns war doch, mal ehrlich betrachtet, extrem rudimentär und entsprechend löchrig. Nur deswegen waren die ganzen Runs doch überhaupt spielbar -- wären die Anlagen mit heutiger, realer Technik gesichert gewesen, wäre da ständig schon vor dem Zaun Übungsende gewesen.
Das Aufblasen der Sicherheitsmaßnahmen (bzw Angleichen an die Realität) kam afaik eher nachträglich und als Fan-Arbeit.

Zitat
Und die Dominanz Chinas hat sich auch schon wieder erledigt als düstere Zukunftsvision.

Hat sie das? Hab ich gar nicht mitbekommen. Was hat sich denn da geändert?
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Zitat von: ErikErikson
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Re: [SF] Die Ära der Megakons ist vorbei -- was nun?
« Antwort #16 am: 4.09.2016 | 13:58 »
(Wenn das ausufert, sollten wir es in die SR-Ecke verlegen)
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Hat sie das? Hab ich gar nicht mitbekommen. Was hat sich denn da geändert?

Eigentlich nichts  ;)
Es hat sich nur die Erkenntnis durchgesetzt, dass a) die Vernetzung Chinas mit dem Rest der Welt keine Einbahnstraße ist und die genau so auf die Nase fallen wie alle anderen, wenn es richtig hakt, und b) dass China massive demographische und ökologische Probleme hat.

Das enorme Wirtschaftswachstum Chinas geht bereits zurück, was ja auch völlig logisch ist, weil das hauptsächlich ein Aufholen war und kein unaufhaltsames Wegziehen. Das wurde teils auf Pump, auf dem Rücken der Arbeiter und auf Kosten von Ressourcen und Umwelt durchgeballert, aber so geht es eben nicht ewig weiter.

Wenn China überhaupt die Kurve kriegt, dann steht es am "Ende" bestenfalls vergleichbar da wie die westlichen Industrieländer.
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Offline Shevek

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Re: [SF] Die Ära der Megakons ist vorbei -- was nun?
« Antwort #17 am: 4.09.2016 | 14:12 »
Mal zurück zur Eingangsfrage:

Wie verhindert man, dass sich Reichtum und Macht in den Händen Einiger, deren Interessen rein wirtschaftlicher Natur sind (und zwar auf ihre eigene Wirtschaftliche Lage ausgerichtet)?

Zuerst einmal würde ich ja keine Privatbesitz an Fabriken, Geschäften etc. mehr zulassen. Das ist doch auch eine ideologische Setzung, dass der Laden jemandem gehört, der eventuell gar nicht dort arbeitet.
Die Entscheidungen die dort getroffen werden, können die Leute treffen, die dort arbeiten.
Und diesen ganzen Blödsinn mit den Aktien würde ich einfach mal abschaffen.

Geld ist so eine Sache, das hat Vorteile (als abstrakte Tauscheinheit) aber eben auch Gefahren, weil sich darüber Reichtum so absurd anhäufen kann.

Und wenn wir schon bei Roddenberry sind: Da kam einmal ein sehr schönes Zitat, ich glaube Ryker hat es gesagt:"Niemand hat es mehr nötig Reichtum anzuhäufen" (nicht unbedingt wörtlich wiedergegeben). Das ist denke ich ein ganz wichtiger Faktor, den Menschen die Sicherheit zu geben, dass man schon versorgt wird, auch wenn man nicht sein Hauptaugenmerk darauf richtet, Reichtum anzuhäufen.
Also schon eine Wirtschaftsform, die möglichst weit jede und jeden erstmal grundlegend versorgt.

Grüße

Shevek
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ErikErikson

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Re: [SF] Die Ära der Megakons ist vorbei -- was nun?
« Antwort #18 am: 4.09.2016 | 14:12 »
(Wenn das ausufert, sollten wir es in die SR-Ecke verlegen)
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Eigentlich nichts  ;)
Es hat sich nur die Erkenntnis durchgesetzt, dass a) die Vernetzung Chinas mit dem Rest der Welt keine Einbahnstraße ist und die genau so auf die Nase fallen wie alle anderen, wenn es richtig hakt, und b) dass China massive demographische und ökologische Probleme hat.

Das enorme Wirtschaftswachstum Chinas geht bereits zurück, was ja auch völlig logisch ist, weil das hauptsächlich ein Aufholen war und kein unaufhaltsames Wegziehen. Das wurde teils auf Pump, auf dem Rücken der Arbeiter und auf Kosten von Ressourcen und Umwelt durchgeballert, aber so geht es eben nicht ewig weiter.

Wenn China überhaupt die Kurve kriegt, dann steht es am "Ende" bestenfalls vergleichbar da wie die westlichen Industrieländer.

Das führt weg, aber ein kleiner Einwurf. China hat trotz aller Probleme, mehr Einwohner als die westliche Welt zusammen. Selbst wenn China nur aufholt-also den politischen/ökonomischen Stand des Westens erreicht, ist in einem Land das Potential kombiniert, das der Westen auf mehrere Länder verteilt.   

Offline aikar

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Re: [SF] Die Ära der Megakons ist vorbei -- was nun?
« Antwort #19 am: 5.09.2016 | 07:16 »
Schau dir doch mal die verschiedenen Gesellschaftsformen von Eclipse Phase an.

z.B. Reputation+Nano-Printer.
Für Fans von Aventurien, denen DSA zu komplex ist: Aventurien 5e: https://aventurien5e-fanconversion.de/

Offline 1of3

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Re: [SF] Die Ära der Megakons ist vorbei -- was nun?
« Antwort #20 am: 5.09.2016 | 08:53 »
Ich glaube ein Stichwort in die Richtung ist "Solar Punk".

Wenn es ansonsten den großen Knall nicht gab, wie Grey eingangs schrieb, werden die Konzerne weiter existieren. Zum Vergleich: Die katholische Kirche gibt's immer noch. Sie ist auch immer noch einflussreich, aber nicht wie früher.


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Offline Grey

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Re: [SF] Die Ära der Megakons ist vorbei -- was nun?
« Antwort #21 am: 5.09.2016 | 11:01 »
Bis hierher schon mal danke für die rege Beteiligung! :d Ich versuche mal, jedem hier gerecht zu werden.

@Eulenspiegel: Dein basisdemokratischer "1 Aktie pro Person"-Ansatz geht durchaus in eine Richtung, die ich schon selbst verfolgt habe. Allerdings sehe ich da das Risiko, dass die Initiative Einzelner auf der Strecke bleibt bzw. in der Masse erstickt. Wenn wir davon ausgehen, dass weiterhin Unternehmen in Wettbewerbssituation zueinander stehen, ist es m.M.n. unabdingbar, dass auch mal Einzelne schnelle Entscheidungen für das ganze Unternehmen fällen können.

Was übrigens das Thema "Utopie" betrifft, hast du mich korrekt durchschaut:
So, wie ich Greys Settings bisher kenne, wird das ganze eher ein grau mit keinem konkreten gut vs. böse. (Aber ich kann mich auch irren.)
Kannst du. Tust du aber in diesem Fall nicht. ;) Ich möchte keine Zukunft basteln, die grundsätzlich gut und toll ist; das Ganze ist eher ein wertneutrales Gedankenexperiment: Eine in besten Absichten gegründete neue Gesellschaft und was unter Berücksichtigung von Gut und Böse im Menschen daraus wird.

@Pyromancer: Ich gebe dir im Grundsatz Recht. Ob allerdings überhaupt ein [fairer] Wettbewerb stattfindet, hängt an Rahmenbedingungen, die von "der Gesellschaft" gesteckt werden. Dass "die Gesellschaft" sich einfach raushält und den freien Markt machen lässt, halte ich für einen höchst instabilen Zustand. Ohne übergeordnete Instanz, die über die Einhaltung von Regeln wacht, wird der erste "Stärkste" einfach wieder die kleineren Konkurrenten mit Dumping in den Ruin treiben (Stichwort: Querfinanzierung), aufkaufen oder anderweitig "knebeln", sodass auch bei vielen kleinen Produzenten die Fäden bei einem Großen zusammenlaufen. Meine Frage zielt auf rechtliche Rahmenbedingungen, um solche Praktiken wirksam zu unterbinden.

@Sir Markfest: Abschaffung des Geldes schön und gut, aber wie willst du ohne abstrakte Maßeinheit Beiträge zur Gesellschaft gerecht bewerten?

@gilborn: Den Medien kommt natürlich eine wichtige Kontrollfunktion zu. Dass alle Bescheid wissen allein genügt aber nicht. Es braucht auch konkrete Sanktionsmechanismen, um denen, die zu viel Macht anzuhäufen drohen, notfalls ordentlich wehzutun. Wie also könnten die aussehen?

@Feuersänger: Meiner Beobachtung nach sind die globalen Konzerne unverändert mächtig und gefährlicher als je zuvor. Es juckt mich in den Fingern, das genauer auszuführen, aber da das zu weit von meiner Eingangsfrage wegführen würde, bitte ich dich für den Moment: Machen wir's wie die Mathematiker und setzen eine (vergangene) Ära der Megakons als gegeben voraus.

@Shevek: Sehr passend, dass der Vorschlag, Privatbesitz partiell abzuschaffen, von jemandem namens Shevek kommt. ;) Dass Entscheidungen für eine Firma demokratisch von denen gefällt werden sollen, die dort arbeiten, scheint mir im Wesentlichen in dieselbe Richtung zu gehen wie Eulenspiegels 1-Aktien-Vorschlag. Da sehe ich dann leider auch dasselbe Problem: Wenn immer alle alles gemeinsam entscheiden, wird der Laden schnell unflexibel. Und die Initiative des Einzelnen geht allzu leicht unter. Wie würdest du das vermeiden wollen?

@Turning Wheel: Danke für den Beitrag! :D Allerdings ist eine "Herrschaft der KIs" so ziemlich das Gegenteil davon, was ich mir unter einer lebenswerten Zukunft vorstelle, egal wie "schlaraffig" die KIs die Zustände für ihre menschlichen Topfpflanzen gestalten. Wonach ich strebe, ist ein Setting, in dem Menschen als Akteure wieder die Chance haben, ihrem Leben Sinn und Ziel zu geben; und zwar nicht nur als unangepasste Rebellen, sondern durchaus als respektierter Teil der Gesellschaft.

Außerdem habe ich, der ich selbst Wissenschaftler bin, ganz persönlich etwas dagegen, als Teil einer "religiösen Kaste" portraitiert zu werden, aber das steht auf einem anderen Blatt. Trotzdem: Danke für den Input!
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Offline KhornedBeef

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Re: [SF] Die Ära der Megakons ist vorbei -- was nun?
« Antwort #22 am: 5.09.2016 | 11:30 »
Das Beispiel von Turning Wheel finde ich ziemlich stark. Eine Art "Brave New World" nach der technischen Singularität...
Grey, evtl. bietet das Raum für nicht-rebellische Charakter, im Bereich Exploration. Menschen sind ausgesprochen erfindungsreich wenn es um unplanbare Situationen geht. Selbst in einer Welt der Super-KIs sind diese vielleicht nicht (mit vernünftigem Aufwand) so kompakt, vielseitig und mobil herstellbar wie Menschen. Mit dem Ergebnis, dass die Erforschung ferner Welten vielfach auf menschlichen Schultern ruht, mit ein paar Schiffs- oder Stationsgebundenen KIs.
@Religiöse Kaste: War sicher nicht als Kommentar zur Gegenwart gedacht. Aber in einer Welt, in der sie eigentlich obsolet geworden sind, würde auch unter Wissenschaftler eine gewisse Tendenz zur Wahrung des Status Quo vorkommen. Das könnte durchaus in so etwas enden.
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Wer Fehler findet...soll sie verdammt nochmal nicht behalten, sondern mir Bescheid sagen, damit ich lernen und es besser machen kann.

Offline Feuersänger

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Re: [SF] Die Ära der Megakons ist vorbei -- was nun?
« Antwort #23 am: 5.09.2016 | 12:52 »
Ich finde, TWs Szenario liest sich original wie ein SMBC Comic. ;D
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Offline 1of3

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Re: [SF] Die Ära der Megakons ist vorbei -- was nun?
« Antwort #24 am: 5.09.2016 | 20:34 »
@gilborn: Den Medien kommt natürlich eine wichtige Kontrollfunktion zu. Dass alle Bescheid wissen allein genügt aber nicht. Es braucht auch konkrete Sanktionsmechanismen, um denen, die zu viel Macht anzuhäufen drohen, notfalls ordentlich wehzutun. Wie also könnten die aussehen?

Im Grunde haben wir immer wieder in der menschlichen Gesellschaft neue Formen von Stammesbildung. Die neuen Stämme sind dann geeignet, die alten zu neutralisieren. Wir hatten also z.B. schon mal Familienclans, Religionen, Nationen und in der hier beschriebenen Historie offensichtlich Megakons.

Wenn die Megakons also von einer neuen Gruppe Stamm neutralisiert werden, was könnte das sein?

Vielleicht identifizieren die Menschen zukünftig eher mit Angehörigen ihres Gene-Mods. Und es ist dann vielleicht auch schwierig Leuten, die Photosynthese betreiben noch was Schmackhaftes zu verkaufen. Oder die Aquatischen haben extreme Vorbehalte gegen Verschmutzung der Meere. Usw.

Wir können natürlich auch ganz profan bleiben: Die Cons werden von ihren Consumer Tribes (den Begriff gibts wirklich) vereinnahmt oder die Tribes sagen sich los. Der Apple-Jünger sucht also weiter die Eleganz im Design, aber die kann man ja nicht nur von Apple bekommen.


Das Beispiel von Turning Wheel finde ich ziemlich stark. Eine Art "Brave New World" nach der technischen Singularität...

Dann hab ich ja mal wieder die Chance www.orionsarm.com zu bewerben. Das setzt die Herrschaft der Maschinen dann allerdings etwas später, nach Besiedelung des Sonnensystems an.